Es ist wieder Wochenbriefing-Zeit, Freunde! In der Woche seit dem Start der neuen Reihe "Creative Minority Report" war ich, was das Bloggen angeht, so produktiv wie lange nicht mehr – und weiterhin sieht es nicht so aus, als würde mir in absehbarer Zeit der Stoff ausgehen. Daher nun ohne weitere Vorrede hinein ins Vergnügen!
Von der Wichtelgruppe gibt es diese Woche zwar gar nicht viel Neues, aber diese schnuffigen Halloween-Wichtel wollte ich euch trotzdem nicht vorenthalten. |
Am Samstagabend waren wir, wie angedacht, bei der Community Networking Night im Baumhaus, endlich mal wieder; und da war's mal wieder super (auch das Essen: Brokkolisuppe, Ofenkürbis mit Kichererbsen, Salat und zum Nachtisch Apple Crumble).
Blick aus dem Obergeschoss des Baumhauses auf die Kaffeebar. |
Am Sonntag gingen wir "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt zur Messe (einige Schlaglichter folgen unter "Predigtnotizen"); im Übrigen waren weiterhin Herbstferien, wir bekamen ein paarmal Besuch in unserer frisch aufgeräumten Wohnung – von den Patentanten des Tochterkinds, von ihrem Opa (also meinem Schwiegervater) und von einer Schulfreundin –, und dazu kam noch eine Verabredung mit Freunden auf dem Kinderbauernhof Pinke Panke und ein Straßenfest in der Gorkistraße.
Die vorige Woche festgehaltene Absicht, im Zuge des Herbst-Triduums mindestens zwei Messen in Siemensstadt und/oder Haselhorst zu besuchen, ließ bei diesem umfangreichen Ferienprogramm nicht verwirklichen; ich schaffte es zwar, sowohl an Allerheiligen als auch an Allerseelen eine Messe zu besuchen (ersteres mit der ganzen Familie, letzteres allein), jedoch nicht in Siemensstadt und/oder Haselhorst, sondern in Alt-Reinickendorf und Tegel; auch dazu weiter unten Näheres. – Und am heutigen Samstag, dem Gedenktag des Hl. Karl Borromäus, fand in Berlin-Tempelhof eine von Pater Paulus Tautz CFR und seiner "Initiative Ostwind 3000" ausgerichtete "Männerkonferenz" statt; ich war jedoch recht unschlüssig, ob ich da hingehen wollte bzw. sollte. Einerseits mag ich Pater Paulus und schätze seine Arbeit; vor ein paar Jahren war ich mal bei einem von ihm geleiteten "Männereinkehrtag" im Kloster Neuzelle, und das war super. Andererseits vermittelte mir der Ankündigungstext auf der Website gottessoehne.de den Eindruck, diese Veranstaltung sei vom Stil her wohl eher "nicht so mein Ding". Dann wiederum erhielt ich zwei Tage vor Beginn der Veranstaltung eine persönliche Einladung, und – ich kann's nicht leugnen – so etwas schmeichelt einfach immer meiner Eitelkeit. Nochmals andererseits wollte ich eigentlich mit meinen Kindern aufs Gorkistraßenfest. Wie ich mich letztendlich entschieden habe, erfahrt ihr nächste Woche, Freunde...
Die Schule geht wieder los – was, so schön die gemeinsame Familienzeit auch war, den Vorteil hat, dass wieder etwas mehr Struktur in den Alltag kommt (und dass es voraussichtlich neuen Stoff für die Rubrik "Wenn der Vater mit dem Sohne" geben wird). – Am nächsten Samstag ist St. Martin; allerdings ist unser Tochterkind am selben Tag zur Geburtstagsfeier einer ihrer liebsten Schulfreundinnen eingeladen, daher erscheint es fraglich, ob wir es am Abend noch zu irgendeinem Laternenumzug o. dergl. schaffen werden. Tags darauf gibt es wieder einen "Familientag" in St. Stephanus Haselhorst; das fällt zwar eigentlich schon in den Berichtszeitraum des übernächsten Wochenbriefings, aber die Frage, ob die Wichtelgruppe sich an der Gestaltung des Kinderprogramms beteiligen kann und sollte – und wenn ja, wie –, wird mich im Laufe der kommenden Woche sicherlich noch beschäftigen.
Nur kurz angerissen hatte ich vorige Woche den Umstand, dass ich am vorletzten Freitag in Herz Jesu Tegel an einem Krisengespräch über die Ausrichtung des dortigen Pfarrbriefs teilgenommen habe. Ich hatte mich im Vorfeld über diesen Termin in Schweigen gehüllt, weil ich die Befürchtung hatte, wenn meine Teilnahme ruchbar würde, würde ich ausgeladen oder der ganze Termin würde platzen. Ganz und gar aus der Luft gegriffen war diese Annahme, wie wir noch sehen werden, wohl nicht.
Aber mal der Reihe nach: Die Gemeinden des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd hatten bereits seit Jahren einen gemeinsamen Pfarrbrief, ehe sie Anfang des Jahres zu einer Großpfarrei fusionierten; außer dass jetzt der Pfarreiname "St. Klara" auf dem Titelblatt steht, hat sich am Pfarrbrief also nicht viel geändert – auch nicht, dass die Redaktion recht willkürlich und nach sehr eigenwilligen Kriterien darüber entscheidet, was ins Blatt hineinkommt und was nicht. In jüngster Zeit gab es aus der Gemeinde Herz Jesu Tegel jedoch scharfe Kritik daran, dass der Pfarrbrief infolge dieser Redaktionslinie katholisches Profil vermissen lasse und daherkomme wie irgendeine x-beliebige Vereinszeitschrift. Daraufhin hatte eine der ehrenamtlichen Pfarrbriefredakteurinnen – die auch schon "zu meiner Zeit" eine leitende Funktion innerhalb des Redaktionsteams innegehabt hatte, wenn auch nur in organisatorischer Hinsicht und nicht in dem Sinne, dass sie inhaltlich tonangebend gewesen wäre – einen Gesprächstermin zur Auseinandersetzung mit dieser Kritik anberaumt.
Die eigentliche "Beschwerdeführerin" war eine Frau aus der Gemeinde, die meine Liebste und ich aus unserer aktiven Zeit in der Tegeler Pfarrei gut kennen; sie hatte zeitweilig bei unserem Büchereiprojekt und in der kurzlebigen "AG Neuevangelisierung" mitgearbeitet und war unseren Initiativen gegenüber auch sonst meist wohlgesonnen gewesen, da war es quasi Ehrensache, sie in ihrem Konflikt mit der Pfarrbriefredaktion zu unterstützen. Umso mehr, als ich – wie ich ja schon vorige Woche angemerkt habe – auch meinerseits einschlägige Erfahrungen mit dieser Redaktion gemacht habe. Da meine Bekannte davon ausging, dass die "Gegenseite" mit drei bis vier Personen zu dem Gespräch antreten würde, wollte sie ihrerseits ebenfalls Verstärkung mitbringen und hatte daher mich und noch zwei weitere Unterstützer, einen jungen Mann und eine nicht mehr ganz so junge Frau polnischer Herkunft, zu dem Termin eingeladen. Das Gespräch fand in einem Konferenzraum des Pfarrbüros statt; neben der besagten ehrenamtlichen Pfarrbriefredakteurin saßen uns dort der Diakon der Pfarrei und ein mir persönlich nicht bekannter Vertreter des Kirchenvorstands (oder des Pfarreirats?) gegenüber.
Ich hatte irrigerweise angenommen, der Diakon würde bei diesem Gespräch die Rolle eines sich wenigstens pro forma neutral verhaltenden Moderators oder Mediators einnehmen; diesen Irrtum habe ich mir freilich selbst zuzuschreiben, denn schon ein Blick ins Impressum des Pfarrbriefs hätte mich belehren können, dass der Diakon selbst (als einziger hauptamtlicher Mitarbeiter der Pfarrei) Mitglied der Redaktion ist. Tatsächlich vertrat er denn auch explizit und unmissverständlich den Standpunkt der Redaktion. Eine in der Sache neutrale Moderation, geschweige denn so etwas wie Mediation, war im Gesprächsaufbau schlichtweg nicht vorgesehen, und damit war die ganze Diskussion im Grunde von vornherein zum Scheitern verurteilt. Womit ich indes nicht unbedingt behaupten will, dass eine neutrale Gesprächsleitung viel hätte retten können. –
Ungefähr zehn Minuten nach dem Beginn der Sitzung – die Beschwerdeführerin war gerade dabei, ruhig und freundlich ihren Standpunkt zu erläutern – platzte der Pfarrer herein und polterte los, er wolle mal wissen, was das hier alles solle. Ob die Sprecherin sich etwa einbilde, sie habe irgendein Recht darauf, dass ihre Beiträge im Pfarrbrief abgedruckt werden; ob sie etwa eine unabhängige Redaktion unter Druck setzen wolle, und wieso sie, um ein persönliches Anliegen zu vertreten, drei Leute zu ihrer Unterstützung anschleppe, darunter "diesen Herrn Klein", der doch schließlich sein Engagement in dieser Gemeinde aus eigenem Entschluss beendet habe. – "Das ist der Pfarrer hier", erklärte Beschwerdeführerin einer ihrer Begleiterinnen, die nicht in dieser Pfarrei "zu Hause" ist; worauf dieser grimmig einwarf: "Ja, ich bin ein ganz Böser." – "So, wie Sie sich hier gerade präsentieren, müssen Sie sich nicht wundern, wenn dieser Eindruck entsteht", merkte ich an. Mir schien, dass alle Anwesenden – auf beiden Seiten des Tisches, wohlgemerkt – einigermaßen peinlich berührt von diesem Auftritt des Pfarrers waren, und das muss er wohl auch selbst gemerkt haben; jedenfalls rauschte er, nachdem er nochmals sein Unverständnis darüber kundgetan hatte, "was das hier soll", wieder ab – nicht ohne sich in bester Inspektor-Columbo-Manier im Gehen noch einmal unzuwenden und zu verkünden: "Und wenn der Herr Klein wieder meint, darüber in seinem Blog schreiben zu müssen: Ich lese das sowieso nicht!"
Ja nun. Wenn er meint, diese Information hätte irgendeinen Einfluss darauf, worüber ich schreibe und worüber nicht, dann lässt das einmal mehr auf ein recht eigentümliches Verständnis davon schließen, was ein Blog ist und wozu dieses Medium da ist, aber im Grunde kann ich nicht sagen, dass mich das sonderlich überrascht.
Aber auch abgesehen von diesem Commedia-dell'arte-mäßigen Intermezzo verlief das Gespräch recht bizarr. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, kann man sagen, dass die Vertreter der Redaktion den Vorwurf, sie würden alles, was irgendwie mit Glaubensverkündigung, mit Spiritualität oder gar mit Neuevangelisierung zu tun habe, konsequent und gezielt aus dem Pfarrbrief heraushalten, geradeheraus leugneten und die offenkundige Tatsache, dass Beiträge dieser Art, wenn sie bei der Redaktion eingereicht werden, praktisch immer abgelehnt werden, mit fadenscheinigen Ausflüchten wegzuerklären versuchten, dabei aber immer wieder durch die Blume (oder z.T. vielleicht auch unabsichtlich) zu verstehen gaben, dass dieser Vorwurf eben doch zutrifft und dass sie das ganz richtig finden. Bezeichnend war in dieser Hinsicht besonders, dass dem Diakon das Bekenntnis entschlüpfte, die Redaktion prüfe eingesandte Beiträge – neben einer Reihe anderer Kriterien – auch darauf, ob dieser ihrer "Linie" entsprechen; auf Nachfrage war er jedoch nicht bereit oder in der Lage, zu erläutern, was das denn wohl für eine "Linie" sei. Das einzige, was er sich in dieser Hinsicht entlocken ließ, war die Aussage, "zum Beispiel" lege die Redaktion wert darauf, "eher nach vorn zu schauen als zurück"; als ich etwas indigniert nachhakte, was das denn nun konkret bedeuten solle, kam ihm die ehrenamtliche Redakteurin (die sich insgesamt betont unbedarft gab) zu Hilfe, indem sie sagte, das beziehe sich darauf, dass man nur in Ausnahmefällen Rückblicke auf vergangene Veranstaltungen bzw. Ereignisse veröffentliche. Ich machte keinen Hehl daraus, dass ich das für eine ziemlich lahme Ausrede hielt.
Zu lachen gab es durchaus auch etwas, zum Beispiel, als die ehrenamtliche Redakteurin erklärte, sie und ihre Kolleginnen würden eingesandte Artikel zuweilen auch deshalb ablehnen, weil sie sie "selbst nicht verstehen" (und darum annehmen, dass es auch die angepeilte Leserschaft nicht tut). An solche Diskussionen über die angebliche Unverständlichkeit von Texten mit religiösem Inhalt kann ich mich aus meiner Zeit in der Redaktion auch noch sehr gut erinnern. – Etwas unfreiwillig komisch fand ich es auch, dass dieselbe Redakteurin meinte, aus unserer Kritik am Pfarrbrief spreche eine übertriebene Vorstellung von der Bedeutung dieses Blattes. Leider verpasste ich die Gelegenheit, einzuwenden, vielleicht würde es der Qualität des Pfarrbriefs gut tun, wenn in der Redaktion Leute säßen, die eine etwas höhere Meinung von der Relevanz ihrer Arbeit hätten.
Als der für das Gespräch angesetzte Zeitrahmen sich seinem Ende näherte und folgerichtig die Frage aufkam, wie man denn nun verbleiben solle, argumentierte "meine" Seite des Tisches, da die Diskussion ja gezeigt habe, dass es innerhalb der Gemeinde unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, was in einen Pfarrbrief hineingehöre und was nicht, wäre es sinnvoll, diese unterschiedlichen Auffassungen auch in der Zusammensetzung der Redaktion zu berücksichtigen – sprich: Personen ins Redaktionsteam aufzunehmen, die eine andere Perspektive einbringen. Das wurde vom Diakon jedoch souverän abgeblockt: In der Pfarrbriefredaktion habe sich, wie er sagte, "ein Team gefunden, das gut zusammenarbeitet, und wir sehen da keinen Anlass für Veränderungen." Schöner kann man's kaum auf den Punkt bringen.
Die Messe in St. Joseph Siemensstadt am 30. Sonntag im Jahreskreis – zu der wir, da wir beim Umsteigen wieder einmal unseren Anschlussbus verpassten, immerhin aber früh genug zu Hause losgegangen waren, knapp rechtzeitig kamen – begann etwas holperig: Die Liednummer für den Einzug wurde so kurz angezeigt, dass sie sich offensichtlich niemand merken konnte, und so begleitete die obendrein nicht übermäßig sangesfreudige Gemeinde die vage NGL-artig anmutenden Orgelklänge mit eisigem Schweigen – was umso ungünstiger war, als der Zelebrant (Padre Ricardo aus Mexiko) in seinen Begrüßungsworten auf eine Textstelle aus dem Lied Bezug nehmen wollte. Die nächste Panne war, dass der Organist an der Stelle der Liturgie, an der eigentlich das Kyrie dran gewesen wäre, ein Gloria-Lied spielte. Und kurz nach Beginn der Predigt fegte Padre Ricardo versehentlich seine Papiere vom Ambo, und der Gemeindereferent musste ihm helfen, sie aufzusammeln.
Inhaltlich war die Predigt – zu Mt 22,34-40, dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe – im Guten wie im Bösen nicht sonderlich bemerkenswert; in der Hauptsache erzählte Padre Ricardo eine Kinderkatechese nach, die er in der vorangegangen Woche zu derselben Perikope gehalten hatte. Die ungeteilte Aufmerksamkeit meiner Tochter wurde ihm trotzdem nicht zuteil – und folglich auch meine nicht, da das Tochterkind mich wiederholt mit Fragen oder Bemerkungen ablenkte, die nicht nur keinen Bezug zum Inhalt der Predigt hatten, sondern zum Teil überhaupt nicht mit der Tatsache zusammenhingen, dass wir uns in der Kirche befanden. Zum Teil, wie gesagt. Gegen Ende der Predigt sagte sie aus heiterem Himmel:
"Weißt du was? Jesus hat nicht nur ein Kind, sondern viele – sehr, sehr, sehr viele – Kinder; nämlich alle Kinder. Er hat sogar dich als Kind und Mama als Kind... und alle. So ist das nämlich."
Lass es dir gesagt sein, Leser: So ist das nämlich.
An Allerheiligen gingen wir morgens in St. Marien Alt-Reinickendorf zur Messe, da wir abends keine Zeit hatten, nach St. Stephanus Haselhorst zu gehen. Dass unsere Wahl gerade auf St. Marien fiel, hatte außer mit der Uhrzeit auch damit zu tun, dass der Wochenplan der Pfarrei St. Klara bei den Messen zu Allerheiligen und Allerseelen (anders als bei "normalen" Werktagsmessen) angab, welcher Geistliche welche Messe hielt, und daher suchten wir uns eine Messe aus, die der nigerianische Pfarrvikar zelebrierte. – Schon früher, als wir noch regelmäßig in Tegel zur Messe gingen, war mir bei diesem Pfarrvikar gelegentlich aufgefallen, dass er Predigt-Vorlagen aus dem Internet benutzte – was ich darauf zurückführte, dass er seinem Ausdrucksvermögen in der deutschen Sprache nicht ausreichend vertraut, um seine Predigten gänzlich selbst zu verfassen. Das hat sich bis heute offenbar nicht grundsätzlich geändert: Die Predigt, die er in dieser Messe zu Allerheiligen hielt, stammte zu rund zwei Dritteln von dem österreichischen Moraltheologen Josef Spindelböck. Er fügte allerdings einige eigene Akzente hinzu; das begann mit der Zwischenbemerkung "Wir auch sind Heilige – manche von uns" und setzte sich im Schlussteil der Predigt fort. Hier legte der Pfarrvikar besonderen Wert auf die Feststellung, wenn von "Heiligen" die Rede sei, solle man nicht allein an die offiziell von der Kirche Heiliggesprochenen denken: "Heilige sind nicht entfernt, etwas Fremdes, Entrücktes, Weltfremdes, Unerreichbares. Heilige haben mitten unter uns gelebt, leben direkt mit uns." Und: "'Heilig' hat viel mit Liebe zu tun."
An Allerseelen wäre ich eigentlich gern abends zum Requiem in St. Joseph Siemensstadt gegangen, idealerweise mit der ganzen Familie; als sich jedoch abzeichnete, dass das mit einem der Besuche kollidierte, die wir uns in dieser Woche nach Hause eingeladen hatten, schaute ich mich nach Alternativen um und stellte fest, dass es in St. Joseph Tegel ein Requiem am frühen Nachmittag gab, noch dazu zelebriert von dem neuen Pfarrvikar der Großpfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd, auf den ich ja nun doch ein wenig neugierig war. Da ging ich allerdings allein hin, während die Liebste mit den Kindern auf einen Spielplatz ging.
Über den neuen Pfarrvikar – der, wie neulich schon mal erwähnt, der Gesellschaft der Afrikamissionare (alias "Weiße Väter") angehört und früher mal Missionar in Tansania war – kann ich nach diesem ersten Eindruck weder im Guten noch im Bösen viel sagen: Eine charismatische Persönlichkeit ist er nicht gerade, eher jemand, der Mühe hat, beim Sprechen die Zähne auseinander zu kriegen; irgendwie sympathisch kam er trotzdem rüber, und in liturgischer Hinsicht zelebrierte er weitgehend solide, auch wenn mir einige (wenige) Formulierungen im Hochgebet etwas selbstgestrickt vorkamen und er auch sonst hier und da, allerdings in eher bescheidenem Ausmaß, gewisse Manierismen zeigte, die mir für "liberal" und "modern" sein wollende Priester typisch zu sein scheinen. Über bloße Stilfragen hinaus hätte man wohl eher einen Eindruck davon bekommen können, was dieser Priester "für einer ist", wenn er gepredigt hätte; aber das tat er, abgesehen von ein paar einleitenden Sätzen zur Verlesung der Namen der Verstorbenen der Pfarrei, nicht.
Nach längerer Zeit ist mal wieder ein Blick in meine alte Heimat fällig: Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg feiert den Reformationstag bereits seit 2018 "ökumenisch", also gemeinsam mit der katholischen Kirche; klingt komisch, is' aber so. Landesbischof Thomas Adomeit findet das "zukunftsweisend"; ich find's ja eher bizarr, aber okay, es mag ja auch geschiedene Ehepaare geben, die alljährlich am Jahrestag ihrer Scheidung schick zusammen essen gehen. Vielleicht. Jedenfalls fand der ökumenische Festakt zum Reformationstag heuer in der Martin-Luther-Kirche in meinem Heimatstädtchen Nordenham statt; mit dabei waren neben Landesbischof Adomeit und seinem katholischen Pendant, Weihbischof Wilfried Theising aus Vechta, auch die örtliche evangelische Pfarrerin Heike Boelmann-Derra und der Pfarrer von St. Willehad, Karl Jasbinschek.
Teil der Festveranstaltung war ein von Norbert Hartfil von der Nordwest-Zeitung moderiertes Podiumsgespräch unter dem Motto "Mit Mut und offenen Augen!", über dessen Inhalt man aus der Pressemitteilung der evangelischen Landeskirche u.a. erfährt:
"Angesichts der massiv zunehmenden Verunsicherung durch Corona-Pandemie, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Energiekrise, die Auseinandersetzungen um die richtige Geschwindigkeit beim Einsatz gegen den Klimawandel, die enormen Preissteigerungen und die brutalen Angriffe radikalislamischer Terroristen in Israel standen in Nordenham ermutigende Momente, Entwicklungen und Projekte aus der Region im Mittelpunkt."
Diesmal nur ganz knapp, die ersten Sätze der neu aus der Bücherei ausgeliehenen Bücher:
- "Wie flüssiges Blei schoben die Wolken den Himmel zu, erstickten die Spätsommersonne und hinterließen ein fahles Zwielicht."
- "Ich heiße Ella."
- "Eine knappe Reitstunde von dem Dörfchen Falkenstein entfernt liegt der Martinshof."
- "Laura Foster beugte sich im Sattel nach vorn und straffte die Zügel."
Gott ist uns Zuflucht und Stärke, *ein bewährter Helfer in allen Nöten.Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, *wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen *und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern.Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *der Gott Jakobs ist unsre Burg.Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, *des Höchsten heilige Wohnung.Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; *Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.Völker toben, Reiche wanken, *es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *der Gott Jakobs ist unsre Burg.Kommt und schaut die Taten des Herrn, *der Furchtbares vollbringt auf der Erde.Er setzt den Kriegen ein Ende *bis an die Grenzen der Erde;er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, *im Feuer verbrennt er die Schilde."Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, *erhaben über die Völker, erhaben auf Erden."Der Herr der Heerscharen ist mit uns, *der Gott Jakobs ist unsre Burg.
Stealers Wheel: Stuck in the Middle with You
Dieses Lied verdankt seinen Status als Ohrwurm der Woche indirekt meinem Artikel "Komm, lass uns kleben", aus dem ich ursprünglich einen Abschnitt dieses Wochenbriefings machen sollte, der dann aber so umfangreich geriet, dass ich ihn lieber separat veröffentlichte. Zunächst hatte ich bei der Überschrift "Komm, lass uns kleben" natürlich diesen einen Song von Marius Müller-Westernhagen im Kopf, fand dann aber, es müsse doch noch einen anderen Song geben, der zum Thema "festkleben" (oder präziser: "gemeinsam festkleben") passt. Meine nächste Assoziation dazu war "Stuck with You" von Huey Lewis & The News, aber als ich mir das auf YouTube anhörte und -sah, stellte ich fest, dass es mir doch erheblich zu cheesy ist – vor allem das Video, aber schon auch das Lied selbst; in meiner Erinnerung hatte es sich irgendwie besser angehört, ein bisschen zumindest. Als ich mittendrin zu "Stuck in the Middle with You" von Stealers Wheel wechselte, kommentierte meine Tochter das mit den Worten "Na endlich"; und damit war der Fall entschieden. – Menschen meiner Generation dürfte dieser Song vor allem aus Quentin Tarantinos Spielfilm-Regiedebüt "Reservoir Dogs" geläufig sein, durch dessen Soundtrack er fast 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung zu neuen Ehren kam. Die schottische Band Stealers Wheel hatte seinerzeit keine weiteren nennenswerten Hits mehr und löste sich 1975 auf, aber einer der beiden führenden Köpfe der Band, Gerry Rafferty, hatte 1978 einen Solo-Hit mit "Baker Street". Auch eine schöne Nummer, die man in dieser Rubrik mal bringen könnte.
>>Eine knappe Reitstunde von dem Dörfchen Falkenstein entfernt liegt der Martinshof.
AntwortenLöschenIch glaube, das ist ein Irrtum. Das Buch ist gar kein Buch, sondern eine Hörspielkassette (doch, Kassetten gibt's noch, ich war tatsächlich erst neulich auf einem Releasekonzert, bei dem es das Release auf CD oder Kassette gegeben hat, eine erfreuliche Abwechslung zu "nur LP" für jemand, der noch immer keinen Plattenspieler hat, aber ich schweife ab) und beginnt so:
"Hüüüa! (Instrumental) Hufe klappern, Pferde traben, springen über'n Wassergraben, über Stock und über Stein, wer kann das wohl sein?"
So und nicht anders.
(:D s. c. n. r.)
Zu dem anschaulich geschilderten poltrigen Auftritt des Pfarrers bei der Pfarrbriefsitzung würde ich die Frage stellen mögen:
AntwortenLöschen"Was is denn das für ein Kaschper?"
Souverän sieht anders aus - aber jeder blamiert sich halt auf seine eigene Art - so gut oder schlecht, er eben kann.