Samstag, 8. März 2025

Die 3 K der Woche (15): Kinder, Kirche, Karneval

Willkommen in der Fastenzeit, Freunde! Erneut liegt eine Woche hinter mir, in der ich nicht annähernd alles geschafft habe, was ich gerne hätte schaffen wollen; aber ich habe den Eindruck, die Fastenzeit hilft mir dabei, das gelassener zu sehen. Zu berichten gibt es jedenfalls auch so allerlei, daher muss ich diese Vorrede wohl nicht übermäßig in die Länge ziehen... 

Mittagssonne in der St.-Johannes-Basilika am Südstern

Update Pfarrhausfamilie 

Im vorigen Wochenbriefing hatte ich ja schon den bemerkenswerten Umstand angesprochen, dass uns kurz nach der Veröffentlichung meines Dossier-Artikels zum Thema "Pfarrhausfamilie" zwei konkrete Angebote zur Verwirklichung der dort skizzierten Projektidee erreichten; präziser ausgedrückt haben zwei verschiedene Pfarrgemeinden in verschiedenen deutschen Bistümern Interesse daran signalisiert, dass wir unser Projekt bei ihnen verwirklichen, und haben auch geeignete Immobilien dafür in petto. Nun befinde ich mich insofern in einem Zwiespalt, als ich einerseits nicht zu viel darüber verraten will, solange überhaupt noch nicht absehbar ist, ob da tatsächlich was draus wird – es gibt in beiden Fällen noch allerlei offene Fragen, sowohl auf unserer Seite als auch auf Seiten der betreffenden Gemeinden, und außerdem kann ich gar nicht genug betonen, dass eine Entscheidung dieser Tragweite gründlich durchdacht und im Gebet erwogen werden will –, aber andererseits eben auch gilt: Wes das Herz voll ist, des fließt der Mund über. Und ich bin gerade einfach ziemlich überwältigt von dem Echo auf diesen Artikel, der ja im Grunde nur eine "Compilation" aus früheren Artikeln war. In jedem Fall zeigt das, was für ein Potential in der "Pfarrhausfamilien"-Idee steckt – nicht nur für uns: Sollten wir an einen der beiden derzeit zur Debatte stehenden Orte ziehen, wäre an dem jeweils anderen Ort ja immer noch eine Stelle für eine Pfarrhausfamilie frei; oder richtiger gesagt: mindestens eine, denn in einem der betreffenden Häuser wäre sogar noch eine zweite Wohnung frei. Lasst das mal auf euch wirken, Leser! 

Eins kann ich euch jedenfalls sagen: In einer eMail einen Satz zu lesen wie "Alles das, was Sie anbieten, könnten wir gut gebrauchen", ist schon sehr motivierend, besonders wenn man mit denselben Angeboten jahrelang an verschiedenen Orten hausieren gegangen ist wie mit sauer Bier. 

Ohne voreilig allzu viele Details preiszugeben, möchte ich doch noch mitteilen, dass ich am vorigen Samstag Gelegenheit hatte, mich mit zwei Vertretern (m/w) einer der beiden in Frage stehenden Gemeinden zu treffen und darüber zu sprechen, was uns dort erwarten würde. An dieser Stelle muss ich gestehen: Ich bin zwar gut im Bauen von Luftschlössern, und wenn mir jemand mit Einwänden kommt, reagiere ich darauf gern mit vollmundigen Bekundungen von Gottvertrauen, aber gleichzeitig habe ich auch einen hartnäckigen Hang zum Pessimismus, der sich ausgerechnet immer dann zu Wort meldet, wenn es wirklich um etwas geht. So eine fiese innere Stimme, die mir einflüstert: Da wird ja doch nichts draus. Daher ging ich in das Treffen am Samstag so halb und halb mit der Erwartung, das, was meine Gesprächspartner mir vorschlagen würden, würde sich als für meine Familie nicht realisierbar bzw. nicht mit unseren Vorstellungen vereinbar herausstellen. Tja, und da muss ich sagen: Diese Erwartung hat sich schon mal nicht erfüllt. Daher müsste es nun, wie ich mir ebenfalls schon im Vorfeld überlegt hatte, eigentlich der nächste Schritt sein, eine große, Gilmore Girls-mäßige "Pro & Contra"-Liste zu erstellen – aber auf dem Rückweg von diesem konspirativen Treffen stellte ich fest, dass mir, soweit es mich persönlich betrifft, überhaupt keine Contra-Argumente einfallen. Ich könnte mir gewisse praktische Schwierigkeiten vorstellen, die sich einer Verwirklichung des "Pfarrhausfamilien"-Projekts in den Weg stellen könnten (wobei man das ja ganz gelassen sehen und sich sagen könnte: Wenn Gott uns da haben will, wird Er es auch möglich machen), aber wenn ich mich frage "Welche Aspekte meines jetzigen Lebens in Berlin, die ich für das Pfarrhausfamilien-Projekt aufgeben müsste, würden mir fehlen?", fällt mir tatsächlich nichts ein. Mir ist klar, dass das nicht für alle Familienmitglieder im selben Maße gilt, am wenigsten wohl für unser Tochterkind; aber gleichzeitig bin ich überzeugt, dass ein Umzug in eine kleinere Stadt gerade für die Kinder viele Vorteile haben könnte. 

Kurz und gut, natürlich gibt es in dieser Angelegenheit noch Vieles zu bedenken und noch manche offene Fragen. Aber schon allein die Tatsache, dass sich eine Möglichkeit abzeichnet, den langgehegten Wunschtraum von der Pfarrhausfamilie zu verwirklichen, stimmt mich gerade ziemlich euphorisch. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Am 8. Sonntag im Jahreskreis, dem letzten vor Beginn der Fastenzeit, war in St. Joseph Siemensstadt mal wieder Kinderwortgottesdienst, diesmal zum Thema "Den Baum erkennt man an seinen Früchten" (Lukas 6,43-45). In dem Ablaufplan, den der Gemeindereferent auf der Basis unseres Vorbereitungstreffens erstellt hatte, kam mir eine einigermaßen zentrale Rolle zu, und das war mir auch durchaus recht, zumal es mir – wenn ich das mal so sagen darf – eine gewisse "Kontrolle über die Message" gab. Die visuelle Gestaltung stammte indes nicht von mir, die hatte sich der Gemeindereferent ausgedacht: Verborgen unter großen Tüchern lagen auf dem Fußboden eine Schatztruhe mit Spielgeld, ein Apfel und ein großes rotes Herz. Als erstes (genauer gesagt: nach einer kurzen Begrüßung durch den Gemeindereferenten und einem von mir zur Gitarre vorgetragenen Lied, nämlich wieder einmal "Alles was ich hab") wurde die Schatztruhe aufgedeckt, und da zeigte sich dann auch gleich, wie sehr die Kinder, die am Kinderwortgottesdienst teilnehmen, bereits moralistisch vorgeprägt sind: Auf die Frage, ob es gut wäre, viel Geld zu haben, antworteten die meisten vorsichtshalber mit "Nein", nur mein Jüngster, der schlichtweg noch zu klein ist, um mit den Erwartungen der Erwachsenen 3D-Schach zu spielen, war anderer Meinung. Nun, wir einigten uns schließlich darauf, dass man eine große Menge Geldes zweifellos für gute und sinnvolle Zwecke einsetzen könnte, dass großer materieller Reichtum aber auch seine Schattenseiten haben kann; dann wurde als nächstes der Apfel aufgedeckt. Könnte man sagen, der Apfel sei auch eine Art Schatzkästlein?, fragte der Gemeindereferent, und Kinder kamen recht schnell darauf, worauf er hinauswollte: Der Apfel enthält Kerne, aus denen wieder neue Apfelbäume wachsen können. Dann kam das Herz an die Reihe, und im Gespräch mit den Kindern zu erarbeiten, was es damit auf sich hatte, war meine Aufgabe. – Einem Jungen aus der Runde fiel zu dem Herz-Symbol sofort das Stichwort "Liebe" ein; davon abgesehen reagierten die Kinder erst einmal etwas ratlos auf die Frage, was das Herz mit dem Schatzkästchen und dem Apfel gemeinsam haben könnte, also half ich ihnen mit einer kleinen Beispielgeschichte auf die Sprünge, die mir gerade noch rechtzeitig am selben Morgen eingefallen war. 

"Stellt euch mal vor: eine Kindergeburtstagsfeier in einem Garten, die Kinder essen Geburtstagstorte von Papptellern. Und dann fällt einem Kind das Tortenstück runter in den Dreck." 

Damit konnten die Kinder etwas anfangen, und es gab einige Wortmeldungen dazu, wie man auf eine solche Situation reagieren könnte oder sollte. Dabei fiel auch explizit das Stichwort "Mitleid", und das griff ich auch: Mitleid sei eine Frucht eines guten Herzens, denn ein weniger gutes Herz würde stattdessen vielleicht mit Schadenfreude reagieren. "Und wenn euer Mitleid größer ist als euer eigener Hunger auf Torte, dann gebt ihr dem Kind, dem das Tortenstück runtergefallen ist, vielleicht etwas von eurem eigenen Stück ab." 

Im nächsten Schritt trug die Teamkollegin, die nicht beim Vorbereitungstreffen gewesen war, die für das Thema dieses KiWoGo relevanten Verse aus dem Evangelium vor, und dann war ich wieder an der Reihe mit ein paar ausdeutenden Anmerkungen. "Ihr habt vielleicht schon mal so Lebensweisheiten gehört wie 'Hör immer auf dein Herz', 'Tu immer, was dein Herz dir sagt' oder so. Das sagt Jesus nicht, und das sagt die Bibel nicht. Das Herz des Menschen ist nämlich gar nicht immer nur gut." An dieser Stelle führte ich ein paar Bibelstellen zum Thema "Herz" an, die ich bereits im Vorfeld des Vorbereitungstreffens zusammengetragen hatte (Jeremia 17,9; Matthäus 15,19f.; Psalm 51,12; Matthäus 5,8; Galater 4,6), und fasste zusammen: Gut ist das Herz nicht von allein, sondern gut wird ein Herz dadurch, dass Gottes Geist in ihm wirkt. "Es ist also nicht so, dass wir erst gut sein müssen, damit Gott uns liebt, oder dass wir Gutes tun müssen, um Gott näher zu kommen, sondern es ist genau umgekehrt: Weil Gott uns liebt, können wir überhaupt gut sein, und je näher wir Gott kommen, desto bessere Menschen werden wir auch." 

Dieses Fazit leitete wie von selbst über zu einem Abschlussgebet nach JAM-Art; als wir danach zurück in die Kirche kamen, hatte die Gabenbereitung schon begonnen. Insgesamt hätte man diesen KiWoGo vielleicht etwas kürzer und weniger wortreich gestalten können, aber ich war und bin eigentlich ganz zufrieden; übrigens auch damit, wie die Kinder (es waren diesmal 14, ein paar weniger als die letzten Male, aber das kann man wohl auf die Erkältungswelle schieben) bei der Sache waren und sich beteiligten. Den nächsten KiWoGo gibt's Ende März, dann ist das Gleichnis vom Verlorenen Sohn dran...


Närrisches und Nüchternes 

Vor die Fastenzeit hat die Tradition den Karneval gesetzt, und auch wenn ich persönlich damit noch nie viel am Hut hatte und meine Liebste auch nicht gerade der größte Karnevals-Fan ist, den ich kenne, gingen die närrischen Tage doch nicht ganz spurlos an uns vorüber, schon wegen der Kinder. Unsere Große hatte am Rosenmontag Schulfasching, aber einige Tage zuvor war uns glücklicherweise eingefallen, dass wir uns wohl mal nach einer Faschingsfeier umsehen sollten, bei der auch unser Jüngster mitfeiern konnte. Mit Hilfe der Instagram-Präsenz der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd fand ich heraus, dass es am Samstagnachmittag eine Kinderfaschingsfeier im Gemeindehaus von St. Bernhard in Tegel-Süd gab, also ging meine Liebste mit den Kindern dorthin, während ich noch auf dem Rückweg von meinem konspirativen Treffen in Sachen Pfarrhausfamilie war; ich stieß dann später dazu. Unsere Große war als Hermione Granger aus "Harry Potter" verkleidet und unser Jüngster als Captain America; beide fanden recht schnell Anschluss an andere Kinder ihrer Altersgruppe mit thematisch passenden Kostümen. Insgesamt war die Faschingsfeier ein großer Erfolg, es gab allerlei Tanzspiele und ein Mitbring-Büffet (dass wir nichts dazu beisteuerten, wurde uns glücklicherweise nicht verübelt), und wir tauschten mit den Eltern der neuen Freunde unserer Kinder Telefonnummern aus. 

Davon, am letzten Wochenende vor der Fastenzeit einen Karnevalsgottesdienst mitzuerleben, blieben wir, anders als letztes Jahr, verschont; aber es gibt ja Internet. Auf dem Instagram-Account der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd etwa wurde ein Video von der gereimten Predigt des dortigen Pfarrers, gehalten beim Karnevalsgottesdienst in St. Rita, veröffentlicht; im Text zum Beitrag hieß es, der Pfarrer sei "[ü]berregional bekannt [...] für seine gemeinten Predigten". Das berührt einen interessanten Sachverhalt: Ich stelle immer wieder mit einer gewissen Verblüffung fest, dass es Leute gibt, die diesen Geistlichen ernsthaft für einen guten Prediger halten. Dazu gehört vermutlich an prominenter Stelle er selbst, aber eben nicht nur er. Er macht gelegentlich auch Rundfunkgottesdienste. Und ich versteh's einfach nicht, wie man das gut finden kann bzw. was man daran gut finden kann. Über die Karnevalspredigt, die man auf Instagram bewundern kann, würde ich sagen, die Reimform trägt dazu bei, dass bestimmte Merkmale, die auch sonst charakteristisch für die Predigten dieses Geistlichen sind, besonders deutlich zur Geltung kommen. Dazu gehört an prominenter Stelle, dass er zunächst über sich selbst spricht: 

"Mein alter Brauch wird nicht gebrochen: 
Die Predigt wird gemeint gesprochen. 
Im letzten Jahr ging es 'on air'
die Resonanz darauf war sehr 
erstaunlich – ich hätt' nicht gedacht, 
wie sehr mein Reimen Freude macht" – 

und in diesem Duktus geht's noch ungelogen sieben Verspaare weiter, bevor er zum Thema seiner diesjährigen Reimpredigt kommt. Sodann bestätigt die Predigt die schon öfter angesprochene Tendenz, dass der Pfarrer von St. Klara lieber über Politik und Gesellschaft spricht als über geistliche Fragestellungen – und dies trotz der Tatsache, dass er im Allgemeinen nicht den Eindruck macht, viel von Politik zu verstehen; jedenfalls wirken seine Einlassungen meist arg oberflächlich und wenig reflektiert, was natürlich ebenfalls etwas ist, was durch die Reimform besonders deutlich wird. Seine diesjährige Karnevalspredigt dreht sich jedenfalls praktisch zur Gänze um Politik, und wenn an den Äußerungen des Pfarrers etwas überraschend ist, dann, dass er – abgesehen von einer Klage darüber, dass "die Klimaziele nicht erreicht" worden seien – vergleichsweise konservative Töne anschlägt; so etwa beim Thema Migration:  

"Doch wer hier plant ein Attentat 
und wer sich sehnt nach Kalifat, 
der kann das gern in andern Ländern 
einfordern oder dort was ändern"; 

und dann, ohne eindeutigen Bezug zu irgendwas Konkretem: 

"Doch niemand traut sich was zu ändern, 
außer dass nunmehr alle gendern." 

In der zweiten Hälfte der Predigt gewann dann aber der charakteristische Untertanengeist des Pfarrers die Oberhand, in Gestalt der Mahnung, man solle die Regierenden nicht zu sehr kritisieren, schließlich meinten sie es gut mit uns und hätten im Unterschied zu den zum Egoismus neigenden Bürgern das große Ganze im Auge. Das, o Leser, war allen Ernstes seine politische Interpretation des Jesuswortes vom Splitter im Auge des Nächsten und dem Balken im eigenen Auge (Lukas 6,41f.). Zwischendrin zitierte er einige Verse aus dem Ärzte-Song "Demokratie", was inhaltlich ins Bild passte, wenn auch formal nicht zum Reimschema der Predigt. (Dass sich die Ärzte, wie übrigens auch die Toten Hosen, in jüngster Zeit als Verfechter der korrekten staatsbürgerlichen Gesinnung profilieren, mag manch einer noch befremdlicher finden, als dass ein Pfarrer das tut, aber das mal nur am Rande.) 

Nebenan beim Instagram-Kanal von Horse & Hound posiert derweil Thomas Halagan im Clownskostüm einschließlich bunter Perücke und roter Knubbelnase, um unter dem Hashtag #kurzgesagt einen aus ca. vier gereimten Verspaaren bestehenden Predigtimpuls zum Evangelium vom 8. Sonntag im Jahreskreis zu präsentieren. Und schon beim ersten Verspaar – 

"Jesus ist's, der uns heute sagt: 
Es kommt darauf an, was du vollbracht" 

– entfuhr mir ein spontanes "Eben nicht!". Mein nächster Gedanke lautete: Der hätte mal lieber in meinen Kinderwortgottesdienst kommen sollen. Im Ernst: Da sieht man den Moralistisch-Therapeutischen Deismus live bei der Arbeit, und für diese Klarheit in der Verkehrtheit möchte man dem Herrn Halagan dann ja doch fast schon dankbar sein. 


Doppelter Aschermittwoch 

Am Aschermittwoch ging ich mit dem Jüngsten, nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, erst einmal in St. Marien Maternitas in Heiligensee zur Messe, die bedeutend länger, feierlicher und besser besucht war als an einem "normalen" Mittwoch. Für meinen Sohn begann dieser Kirchbesuch mit einer schönen Überraschung, denn eine alte Dame aus der Gemeinde schenkte ihm aus heiterem Himmel einen Teddybären. Außerdem war die Mutter eines Jungen, mit dem mein Jüngster sich beim Kinderfasching angefreundet hatte, im Gottesdienst. Ein Gemeindefrühstück im Anschluss an die Messe gab es auch diesmal – mit Graupensuppe, Brot und Butter (ich hatte extra zu Hause nichts gefrühstückt außer zwei Tassen Kaffee). 

Am Nachmittag gingen wir natürlich zum JAM, aber da dort der Aschermittwoch keine besondere Rolle spielte, komme ich darauf in einem gesonderten Abschnitt zurück. Um 19 Uhr gingen wir jedenfalls mit der ganzen Familie in St. Stephanus Haselhorst in die Messe, die, ebenso wie die der beiden vorangegangenen Sonntage in St. Joseph Siemensstadt, von Padre Ricardo zelebriert wurde. Wogegen ja grundsätzlich nichts zu sagen ist, aber so langsam hätte ich auch ganz gerne mal wieder eine anregende Predigt. Na ja, vielleicht am nächsten Sonntag (also morgen)... In der Aschermittwochsmesse jedenfalls kündigte Padre Ricardo lediglich eine "ganz, ganz kurze Ansprache" an, die dann doch gut zehn Minuten dauerte, inhaltlich aber kaum darüber hinausging, in anekdotischer Form einige landläufige Missverständnisse über den tieferen Sinn des Fastens zu korrigieren. 

Im Großen und Ganzen würde ich indes sagen, dass wir in diesem Jahr recht gut in die Fastenzeit gestartet sind; ich habe mich bemüht, seit Aschermittwoch jeden Werktag mit "Kaffee & Laudes" zu beginnen, solange die Kinder noch schlafen (am Freitag gestaltete sich das allerdings schwierig, da der Jüngste praktisch gleichzeitig mit mir wach wurde), und Lobpreisandachten habe ich in der zurückliegenden Woche ganze drei abgehalten, am Montag und Dienstag mit "extra viel Halleluja" und dann am Freitag ohne Halleluja. Die Andacht am Freitag verschlief der Knabe allerdings; den Mittagsschlaf hatte er dann wohl nötig, wenn er nicht mal von der Musik aufwachte. – Am Donnerstag waren wir übrigens um die Mittagszeit in der St.-Johannes-Basilika am Südstern, wo man theoretisch einen Stempel für den vom Erzbistum Berlin zum Heiligen Jahr herausgegebenen Pilgerpass hätte bekommen können sollen, aber abgesehen davon, dass ich den Pilgerpass sowieso nicht dabei hatte (was mir indes erst auffiel, als wir schon fast da waren), konnte ich keine Stempelstation entdecken. Aber immerhin machte die durch die Buntglasfenster scheinende Mittagssonne schöne Lichteffekte. (Siehe auch das Vorschaubild.) 

Und hier noch ein weiteres Foto. 

Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs seit Aschermittwoch täglich kleine Fastenimpulse erscheinen (ich hoffe, diesen täglichen Rhythmus auch weiterhin einhalten zu können). Ab 5 € im Monat kannst du dabei sein, Leser... 


An den Rändern der Wissenschaft 

Beim JAM ging ich diesmal wieder direkt zum Elterncafé, da diesmal wirklich der schon vor ein paar Wochen angekündigte Vortrag zum Thema Evolution drankommen sollte. Ich möchte gleich von vornherein sagen, dass dieser Vortrag weniger bizarr war, als ich ihn mir vorgestellt hätte. Zunächst ging es um Grundlagen der Genetik: um den Aufbau einer eukaryotischen Zelle, um die Struktur der DNA, um Zellteilung – alles Sachen, an die ich mich vom Biologieunterricht in der 10. und 11. Klasse her noch so einigermaßen erinnerte, nur dass die Darstellung hier, schon aus Zeitgründen, oberflächlicher und ungenauer war. Die erste These, auf die der Vortrag zusteuerte, lautete, schon allein die Komplexität der im Zellkern gespeicherten Erbinformationen deuteten auf einen Schöpfergott hin, da es unglaubhaft sei, dass so etwas einfach von selbst und durch Zufall entstehe. So wenig ich dieser Aussage im Grundsatz widersprechen möchte, so sehr wunderte ich mich doch schon in diesem Teil des Vortrags über die, wie mir scheint, typisch evangelikale Versessenheit darauf, den Glauben durch naturwissenschaftliche Argumente abzusichern – oder, polemischer ausgedrückt: Lücken im naturalistischen Welterklärungsmodell ausfindig zu machen, in die Gott hineinpasst. Ich würde denken, für jemanden, der das Wirken Gottes im eigenen Leben als Realität erlebt, müsste die Frage, ob es Gott aus wissenschaftlicher Sicht geben könne oder sogar müsse, letztlich gegenstandslos sein. Etwa in dem Sinne, wie Johannes Hartl mal bei der MEHR-Konferenz sagte: "Wenn mir jemand sagt 'Gott ist tot', dann antworte ich immer: 'Das ist ja komisch, ich habe doch gerade noch mit Ihm gesprochen'." Im Ganzen bestärkte mich dieser Vortrag einmal mehr in meiner noch der systematischen Ausarbeitung harrenden Lieblingsthese, das evangelikale Christentum sei ein aus der Art geschlagenes Kind der Aufklärung – was sich übrigens auch schon im "Logozentrismus" eines überzogenen "sola scriptura"-Verständnisses zeigt: Wenn man Gott zwischen zwei Buchdeckel sperrt, kann man Ihm eben auch nur dort begegnen, und so wird die Beziehung zu Ihm zu einer Angelegenheit des theoretischen Wissens. (Natürlich, und auch dazu habe ich mich schon mal geäußert, gibt es im freikirchlichen Protestantismus auch gegenläufige Tendenzen, die man als "charismatisch" bezeichnen könnte und die den strengen "sola scriptura"-Evangelikalismus konterkarieren oder jedenfalls relativieren, aber das ist ein Thema für sich.) 

Im weiteren Verlauf konzentrierte der Vortrag sich mehr und mehr darauf, aufzuzeigen, wie neuere Erkenntnisse im Bereich der Genetik Aspekte der Evolutionstheorie in Frage stellen bzw. angeblich "widerlegen". Auch das war teilweise nicht uninteressant, aber es ist halt ziemlich misslich, wenn jemand wissenschaftliche Fakten, die er selbst nur oberflächlich versteht, zu Argumenten für eine bereits vorgegebene These zu frisieren versucht. Da schießen dann leicht die Strohmannargumente und fehlerhaften Schlussfolgerungen ins Kraut, und interessanterweise war es nicht etwa meine Liebste – die sich ja von Berufs wegen mit Genetik und Evolutionsbiologie auskennt –, sondern die Leiterin des Elterncafés, die die Referentin als erste bei einem Logikfehler in ihren Äußerungen ertappte. Meine Liebste ging insgesamt recht gnädig mit der Referentin um: Ein paarmal meldete sie sich sogar eigens dazu zu Wort, Sachverhalte, die die Referentin durchaus als Argumente für ihre Thesen verwenden konnte, korrekter, präziser und verständlicher darzustellen, als diese selbst es gekonnt hätte. An einigen Stellen hätte ich durchaus gern ein bisschen mehr bzw. Genaueres darüber gewusst, ob die kreationistischen Argumente gegen die Evolutionstheorie lediglich auf Missverständnissen bzw. Fehlinterpretationen beruhen oder inwieweit sie tatsächliche Unstimmigkeiten im Forschungsstand aufdecken; man muss aber wohl einräumen, dass eine differenziertere und – offen gestanden – kompetentere Darstellung wohl den Rahmen der Veranstaltung gesprengt hätte. Und ganz so interessant finde ich das Thema ja nun auch nicht, da ich es, wie oben schon angedeutet, als nicht sonderlich relevant für meinen Glauben empfinde. 

Am "schadesten" fand ich es, dass nach dem Vortrag keine Zeit mehr für Gebetsanliegen blieb. Alles in allem wäre es vielleicht doch die bessere Entscheidung gewesen, bei der "Kids"-Katechese zu bleiben; umso mehr, als meine Große, als ich sie hinterher fragte, was es denn diesmal für eine Geschichte gegeben habe, mir das nicht so richtig erklären konnte. 

Am Donnerstag machte die Schule des Tochterkindes einen Ausflug ins Museum Europäischer Kulturen zu einer Ausstellung über Menstruation. Die Teilnahme war, wie so ziemlich alles an dieser Schule, freiwillig, aber unsere Große hatte Interesse daran gezeigt, und auch wenn man vielleicht der Meinung sein kann, mit sieben Jahren sei das Thema noch nicht so relevant, sahen meine Liebste und ich prinzipiell keinen Grund, ihr die Teilnahme auszureden oder gar zu verbieten. Wenn man sich allerdings den Video-Trailer zur Ausstellung ansah, in dem beispielsweise ein Pappschild mit der Aufschrift "Ich menstruiere aufs Patriarchat" hochgehalten wurde, und den Beschreibungstext zur Ausstellung auf der Website des Museums las, der u.a. verriet "Inhaltliche Schwerpunkte bilden die vier Themenbereiche 'Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte', 'Aufklärung und aktuelles Wissen', 'Diskurse rund um die Menstruation' sowie 'Popkultur und Kunst'" und aus dem weiterhin hervorging, dass zu dem "diskursive[n] Feld", das "den Rahmen für das Sprechen über Menstruation bildet", auch "Hashtags wie #periodpositivity und #menstruationmatters" zählen, dann mochte man schon ins Grübeln kommen, was genau den Kindern da eigentlich vermittelt werden sollte. Allerdings sagten wir – d.h. meine Liebste und ich – uns: Dass das Kind irgendwo fragwürdige "Informationen" aufschnappt, sei es an der Schule oder einfach irgendwo im öffentlichen Raum, lässt sich ohnehin nicht vermeiden; da hat so ein Museumsbesuch immerhin den Vorteil, dass man hinterher mit dem Kind drüber reden und gegebenenfalls Dinge geraderücken kann. 

Als wir unsere Große am Nachmittag abholten, äußerte sie sich zunächst wenig begeistert über den Ausflug, was aber, wie sich auf Nachfrage herausstellte, wohl weniger mit dem Inhalt der Ausstellung zu tun hatte als damit, dass sie und ihre Freundinnen Streit mit ein paar älteren Mitschülerinnen gehabt hatten, und außerdem waren ihr beim Mittagessen ihre Pommes runtergefallen. Zum Inhalt der Ausstellung äußerte sie sich kaum und nur vage; erst als ich sie kurz vor dem Schlafengehen fragte, ob sie denn auf diesem Ausflug etwas gelernt habe, was sie vorher noch nicht gewusst habe, sagte sie: "Ja – dass Männer manchmal auch eine Periode haben können." Das erforderte nun natürlich eine gewisse Richtigstellung – bei der es indes zu vermeiden galt, geradeheraus zu sagen "Das stimmt nicht" –, aber wir haben ja zum Glück eine Biologielehrerin in der Familie. 

Aber ich muss schon sagen: Wenn ich mir vorstelle, dass Leute es abwegig und inakzeptabel fänden, wenn (wie es ja dem Vernehmen nach mancherorts im "Bible Belt" der USA, aber auch hierzulande an freien Schulen in freikirchlicher Trägerschaft der Fall sein soll) Kreationismus und Evolution im Schulunterricht gleichberechtigt behandelt würden, selbst wenn es in der Form geschähe, dass die Argumente dafür und dagegen nüchtern gegeneinander abgewogen würden; dass aber dieselben Leute vermutlich kein Problem damit haben, dass Schulkindern erzählt wird "Es gibt auch Männer mit Gebärmutter", und das nicht einmal als These oder Meinungsäußerung, sondern als angebliche Tatsache – dann finde ich das sehr bizarr


Geistlicher Impuls der Woche 

Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an. Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank und ihr schlagt zu mit roher Gewalt. So wie ihr jetzt fastet, verschafft ihr eurer Stimme droben kein Gehör. Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.

(Jesaja 58,3c-8) 


Ohrwurm der Woche 

Joe Falk: Blessed Be Your Name 

Mein persönlicher Motto-Song zur diesjährigen Fastenzeit stammt ursprünglich aus der Feder des international erfolgreichen Lobpreismusikers Matt Redman und seiner Frau Beth, aber es gibt zahlreiche stilistisch recht unterschiedliche Coverversionen. Die sehr folkrockige Version von Johannes "Joe" Falk gefällt mir vor allem deshalb besonders gut, weil sie frei von Süßlichkeit ist. Und weil sie rockt. Auch ein guter Vorsatz für die Fastenzeit könnte es sein, dieses Stück auf der Gitarre zu üben... 


Vorschau / Ausblick 

Heute sind wir mit der ganzen Familie auf einem Tagesausflug, der mit unseren Plänen in Sachen "Pfarrhausfamilie" im Zusammenhang steht; je nachdem, was der Tag so bringt, werde ich vielleicht nächste Woche schon Genaueres zu diesem Thema verraten können, vielleicht bleibt aber auch vorerst noch alles "top secret". – Morgen sollte eigentlich Familientag in St. Stephanus sein, beginnend mit der Heiligen Messe um 9:30 Uhr, gefolgt von "Austausch, Impulse[n] und Kinderprogramm" und zum Abschluss (gegen 14 Uhr) Mittagessen; und dann stände natürlich wieder die Möglichkeit im Raum, noch zum 15-Uhr-Gottesdienst in der EFG The Rock Christuskirche zu gehen wie nach dem letzten Familientag Ende November. Allerdings habe ich gehört, es sei zweifelhaft, ob der Familientag nicht mangels Beteiligung ausfällt, und in dem Fall wäre es vielleicht doch sinnvoller, von vornherein in Siemensstadt in die Messe zu gehen. Dienstag jährt sich mein Blogger-Comeback zum zweiten Mal, das dürfte eigentlich Anlass für einen Jubiläumsartikel sein, sofern ich dazu komme. Im Übrigen deutet von der Papierform her alles auf eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche hin, aber lassen wir uns mal überraschen...


Samstag, 1. März 2025

Die 3 K der Woche (14): Kinder, Kirche, Kurioses

Salvete, geschätzte und verehrte Leser! Zunächst einmal muss ich mich entschuldigen, dass das dritte K in der Überschrift diesmal ein bisschen beliebig und unoriginell wirkt; aber "Kranksein" hatten wir ja schon mal, und da betraf es noch nicht mal mich selbst. Anders als jetzt: Mehr als die Hälfte der zurückliegenden Woche hatte ich mit einer recht heftigen Erkältung zu kämpfen, die auch immer noch nicht ganz überstanden ist. Zu berichten gibt's trotzdem so allerlei... 

Der "Gedanke to go" gestern bei der Rumpelberggruppe. Thank you, I needed that. 

Da gerade wieder der Monatserste ist... 

...bin ich mal so frei, mein Wochenbriefing ebenso wie vor vier Wochen wieder mit einer Zwischenbilanz des Kalenderjahres 2025 zu eröffnen. Dabei möchte ich gleich eingangs erwähnen, dass die Zugriffszahlen auf meinen Blog im vergangenen Monat geradezu explodiert sind: Rein von der Zahl der Seitenzugriffe war der Februar 2025 der erfolgreichste Monat meines Blogs seit dem "Comeback" vor knapp zwei Jahren, ja sogar der erfolgreichste seit dem Juli 2021. Ob das jetzt so weitergeht oder ob das ein einmaliger Ausreißer war, verursacht durch irgendwelche Bots aus Singapur, ist freilich ungewiss. Die Anzahl der im Februar erschienen Artikel auf meinem Blog beträgt acht, das sind doppelt so viele wie im Februar letzten Jahres; damit steigt die Zahl der im Kalenderjahr 2025 veröffentlichten Artikel (den heutigen noch nicht mitgerechnet) auf 16, im Vorjahresvergleichszeitraum waren es nur zehn. In der Tagespost sind im laufenden Kalenderjahr vier Beiträge von mir erschienen (hier übrigens der neueste), im Vergleichszeitraum des Vorjahres war es nur ein einziger; für den Monat März liegt ein Beitrag von mir bereits bei der Redaktion und wartet nur noch auf einen passenden Veröffentlichungstermin, ein weiterer ist in Planung; da geht's also spürbar bergauf. Derweil herrscht bei der Anzahl der Baumhaus-Besuche im Quervergleich mit 2024 derzeit Gleichstand – auf die Gründe komme ich weiter unten zu sprechen. – Lobpreisandachten ("Beten mit Musik") habe ich im Februar nur drei abgehalten, davon war eine eher fragmentarisch, aber zählen wir sie mal trotzdem mit; im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es sechs gewesen, darunter eine in der Kirche Herz Mariä in Burhave (während des Urlaubs), eine in der Kapelle von St. Rita und eine in der (evangelischen) Dorfkirche in Schwante. Da ist also im laufenden Jahr noch Luft nach oben... 


Was am Wochenende so los war (und was nicht) 

Am vorigen Samstag, also heute vor einer Woche, machte ich vormittags einen Spaziergang, der mich u.a. zur Kirche Herz Jesu Tegel führte; und als ich dort ankam, fand in der Kirche gerade eine Rosenkranzandacht der Legio Mariae statt – in sehr kleiner Besetzung, da, wie die Leiterin mir hinterher erzählte, gerade mehrere Mitglieder der Gruppe krank sind. Jedenfalls stieß ich gerade noch rechtzeitig dazu, um das 5. Gesätz des Rosenkranzes vorzubeten. Meine Liebste war derweil mit den Kindern sowie einer Schulfreundin des Tochterkindes im Museum, aber dann zeigte unser Jüngster Anzeichen eines Magen-Darm-Infekts, und sie kamen nach Hause. Aus unserer Absicht, am Abend zusammen ins Baumhaus zu gehen, wurde infolgedessen auch nichts: Theoretisch wäre es zwar vielleicht eine gute Lösung gewesen, wenn ich allein mit dem Tochterkind zum Baumhaus gefahren und die Liebste mit dem kränkelnden Knaben zu Hause geblieben wäre, aber damit waren beide Kinder nicht so richtig einverstanden, also blieben wir alle zu Hause. Dabei hätte es auch noch die Möglichkeit gegeben, in der Rosenkranzbasilika zum Nightfever zu gehen – da wollte ich eigentlich schon lange mal hin, aber dass das an diesem Samstag war, fiel mir leider erst etwas spät ein bzw. auf. 

Am nächsten Morgen war der Knabe indes wieder putzmunter, somit sprach nichts dagegen, dass wir alle zusammen nach Siemensstadt zur Messe fuhren. Dort war Tauferneuerungsgottesdienst für die Erstkommunionkinder, und zwei der knapp 30 Erstkommunionkinder wurden erst jetzt getauft – darunter eins der Mädchen, die sich beim jüngsten Kinderwortgottesdienst zu allen Spielen freiwillig gemeldet hatten. Wie schon letztes Jahr wurden alle Erstkommunionkinder auf Stühlen im Altarraum platziert, wozu ich schon damals ein paar kritische Anmerkungen hatte; wie Padre Ricardo, der die Messe zelebrierte, in seinen Begrüßungsworten verriet, war diese Sitzordnung diesmal auch eigentlich gar nicht so geplant gewesen, aber er hatte kurzfristig beschlossen, es sei besser so, als wenn nur die beiden Täuflinge in dieser Form auf dem Präsentierteller säßen. Die Begründung war mir durchaus sympathisch, aber meine grundsätzlichen Einwände gegen diese Sitzordnung bleiben dennoch bestehen. – Da es absehbar war, dass die Messe durch die Taufen und die Tauferinnerung signifikant länger werden würde, gab es keine Predigt und die 1. Lesung (1. Samuel 26,2-23, David schont Sauls Leben) wurde weggelassen, obendrein wurde das Evangelium vom Tag (Lukas 6,27-38, das Gebot der Feindesliebe) durch das vom Folgetag (Johannes 15,9-17, "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe") ersetzt, offenbar in der Meinung, es passe besser zum Anlass. Die Kürzungen in der Liturgie wurden allerdings dadurch, dass der Zelebrant immer wieder wortreiche Erläuterungen zum Ablauf einschob, weitgehend ausgeglichen; am Ende war die Messe so lang (und der Ablauf so holprig und wenig andachtsfördernd), dass ich, als die Gemeinde sich zur Präfation erheben sollte, einen Sekundenbruchteil lang dachte, es gäbe schon den Schlusssegen. 

Meine Liebste urteilte, ähnlich wie die landläufige Erstkommunionpraxis selbst demonstriere so eine Tauferinnerungsfeier für knapp 30 Erstkommunionkinder das Scheitern des Modells Volkskirche, aber darauf will ich jetzt und hier nicht näher eingehen, sondern verweise lieber auf meinen Dossier-Artikel zum Thema "Erstkommunion". Aber ein paar Details möchte ich noch festhalten, und dazu gehört an erster Stelle, dass zum Kyrie "Meine engen Grenzen" gesungen wurde. Das ist genau die Art von NGL, die ich am wenigsten tolerieren kann: die Sorte, die für das T in MTD, also für das Therapeutische am Moralistisch-Therapeutischen Deismus steht. Wenn die Baby-Boomer-Generation das bei ihren ökumenischen Stuhlkreisen mit gestalteter Mitte singen möchte, dann muss man sie wohl gewähren lassen, aber die nachwachsenden Generationen möge man doch bitte damit verschonen. – "Wenn das Brot, das wir teilen" zur Gabenbereitung habe ich persönlich zwar auch ziemlich über, trotzdem bin ich da noch eher bereit, es als "familiengottesdiensttauglich" zu akzeptieren. Und wie steht es mit "Herr, du bist mein Leben" (Originaltitel "Symbolum 77"), das zur Kommunion gesungen wurde? Das fällt im Prinzip, ähnlich wie das im vorigen Wochenbriefing angesprochene "Jesus Christ, You are My Life", in die Kategorie "schon eher Lobpreis als NGL", aber ebenso wie dieses gehört es eben zu der Sorte von Lobpreis, die es gerade noch ins Gotteslob geschafft hat. Auf YouTube findet man diverse Aufnahmen des Songs in verschiedenen Sprachen, die Arrangements schwanken überwiegend zwischen "ein bisschen arg süßlich" und "unerträglich süßlich"; aber wenn man mal einen Eindruck davon bekommen hat, wie dieses Lied mit mehrstimmigem Gesang und mit Begleitung durch Gitarren, E-Piano oder eine komplette Band klingen kann, liegt es einigermaßen auf der Hand, dass Gemeindegesang und Orgel nicht gerade die ideale Darbietungsform für diese Art von Musik ist. Aber seien wir fair: Würde ich keine (oder nur wenig) andere, v.a. neuere Lobpreismusik kennen, fände ich dieses Lied wahrscheinlich gut

Als einen weiteren Kritikpunkt möchte ich erwähnen, dass beim Vaterunser ein Robbenbaby gemeuchelt, sprich: der Embolismus weggelassen wurde. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich verstehe ganz grundsätzlich nicht, warum man das macht, aber am allerwenigsten verstehe ich, warum das bevorzugt bei Familiengottesdiensten oder anderen Gelegenheiten, bei denen man mit einem signifikanten Anteil "kirchenferner" Gottesdienstteilnehmer rechnet, gemacht wird. Meint man, denen könnte man eine ordentlich gefeierte Liturgie nicht zumuten, oder meint man vielleicht insgeheim, sie verdienten keine solche? – Aber was rege ich mich auf. 

Auffallend fand ich auch, dass es zwar eine Fürbitte zur Wahl gab ("Weil heute Wahlen sind, bitten wir Dich auch um Weisheit für das deutsche Volk, von dem alle Staatsgewalt ausgeht und das diese in der Wahl zum Bundestag heute wahrnimmt. Wir bitten Dich ebenso um den Segen für die gewählten Politiker: Schenke ihnen Weisheit, Demut, Tatkraft und professionelles Geschick, um die Probleme unseres Landes zu lösen und Gefahren abzuwenden"), aber keine für die Genesung des Papstes. Aber da will ich mal nicht zu viel hineininterpretieren. 


Müssen wir jetzt noch über die Wahl reden? 

– Na, ich schätze, so ganz werden wir wohl nicht darum herumkommen. Also: Nachdem ich ja bereits per Briefwahl abgestimmt hatte, ging meine Liebste am Sonntagnachmittag ins Wahllokal, während ich die Kinder auf einem nahegelegenen Spielplatz beaufsichtigte. Als um 18 Uhr die Wahllokale schlossen, stellte ich fest, dass ich tatsächlich so gespannt auf die erste Prognose war, wie ich es wohl bei keiner Wahl seit der Bundestagswahl 2005 gewesen war. Bis zum Schlafengehen aktualisierte ich wieder und wieder den Nachrichten-Feed auf meinem Mobilgerät in der Hoffnung auf neue Hochrechnungen, und auch am nächsten Morgen hatte ich beim Weckerklingeln nichts Eiligeres zu tun, als nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zu gucken. 

Zuerst habe ich hier "Herzlich willkommen zum Wahltag" gelesen. Sollte aber doch "Waldtag" heißen, wie in "Die Schule der magischen Tiere 3"

Gelohnt hat sich die ganze Aufregung natürlich nicht. Wie sehr die allgegenwärtige, auch und gerade von den Kirchen mitgetragene Wahl-Mobilisierungspropaganda à la "Deine Stimme zählt" und "Es kommt auf jeden einzelnen an" schlichtweg nicht stimmt, ja bei einer Wahl mit rund 60 Millionen Wahlberechtigten schon rein numerisch offenbarer Unsinn ist, spürt man wohl besonders schmerzhaft, wenn die Partei, die man gewählt hat, den Einzug in den Bundestag um 13.000 Stimmen verfehlt. (Nein, nicht die FDP; der fehlten wesentlich mehr.) Aber auch sonst kann man ja gerne mal den Selbstversuch wagen, sich die absoluten Zahlen der abgegebenen Stimmen anzuschauen, vom Ergebnis der Partei, die man selbst gewählt hat, 1 abzuziehen und dann zu prüfen, was sich dadurch am Gesamtergebnis ändert. Damit man mal einen realistischen Eindruck davon bekommt, wie viel die eigene Wahlentscheidung tatsächlich ausmacht. 

– Und wie geht's jetzt weiter? Friedrich Merz hat angekündigt, bis Ostern soll die Regierungsbildung abgeschlossen sein. Na denn man tau, wie der Norddeutsche sagt. Da Merz ja Stein und Bein geschworen hat, nicht mit der AfD zusammenarbeiten zu wollen, und Schwarz-Grün keine Mehrheit hätte (letzteres darf man wohl als einen der erfreulicheren Aspekte des Wahlergebnisses betrachten), bleibt als möglicher Koalitionspartner eigentlich nur die SPD; lustig wird's natürlich, wenn die nicht will. Wobei, an dem Punkt waren wir ja 2017 schon mal: Da wollte die SPD die Große Koalition unter Merkel eigentlich nicht fortsetzen, aber nachdem die Verhandlungen zur Bildung einer "Jamaica-Koalition" gescheitert waren, hieß es von Seiten der SPD, na, dann müssen wir ja wohl, aus staatspolitischer Verantwortung und so. Aber warten wir's mal ab. 

Noch lustiger könnte es natürlich werden, wenn die ganze Wahl angefochten wird, weil zahlreiche im Ausland lebende Wahlberechtigte ihre Wahlunterlagen nicht rechtzeitig erhalten haben. 

Abschließend möchte ich denjenigen Lesern, die sich über den Nichteinzug des BSW in den Bundestag freuen, ein wenig Wasser in den Wein gießen: Wenn das BSW infolge dieses Misserfolgs zerbricht, platzen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Regierungskoalitionen in Brandenburg und Thüringen (zumal die Beteiligung des BSW an diesen Koalitionen innerparteilich sowieso umstritten war und vermutlich stark zum schlechten Wahlergebnis auf Bundesebene beigetragen hat). Dann gibt es dort entweder Minderheitsregierungen, die zusehen müssen, wie sie mit der starken AfD-geführten Opposition im Landtag zurechtkommen, oder es gibt Neuwahlen – die die AfD mit Karacho gewinnen würde. Dann hätten wir Björn Höcke als Ministerpräsidenten von Thüringen. Habt ihr das gewollt? 


Bilokation kann ich leider immer noch nicht 

Nachdem unser Jüngster, wie weiter oben bereits erwähnt, seine Magen-Darm-Episode vom Wochenende ziemlich bald zu überwunden haben schien, wirkte er am Dienstag plötzlich allgemein kränklich, hustete und fror. Ich selbst stellte fest, dass ich ebenfalls ziemlich erkältet war, und fürchtete, das würde mich in Hinblick auf die Organisation des Alltags für den Rest der Schul- und Arbeitswoche vor gewisse Herausforderungen stellen. Am Mittwoch gingen der Jüngste und ich daher nicht in Heiligensee zur Messe, sondern machten uns lieber einen entspannten Vormittag zu Hause, damit wir am Nachmittag fit genug waren, um zum JAM zu gehen. Dorthin kam diesmal auch die Schulfreundin unserer Großen, die seit Ende November letzten Jahres schon einige Male mit dabei gewesen war, wieder mit. 

Wie schon vorige Woche erwähnt, ging ich davon aus, dass in der Kinderkatechese beim JAM diesmal Daniel in der Löwengrube drankommen würde, und das erwies sich auch als richtig; gleichzeitig nahm ich an, im Elterncafé würde diesmal der vor zwei Wochen angekündigte Vortrag zum Thema Evolution drankommen, und ich verspürte eine gewisse morbide Lust, mir diesen nicht entgehen zu lassen. Daher war ich im Vorfeld etwas hin- und hergerissen, zu welchem Teil des JAM-Programms ich diesmal gehen sollte; da aber der Jüngste, obwohl er zuvor recht launisch gewesen war, klaglos ohne Elternbegleitung nach oben zu den "Minis" ging und die Große ja die Gesellschaft ihrer Schulfreundin hatte, entschied ich mich recht spontan dafür, zusammen mit meiner Liebsten zum Elterncafé zu gehen – und hatte diese Entscheidung auch nicht zu bereuen, obwohl oder gerade weil der Evolutionsvortrag dann doch noch nicht drankam. Stattdessen leitete ein junger Mann, der noch recht neu im Team ist und anscheinend zu "Ausbildungszwecken" durch alle JAM-Abteilungen "durchgereicht" wird (in der letzten Woche vor den Winterferien hatte er die Katechese für die "Kids" geleitet und davor die für die "Minis"), diesmal das Elterncafé; wie er einleitend verriet, hätte er eigentlich "nur mitmachen" sollen, aber dann waren die hauptverantwortliche Leiterin des Elterncafés, ihre Vorgängerin und eine weitere Frau, die schon öfter mal die Elterncafé-Leitung übernommen hatte, sämtlich krank geworden, und plötzlich war der junge Mann auf sich allein gestellt. Er bewältigte diese Herausforderung aber ausgesprochen gut. Inhaltlich ging es um die Fußwaschungsszene aus Johannes 13,1-20; im Zuge des Austauschs über diese Bibelstelle konnten meine Liebste und ich die versammelten Freikirchler mit der Information überraschen, dass es in der katholischen Kirche bis heute fester Bestandteil der Gründonnerstagsliturgie ist, dass der Priester einigen Gemeindemitgliedern die Füße wäscht. Insgesamt hatte diese "Sitzung" des Elterncafés viel Ähnlichkeit mit dem Format "Bibelteilen", und ich fand es unerwartet gut. Zum Schluss wurden noch Gebetsanliegen gesammelt und dann wurde gemeinsam dafür gebetet, und zwar in der Form, dass jeweils ein Teilnehmer der Runde für ein Anliegen betete, das ein anderer Teilnehmer vorgebracht hatte. Ich empfehle das zur Nachahmung! 

Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen berichteten die Kinder, in ihren Gruppen sei die Geschichte von Daniel in der Löwengrube als Rollenspiel gestaltet worden, und die Kinder hätten dabei die Löwen spielen dürfen. 

Eine weitere Gelegenheit, bei der ich die Gabe der Bilokation gut hätte gebrauchen können (jedenfalls wenn ich gesundheitlich in besserer Verfassung gewesen wäre und es darum nicht vorgezogen hätte, ganz zu Hause zu bleiben), ergab sich gestern Abend, denn da fand einerseits in Berlin-Friedrichshain eine Soliparty für das Suppe & Mucke-Festival statt und andererseits in Falkensee die Jugendvollversammlung der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland. Dem Terminkalender der Pfarrei zufolge sollte diese Veranstaltung dem "lockeren Austausch über die aktuelle Jugendarbeit in unserer Pfarrei" dienen, außerdem sollte "die Pfarreijugendleitung gewählt werden". Vielleicht wäre es aber auch gar keine so gute Idee gewesen, da aufzukreuzen: Allem Anschein nach war das Veranstaltungskonzept eher darauf ausgerichtet, dass die Jugendlichen ("ca. im Alter zw. 14-27 Jahren") da unter sich sein sollten, und zudem schien schon die Tatsache, dass das Ganze in Falkensee stattfand und nicht etwa zentral in Spandau, darauf hinzudeuten, dass mit Teilnehmern aus Siemensstadt oder Haselhorst ohnehin nicht (oder kaum) gerechnet wurde. Was wohl seine Gründe hat, denn abgesehen von den Haselhorster Pfadfindern ist in dieser Ecke der Gesamtpfarrei anscheinend tatsächlich nicht viel los in Sachen Jugend. Ich hoffe natürlich, dass sich das auf mittlere Sicht wird ändern lassen. – Wie dem auch sei: Wer da nun gestern Abend zur neuen Pfarreijugendleitung gewählt worden ist und wie deren Vorstellungen und Pläne so aussehen mögen, interessiert mich allemal, aber das wird man ja auch in Erfahrung bringen können, ohne selbst bei der Veranstaltung gewesen zu sein. 

Übrigens, da ich gerade das Stichwort "Pfadfinder" erwähnt habe: Zu diesem Thema gibt es erst mal noch nichts Neues. Meine designierte Kontaktperson zum Tegeler Stamm der Royal Rangers war gestern wieder nicht bei der Rumpelberggruppe; davon abgesehen hatte ich angedacht, heute Vormittag mit meiner Großen zum Stammestreffen der Haselhorster Pfadfinder zu gehen, aber dann hatten wir doch was anderes zu tun. Was das war, verrate ich (zumindest andeutungsweise) im nächsten Wochenbriefing... 


"Pfarrhausfamilie"-Feedback 

Am Mittwoch auf dem Weg zum JAM postete ich mein "DOSSIER: Pfarrhausfamilie", das gut eine Woche zuvor bereits bei Patreon "vorveröffentlicht" worden war, auch auf meinem kostenfreien Blog. Dieser Artikel schließt mit einer Reflexion darüber, dass meine Liebste und ich eine "umwälzende Veränderung unserer allgemeinen Lebenssituation" derzeit nicht "aktiv anstreben", dass dies aber natürlich nicht ausschließt, "dass sich plötzlich und unerwartet von irgendwoher eine Möglichkeit auftun könnte", die Vision vom lebendigen Pfarrhaus zu verwirklichen. Also etwa in der Form, dass jemand auf uns zukäme und sagte "An Ort X gibt es so ein Haus, da könntet ihr einziehen, in der örtlichen Kirchengemeinde mitarbeiten und eure Ideen umsetzen"; und dies "[w]omöglich sogar – träumen darf man ja – direkt oder indirekt ausgelöst dadurch, dass jemand dieses Dossier liest". Tja, und was soll ich sagen: Nicht einmal eine Stunde, nachdem der Artikel online gegangen war, passierte tatsächlich exakt das. Damit nicht genug, kam dann gestern sogar noch ein zweites Angebot 'rein. In beiden Fällen gilt natürlich, dass die Sache überhaupt noch nicht spruchreif ist, deswegen will ich hier und jetzt noch nicht näher darauf eingehen: Erst einmal müssen wir selbst noch mehr Details in Erfahrung bringen, um entscheiden zu können, ob es sich überhaupt um realistische Optionen für uns handelt; und auch dann wird man die Sache immer noch gründlich "prüfen und im Gebet erwägen" müssen, wie ich ebenfalls schon im Dossier-Artikel schrieb. Aber eine bemerkenswerte Fügung ist es doch allemal, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch euch, Leser, um Gebetsunterstützung in dieser Angelegenheit zu bitten. (Auch und nicht zuletzt für Leute aus den Pfarreien Heilige Familie Spandau-Havelland und/oder St. Klara Reinickendorf-Süd, die uns gern loswerden möchten, könnte sich hier die Chance für eine echte Win-Win-Situation auftun...) – Im Übrigen gilt weiterhin: Wenn es neue Entwicklungen zu diesem Thema gibt, erfahrt ihr es hier zuerst! 


K wie Klara: Neues aus Reinickendorf-Süd 

Der neue Pfarrbrief der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd ist da, und er enthält einen Leitartikel von "Pater Brody", wie ich ihn nenne, zum Stichwort "Aufstehen" – das er als einen Aufruf verstanden wissen will, "die Komfortzone zu verlassen und sich auf Neues einzulassen". Gerade die "kommende Fastenzeit" lade "uns ein, innezuhalten – sowohl als Einzelne als auch als Gemeinschaft", "Momente der Trägheit und Resignation zu überwinden" und sich zu fragen: "Was müssen wir tun, damit wir uns als Pfarrei nicht in liebgewonnenen Traditionen oder Routinen verlieren?" – Eine gute Frage, aber Antworten hat der Text kaum zu bieten. Stattdessen beklagt der Pater sich über die seiner Meinung nach allzu "komplexe Verwaltungssoftware 'Church-Desk' [...], mit der wir seit Ende letzten Jahres – mehr oder weniger unfreiwillig – die Organisation unserer Pfarrei steuern", und wirft die Frage auf, ob es "aus praktischer und finanzieller Sicht nicht sinnvoller" wäre, "ein zentrales Büro" für die Gesamtpfarrei einzurichten. Im letzten Absatz unternimmt er dann doch noch einen Anlauf, seinem Thema eine geistliche Dimension abzugewinnen, und das führt dann zu Aussagen wie "Jesus hat gelitten und ist gestorben an der Lieblosigkeit seiner Zeit" und "Der Weg Jesu zur Auferstehung war nicht nur ein persönlicher, sondern ein gemeinschaftlicher". Also, ich weiß ja nicht. Ein netter Typ ist er ja, der Pater Brody; aber was seine Theologie angeht – oder noch konkreter: seinen Glauben – habe ich Fragen. Viele Fragen. – 

Interessant sind am neuen Pfarrbrief außerdem noch die statistischen Daten für das Jahr 2024 im Quervergleich zu 2023. Der Gottesdienstbesuch an den beiden Zählsonntagen hat leicht zugenommen, aber auf niedrigem Niveau, besonders wenn man bedenkt, dass die angegebenen Zahlen sich auf sieben Kirchenstandorte verteilen; bezogen auf die Gesamtzahl der Pfarreimitglieder kommen wir selbst am besser besuchten der beiden Zählsonntage auf eine Gottesdienstbesuchsquote von gerade mal 5%. Ich meine mich zu erinnern (auch wenn ich gerade keinen Beleg zur Hand habe), dass es "vor Corona" noch 7-8% waren; auch schon nicht gerade üppig, aber infolge der Corona-Krise ist halt nochmals viel weggebrochen, was nicht wiederkommt. – Gestiegen sind im Verhältnis zu 2023 die Zahlen der Erstkommunionkinder und Firmlinge, prozentual sogar recht deutlich, aber das hat wohl eher mit der Geburtenstärke der betreffenden Jahrgänge als mit irgendetwas anderem zu tun; dasselbe gilt wohl auch dafür, dass auf der anderen Seite die Zahl der Taufen, aber auch die der Beerdigungen zurückgegangen ist. Ungefähr konstant geblieben ist die Zahl der Kirchenaustritte (305 gegenüber 319 im Vorjahr), denen zwei Konversionen und sieben Wiederaufnahmen (gegenüber 0 bzw. 2 im Jahr 2023) gegenüberstehen. Unter dem Strich hat die Pfarrei St. Klara von 2023 auf 2024 knapp 3% ihrer Mitglieder verloren. Ich würde sagen, die Zahlen sind schlecht, aber noch nicht schlecht genug, dass irgendjemand davon alarmiert wäre. 

Was ich bei dieser Gelegenheit auch mal erwähnen möchte: Früher™️ gab's in Herz Jesu Tegel ja einmal im Monat nach der 9:30-Uhr-Sonntagsmesse einen von den Kolping-Frauen ausgerichteten "Sonntagstreff" mit Suppe, belegten Brötchen, Kaffee und Kuchen, aber dieses Veranstaltungsformat hat die Corona-Zeit nicht überlebt. Seit einiger Zeit gibt es nun ein vom Förderverein Herz Jesu ausgerichtetes Ersatzangebot, das neben Speis und Trank auch ein bisschen "Kulturprogramm" umfasst und – jetzt kommt der Punkt, der bei mir zwanghaftes Augenrollen auslöst – "VeNaGo" heißt, was für "Vesper nach dem Gottesdienst" stehen soll. 

Äh. Vesper? Um halb Elf am Vormittag? – Lassen wir vorläufig mal beiseite, dass ich, wenn ich im kirchlichen Kontext etwas von "Vesper" lese oder höre, in erster Linie an die Abendhore des Stundengebets denke; auch wenn man unter "Vesper" eine Mahlzeit versteht, ist es dafür schlichtweg die falsche Tageszeit. Schließlich bedeutet "vespera" im Lateinischen "Abendzeit", und folgerichtig definieren handelsübliche Wörterbücher "Vesper" als "Abendessen" oder allenfalls als "Zwischenmahlzeit am Nachmittag". – Hand aufs Herz: War man sich im Förderverein schlichtweg zu fein, die tageszeitlich angemessenere Bezeichnung "Brunch" zu verwenden? – Dass sich im Förderverein einer katholischen Kirche aber offenbar niemand Gedanken darüber gemacht hat, dass die Benennung als "Vesper" missverständlich sein könnte, weil es Leute geben könnte, die sich unter "Vesper" eine Gebetszeit vorstellen, finde ich ehrlich gesagt doch noch bedenklicher. Umso mehr, als in genau dieser Kirche noch zu der Zeit, als meine Liebste und ich nach Tegel zogen, jeden Mittwoch um 18 Uhr die Vesper gebetet wurde, und später immerhin noch einmal im Monat. – Dem Pfarrbrief kann man übrigens entnehmen, dass der Förderverein Herz Jesu zukünftig auch Skat-, Doppelkopf- und Schachspielabende veranstalten will. Ich sag mal: Prioritäten! 

Im Schaukasten von Herz Jesu, der notorischerweise vom Pfarrer persönlich bestückt wird, kann man derweil schon seit einigen Wochen neben allerlei erwartbaren Messages z.Th. Demokratie und Zivilgesellschaft einen Presseartikel über Dorothy Day bewundern – was ich erst einmal witzig fand, denn als ich mal einen kleinen Text von Dorothy Day als Geistlichen Impuls für eine Pfarrgemeinderatssitzung verwendet habe, machte der Pfarrer den Eindruck, noch nie von ihr gehört zu haben und sie nicht von Doris Day unterscheiden zu können. Nun gut, wir lernen alle dazu und das ist ja auch gut so. – Als Quelle des ausgehängten Artikels konnte ich die vom Michaelsbund, dem katholischen Medienhaus in der Erzdiözese München und Freising und für die Kirche in Bayern, herausgegebene Zeitschrift "innehalten" ermitteln; dort erschien der Text pünktlich zu Christkönig letzten Jahres. Besonders gut finde ich den Artikel nicht, weil der Verfasser Andreas Hüser die Catholic Worker-Mitbegründerin allzu sehr durch die deutsch-linke Brille betrachtet und wenig Verständnis für die spirituelle Dimension ihres Einsatzes für die Armen und Benachteiligten erkennen lässt, Sätze schreibt wie "1932 gab es noch keine Theologie der Befreiung" und Dorothy Days Ausspruch "Nennt mich nicht eine Heilige! So leicht möchte ich nicht abgetan werden!" als eine "anstößige Äußerung" bewertet, die möglicherweise ihrer Seligsprechung im Wege stehen könnte; was mir hingegen gefällt, ist, dass genau jene Sätze aus Dorothy Days Feder, die ich seinerzeit dem Pfarrgemeinderat von Herz Jesu Tegel als Geistlichen Impuls präsentiert hatte, auch im Artikel zitiert werden. Und überhaupt denke ich mir: Wenn dieser Aushang dazu führt, dass Leute in Tegel anfangen, sich für Dorothy Day zu interessieren, dann kann mir das nur recht sein. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wenn wir in einer atheistischen Umwelt leben, stellt sie uns vor die Wahl: zu missionieren oder zu demissionieren, den Glauben zu verkünden oder zu gehen. 

Eine atheistische Umwelt muss christianisiert werden. Je zeitgenössischer sie ist, desto umfassender muss die Verkündigung sein, desto vordringlicher ist sie. 

Zum ersten Mal geht diese Wirklichkeit uns etwas an; sie ist wie ein Anruf an uns, neu zu glauben, besser zu glauben. Sie erinnert uns an unsere christliche Berufung, an unsere eigene Treue zu Gott. In dieser neu gefundenen Berufung steht die Evangelisierung nicht mehr außer Betracht. Sie ist nichts Beliebiges mehr; sie wird zu einer Art organischer Notwendigkeit, einer Standespflicht ersten Ranges. 

Wenn wir diese Pflicht als solche erkennen, so wissen wir doch nicht immer, was sie von uns verlangt, denn gestern war sie noch unbekannt. Also müssen wir von Grund auf neu lernen, worum es sich für uns handelt. Evangelisierung ist kein Zeitvertreib. Unser ganzes Sein ist dafür eingefordert, so wiäe es den ganzen Baum braucht, um eine Blüte hervorzubringen. 

(Madeleine Delbrêl, Gebet in einem weltlichen Leben) 


Ohrwurm der Woche 

Amasic: Africa (Toto Cover) 

Alles begann damit, dass ich auf Instagram ein Kurzvideo ("Reel") mit dem Titel "If Green Day Wrote Africa" zu sehen bekam. Der Soft-Rock-Klassiker "Africa" von Toto, interpretiert im Stil von Green Day? Das war ein Ansatz, der mich unmittelbar überzeugte. Das Reel enthielt allerdings nicht den ganzen Song, sondern nur einige Verse der ersten Strophe und dann gleich den Refrain; aber ich sagte mir: Dieser Song schreit so dermaßen danach, in diesem Pop-Punk-Stil gecovert zu werden, da findet man doch bestimmt auch was auf YouTube. Tatsächlich findet man da so allerlei, wenn man "africa punk cover" als Suchbegriff eingibt; darunter allerdings auch Versionen, die mehr in Richtung NuMetal bzw. Post-Grunge gehen, und da muss ich sagen: Näh. Wenn dieser Song eines nicht braucht, dann ist es noch mehr Pathos. Was ich eigentlich suchte, war eine pure Fun-Punk-Version, etwa im Stil von Me First & The Gimme Gimmes, A New Found Glory oder eben Green Day in den 90ern, bevor sie politisch und "ernsthaft" wurden. Und da ist die Version der kanadischen Gruppe Amasic wohl am nächsten dran. 


Vorschau/Ausblick 

Morgen steht in St. Joseph Siemensstadt der Kinderwortgottesdienst zum Thema "Den Baum erkennt man an seinen Früchten" an; tags darauf ist Rosenmontag, da wird an der Schule des Tochterkindes Fasching gefeiert. Am Aschermittwoch bestünde einerseits die Möglichkeit, mit dem Jüngsten am Vormittag in Heiligensee zur Messe zu gehen (die wieder von dem Pfarrvikar aus Nigeria zelebriert wird), andererseits könnte man aber auch mit der ganzen Familie nach dem JAM in St. Stephanus Haselhorst in die Messe gehen. Oder vielleicht beides? Letztes Jahr haben wir beides gemacht. – Jedenfalls ist dann erst mal Fastenzeit; am Donnerstag gibt's in der Gemeinde auf dem Weg einen "Elterntalk" zum Thema "Wie wir mit den Gefühlen unserer Kinder umgehen können", das würde mich durchaus interessieren. Im Übrigen bleibt abzuwarten, ob mein Vorhaben, einen Kontakt zu den Royal Rangers herzustellen, nächste Woche entscheidende Fortschritte machen wird...