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Donnerstag, 7. September 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #46

Fangen wir mal anekdotisch an, Leser: In der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich geträumt, ich wäre unverhofft auf eine Rezension zu meinem Blog gestoßen – im Teletext des NDR-Fernsehens. Skurrile Vorstellung, schon allein, weil ich keinen Fernseher habe. Wie dem auch sei: Das größte Lob für meinen Blog, das diese Teletext-Kritik sich abringen konnte, war, dass es keiner von den Schlimmsten sei: zwar dunkelkatholisch-fundamentalistisch, aber nicht in einem solchen Ausmaß, dass man ihn "sofort verbieten müsste". Mit dieser Einstufung konnte ich – im Traum, wohlgemerkt – ganz gut leben; das einzige, was mich an dieser Rezension wirklich ärgerte, war, dass darin meine Sachkompetenz als Popmusikkritiker in Zweifel gezogen wurde. 

Wie dem auch sei: Ich bin optimistisch, auch mit dem vorliegenden Wochebriefing wieder den Erwartungen gerecht werden zu können, die meine Leser – die wohlwollenden wie auch die weniger wohlwollenden – an meinen Blog zu stellen gewohnt sind. Zwar fallen die Rubriken "Neues aus Synodalien" und "Was ich gerade lese" wieder einmal aus, aber dafür gibt es genug Anderes zu berichten... 

Wandbild in der Bernstorffstraße in Berlin-Tegel

Jetzt haben wir ein Schulkind! 

Ich kann es selbst kaum glauben, Freunde: Das Tochterkind geht jetzt zur Schule! Eigentlich wäre sie in diesem Schuljahr noch nicht schulpflichtig, da sie erst im Herbst sechs Jahre alt wird; aber sie ist ein so aufgewecktes und lernbegieriges Kind, dass wir es nicht sinnvoll gefunden hätten, sie erst nächstes Jahr einzuschulen. Daher haben wir einen Antrag auf vorzeitige Einschulung gestellt, bei der schulärztlichen Untersuchung wurde sie als schulreif eingestuft, und, tja, jetzt ist sie ein Schulkind. Am Samstag war die Einschulungsfeier, am Montag der erste reguläre Schultag; so schnell kann's gehen. 


Um ein Minimum an Privatsphäre zu wahren, verrate ich hier nicht, wie die Schule heißt und wo sie liegt, aber so viel glaube ich doch verraten zu müssen, dass es sich um eine Alternativschule handelt, deren Konzept sehr stark auf selbstbestimmtes Lernen ausgerichtet ist. Folglich gibt es keinen Klassenverband, keinen festen Stundenplan, keine Zensuren – okay, die gäbe es an anderen Schulen wohl in der ersten Klasse auch noch nicht – und keine Hausaufgaben; alles in allem gibt es überhaupt nur ziemlich wenig von dem, was man sich gewohnheitsmäßig unter "Schule" vorstellt, und nachdem ich – wie sich wohl schon in einigen meiner Blogartikel niedergeschlagen hat – in den letzten Jahren immer skeptischer gegenüber dem Regelschulsystem und der Schulpflicht geworden bin, finde ich das gerade gut. Es ist ein bisschen wie zur Schule gehen und nicht zur Schule gehen in einem, wenn man das so sagen kann. Natürlich wird sich noch zeigen müssen, ob unser Tochterkind von diesem Schulkonzept wirklich profitiert – u.a. deshalb gibt es auch eine Probezeit. Aber die ersten Eindrücke sind positiv, und ich habe auch schon Freunde und Bekannte sagen hören "Wenn dieses Schulkonzept für jemanden das Richtige ist, dann ja wohl für eure Tochter." Seien wir also gespannt, wie die Sache sich entwickelt... 


Spandau oder Portugal 

Am Sonntag hatten wir – da es der erste Sonntag im Monat war – eigentlich angedacht, wieder einmal zunächst in St. Stephanus zur Messe zu gehen und danach noch nach schräg gegenüber in die EFG The Rock Christuskirche; aber nachdem unsere Kinder nach dem aufregenden Einschulungstag erst ziemlich spät ins Bett gekommen waren, waren sie an diesem Morgen nicht so leicht wach zu kriegen, und als sie endlich doch aufgestanden waren, entschieden wir uns, dass wir, statt überstürzt zur Bushaltestelle aufzubrechen, doch lieber erst mal in Ruhe frühstücken wollten, und machten uns danach auf den Weg zur Messe in Siemensstadt. Wenn ich jetzt sagen wollte "So etwas rächt sich immer", klänge das wohl übertrieben negativ; immerhin versorgte mich diese spontane Planänderung mit reichlich Material zum Bloggen, denn in St. Joseph Siemensstadt fand an diesem Sonntag der Abschlussgottesdienst der diesjährigen "Religiösen Kinderwoche" (RKW) statt. 

Dazu eins vorweg: Beim Stichwort "RKW" muss ich immer an einen Text von Max Goldt denken, in dem er sich darüber mokiert, dass es in der Mitte Frankreichs ein Gebirge gibt, das Zentralmassiv heißt: Das klinge ja so, als sei in Frankreich Walter Ulbricht für die Benennung von Gebirgen zuständig gewesen, meint er. Genau so geht's mir mit der Bezeichnung "Religiöse Kinderwoche" – die, wenn ich mich nicht irre, tatsächlich aus der DDR stammt. 

Nun wäre es sicherlich voreilig, vom Namen dieses Veranstaltungsformats auf die Qualität der Sache selbst zu schließen. Soweit ich es bisher mitbekommen habe, ähnelt eine RKW vom Ablauf her einer Klassenfahrt, mit dem Unterschied, dass sie nicht von der Schule, sondern von der Kirche veranstaltet wird und dass sie einen gewissen katechetischen Programmanteil zu einem jährlich wechselnden Oberthema beinhaltet. Was dabei konkret rauskommt, hängt sicherlich nicht unwesentlich vom persönlichen Einsatz der jeweiligen Mitarbeiter ab. 

Die diesjährige RKW der Gemeinde St. Joseph/St. Stephanus hatte bereits Mitte Juli, zu Beginn der Sommerferien, stattgefunden, aber jetzt, nach dem Ende der Urlaubssaison, gab es noch einen Abschlussgottesdienst mit der Gemeinde, damit die auch etwas davon hatte. Ärgerlich waren daran eigentlich nur zwei Dinge. Erstens: die musikalische Gestaltung der Messe, die – mit einer Ausnahme, auf die noch einzugehen sein wird – zur Gänze auf Lieder aus einem schon etwas in die Jahre genommenen NGL-Liederheft bestritten wurde. Von "Danke" zum Einzug über "Meine engen Grenzen" zum Kyrie, "Wenn das Brot, das wir teilen" zur Gabenbereitung und "Ins Wasser fällt ein Stein" als Danklied nach der Kommunion bis hin zu "Möge die Straße" zum Auszug handelte es sich im Grunde um ein "Schlechtst Of" des NGL-Genres; anders ausgedrückt, die Liedauswahl war so klischeehaft, dass sie auch als Parodie eines Jugendgottesdienstes hätte durchgehen können. "Da begegnen sich Himmel und Erde" wurde glücklicherweise nur als Orgelbegleitung während der Kommunion, ohne Gesang, eingesetzt; gegen das Gloria-Lied, "Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt", ist wohl nicht viel mehr einzuwenden als eben seine Zugehörigkeit zum generell problematischen NGL-Genre. Ähnliches könnte man über das als Halleluja-Ruf eingesetzte "Lobt den Herrn auf Straßen und auf Plätzen" sagen, und "Hilf, Herr meines Lebens", das als Zwischengesang anstelle des Antwortpsalms gesungen wurde, finde ich ehrlich gesagt sogar ziemlich gut – besonders seit ich auf YouTube eine Aufnahme der Kurt Edelhagen Combo feat. Knut Kiesewetter von 1967 entdeckt habe, die sozusagen ein MashUp aus "Hilf, Herr meines Lebens" und dem erheblich weniger bekannten "Gestern ist heute" darstellt. Kann ich nur empfehlen. Am Sanctus hatte ich nichts auszusetzen, und ein neues Vaterunser-Lied, das nicht im Liederbuch stand und das die Kinder bei der RKW gelernt hatten, gefiel mir sogar ausgesprochen gut – wenn man davon absieht, dass durch das Singen dieses Liedes der Embolismus unter den Tisch fiel, und wie wir wissen, stirbt da jedesmal ein knopfäugiges Robbenbaby. – Was hingegen, jenseits bloßer Geschmacksfragen, gar nicht ging, war das Credo-Lied: "Ich glaub an einen Gott, der singt" von Winfried Pilz! – Ganz grundsätzlich muss ich sagen, dass ich es schon nicht ganz unproblematisch finde, das Credo in der Messe durch Lieder zu ersetzen, die den Inhalt des Glaubensbekenntnisses verkürzt wiedergeben; aber bei "Klassikern" wie "Wir glauben an den einen Gott" oder "Gott ist dreifaltig einer", deren Text wenigstens nichts Falsches enthält, denke ich mir achselzuckend: Kann man mal machen, solange es nicht jeden Sonntag ist. Dass dieses Zugeständnis für eindeutig häretische Texte nicht gilt, sollte sich eigentlich von selbst verstehen; zum Text von "Ich glaub an einen Gott, der singt" habe ich mich diesbezüglich schon einmal geäußert. Im Übrigen denke ich, die gegen den Verfasser erhobenen massiven Missbrauchs-, ja Vergewaltigungsvorwürfe sollten Grund genug sein, seine Lieder nicht mehr zu singen. Andere sind schon für weniger "gecancelt" worden. 

Und was war nun das zweite Ärgernis an diesem RKW-Abschlussgottesdienst? Nun, sagen wir so: Der Bericht über die RKW – in dem eine kindgerechte Nacherzählung des Buches Ruth breiten Raum einnahm, da dieses das diesjährige Oberthema war – war an und für sich gut und schön, und dass dieser Vortrag gewissermaßen an die Stelle der Predigt trat, ließ sich auch verschmerzen; das kennt man aus Kinder-, Jugend- und Familiengottesdiensten ja kaum anders. Tendenziell ärgerlicher fand ich es, dass aus Zeitgründen die 2. Lesung (Römer 12,1-2) entfiel – umso mehr, als ich finde, Sätze wie "Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist" können einer Gemeinde in Zeiten wie diesen nicht oft und eindringlich genug gesagt werden. – Aber auch das ist noch nicht der entscheidende Punkt; vielmehr fiel es mir praktisch mittendrin ein, mich zu fragen, warum diese Präsentation partout in die Heilige Messe eingebaut werden musste, wo sie im Grunde nicht hineinpasste. Die Antwort auf diese Frage fiel natürlich nicht schwer: weil die Sonntagsmesse so ziemlich die einzige Gelegenheit ist, bei der man davon ausgehen kann, einen signifikanten Teil der Gemeinde zu erreichen. Dass das ein Missstand ist – dass das religiöse Leben des Einzelnen, aber auch die integrative Kraft des Gemeindelebens weithin so verkümmert ist, dass man glaubt, alles Mögliche in die Messe hineinquetschen zu müssen, was da eigentlich nicht hingehört –, hat Lothar Zenetti schon 1966 formuliert: Das Problem sei, dass 

"nun jeder all das an 'Religion', was es sonst während der Woche in Andachten und Bibelkreisen der Pfarrei, im häuslichen religiösen Leben und schließlich im privaten Gebet nicht mehr vollzieht und findet, nun von dieser einen Sonntagsstunde, von der Messe, erwartet und in ihr nachholen will: Seine Andacht, Ruhe und Besinnung, Stille, Erbauung, Wegweisung, Glaubensinformation, Erleben Gottes und der kirchlichen Gemeinschaft und vieles andere – alles soll in dieser einen Stunde untergebracht werden. Das aber kann, das will die Sonntagsmesse nicht leisten". 

Dass wir es hier mit einem Dilemma zu tun haben, bei dem man zu dem Schluss kommen könnte, für die post-volkskirchlichen Strukturen in den Pfarrgemeinden gelte das Diktum Adornos "Es gibt kein richtiges Leben im falschen", wurde gleich in mehrfacher Hinsicht deutlich, als die Gemeinde im Anschluss an die Messe noch zu einer Veranstaltung im Pfarrsaal eingeladen wurde: Dort sollten Fotos von der RKW gezeigt werden und es sollte ein leckeres Büffet geben. Na wie schön, dachte ich: Hätte man da nicht die Präsentation der RKW-Ergebnisse ebenfalls dorthin verlegen können statt in die Messe selbst? Tja, das Problem war nur, dass da keiner hinging außer den RKW-Kindern selbst, ihren Eltern, den Betreuern – und uns. Nebenbei bemerkt zeigte sich, dass die RKW-Kinder durchweg nicht aus der örtlichen Gemeinde kamen, sondern aus anderen Spandauer Gemeinden. So richtig ideal finde ich das alles nicht, wüsste aber ehrlich gesagt auch nicht, wo man konkret ansetzen könnte oder müsste, um daran etwas zu verändern. 

Jedenfalls nutzten meine Liebste und ich die Gelegenheit, am Rande der Veranstaltung im Pfarrsaal endlich mal den mexikanischen Pfarrvikar (den man uns als zuständigen Ansprechpartner für "sowas" empfohlen hatte) auf unser Projekt "Lobpreis mit dem Stundenbuch" anzusprechen. Er wirkte grundsätzlich aufgeschlossen, einige organisatorische Fragen sind allerdings noch offen. Am kommenden Sonntag ist erst mal Gemeindefest in St. Stephanus, da soll auch die Wichtelgruppe etwas zum Programm beitragen, und das erfordert noch etwas  Vorbereitung... Ich werde berichten! 


Währenddessen in Tegel 

Der neue Pfarrbrief für die Großpfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd für den Zeitraum von September bis November ist erschienen, mit dieser geschmackvollen Titelillustration: 

Also ich weiß ja nicht: Ich würde ja denken, eine Hand, die einen Apfel darreicht, stünde geradezu emblematisch für die Versuchung zur Sünde; indes mag diese Assoziation nicht ganz so allgemein verbreitet sein, wie ich annehme. Und dass sich in diesem Titelbild eine theologische Aussage im Sinne des Schismatischen Weges verbirgt – etwa: "Auch solche Dinge, die die Kirche früher als Sünde betrachtet hat, sind in Wirklichkeit Geschenke Gottes, für die wir dankbar sein dürfen/sollen/müssen" –, kann man wohl ausschließen: So weit denken die Leute, die diesen Pfarrbrief machen, gar nicht. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Pfarrbrief der Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Oberhavel, den ich vorige Woche am Wickel hatte: Da sitzen Leute in der Redaktion, die eine Agenda haben – wohingegen die Pfarrbriefredaktion von St. Klara von Leuten dominiert wird, die in jeder Hinsicht planlos sind. Folgerichtig steht auch in der aktuellen Pfarrbrief-Ausgabe nicht besonders viel Bemerkenswertes drin. Der Diakon der Pfarrei war beim Weltjugendtag in Portugal und berichtet darüber; das hätte interessant sein können, tatsächlich empfand ich seinen Bericht aber als oberflächlich und banal. Interessanter fand ich die Information, dass einer der drei Pfarrvikare zum 1. Oktober auf eigenen Wunsch in eine Pfarrei am anderen Ende Berlins versetzt wird. "Als Nachfolger", so liest man auf S. 6, "ist uns ein Ordenspriester zugesagt, dessen Anstellung allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht dekretiert war. Wir werden es Anfang September hoffentlich vermelden können." Nun könnte man sagen, "Anfang" September ist eigentlich schon fast vorbei, und noch scheint es in dieser Angelegenheit nichts Spruchreifes zu geben. Aber warten wir's mal ab. 

Im Übrigen habe ich den luxuriösen Umstand, dass ich nun tagsüber nur noch ein Kind zu betreuen habe, zum Anlass genommen, meinem Jüngsten etwas mehr "religiöse Frühförderung" angedeihen zu lassen – wie ich es mit seiner Schwester auch gemacht habe, als sie in seinem Alter war. Es begann damit, dass ich am Dienstag, während er im Kinderwagen Mittagsschlaf hielt, mit ihm nach St. Joseph Tegel schob; als er aufwachte, fragte ich ihn: "Was wollen wir jetzt machen? Beten mit Musik?" (Meine mobile Lautsprecherbox hatte ich vorsorglich eingepackt.) – "Nee", erwiderte er. – "Was dann? Lieber ohne Musik?" – "Ja." Na gut; das überraschte mich zwar, aber okay. Wir hielten also eine kleine Mittagsandacht mit Texten aus dem Stundenbuch, dann verließen wir die Kirche wieder, ohne dass uns jemand begegnet wäre. Am Mittwoch fuhren wir, nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, zur Kirche St. Marien Maternitas in Heiligensee, wo um 9:45 Uhr Messe gefeiert wurde; zu unserem Glück wurde sie von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert, der unseren Jüngsten vor knapp zwei Jahren getauft hat und sich über dieses Wiedersehen mit seinem Taufkind sichtlich freute. Wir saßen in der ersten Reihe, da ich es dem Knaben überlassen hatte, einen Platz für uns auszusuchen; der Lütte sang alle Lieder laut und fröhlich mit, wenn auch etwas zeitversetzt und zumeist mit recht phantasievoll improvisiertem Text, und alle schienen sich darüber zu freuen. (Die Kirche war für eine Werktags-Vormittags-Messe einigermaßen gut besucht, es waren wohl an die zehn überwiegend recht betagte Gemeindemitglieder da, einige davon mit Migrationshintergrund.) Der Pfarrvikar hob sogar in seinen Schlussworten vor dem Entlassungssegen hervor, wie gut es sei, wenn Kinder sich in der Kirche zu Hause fühlen. – Das anschließende Urteil meines Sohnes zu diesem Kirchbesuch lautete: "Sooo schön!" – "Sollen wir nächste Woche wieder hingehen?", fragte ich ihn daraufhin, und er bestätigte: "Jaaa!" – Es besteht zwar das Risiko, dass wir beim nächsten Mal an einen weniger kinderfreundlichen Zelebranten geraten, aber ich denke, wir werden es drauf ankommen lassen... 

Ein Blick in den Altarraum von St. Marien Maternitas. 

Aus dem Stundenbuch 

Wenn wir keine Toren sind, müssen wir die gütige Absicht unseres Vaters begreifen. Er sagt uns, wie wir zu ihm kommen können; denn er möchte nicht, dass wir es auf Irrwegen versuchen. Darum, liebe Brüder, müssen wir sorgfältig auf unser Heil bedacht sein, damit nicht heimlich der Böse mit seiner Verführung bei uns eindringt und uns aus unserem Leben hinausdrängt. Wir wollen alle Eitelkeit fliehen und die Werke des bösen Weges gründlich hassen. Zieht euch nicht in eure Einsamkeit zurück, als wäret ihr schon gerechtfertigt, sondern versammelt euch und sucht gemeinsam, was euch allen frommt. Denn die Schrift sagt: "Weh denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für klug halten" (Jes 5,23). Wir wollen Menschen des Geistes sein, ein vollkommenes Heiligtum für Gott; soweit es in unseren Kräften steht, wollen wir uns um die Furcht Gottes bemühen und ringen um die Erfüllung seiner Gebote, damit wir in seinen Satzungen froh werden.  

(Aus dem Barnabasbrief

 
Ohrwurm der Woche 

Gerhard Schöne: Erinnerung 


Es mag wohl Mitte der 90er gewesen sein, als ich irgendwo – vielleicht im Spiegel, ich weiß es nicht mehr mit Sicherheit – las, wie Wolf Biermann als "der Bob Dylan der DDR" bezeichnet wurde; und mein spontaner Gedanke dazu war: Wenn das stimmt, dann ist Gerhard Schöne aber der Paul Simon der DDR. Das Lied "Erinnerung" (von seinem Album "Menschenskind", 1985) ist, wie ich finde, ein exzellentes Fallbeispiel: Es würde sich recht problemlos etwa in Paul Simons Album "One-Trick Pony" (1980) einfügen, und zwar sowohl musikalisch als auch vom Text her, oder genauer: von der Stimmung her, die der Text evoziert. 

Nebenbei bemerkt verbinde ich mit diesem Lied eine spezielle Erinnerung an einen Freund, mit dem ich in unseren späten Teenagerjahren in einer Band spielte (er Gitarre, ich Schlagzeug) und der sich damals gern einen Spaß daraus machte, mitten in einem Gespräch (oder auch mitten in ein Schweigen hinein) das Wort "Caracas!" fallen zu lassen – was für uns stets das Signal war, unvermittelt loszusingen: "Babadabadap-badap-badap-badabadap-dapdap-daaa-daaa..." Tja, ich schätze, man muss das Lied kennen, um den Witz zu verstehen. 


Blogvorschau 

Meine jüngste Artikelthemen-Umfrage auf Facebook und The App Formerly Known As Twitter hat ein bemerkenswertes Ergebnis gezeitigt, nämlich in Form zahlreicher Stimmen für eine Option, die ich gar nicht zur Abstimmung gestellt hatte. Man hätte es ahnen können: Das Publikum fordert energisch die Fortsetzung der Saga um die eingekerkerte Nonne! Dem kann ich mich natürlich nicht verschließen; eigentlich müsste ich zwar erst mal "Shopping-Queens und Horsefluencerinnen" fertigstellen, aber wenn es damit weiter so schleppend voran geht, erwäge ich, die fällige 18. Folge der "eingekerkerten Nonne" vorzuziehen. Andernfalls kommt sie danach dran, und dann erst die Artikelthemen, um die es eigentlich in der Umfrage ging. Hier ist das Thema "'Zeitgemäße' oder 'überzeutliche' Liturgie?" unerwartet deutlich auf Platz 1 gelandet; es erscheint mir auch tatsächlich sinnvoll, das Liturgie-Thema vor dem Predigt-Thema ("Predigt als Information und 'call to action'") zu behandeln, das – mit zwei Stimmen Vorsprung vor "Die Rosenstolz-Verschwörung" – auf Platz 2 gelandet ist. Nochmals zwei Stimmen weniger hat "Der Pillenpapst und die B-Bombe" erhalten, schade eigentlich, aber früher oder später werden wir auch dazu kommen. Irgendwo zwischendrin müssen dann auch das Dossier "Warum eigentlich 'Punkpastoral'?" und die Rezension zu "Lola macht Schlagzeilen" an die Reihe kommen, und die Artikelserien "God Gave Rock'n'Roll To You" und "Die 100-Bücher-Challenge" warten ebenfalls noch auf Fortsetzung. Zeit müsste man haben...! 



1 Kommentar:

  1. Da treffen Sie in der Tat eine Leerstelle in der Pfarrei Heilige Familie: das gemeinsame Stundengebet. Vor einigen Jahren gab es eine Zeitlang regelmäßig eine gesungene Vesper, auch schon einmal eine Marienvesper als Maiandacht, heute nur noch zum Ende des Ewigen Gebets. Und natürlich beten unsere indischen Ordensfrauen im St.-Elisabeth-Seniorenheim die Tagzeiten, aber vermutlich in ihrer Muttersprache. So fährt unsereiner dann eben ein paar Kilometer weiter zu den Karmelitinnen in Maria Regina Martyrum. Die Krypta dort ist für mich ein besonderer Kraftort.
    Ob ich mit einem "Lobpreis mit dem Stundenbuch" glücklich würde, weiß ich nicht - als jemand, dem die geprägte, über Jahrhunderte gewachsene Form der Liturgie in Messfeier und Stundengebet spirituell wichtig ist.
    Ich habe nie verstanden, warum nicht die brevierpflichtigen Kleriker in unserer Pfarrei wenigstens gelegentlich gemeinsam beten und die Gemeinde dazu einladen. Im Pfarrhaus in der Galenstraße wohnten zeitweise drei solcher Kleriker, da hätte das doch leicht geschehen können, als Hinführung zum Gebet.
    Ein kurze Bemerkung zum Thema "NGL": Bei der Aufzählung der No-Gos fehlte "Herr, deine Liebe ist wie Kraut und Rüben". Und der Hionweis darauf, dass "Jingle bells" keine Weihnachtslied ist.

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