Samstag, 3. Februar 2024

Creative Minority Report Nr. 15

Saludos, liebe Freunde und Fans des Wochenbriefings! Hinter mir liegt eine aus unterschiedlichen Gründen (mehr dazu unter "Was bisher geschah") recht chaotische und anstrengende Woche, in der ich längst nicht so viel geschafft habe, wie ich eigentlich vorgehabt hatte. Folglich gibt es in diesem Wochenbriefing im Vergleich zu den vorigen Wochen deutlich weniger Neuigkeiten aus der lokalen Basisarbeit, aber andererseits hatte ich dadurch mal wieder Platz für die Rubrik "Neues aus Synodalien". – Zu den Dingen, die ich nicht geschafft habe, gehört auch, ein sowohl inhaltlich aussagekräftiges als auch optisch ansprechendes Vorschaubild aufzunehmen; aber den Anblick, der sich mir bot, als ich heute morgen ins Bad kam, möchte ich euch nicht vorenthalten – zumal er mir auch irgendwie symbolträchtig vorkommt. 


Was bisher geschah 

Zunächst: Zur ersten Community Networking Night des Jahres im Baumhaus gingen wir nicht, auch nicht ich alleine, wie ich zwischenzeitlich erwogen hatte; es passte zeitlich einfach nicht. Nächstes Mal – heute in drei Wochen – will ich aber unbedingt hin, zumal ich etwas zur Rubrik "News You Can Use" beizutragen habe, aber was, das verrate ich erst, wenn's soweit ist. Was wir ebenfalls nicht schafften, war, am Sonntag früh genug aufzustehen, um in St. Stephanus Haselhorst zur Messe und anschließend zum "Familienbrunch" zu gehen; stattdessen gingen wir, wie meistens, in St. Joseph Siemensstadt zur Messe – dazu weiter unten mehr. Der Montag gestaltete sich für mich unerwartet anstrengend: Beide Kinder hatten Magen-Darm-Beschwerden, was dazu führte, dass die Große nicht zur Schule konnte und der wöchentliche Omatag ausfiel; und meine Liebste hatte Dienstberatung und dadurch erheblich später Feierabend als an einem normalen Arbeitstag. Den Kindern ging es ab dem frühen Nachmittag schon wieder besser, und ich wäre gern mit ihnen raus gegangen, z.B. auf einen Spielplatz; aber wir erwarteten die Lieferung eines neuen Handys für meine Liebste, nachdem bei ihrem alten Gerät das Display den Dienst quittiert hatte und eine Reparatur aller Wahrscheinlichkeit nach teurer geworden wäre als eine Neuanschaffung. Als dann irgendwann nach 17 Uhr der Zusteller eines namhaften Versandunternehmens bei uns klingelte, aber lediglich eine Hülle für das neue Handy, nicht aber dieses selbst lieferte, war ich reichlich frustriert, dafür so lange mit den Kindern zu Hause ausgeharrt zu haben. Zu allem Überfluss hätte ich an diesem Tag eigentlich den ersten Beitrag für meine neue Kolumne in der Tagespost schreiben wollen. (Jawohl, Leser: Ich habe jetzt eine eigene Kolumne in der Tagespost! Aber erst mal weiter im Text.) In Gedanken hatte ich meinen Beitrag, wie ich meinte, schon ziemlich gut vorbereitet, aber mich mal in Ruhe an den Computer zu setzen und ihn tatsächlich zu schreiben, war unter den gegebenen Umständen annähernd unmöglich. – Nachdem meine Liebste nach Hause gekommen war und wir zu Abend gegessen hatten, schaffte ich es dann doch noch noch, ungefähr die Hälfte des Artikels in den Computer zu tippen, den Rest erledigte ich am Dienstag ganz früh, bevor die Kinder aufwachten – und nachdem ich über Nacht noch einen zündenden Einfall für den Mittelteil gehabt hatte. Tja: das Wunder der Deadline. Schreibaufträge erst in letzter Minute zu erledigen, entfesselt nicht selten eine ganz eigene Dynamik. Ich bin jedenfalls mehr als zufrieden mit dem Ergebnis: Den Katholikentag von 1968, ChatGPT, den Club der Toten Dichter, Emma Braslavskys "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten" und natürlich die #BenOp in nur rund 3.000 Zeichen miteinander zu verknüpfen, das soll mir erst mal einer nachmachen. Oder vielleicht lieber nicht. 

Weniger erfreulich war, dass das Magen-Darm-Virus, nachdem es die Kinder nur vergleichsweise kurz geplagte, anschließend die erwachsenen Familienmitglieder erwischte. Bei meiner Liebsten ging es am Dienstagnachmittag los, bei mir in der Nacht zu Mittwoch. Das war umso ärgerlicher, als ich am Donnerstag eigentlich mit den Kindern in den Tierpark hätte gehen wollen (da die Große schulfrei hatte). Wir fanden aber eine gute Lösung, dank der sich obendrein der am Montag ausgefallene Omatag in anderer Form nachholen ließ: Gegen Mittag holte die eine Oma die Kinder bei uns ab und ging mit ihnen ins Naturkundemuseum, wo sie sich allem Anschein nach prächtig amüsierten; und gegen Abend lieferte sie sie wieder zu Hause ab. Derweil durfte ich mich ausruhen und war am Freitag wieder weitestgehend fit; wozu ich diesen Umstand nutzte, ist ganz am Ende der Rubrik "Zweimal Lichtmess" nachzulesen... 

Ich wäre dann der Bär, der sich nur mit knapper Not auf dem Rücken des Einhorns halten kann. 

Was ansteht 

Für meine Familie und mich ist es mal wieder an der Zeit, Berlin für ein paar Tage den Rücken zu kehren: In Berlin und Brandenburg sind, wie übrigens auch in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, kommende Woche Winterferien, und das ist immer eine günstige Gelegenheit, an einem Ort, an dem gerade keine Ferien sind, preiswert Urlaub zu machen. Es sind zwar nur fünf Tage einschließlich Hin- und Rückfahrt, aber ich freu mich drauf. Ich hoffe nur, dass wir dann alle gesund sind... 


Zweimal Lichtmess 

Als wir am Sonntag knapp rechtzeitig zur Messe in St. Joseph Siemensstadt eintrafen, fielen mir die zahlreichen vor dem Altar aufgebauten Kerzen auf, und da fiel mir wieder ein, dass am vorigen Sonntag in den Vermeldungen die Rede davon gewesen war, die äußere Feier des Festes der Darstellung des Herrn (volkstümlich Mariä Lichtmess), dessen regulärer Termin am 2. Februar (40 Tage nach Weihnachten) ist und somit dieses Jahr auf einen Freitag fällt, werde auf den Sonntag vorverlegt. Ich neige in solchen Fällen immer dazu, mich zu fragen, ob das eigentlich zulässig ist, aber da ich das nun mal nicht weiß, will ich nichts Gegenteiliges unterstellen. 

Zelebriert wurde die Messe vom Krankenhausseelsorger, und vermutlich mit Rücksicht darauf, dass die Lichterweihe einige Zeit in Anspruch nahm, predigte er nur sehr kurz, nicht einmal fünf Minuten lang; inhaltlich ging diese Predigt kaum über eine ausgeschmückte Nacherzählung des zuvor gehörten Evangeliums hinaus. Gut gefiel mir, dass der Prediger einen Bezug zum Stundengebet herstellte – indem er darauf hinwies, dass der Lobgesang des Simeon (Lk 2,29-32) zentraler Bestandteil der Komplet, des Gebets zum Tagesabschluss, sei. Schade war daran allerdings wiederum, dass er lediglich erwähnte, das Stundengebet sei für Kleriker und Ordensleute vorgeschrieben, nicht aber, dass das II. Vatikanische Konzil das Stundengebet auch für Laien empfiehlt (vgl. Sacrosanctum Concilium Nr. 100). 

Erwähnen möchte ich außerdem, dass dieser Priester bisher in jede Predigt, die ich von ihm gehört habe – okay, das waren nur vier, von denen obendrein zwei nahezu identisch miteinander waren –, ein Frage-und-Antwort-Spiel mit den in einer der ersten Bankreihen versammelten Erstkommunionkindern eingebaut hat; wozu ich generell sagen würde: Kann man machen, wenn man's KANN. In seinem Fall wirkt es schon deshalb etwas peinlich, weil seine Bemerkung zum Ende der Schulferien vor ein paar Wochen ja recht deutlich gezeigt hat, dass es mit seiner ostentativen Kinderfreundlichkeit tatsächlich nicht gar so weit her ist. Was diese Bemerkung außerdem noch gezeigt hat, war, dass er zu der nicht gerade seltenen Gattung von Priestern gehört, die im eigenen Interesse gut daran täten, in der Messe über das hinaus, was im Messbuch steht, möglichst wenig zu reden. Beides zeigte sich auch diesen Sonntag wieder. So war es ohne Frage nett, dass er in seinen Schlussbemerkungen die beiden neuen Ministranten lobend erwähnte; und zweifellos lag es nahe, dass er bei dieser Gelegenheit den Erstkommunionkindern nahelegte, sie sollten sich überlegen, ob sie nicht auch Ministranten werden wollten. Dass er dies aber allen Ernstes mit dem "Argument" untermauerte "Dann ist die Messe für euch nicht mehr ganz so langweilig", löste bei mir dann doch zwanghaftes Augenrollen aus. 

– Ich bin mir nahezu sicher, es schon mehr als einmal gesagt zu haben, aber: Kindern zu suggerieren, die Heilige Messe (oder "Kirche" überhaupt) sei für sie langweilig, ist eine self-fulfilling prophecy. Von Natur aus neigen Kinder nicht dazu, sich zu langweilen – sehr viel weniger als Erwachsene. Grundsätzlich besitzen sie die Fähigkeit und Bereitschaft, alles interessant interessant zu finden; dass es Dinge gebe, die für sie uninteressant seien, weil sie Kinder seien, ist eine Idee, auf die sie von allein nicht kämen, das wird ihnen von Erwachsenen beigebracht, oft übrigens in der Schule (abermals ein Grund zur Freude darüber, dass die Schule, die unser Tochterkind besucht, nicht so ist). Aber nicht nur dass es Dinge gibt, die angeblich langweilig seien, lernen Kinder von Erwachsenen, sondern auch welche Dinge das sind, schauen sie sich von den Erwachsenen ab. Wenn sie sehen, dass die Erwachsenen etwas interessant finden, finden sie es in der Regel auch interessant. Und nun kann man sich wohl an den Fingern abzählen, was es bedeutet, wenn Kinder ausgerechnet von einem Priester gesagt bekommen, die Messe sei langweilig. – 

Dazu passte übrigens eine weitere Äußerung des Zelebranten, von der ich nicht recht einsehen kann, warum er sie sich nicht verkneifen konnte: Kurz vor dem Schlusssegen streute er die Bemerkung ein, die beliebtesten Plätze in der Kirche seien offenbar immer die hinteren Bankreihen, ubd fügte hinzu: "Wenn ich nicht hier vorne stehen müsste, würde ich wohl auch lieber weiter hinten sitzen." Ernsthaft? 

Am gestrigen Freitag war nun nicht nur der eigentliche Termin von Mariä Lichtmess, sondern obendrein Herz-Jesu-Freitag und der erste Tag der Novene zu Unserer Lieben Frau von Lourdes, daher war es mir mehr als recht, dass mein Jüngster schon morgens erklärte, nachdem wir seine Schwester zur Schule gebracht hätten, wolle er erst Saft kaufen und dann zur Kirche. Ungefähr so machten wir es dann auch: Am späten Vormittag, eigentlich schon reichlich spät für die Terz, aber noch etwas zu früh für die Sext, kehrten wir in St. Joseph Tegel ein, zündeten jeder eine Opferkerze an und hielten anschließend eine schöne Lobpreisandacht ab, an die ich zur Feier des Tages noch die Herz-Jesu-Litanei aus dem Gotteslob dranhängte. Aber damit nicht genug: Nach dem Abendessen gab es bei uns zu Hause endlich mal wieder eine Familien-Gebetszeit, und zwar zur Lourdes-Novene. Ebenfalls mit Lobpreismusik. Ich glaube sagen zu können, dass diese gemeinsame Gebetszeit der ganzen Familie ausgesprochen gut tat; am Ende verlangte der Jüngste sogar eine Lied-Zugabe. Wir sollten das wirklich öfter machen --- und vielleicht ist die Lourdes-Novene ja genau der richtige Anlass dafür... 


Neues aus Synodalien: In Olm, om Olm ond om Olm herom 

Der Südwestdeutsche Rundfunk berichtet, die Bewegung Maria Zwonull habe ihre erste eigene Gemeinde gegründet. Im Ernst? Nein, in Nieder-Olm. Was ja schon mal ein prachtvoller Ortsname ist. Habe ich Leser in Nieder-Olm? Oder wenigstens Leser, die schon mal da waren? So ganz werde ich aus der Meldung des SWR nämlich nicht schlau. 

"Eigentlich wollte die Reformgruppe Maria 2.0 in Nieder-Olm die römisch-katholische Kirche verändern", heißt es da zunächst. "Doch nun haben die Frauen genug. Sie wollen einen neuen Weg gehen, eine eigene 'Gemeinde' gründen." Eine Sprecherin der Initiative wird zitiert: "Es ergibt einfach keinen Sinn mehr, sich weiter an der Kirche und ihren Bischöfen abzuarbeiten." Interessant ist daran ja Verschiedenes, nicht zuletzt in Hinblick auf das schon mehrfach festgestellte Phänomen, dass das "progressive Lager" mit den Ergebnissen des Synodalen Weges nicht so recht glücklich zu sein scheint. Nun wäre es ja eine Sache, zu sagen "Das, was auf dem Synodalen Weg erreicht wurde, genügt uns noch nicht, deshalb müssen wir weiterkämpfen!"; aber tatsächlich scheinen gerade auf dem radikalsten Flügel der Kirchendeformierer die Reaktionen eher in Richtung "Das hat alles nichts gebracht, jetzt schmeißen wir alles hin" zu gehen. Das gibt doch zu denken. 

Aber schauen wir mal weiter: "Viele Jahre", so heißt es, hätten die Zwonullerinnen aus Nieder-Olm "gegen die veralteten Strukturen in der römisch-katholischen Kirche protestiert. Mit Streiks, mit Kundgebungen mit provokanten Aktionen auf dem Rosenmontagszug in Mainz und auf dem Fastnachtsumzug in Nieder-Olm. Alles ohne Erfolg", wie die Sprecherin der örtlichen Zwonullgruppe, Andrea Keber, klagt – wobei ich mich unwillkürlich frage, was für eine Art von "Erfolg" man denn da hätte erwarten sollen oder können. Ein paar Frauen aus Nieder-Olm verkleiden sich im Fasching als Päpstinnen, und prompt dankt die gesamte kirchliche Hierarchie ab und macht den Weg frei für eine gendergerechte, LGBT-affirmierende, basisdemokratisch von Laien geführte Wohlfühl-Glaubensgemeinschaft? Oder wie? 

"Die Frauen von Maria 2.0 in Nieder-Olm wollen jetzt nicht mehr warten, bis die Kirche irgendwann einmal etwas ändert", heißt es weiter. "Sie wollen nun als 'eigene Gemeinde' aktiv werden. 'Gemeinde ist für uns das, was Menschen vor Ort brauchen. Die auf der Suche sind nach etwas, das ihnen Kraft gibt – ohne dass die katholische Kirche als Aufpasser hinten dran steht.'" Über das Kirchenbild, das aus dem letzten Nebensatz spricht, ließe sich zweifellos einr ganze Menge sagen; man kann es aber natürlich auch lassen. Schauen wir uns lieber mal an, was den Leuten, die "der Suche sind nach etwas, das ihnen Kraft gibt", konkret geboten werden soll: "Neben Gottesdiensten werden den Menschen auch ganz weltliche Veranstaltungen geboten, zum Beispiel Sommerfeste, Weinproben oder Yoga-Kurse." Aha, und was ist mit Qi Gong? – Ganz in Ernst, ich würde mal sagen, dieses "Programm" unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was einem landauf, landab in vielen "ganz normalen" katholischen Pfarrgemeinden geboten wird. Diesen Punkt halte ich für alles andere als banal. Ich hatte schon häufiger den Eindruck, die Zwonullerinnen und vergleichbare Gruppen protestieren gegen Zustände in der Kirche, von denen sich manch ein sogenannter "konservativer" Katholik wünschen würde, dass es sie in Wirklichkeit gäbe. Womöglich ist auch genau das eine Erklärung dafür, dass die Damen so frustriert sind und mehr und mehr dazu neigen, alles hinzuschmeißen und aus der Kirche auszutreten: Da, wo sie ihre Basis und ihr Unterstützerumfeld haben, nämlich in ohnehin schon sehr "verweltlichten" post-volkskirchlichen Pfarrgemeinden, gibt es für sie nichts mehr zu erreichen, weil im Großen und Ganzen schon alles so ist, wie sie es haben wollen; und über diese Ebene hinaus reicht ihr Einfluss nicht. 

Beim ersten Überfliegen des Artikels war ich übrigens an einem größer gedruckten Zwischentitel hängen, wiederum einem Zitat der Nieder-Olmer Zwonull-Sprecherin Andrea Keber: "Letztendlich geht es darum, dass das eine Kirche ist, die nicht auf der Basis der Botschaft Jesu basiert." Na, dachte ich, das ist ja mal eine bestechend ehrliche und realistische Selbsteinschätzung. Aber Spaß beiseite, natürlich kann man sich schon denken, dass sie mit diesen Worten nicht ihren eigenen Verein, sondern die katholische Kirche zu beschreiben beabsichtigt. Der Frage, woher die Vorstellung eines grenzenlos toleranten, allzeit nachsichtig lächelnden Blümchen-Jesus (denn eine solche bildet ja für gewöhnlich den Hintergrund für die Behauptung, die katholische Kirche sei in Lehre und Praxis nicht "jesuanisch") eigentlich kommt, sollte man vielleicht mal systematisch nachgehen; was ich mich dabei aber auch frage, ist, ob es den Leuten gar kein Kopfzerbrechen bereitet, dass dieses Jesusbild so wenig Ähnlichkeit mit dem Jesus hat, den das Christentum seit fast 2000 Jahren als den Christus verkündet – oder anders ausgedrückt: wie sie es sich erklären, dass es fast 2000 Jahre gedauert hat, bis jemand die Botschaft Jesu ihrer Meinung nach richtig verstanden hat. Aber ich ahne schon, wie hier die Antwort lautet: Das liegt daran, dass die Kirche die ganze Zeit hindurch die Leute manipuliert und in die Irre geführt hat, um Macht über sie zu gewinnen. Merke: Verschwörungstheorien sind nur dann pfui und bäh, wenn sie aus einer unerwünschten Richtung kommen. 

Bleiben wir aber mal beim SWR-Bericht über dir Zwonull-Gemeindegründung in Nieder-Olm – und kommen hier zu dem Punkt, aus dem ich, wie oben angedeutet, nicht schlau werde: Gegen Ende heißt es da nämlich: "Eine echte Gemeinde, parallel zur bestehenden katholischen Kirchengemeinde, haben die Frauen [...] nicht gegründet" (Hervorhebung von mir). Ja wie, jetzt doch nicht? Widerspricht der Artikel damit nicht seiner eigenen Überschrift? Und vor allem: Was soll das Ganze dann? Auch ein als Video in den Artikel eingebettetes Interview mit Andrea Keber schafft hier keine wirkliche Klarheit (auch wenn es in anderer Hinsicht durchaus interessant und vielsagend ist; eventuell könnte es sich lohnen, darauf in einem gesonderten Blogartikel zurückzukommen). Im Text des SWR-Artikels liest man: "Vor der katholische Kirche im Stadtkern von Nieder-Olm hängt [...] ein großes Banner. 'Bei uns sind ALLE willkommen' heißt es darauf." Wohlgemerkt: vor der katholischen Kirche des Ortes, nicht etwa vor einem von der neuen Maria-Zwonull-Gemeinde angemieteten Ladenlokal oder Lagerhaus. Sowohl im Video als auch auf einem Foto am Kopf des Artikels ist dieses Transparent zu sehen, und bei der Kirche, an der sie hängt, handelt es sich definitiv um die barocke Kirche St. Georg, die zum Bistum Mainz gehört. Ist das Ganze also doch wieder nur eine öffentlichkeitswirksame Protestaktion, eine symbolische Inbesitznahme? Aber was wird dann aus den Weinproben und Yoga-Kursen? Oder wollen die Damen mit ihrer Aktion ausdrücken, dass die Gemeinde de facto bereits "ihnen gehört"? Das würde ja dazu passen, was ich weiter oben geschrieben habe, aber was ist dann mit der Aussage, sie wollten "ohne [...] die katholische Kirche als Aufpasser" agieren? Haben sie die Kirche besetzt und den Pfarrer rausgeschmissen? Oder ist die Pfarrei vakant, und die Zwonullerinnen nutzen das, um Fakten zu schaffen? Fragen über Fragen. 

"Was jetzt in Nieder-Olm passiert, stimmt Andrea Keber zuversichtlich", heißt es zum Schluss; und da sage ich: Mich auch, wenn auch aus gegenteiligen Gründen. Ich sehe in diesen Vorgängen nämlich ein Indiz dafür, dass es mit Maria Zwonull zu Ende geht. Vielleicht nicht mit der Existenz dieser Gruppe als solcher – die sogenannte "Altkatholische Kirche" gibt's schließlich auch immer noch –, aber mit ihrer Relevanz. Mit einem Fuß in der katholischen Kirche zu stehen und mit dem anderen Fuß draußen, funktioniert auf die Dauer eben nicht, das sehen die Damen allmählich auch ein; und die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass sie sich im Zweifel eher für "draußen" entscheiden. Wenn sie aber keine kirchliche Obrigkeit mehr über sich haben, gegen die sie rebellieren können, stellt sich die Frage, worin eigentlich noch ihre Existenzberechtigung besteht. Ob sie mehr anzubieten haben als pures Dagegensein, und wenn ja, was das sein könnte. Weinproben und Yoga-Kurse werden da jedenfalls kaum ausreichen. 

Geistlicher Impuls der Woche 

Am heutigen Fest betrachten wir Jesus, den Herrn, den Maria und Josef in den Tempel bringen, um ihn "dem Herrn zu weihen" (Lk 2,22). In dieser Szene des Evangeliums enthüllt sich das Geheimnis des Sohnes der Jungfrau, des dem Vater Geweihten, der in die Welt gekommen ist, um seinen Willen treu zu erfüllen (vgl. Hebr 10,5–7). Hier ereignet sich die Begegnung der beiden Testamente, des Alten und des Neuen. Jesus kommt in den alten Tempel, er, der der neue Tempel Gottes ist: Er kommt, um sein Volk zu besuchen, wodurch es zur Erfüllung des Gehorsams gegenüber dem Gesetz und zur Eröffnung der letzten Zeit des Heils kommt. 

Es ist interessant, diesen Einzug des Jesuskindes in den feierlichen Rahmen des Tempels aus der Nähe zu betrachten: Es herrscht ein großes "Kommen und Gehen" von so vielen Menschen, die mit ihren Verpflichtungen beschäftigt sind: die Priester und die Leviten mit ihren Dienstplänen, die zahlreichen frommen Gläubigen und Pilger, die den sehnlichen Wunsch haben, dem heiligen Gott Israels zu begegnen. Keiner dieser Leute merkt jedoch etwas. Jesus ist ein Kind wie die anderen, erstgeborener Sohn seiner sehr einfachen Eltern. Auch die Priester sind nicht fähig, die Zeichen der neuen und besonderen Gegenwart des Messias und Erlösers zu begreifen. Nur zwei Greise, Simeon und Hanna, entdecken die große Neuigkeit. Geführt vom Heiligen Geist finden sie in jenem Kind die Erfüllung ihrer langen Zeit des Wartens und der Wachsamkeit. Beide betrachten das Licht Gottes, das kommt, um die Welt zu erleuchten. dem prophetischen Verhalten der beiden Greise, das die Freude über die Begegnung mit dem Erlöser zum Ausdruck bringt, ist der ganze Alte Bund eingefangen. 

(Benedikt XVI., Predigt zum Fest der Darstellung des Herrn, 2011


Ohrwurm der Woche 

Sing Street: A Beautiful Sea 

Ein Song aus einem Film, und der Film heißt so wie die Band, weil es ein Film über eine Band ist. Eine fiktive Band. Obwohl: Kann man das so sagen? Kann eine fiktive Band real existierende Musik machen? – Wie dem auch sei: Den Film habe ich seinerzeit, 2016, zusammen mit meiner Liebsten im Kino gesehen, nachdem der Trailer sie davon überzeugt hatte, dass ich diesen Film lieben würde, und was soll ich sagen, sie hatte Recht. Tatsächlich fasst der Trailer schon sehr gut zusammen, worum es in dem Film geht: Ein Teenager kommt an eine neue Schule, hat dort allerlei Eingliederungsschwierigkeiten, und in der Absicht, ein Mädchen zu beeindrucken, behauptet er, er spiele in einer Band. Da sie ihm das glaubt, muss er schleunigst wirklich eine Band gründen. Da die Handlung ca. Mitte der 80er Jahre angesiedelt ist und die Schülerband sich natürlich am gerade angesagten Sound orientiert, kommen im Soundtrack des Films allerlei Spielarten von Postpunk bzw. New Wave zu Gehör. Die hier ausgewählte Nummer gehört zu meinen Favoriten – und passt zudem ausgezeichnet zu meiner augenblicklichen Urlaubsstimmung... 


2 Kommentare:

  1. "... oder anders ausgedrückt: wie sie es sich erklären, dass es fast 2000 Jahre gedauert hat, bis jemand die Botschaft Jesu ihrer Meinung nach richtig verstanden hat."
    Hier kann ich einfach nicht anders als die Mormonen zu erwähnen (ich war mal in Salt Lake City und habe mir dort eine ordentliche Wikipedia-Bildung angeeignet ;-)). Die haben das nämlich bei ihrer Gründung auch schon so gemacht und behauptet, das wahre Christentum sei verloren gegangen und sie würden es jetzt so wieder leben, wie es eigentlich gedacht war. Es gibt nichts Neues unter der Sonne... Die Mormonen haben jedenfalls auf eine ganze Menge aus katholischer Sicht wahrlich abstruse Glaubenssätze, das ist echt interessant...

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  2. Diasporakatholik4. Februar 2024 um 10:40

    Für mein Empfinden zu viel Aufhebens hier um die Gruppe Maria2.0.
    Stünde es nicht in diesem Blog, wüsste ich gar nichts um deren Aktivität in Nieder-Olm.

    Sie sind mir weitgehend gleichgültig und gehen mir gemäß einem Song unseres Panik-Rockers Udo L. eh' "am Ar... vorbei".

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