Donnerstag, 13. Juli 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #38

Seid gegrüßt, Leser! Dieses Wochenbriefing ist das letzte, bevor ich mit meiner Familie in den Sommerurlaub abdampfe, und ich übernehme keinerlei Garantie dafür, dass die Reihe "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" auch aus dem Urlaub heraus pünktlich jeden Donnerstag um 18 Uhr erscheinen wird. Lasst Euch überraschen! Übrigens möchte ich gleich vorausschicken, dass im aktuellen Wochenbriefing nicht nur erneut die Rubrik "Währenddessen in Tegel", sondern erstmals auch die Rubrik "Neues aus Synodalien" entfallen muss. Bin einfach zu sehr in Urlaubsstimmung, um mich mit so etwas zu befassen. Genug Stoff fürs Wochenbriefing gibt es zudem auch ohnedies!  


Spandau oder Portugal 

Die Sonntagsmesse in St. Joseph Siemensstadt sollte von den Haselhorster Pfadfindern mitgestaltet werden – genauer gesagt von den Wölflingen, und die älteren Wichtelkinder durften als Komparsen dabei sein; die Vorbereitungen fanden im Rahmen des Stammestreffens am Samstag statt, und die Wichtelgruppenleiter nutzten dieses Treffen dann auch gleich für Terminansprachen und sonstige Planungen. Angepeilt ist jetzt, dass die Wichtelgruppe im September noch zwei Schnuppertermine anbietet und ab Oktober dann alle zwei Wochen regelmäßige Gruppentreffen veranstaltet. Genaueres werde ich noch bekanntgeben. Jedenfalls kann ich schon mal festhalten, dass ich die Atmosphäre innerhalb des Wichtelgruppen-Leitungsteams als sehr angenehm und vielversprechend empfinde – und gespannt bin, wie die Dinge sich weiter entwickeln. 

Als wir nach dem Pfadfinder-Stammestreffen zur Bushaltestelle gingen, trafen wir eine Mitarbeiterin der EFG The Rock Christuskirche, die wir vom JAM kennen. Sie erzählte uns, dass in ihrer Gemeinde an diesem Wochenende die Spandauer Bibeltage stattfanden, und lud uns sehr herzlich dazu ein; meine Liebste wäre im Prinzip auch durchaus interessiert gewesen (ich selbst ehrlich gesagt etwas weniger, auch wenn ich mich über die freundliche Einladung freute), aber so richtig passte es nicht in unseren Tagesablauf. Dass in der Gorkistraße, kaum fünf Minuten von unserem Zuhause, ein Sommerfest mir Straßenmusik, Kinderschminken, Riesenseifenblasen und allem Pipapo gab, kriegten wir auch erst mit, als es schon wieder so gut wie vorbei war. 

Die Mitwirkung der Wölflinge an der Sonntagsmesse umfasste drei Kyrie-Rufe, fünf Fürbitten sowie vor allem ein Predigt-Anspiel, bei dem wie gesagt auch die älteren Wichtelkinder mit auftreten durften und das den doppelten Zweck erfüllte, der Gemeinde einen Eindruck davon zu vermitteln, was bei den Haselhorster Pfadfindern so alles gemacht wird, und einen Bezug zum Evangelium vom Tage herzustellen. Ich würde sagen, es gelang recht gut. 

"Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid" (Mt 11,28 – aus dem Evangelium vom Sonntag)

Im Anschluss an die Messe grillte die örtliche Kolpingsfamilie auf dem Kirchenvorplatz Würstchen, da blieben wir natürlich noch ein bisschen und bauten unsere sozialen Kontakte in der Gemeinde aus. 


Bei der Gelegenheit bekam ich auch die aktuelle Ausgabe der Mitgliederzeitschrift des Kolping-Diözesanverbands Berlin ("KiEB – Kolping im Erzbistum Berlin") in die Hände und überflog das Editorial – in dem mir zwei Details auffielen, die ich aus ganz unterschiedlichen Gründen interessant fand. Das eine war ein Zitat aus einem Brief Karl Marx' an Friedrich Engels aus dem Jahr 1869, in dem der große Theoretiker des Sozialismus sich bitter über die Konkurrenz der katholischen Arbeiterbewegung beklagt: "Die Hunde", so Marx, "kokettieren [...], wo es passend scheint, mit der Arbeiterfrage"; daher müsse "energisch, speziell in den katholischen Gegenden, gegen die Pfaffen losgegangen werden". Ein bisschen tragikomisch wirkt es, dass als Quelle für dieses Zitats ausgerechnet ein Buch eines anderen bekannten Autors namens Marx angegeben wird, nämlich des heutigen Erzbischofs von München und Freising. – Das andere interessante Detail dieses Editorials war die Information, dass beim jüngsten Konveniat der Diözesan-Präsides des Kolpingwerks in Köln Erik Flügge als Vortragsredner zu Gast war. Von dem hat man in letzter Zeit ja wenig gehört, aber im Geschäft ist er demnach also doch noch. Bei seinem Kolping-Gig verunsicherte er seine Zuhörer mit der Frage, wieso die Zeugen Jehovas in Deutschland bekannter seien als das Kolpingwerk, obwohl das letztere deutlich mehr Mitglieder habe. Ich muss schon sagen: Flügge ist zwar ein Dummschwätzer vor dem Herrn, aber wie es ihm immer wieder gelingt, die Apparatschiks in den kirchlichen Gremien und Verbänden zu verblüffen und herauszufordern, einfach weil er über die in diesen Kreisen ausgesprochen rare Fähigkeit und Bereitschaft verfügt, außerhalb der Box zu denken, das gefällt mir zuweilen doch ziemlich gut. 


Tagesreste (musikalische und andere) 

Nach dem Kolping-Grill-Event ging es für uns direkt weiter zum Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel bzw. der zukünftigen Urban Tech Republic, wo ein "Erlebnistag" der Berliner Feuerwehr stattfand. Da war mächtig was los – für meinen Geschmack, angesichts meiner tief sitzenden Abneigung gegen Menschenmengen, im Grunde zu viel, und die Hitze machte das Ganze noch zusätzlich anstrengend. Interessant war allerdings die Erfahrung, dass man, sobald man ein bisschen vernetzt ist, in jeder Menschenmenge Bekannte trifft: Wir begegneten zwei Familien, die wir von der Pfarreiarbeit in Siemensstadt und Haselhorst kennen, und einer weiteren, die wir vom JAM kennen. 

Ich hielt mich überwiegend in der Halle auf, wo die Temperaturen einigermaßen erträglich waren und wo es auf der Bühne zeitweilig Live-Musik gab; zunächst von der Band Monkey on a Wire, die ihren Stil und ihr Repertoire als "Mischung aus klassischem Country, gefühlvollen Balladen, aktueller Musik und auch eigenen Songs" beschreibt.  Ich würde sie als "so ähnlich wie Texas Lightning, falls sich an die noch jemand erinnert" beschreiben. Eigentlich nicht unbedingt mein bevorzugter Musikstil, aber irgendwie fand ich sie doch ganz gut. Neben allerlei Stücken, die ich nicht kannte, coverten sie so unterschiedliche Songs wie "I'm a Train" von Albert Hammond, "Solsbury Hill" von Peter Gabriel und "This is the Life" von Amy Macdonald, alle in demselben Stil, was mich mit dem obskuren Wunsch erfüllte, noch mehr Lieder in diesem locker-flockigen Country-Pop-Sound interpretiert zu hören. "Seven Nation Army" von den White Stripes, "Self Esteem" von The Offspring, "99 Luftballons" – warum denn nicht. Ich will damit sagen, das Konzept ist ausbaufähig. Aber irgendwann hatte die Band halt auch mal Feierabend. Zum Abschluss des Programms spielte die Rock-Coverband Suarez, die mich schon beim Soundcheck, bei dem sie "All Along the Watchtower" anspielte, für sich einnahm und ihren Auftritt dann mit "It's a Long Way to the Top (If You Wanna Rock'n'Roll" von AC/DC eröffnete. Dieses Stück enthält notorischerweise einen prägnanten Dudelsack-Part, und tatsächlich trat die Band hier zusammen mit einem in Ehren ergrauten, stilecht in Kilt, Plaid und Glengarry gewandeten Dudelsackpfeifer auf; das hatte was. 

Allgemein war das Programm beider Bands erheblich besser als die Konservenmusik, die dazwischen lief, denn die bestand überwiegend aus Schlagern der Helene-Fischer-Richtung (z.B. "Herzbeben"). Ein Song ließ mich hier allerdings aufhorchen, zunächst wegen der extrem larmoyanten Stimme, die mich an das grässliche "Die immer lacht" erinnerte, und dann wegen des Texts, in dem der moralische Zeigefinger eher schon ein Daumen war. Eine bezeichnende Textstelle lautete: 

"Er und er, zwei Eltern die ihr Kind zur KiTa bring'n / 
Sie und sie tragen jetzt den gleichen Ring /
Alles ganz normal" – 

wozu ich zunächst mal anmerken möchte: Wäre das wirklich so normal, gäbe es keinen Grund, darüber zu singen. – Eine schnelle Google-Recherche verriet mir, dass es sich um das Lied "Regenbogenfarben" von Kerstin Ott (und ja, das ist tatsächlich die, die "Die immer lacht" verbrochen hat) im Duett mit Helene Fischer handelte. Noch Fragen? Insgesamt erinnerte mich das Ganze an ein Thema, über das ich schon gelegentlich mal sinniert habe; nämlich, welchen Anteil das Schlager-Business daran hat, klassische Kaffeekränzchen-Omis mit Blumenkohllöckchen zu "Allies" der LGBTQ-Bewegung zu machen. Vielleicht sollte ich darüber mal bloggen; ich nehme es mal in die Themenvorschlagsliste für die nächste Publikumsumfrage auf, unter dem Arbeitstitel "Die Rosenstolz-Verschwörung"

Die Feuerwehr baut einen Regenbogen. 

Am Dienstag hatte unsere Große zum letzten Mal vor den Sommerferien einen Probe- bzw. Eingewöhnungstag an ihrer zukünftigen Schule,  und währenddessen machten unser Jüngster und ich uns einen Vater-Sohn-Tag. Als während einer Spaziertour mit dem Kinderwagen plötzlich laute Musik an mein Ohr drang, von der ich fand, dass sie sich ziemlich "live" anhöre, fragte in den Junior: "Sollen wir mal gucken, wo die Musik herkommt?" Er bejahte das entschieden, und so gelangten auf das Gelände des "Grünen Hauses", dessen Räumlichkeiten teils vom Humboldt-Gymnasium, teils von der Musikschule Reinickendorf genutzt werden. Dort fand ein Hoffest statt, und eine Schülerband coverte Rockklassiker. (Einer der beiden Gitarristen war vermutlich ein Lehrer; für einen Schüler sah er jedenfalls ein bisschen zu alt aus.) Das Fest neigte sich bereits dem Ende zu, als wir ankamen, aber mein Herr Sohn weigerte sich entschieden, das Gelände wieder zu verlassen, solange die Band spielte. Ich schätze, seine Leidenschaft für Musik sollten wir wirklich im Auge behalten. 

Der gestrige Mittwoch war in Berlin und Brandenburg (und übrigens, der Vollständigkeit halber sei's gesagt, auch in Hamburg) der letzte Schultag vor den Sommerferien und somit für meine Liebste der letzte Arbeitstag vor unserem Urlaub. Als wir nach ihrem Feierabend gemeinsam mit den Kindern durch die Tegeler Fußgängerzone schlenderten, fiel uns auf, dass einige Geschäfte am Zeugnistag mit Sonderangeboten für Schüler warben, die Einsen auf dem Zeugnis hatten: 


– worauf wir uns natürlich fragten: Ist das nicht unfair gegenüber denjenigen Kindern bzw. Jugendlichen, die Alternativschulen besuchen, an denen es gar keine Zensuren gibt? – Verteidiger des Regelschulsystems (und die gibt es ja – ein paar kenne ich sogar persönlich) würden hier vielleicht sarkastisch einwenden, die Schüler von Alternativschulen hätten noch ganz andere Probleme oder würden spätestens dann welche bekommen, wenn sie ins Berufsleben einzutreten versuchen. Umgekehrt könnten Kritiker des Regelschulsystems aber auch sagen, es sei den Schülern, die sich rund 200 Tage im Jahr für gute Noten abplagen, doch wohl zu gönnen, dass sie dafür wenigstens an einem Tag im Jahr Slush-Eis und Crêpes mit Nutella bekommen. 

Jedenfalls veranlassten diese Beobachtungen uns zu einer längeren Diskussion über Sinn und Unsinn unterschiedlicher Schulkonzepte und der Anforderungen, die da jeweils an die Schüler gestellt werden; wir führten dieses Gespräch in der Snack-Ecke des REWE-Markts im Tegel-Quartier, und wie es sich fügte, saßen am Nebentisch zwei Frauen mit zusammen ungefähr vier Kindern, die sich, nachdem sie aufgeschnappt hatten, worüber wir redeten, kurzerhand ins Gespräch einschalteten, da sie sich ebenfalls für Themen wie Freilernen und alternative Schulkonzepte interessierten. Daraus entwickelte sich eine sehr nette und anregende Unterhaltung. 

Am Nachmittag gingen wir dann zum JAM – zum vorerst letzten Mal, denn in den Schulferien findet diese Veranstaltungsreihe nicht statt. Dafür gibt es aber im August, in der vorletzten Ferienwoche, die Kinderbibelwoche. Da waren wir schon letztes Jahr mit unseren Kindern, und es war super; daher gehe ich davon aus, dass wir auch dieses Jahr wieder mit dabei sind. Bei der Kinderbibelwoche gibt es alles, was am JAM so toll ist, nur noch mehr davon. Also, vielleicht trifft man da ja mal den einen oder anderen...  


Was ich gerade lese 
  • zu Studienzwecken: Norbert Greinacher, Ja zur weltlichen Welt. Vortrag beim 82. Deutschen Katholikentag 1968 in Essen. 
Ich hatte ja schon vorige Woche prognostiziert, dass dieser Vortrag schlimm werden würde, aber dass er so schlimm werden würde, hatte ich dann doch nicht erwartet. Ärgerlich sind nicht nur die Anschauungen, die Greinacher vertritt, sondern auch und nicht zuletzt die mangelnde intellektuelle Redlichkeit seiner Argumentation. Dieser Vortrag wimmelt nur so von Passagen, die als Paradebeispiele dafür herhalten könnten, was der Lateiner "non sequitur" nennt: Ausgehend von religions- oder theologiegeschichtlichen Darlegungen, die mehr oder weniger plausibel, zum Teil wohl sogar unstrittig sind, springt Greinacher zu Schlussfolgerungen, die eigentlich keine sind, weil sie sich nicht logisch aus dem zuvor Gesagten ableiten lassen. Er macht das so oft, dass man denken könnte, er habe eine Wette darüber am laufen, wie lange man ihm das durchgehen lässt. Seine zentrale These lautet, die geschichtliche Entwicklung hin zu einer weltlichen, d.h. der Sphäre des Religiösen gegenüber autonomen Welt sei im Christentum, ja eigentlich sogar schon im Alten Bund bereits angelegt – insofern, als die Welt als Schöpfung eines allmächtigen und transzendenten Gottes und somit, anders als in den heidnischen Religionen, als selbst nicht göttlich angesehen werde. Mag diese Argumentation dem normalen menschlichen Verstand bereits ein gewisses Kopfzerbrechen bereiten, ist sie mit ein bisschen Übung in Dialektik durchaus noch verdaulich; Greinacher treibt diese Dialektik jedoch ins offensichtlich absurde Extrem, bis hin zu der Behauptung, eine "authentische Verweltlichung der Welt" sei "christlich bedingt und vom Glauben her erfordert" und das Ansinnen einer "Verkirchlichung der Welt" sei "in sich unchristlich". – Der argumentative Pferdefuß des ganzen Vortrags besteht darin, dass Greinacher nirgends klarstellt, wo er von der Kirche als Institution – als Machtapparat, wenn man so will – und wo von der Kirche als Glaubensgemeinschaft spricht. Dabei wäre das eine ausgesprochen wichtige Unterscheidung: Während es sicherlich auch und gerade aus christlicher Sicht überzeugende Gründe gibt, es gutgeheißen, wenn zahlreiche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, der Wissenschaft, Sozialfürsorge etc. institutionell unabhängig von der Kirche sind, ist der Glaube, den zu verkünden und zu lehren zentraler Auftrag der Kirche ist, dem Anspruch nach universell gültig, und es wäre aus gläubiger Perspektive absurd, zu sagen, für gesellschaftliche Bereiche, die sich von der Kirche emanzipiert haben, könne oder dürfe die kirchliche Lehre keine Gültigkeit mehr beanspruchen. Diese Ebenen vermengt Greinacher permanent miteinander, und ich habe den Verdacht, er macht das nicht etwa aus Doofheit, sondern mit voller Absicht. 
Wenn mich jemand fragte, was meiner Auffassung nach von dem Engagement, das meine Liebste und ich fünf Jahre lang in die Gemeinde Herz Jesu Tegel investiert haben, geblieben ist, dann würde ich antworten: das Büchertauschegal im Vorraum zur Besuchertoilette der Kirche. Das war wirklich eine reine Eigenleistung von uns: Wir hatten die Idee, wir haben das Regal als solches besorgt, es an Ort und Stelle aufgestellt und auch die ersten ca. 100 Bücher eingestellt. (In einem ganz ähnlichen Sinne ist auch der Babywickeltisch in der Besuchertoilette ein Vermächtnis von uns, aber davon wollte ich jetzt nicht reden.) Allem Anschein nach wird das Büchertauschegal immer noch gut genutzt, und als ich da neulich mal wieder nach dem Rechten sah, fiel mir sofort das Buch "Ella auf Klassenfahrt" von Timo Parvela ins Auge. Ein anderes Buch dieser Reihe, "Ella und das Abenteuer im Wald", hatten wir unlängst aus der Bücherei ausgeliehen gehabt; dieser Umstand veranlasste mich, "Ella auf Klassenfahrt" kurzerhand mitzunehmen, und das Tochterkind wählte es, nachdem wir "Eine zauberhafte Verwandlung" aus der Reihe "Silberwind, das weiße Einhorn" durch hatten, direkt als neue Gutenachtlektüre aus. Es scheint das grundlegende Handlungsmuster der "Ella"-Reihe zu sein, dass die Ich-Erzählerin und ihre Klassenkameraden mitsamt ihrem gutwilligen, aber tollpatschigen und vom Pech verfolgten Lehrer wider Willen in ein Abenteuer hineingeraten. Im vorliegenden Fall geht es damit los, dass die Schulklasse eigentlich auf Klassenfahrt in den sonnigen Süden fliegen will, durch eine Verwechslung jedoch ins falsche Flugzeug gerät und ohne ihr Gepäck in Lappland landet. Die ersten Kapitel waren für meinen Geschmack etwas allzu überkandidelt und dick aufgetragen, aber ab dem Zeitpunkt, als der Betreiber einer Ferienhäuser- und Wintersportanlage, der sich als der Vater des Lehrers herausstellt und den die Kinder für den Weihnachtsmann halten, sich der Gestrandeten annimmt, wird es dann doch interessant: Aufgrund einer Reihe von mit kindlicher Phantasie fehlinterpretierten Indizien glauben Ella und ihre Klassenkameraden, der Weihnachtsmann wolle sich zur Ruhe setzen und seinen Sohn, also ihren Lehrer, zu seinem Nachfolger machen, und sie selbst sollten Weihnachtswichtel werden. Und ein Buch über Wichtel finde ich als Wichtelgruppenleiter selbstverständlich interessant...! 


Aus dem Stundenbuch 
Sooft du etwas Gutes zu tun beginnst, bitte zuerst inständig darum, dass Gott es vollende. Dann braucht er, der uns jetzt gnädig unter seine Söhne aufgenommen hat, nicht dereinst über unser böses Tun betrübt zu sein. Denn immer müssen wir ihm mit den Gaben, die er in uns legt, so gehorchen, dass er nie als erzürnter Vater uns, seine Söhne, enterbt oder als strenger Herr, zornig über unsere Sünden, uns wie nichtsnutzige Knechte der ewigen Strafe überantwortet, weil wir ihm zur Herrlichkeit nicht folgen wollten. 
Stehen wir also endlich einmal auf; die Schrift weckt uns und sagt: Die Stunde ist gekommen, sich vom Schlaf zu erheben.  Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht, und hören wir mit aufmerksamem Ohr, was die Stimme Gottes uns jeden Tag mahnend zuruft: "Wenn ihr heute seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht!" (Ps 95,7-8) Ferner: "Wer Ohren hat zum Hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." (Mk 4,9; Offb 2,7) Und was sagt er? "Kommt, meine Söhne, hört mir zu! Ich will euch in der Furcht des Herrn unterweisen." (Ps 34,12) "Lauft, solange ihr noch das Licht des Lebens habt, damit euch nicht die Finsternis des Todes überfällt." (Vgl. Joh 12,35
Was könnte uns, liebe Brüder, willkommener sein, als diese Stimme des Herrn, der uns einlädt? Seht doch, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben.
Umgürten wir uns also mit dem Glauben und der Übung der guten Werke, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat. Wenn wir im Zelt seines Reiches wohnen wollen, müssen wir mit guten Taten vorwärtseilen; sonst werden wir nie dorthin gelangen. 
Wie es einen bösen und bitteren Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es auch einen guten Eifer, der von der Sünde trennt und zu Gott und zum ewigen Leben führt. 

Ohrwurm der Woche 

Fettes Brot: Falsche Entscheidung 


Ein solidarischer Gruß der Rapper aus Halstenbek, Pinneberg und Schenefeld ("Das war leider nie der Mittelpunkt der Szenewelt") an "alle Mauerblümchen, alle grauen Mäuschen, alle Streberleichen, alle Pickelfressen, alle hässlichen Entlein, alle Linkshänder, alle Bettnässer und dicke Mädchen, Muttersöhnchen, Spargeltarzans, Bohnenstangen, Mäusemelker, Brillenschlangen, Sitzenbleiber, alle Angsthasen und alle Schreckschrauben". Ich denke, da kann sich manch einer, einschließlich meiner bescheidenen Person, drin wiederfinden – was freilich einmal mehr die Frage aufwirft, wer eigentlich die Lieder, Bücher und Filme für die Leute schreibt, die in ihrer Jugend am oberen Ende der sozialen Hackordnung unter ihren Altersgenossen standen. Ich habe mir diese Frage schon öfter gestellt, und meine Arbeitshypothese lautet: Wahrscheinlich sind die allgemein nicht so kunstinteressiert


Blogvorschau 

Zunächst einmal möchte ich mir ein wenig selbst auf die Schulter klopfen, dass es mir endlich mal wieder gelungen ist, zwischen zwei Wochenbriefings ein paar andere Artikel fertigzustellen und zu veröffentlichen, nämlich die zwei Teile des "Traums von der erneuerten Gemeinde". Und ich bin recht optimistisch, dass auch der Urlaub mich nicht daran hindern wird, diesen positiven Trend in Sachen Produktivität fortzusetzen. "Bloggen als unehrenhafte Form des Journalismus" ist jedenfalls schon mal in Arbeit, das Dossier "Warum eigentlich 'Punkpastoral'?" ebenfalls (letzteres verspricht allerdings ziemlich aufwendig zu werden). Aus der letzten Publikumsumfrage ist dann noch "Shopping-Queens und Horsefluencerinnen" offen, einige Artikelserien warten auf Fortsetzung (darunter natürlich nicht zuletzt die eingekerkerte Nonne!), und an neuen Artikelideen mangelt es ebenfalls nicht. Wie ich im Zuge der Arbeit am "Traum von der erneuerten Gemeinde" festgestellt habe, steckt in diesem Thema noch Stoff für mindestens zwei weitere Artikel (über "Predigt als Information und 'call to action'" sowie "'Zeitgemäße' oder 'überzeitliche' Liturgie?"), und oben in den "Tagesresten" habe ich ja die Idee zu einem Artikel mit dem Arbeitstitel "Die Rosenstolz-Verschwörung" festgehalten. Zum Thema "Freilernen u./o. alternative Schulkonzepte" sollte ich wohl auch mal was schreiben, aber vielleicht überlasse ich das Thema doch lieber meiner Liebsten, schließlich ist sie die studierte Pädagogin in der Familie. 

Da fällt mir übrigens ein, ich muss sie mal wieder daran erinnern, dass sie der Netzwelt noch einen Artikel zum Thema "Mit kleinen Kindern im Gottesdienst" schuldet. Immerhin hat sie ja jetzt Urlaub... 


3 Kommentare:

  1. Flügge ist ein Dummschwätzer? Nein, aber der Autor dieses Blogs macht Anstalten, diesen Titel für sich zu erarbeiten. Was ich hier an Hass, Abwertung und Geringschätzung für Menschen lese, die nicht genau seine Frömmigkeitsrichtung teilen, hat mit christlich nichts zu tun.

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  2. Die Behauptung, um sich meine Geringschätzung zu erwerben, genüge es schon, "nicht genau [m]eine Frömmigkeitsrichtung [zu] teilen", finde ich ehrlich gesagt ziemlich albern.

    Im Übrigen dachte ich, es wäre in Ihren Kreisen eher verpönt, Anderen das Christsein abzusprechen...?

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    1. Wobei offen bleibt, was "christlich" überhaupt bedeutet.

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