Am Freitag musste meine Liebste wegen des Bahnstreiks nicht zur Arbeit, schönes Wetter war auch, und so verbrachten wir als Familie einen großen Teil des Tages auf verschiedenen Spielplätzen; am Samstag war das Wetter sogar noch schöner, und wir taten im Wesentlichen dasselbe. Am Sonntag war das Tochterkind dann morgens derart schwer aus dem Bett zu kriegen, dass wir uns schließlich sagten: Selbst wenn wir jetzt einen super-hektischen Aufbruch hinlegen, um es noch pünktlich zur Messe in St. Joseph Siemensstadt zu schaffen, besteht erfahrungsgemäß die Gefahr, dass uns beim Umsteigen der Anschlussbus vor der Neese wegfährt und wir es doch nicht schaffen. Da frühstückten wir lieber erst mal und gingen dann in die Mittagsmesse in St. Joseph Wedding.
In dieser Kirche, die während des Umbaus von St. Hedwig temporär die Funktion der Kathedrale des Erzbistums Berlin erfüllt, waren wir zuvor noch nie gewesen; sie liegt in ominöser Nähe des Kurt-Schumacher-Hauses der Berliner SPD, des "Prime Time Theaters", in dem seit 2004 die Bühnensitcom "Gutes Wedding, schlechtes Wedding" gespielt wird, aber auch des Baumhauses und ist äußerlich eher unauffällig, im Inneren aber durchaus imposant. Wenn man über das Fehlen von Ministranten sowie über den Umstand hinwegsieht, dass der Zelebrant – ein ungenannter Domkapitular – die Kommunion trotz der offiziellen Aufhebung sämtlicher Corona-Schutzmaßnahmen ausschließlich in die Hand spendete, war die Messe schön und feierlich; und zum Evangelium dieses Sonntags (Johannes 21,1-14, die Begegnung mit dem auferstandenen Christus am See Tiberias) habe ich sogar so etwas ähnliches wie einen Predigtimpuls auf Lager: Der Rat des Auferstandenen an die Jünger, die bei ihrem Fischzug nichts gefangen haben, sie sollen noch einmal hinausfahren und das Netz an der anderen Seite auswerfen, wird ja gern dahingehend ausgelegt, wenn die gute alte "Das haben wir schon immer so gemacht"-Methode keinen Erfolg mehr habe, müsse man halt mal was Anderes ausprobieren; und das ist als allgemeine Lebensweisheit ja auch sicherlich nicht verkehrt. Wenn diese Bibelstelle allerdings von kirchenpolitisch "progressiver" Seite herangezogen wird, um Innovation gegen Tradition auszuspielen, scheint mir doch etwas Wesentliches übersehen zu werden: nämlich, dass der Rat des Auferstandenen aus der Sicht erfahrener, ihr Handwerk von der Pike auf gelernt habender Fischer so unsinnig wirkt – und sie ihn trotzdem befolgen. Man könnte daraus schließen, es gehe darum, Christus mehr zu gehorchen und mehr zu vertrauen als der eigenen Kompetenz, der eigenen fachlichen Qualifikation und Erfahrung. Und das ist ja nun, so viel wird man wohl sagen dürfen, nicht gerade eine große Stärke des deutschen Gremien- und Verbandskatholizismus.
Das Tochterkind hat auf diesem Andachtsbild zum Evangelium vom Tag ein bemerkenswertes Detail entdeckt: Auch die Jünger tragen die Stigmata Jesu an ihren Händen. |
Am Montag war mal wieder "Omatag"; das Highlight des Tages bestand darin, dass die Goldfische der Omas aus dem Aquarium in den Gartenteich umgesetzt wurden. Am Dienstag fabrizierte unser Jüngster einen filmreifen Sturz von einem Klettergerüst, woraufhin ich ihn erst einma zu einem Arzt brachte; die Untersuchung ergab aber, dass er außer einer wirklich imposanten Beule an der Stirn keinen weiteren Schaden genommen zu haben scheint, Gott sei Dank. Am Mittwoch, also gestern, gingen wir wie üblich zum JAM, wo es in der Katechese diesmal um die Jünglinge im Feuerofen (Daniel 3) ging, und im Anschluss fuhr ich zum zweiten Vorbereitungstreffen für die Spandauer Fronleichnamsfeier (dazu weiter unten mehr). Und am heutigen Donnerstag hat meine Liebste keinen Unterricht und ist daher mit den Kindern in den Tierpark gefahren, sodass ich mich in aller Ruhe meinem Blog und meinen sonstigen schriftstellerischen Projekten widmen kann.
Die Rubrik "Währenddessen in Tegel" fällt erneut aus – da wird's wohl nächste Woche umso mehr zu berichten geben, denn am Montag ist in St. Joseph Tegel Patronatsfest, und da muss ich wohl mindestens mit dem Tochterkind hin, denn die haben eine Hüpfburg. Diese Woche gibt es stattdessen eine neue Folge von
Hierzu gibt es zweierlei zu vermelden, und beides betrifft nicht Portugal, sondern Spandau. Zum einen machen die schon vor einigen Wochen angesprochenen Pläne für die Gründung einer an die Katholischen Pfadfinder Haselhorst angegliederten "Wichtelgruppe" (für Kinder im Alter von 4-7 Jahren) konkrete Fortschritte: Für Mai und Juni sind drei "Schnupperstunden" angesetzt worden, und meine Liebste hat es übernommen, einen Flyer zu gestalten – hier ein Entwurf (datenschutzrelevante Details habe ich unkenntlich gemacht):
Neues aus Synodalien
- Kommt Erzbischof Gänswein doch zurück nach Deutschland? In der argentinischen Zeitung La Nación war zu lesen, der Papst habe Gänswein eine Rückkehr in seine Heimatdiözese Freiburg nahegelegt. Das ist nun vorläufig nicht viel mehr als ein Gerücht und sagt noch nicht zwingend etwas über seine weitere Verwendung im kirchlichen Dienst aus, eröffnet aber Raum für allerlei Spekulationen. Auffällig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis auf den Privatsekretär des Hl. Johannes Paul II., Stanisław Dziwisz, der nach dem Tod "seines" Papstes ebenfalls in seine Heimatdiözese Krakau zurückgekehrt sei. Nun ja, das stimmt, aber Dziwisz wurde dann noch im selben Jahr Erzbischof von Krakau, und es ist wohl kaum davon auszugehen, dass Gänswein Erzbischof von Freiburg werden soll, zumal diese Position nicht vakant ist und es in absehbarer Zeit wohl auch nicht werden wird. Und selbst wenn sich das änderte, etwa dadurch, dass der jetzige Freiburger Erzbischof Burger eine neue Aufgabe bekäme, erscheint es schwer vorstellbar, dass das Freiburger Domkapitel Gänswein wählen würde. Soweit ich sehe, gehen die meisten Beobachter davon aus, dass der Papst Erzbischof Gänswein in eine Art vorläufigen Ruhestand versetzt habe; dafür, dass das dauerhaft so bliebe, ist Gänswein allerdings nach kirchlichen Maßstäben eigentlich noch zu jung – nämlich genauso alt wie Kardinal Woelki und jünger als die derzeitigen Erzbischöfe von München und Berlin. Möglich ist indes auch, dass erst der nächste Papst über eine neue Aufgabe für Erzbischof Gänswein entscheiden wird: In jüngster Zeit mehren sich recht auffällig die Stimmen, die damit rechnen, dass wir noch in diesem Jahr ein neues Konklave erleben werden. Schauen wir mal...
- Am Montagabend war die Website häretisch.de vorübergehend "down", infolge technischer Probleme, wie es hieß. Der Ausfall der Seite war leider nur von kurzer Dauer, rief aber einige bemerkenswerte Reaktionen auf Facebook hervor. "Eine der besten Nachrichten seit langer Zeit", kommentierte da jemand und erntete damit zahlreiche "Likes"; die Information, die technischen Probleme seien behoben und die Seite wieder online, wurde mit "Schaaade" und "Wir haben euch nicht vermisst" kommentiert. Andere Nutzer orakelten, womöglich steckten der Vatikan oder gar Maria 1.0 hinter dem temporären Ausfall der Seite. Diese Bemerkungen waren zwar deutlich als "scherzhaft gemeint" zu erkennen, aber auch so sagt das ja einiges darüber aus, wie diese Seite selbst von ihren Fans wahrgenommen wird.
- Ach ja, und in Limburg ist der Generalvikar zurückgetreten. Wolfgang Rösch, Geburtsjahrgang 1959, hatte dieses Amt schon unter Bischof Tebartz-van Elst inne gehabt. In jüngster Zeit profilierte er sich u.a. als Fürsprecher der Initiative #OutInChurch ("Wir sind eine Kirche für und aus Menschen. Dazu gehört Vielfalt und [!] Diversität. Es ist gut, dass wir dies offen und ehrlich benennen. Die Aktion #OutInChurch ist gut und wichtig, weil sie Doppelmoral aufdeckt und einen Schritt in die Ehrlichkeit geht"); schon 2019 gehörte er zusammen mit neun anderen Generalvikaren deutscher Diözesen zu den Unterzeichnern eines Briefes an die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in dem "grundlegende Reformen der Kirche" gefordert wurden. Zurückgetreten ist er nun wegen Fehlern im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen: Insbesondere habe er Bischof Bätzing nicht über die seit 2015 bekannten Vorwürfe gegen einen ehemaligen Regens des diözesanen Priesterseminars informiert. Das sieht ja nun ein wenig nach "Take One for the Team" aus: Der Generalvikar übernimmt die Verantwortung, damit der Bischof eine weiße Weste behält. Was mich nun wiederum darauf bringt, mich zu fragen, wann denn wohl mal ein Gutachten über Bischof Bätzings Amtsführung als Generalvikar in Trier (2012-16) rauskommt...
- Auch noch zum Thema passt es, dass sich laut einer INSA-Umfrage im Auftrag der Tagespost 44% der Befragten dafür aussprechen, dass angesichts der Missbrauchskrise alle deutschen Bischöfe zurücktreten sollen. Eine bezeichnende Reaktion hierauf habe ich in den Nutzerkommentaren auf der Facebook-Seite von Kirche + Leben gefunden:
"44 Prozent ist nicht ganz klar, daß derzeit noch immer der Vatikan die römisch-katholischen Bischöfe einsetzt.
Und der Vatikan ist gerade angepisst wegen dem Synodalen Weg.
Die Folge wäre also, daß in sämtlichen deutschen Bistümern nur Apparatschiks und Kolonialherren eingesetzt würden, um die 'Schäfchen' wieder auf Gehorsam zu trimmen."
Na das möchte ich ja mal erleben, dass der Vatikan in Deutschland Bischöfe einsetzt, die "die 'Schäfchen' wieder auf Gehorsam trimmen"! Mal abgesehen davon, dass diese Äußerung eher wenig Kenntnis der in Deutschland geltenden Regeln für die Einsetzung von Bischöfen verrät, ist es schon sehr bezeichnend, dass eine bestimmte Klientel innerhalb des deutschen Katholizismus lieber Bischöfe im Amt halten will, die sich im Umgang mit Missbrauchsfällen kompromittiert haben, als zu riskieren, dass jemand Lehramtstreues an ihre Stelle treten könnte. Könnten wir dann vielleicht bitte mal aufhören, so zu tun, als hätte der Schismatische Weg irgend etwas mit der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch zu tun?
Was gab den Aposteln und Märtyrern die Kraft, harte Kämpfe und bittere Strafen auf sich zu nehmen, wenn nicht der Glaube, besonders der an die Auferstehung? Was bewog die Einsiedler, die Freuden geringzuschätzen, Ehren zu verachten, Reichtum mit Füßen zu treten und in der Einöde ein eheloses Leben zu führen, wenn nicht der lebendige Glaube?
Was veranlasst heutzutage wahre Christen, auf Bequemlichkeiten zu verzichten, Annehmlichkeiten aufzugeben, Hartes auf sich zu nehmen und Mühen zu ertragen?
Der lebendige Glaube, der in der Liebe wirksam ist, gibt die Kraft, die Güter der Gegenwart aufzugeben in der Hoffnung auf die Güter der Zukunft und die gegenwärtigen gegen die künftigen einzutauschen.
(Papst Benedikt XIV., Lobrede auf den Hl. Fidelis von Sigmaringen)
Ohrwurm der Woche
Christina Stürmer: Seite an Seite
In der Tat sehe ich für Erzbischof Gänswein unter dem jetzigen Papst keine Perspektive mehr.
AntwortenLöschenEr ist da ja nicht der erste, den dieser schlecht behandelt - siehe nur z.B. Kardinal Müller.
Ein Grund mehr für mich, z.B. keinen "Peterspfennig" mehr zu spenden.