So, nun isses also raus: Heiner Koch, bislang (seit 2013) Bischof von Dresden-Meißen, wird neuer Erzbischof von Berlin. Wie bei praktisch allen Bischofs- und Erzbischofsernennungen in Deutschland in jüngster Zeit - Passau, Erfurt, Köln, zuletzt Hamburg - war die bevorstehende Ernennung auch diesmal schon einige Tage vorher durchgesickert; aber es hätte ja sein können, dass die Gerüchte sich doch noch als falsch herausstellen. War aber nicht so. Hätte man die Ernennung dann nicht schon am Freitag verkünden können? Da hätte ich Zeit gehabt, mich um 12 Uhr in der Hedwigskathedrale einzufinden, um die frohe Nachricht live entgegen zu nehmen, und hätte anschließend in Ruhe darüber bloggen können. Stattdessen kommt das heute, wo ich gerade aus Stuttgart zurück bin, mein Schlafdefizit noch nicht kompensieren konnte und außerdem sowieso eigentlich überhaupt keine Zeit zu gar nichts habe. Aber sei's drum, dann ist das jetzt halt so.
Tatsächlich war Heiner Kochs Name in den Spekulationen um die Nachfolge Kardinal Woelkis von Anfang an genannt worden; wie Kollege Josef Bordat jüngst erinnerte, war Koch sogar schon 2011 als Favorit für den Erzbistumssitz an der Spree gehandelt worden, als er, ebenso wie Woelki, noch Weihbischof im Erztbistum Köln war.
In der nun zu Ende gehenden gut acht Monate langen Berliner Sedisvakanz hatten die Medien allerdings auch ganz andere Namen ins Spiel gebracht - etwa Bischof Ackermann aus Trier, Bischof Overbeck aus Essen, ja sogar Kardinal Marx. Und Bischof Tebartz-van Elst, wobei, das waren nicht "die Medien", das war ich selber. Als nun letzten Dienstag lanciert wurde, die Wahl des Domkapitels sei auf Koch gefallen, kamen mir über die einschlägigen Sozialen Netzwerke Stellungnahmen zu Gesicht, die wörtlich oder sinngemäß lauteten "Hätte schlimmer kommen können". Nun ja, das hätte es zweifellos; aber der Komparativ ("schlimmer") ließ doch ein gewisses Unbehagen gegenüber der Personalie Koch erkennen. Warum eigentlich? - Soweit ich es überblicken kann, kamen Koch-skeptische Wortmeldungen in der Hauptsache von ausgesprochen konservativer Seite. Heiner Koch ist in der Deutschen Bischofskonferenz seit 2014 für das Thema Ehe und Familie zuständig, weshalb es eine nicht zu leugnende Folgerichtigkeit hat, dass er als einer von drei deutschen Bischöfen an der diesem Thema gewidmeten Bischofssynode im kommenden Oktober teilnehmen wird. Und er hat auch an der so genannten "Schattensynode" teilgenommen, einem unter konservativen Katholiken viel diskutierten und kritisierten "Geheimtreffen" von Bischöfen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, das nach Einschätzung des Journalisten Guido Horst "offensichtlich darauf angelegt [war], den kontroversen Fragen bei der vergangenen Familiensynode doch noch einen Dreh zu geben" - und das nebenbei bemerkt gar so geheim dann doch nicht war, denn sonst wüsste man ja gar nichts davon. - Man könnte nun freilich einwenden, die bloße Tatsache seiner Teilnahme an dieser Tagung sage über Kochs inhaltliche Position überhaupt nichts aus, aber für manche Beobachter scheint es festzustehen, dass Bischof Koch zu jenen Modernisten zählt, die die Heiligkeit des Ehesakraments dem Zeitgeist opfern und geschiedene und wiederverheiratete homosexuelle Frauen zu Priestern weihen wollen (oder so ähnlich).
Erfreulicherweise meldeten sich aber auch andere Stimmen zu Wort, die die unbestreitbaren Verdienste des 60jährigen gebürtigen Düsseldorfers ins Licht rückten - so etwa seine organisatorischen Leistungen als Generalsekretär des Weltjugendtags in Köln 2005, oder auch die Tatsache, dass er die Initiative Nightfever, die diesem Weltjugendtag gewissermaßen ihre Entstehung verdankt, von Beginn an entschieden unterstützt und gefördert hat. Auch seine Fähigkeiten als Prediger und sein Gespür für eine schöne und würdige Feier der Heiligen Messe wurden hervorgehoben. Ermutigend war es nicht zuletzt, dass gerade solche Debattenteilnehmer, die schon mal persönlich mit Bischof Koch zu tun hatten, sich lobend über ihn äußerten.
Mir selbst fiel im Zusammenhang mit Bischof Koch in erster Linie sein Fastenhirtenbrief für das Jahr 2015 ein - von dem ich vermutlich gar nichts mitbekommen hätte, wenn Josef Bordat nicht darüber gebloggt hätte. Bischof Koch hatte seine Fastenbotschaft an die Diözese Dresden-Meißen mit dem Brief einer 13jährigen Schülerin eingeleitet, die ihm geschildert habe, wie sie in der Schule wegen ihres Bekenntnisses zur Katholischen Kirche beschimpft und gedemütigt worden war - und zwar nicht etwa von Mitschülern, sondern von ihrem Lehrer. Dass ein deutscher Bischof einen solchen Fall von Diskriminierung Gläubiger aufgriff und publik machte - in einem Hirtenbrief, der in allen Pfarreien der Diözese verlesen zu werden hatte -, fand ich (so traurig es andererseits ist, so etwas zu sagen) bemerkenswert mutig.
Kurz und gut, es kann spannend werden mit dem künftigen Erzbischof. Bei mir persönlich überwiegt Alles in Allem der Optimismus, dass Heiner Koch sich als "ein Guter" herausstellen wird. Mal abgesehen davon, dass ein neuer (Erz-)Bischof, egal was so alles geredet und geschrieben wird, allemal einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient.
Nicht so schön ist die Neuigkeit natürlich für das Bistum Dresden-Meißen. Dort hatte man nach dem altersbedingten Rücktritt des langjährigen Bischofs Joachim Reinelt (2012) über ein Jahr lang auf einen neuen Oberhirten warten müssen, und jetzt, nach kaum mehr als zwei Jahren im Amt, ist er schon wieder weg. Und das, wo diese Diözese im nächsten Jahr Gastgeber des Deutschen Katholikentags (in Leipzig) sein wird! -- Man kann den Katholiken in Sachsen nur wünschen, dass nsie möglichst schnell einen guten neuen Bischof bekommen...
Berlin jedenfalls - einschließlich Brandenburgs (ohne die Niederlausitz), des ehemals preußischen Vorpommern und Havelbergs in Sachsen-Anhalt - möge jubeln und sich freuen (und Grund dazu haben)! - In Hinblick auf die pastoralen Herausforderungen, die Dr. Koch in der Bundeshauptstadt erwarten, möchte ich meinen Lesern übrigens abschließend ein Video des Kollegen Geistbraus ans Herz legen:
Nicht so schön ist die Neuigkeit natürlich für das Bistum Dresden-Meißen. Dort hatte man nach dem altersbedingten Rücktritt des langjährigen Bischofs Joachim Reinelt (2012) über ein Jahr lang auf einen neuen Oberhirten warten müssen, und jetzt, nach kaum mehr als zwei Jahren im Amt, ist er schon wieder weg. Und das, wo diese Diözese im nächsten Jahr Gastgeber des Deutschen Katholikentags (in Leipzig) sein wird! -- Man kann den Katholiken in Sachsen nur wünschen, dass nsie möglichst schnell einen guten neuen Bischof bekommen...
Berlin jedenfalls - einschließlich Brandenburgs (ohne die Niederlausitz), des ehemals preußischen Vorpommern und Havelbergs in Sachsen-Anhalt - möge jubeln und sich freuen (und Grund dazu haben)! - In Hinblick auf die pastoralen Herausforderungen, die Dr. Koch in der Bundeshauptstadt erwarten, möchte ich meinen Lesern übrigens abschließend ein Video des Kollegen Geistbraus ans Herz legen:
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