Samstag, 16. März 2024

Creative Minority Report Nr. 21

Eins vorweg, Leser: Bei uns ist heute Kindergeburtstag (der eigentliche Geburtstag unseres Jüngsten war gestern, aber gefeiert wird heute); daher habe ich bemüht, diese Wochenbriefing-Ausgabe möglichst frühzeitig weitgehend fertig zu bekommen, und infolgedessen steht über die letzten Tage der zurückliegenden Woche nicht viel drin. Zu berichten gibt es aber auch so jede Menge: Das Gartenprojekt in St. Stephanus macht endlich Fortschritte, wir waren bei einem Kinder-Lobpreis-Konzert, Neues von der Wichtelgruppe gibt's auch... und was in diesem Wochenbriefing keinen Platz mehr gefunden hat, das kommt eben im nächsten dran! 

Das Hasenfest hoppelt mit großen Sprüngen näher.

Was bisher geschah 

Am Samstagmorgen hatte unser Jüngster bemerkenswert sonnige Laune – was, wie ich vermute, damit zusammenhing, dass er endlich mal wieder zusammen mit seiner Mami aufwachen durfte – und verkündete am Frühstückstisch, er wolle einen Kuchen backen – "mit Soße", womit er Glasur meinte. Zum Kuchenbacken kamen wir dann aber doch erst gestern Abend. Erst einmal war am Samstag Wichtelgruppentreffen, und im Anschluss daran hatte ich ein erstes konspiratives Treffen in Sachen Gartenprojekt; auf beides wird weiter unten noch näher einzugehen sein. Am Sonntag gingen wir früh in St. Stephanus in die Messe, und der Grund für diese eher untypische Entscheidung war wiederum das Gartenprojekt; auch dazu also weiter unten Genaueres. Am Montag brachte ich unsere Große morgens zu ihrer mit Spannung erwarteten Lernreise und den Jüngsten am frühen Nachmittag zu den Omas, dann hielt ich zu Hause die Stellung für den Fall, dass das Tochterkind womöglich doch wieder abgeholt werden und zu Hause übernachten wollte. Dazu kam es allerdings nicht, auch nicht an den nächsten Tagen; die Folge war, dass ich morgens mit dem Jüngsten allein und, da das Zur-Schule-Bringen wegfiel, freier in der Gestaltung der Vormittage war. Ich hätte also mit dem Jüngsten durchaus mal woanders zur Werktagsmesse gehen können als sonst, etwa am Dienstag in St. Rita oder am Mittwoch in St. Bernhard; aber am Ende siegte doch die Gewohnheit, und wir gingen wieder am Mittwoch in St. Marien Maternitas in die Messe, wo sich die Gemeinde inzwischen an uns gewöhnt hat und wo es im Anschluss an den Gottesdienst Frühstück gab. Am Nachmittag wollten wir zum Konzert des Kinder-Lobpreis-Liedermachers Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg"; allerdings schlief der Knabe – nachdem er sich zuvor standhaft geweigert hatte, Mittagsschlaf zu machen – auf dem Weg dorthin ein. Das Konzert war trotzdem klasse; was es sonst noch darüber zu sagen gibt, folgt weiter unten unter der Überschrift "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude". Am Donnerstag traf sich der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst, um den bereits am morgigen Sonntag anstehenden nächsten KiWoGo und den Kinderkreuzweg in der Karwoche zu planen; aber darüber berichte ich aus Platzgründen erst im nächsten Wochenbriefing. – Am Freitag, also gestern wurde unser Jüngster dann drei Jahre alt und die Große kam von ihrer Lernreise zurück; kein Wunder, dass beide Kinder extrem aufgedreht waren, umso mehr, als sie sich vier Tage lang nicht gesehen hatten. Ihre Lust am Chaos gipfelte darin, dass sie sich – als ich gerade unterwegs war, um den Schlüssel für den Ort der Geburtstagsfeier zu besorgen – mit einer Bastelschere die Haare schnitten. Da wird wohl nächste Woche ein Besuch beim Friseur fällig, um zu retten, was zu retten ist... 


Was ansteht 

Wie die Zeit vergeht: Vor uns liegt bereits die 5. Woche der Fastenzeit! Am morgigen Sonntag ist, wie schon gesagt, in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst, an dessen Gestaltung ich in bescheidenem Ausmaß beteiligt bin. Am Dienstag bin ich in meiner Eigenschaft als Wichtelgruppenleiter zu einem informellen Leitertreffen der Haselhorster Pfadfinder eingeladen, am Mittwoch ist wieder JAM, und alles Weitere wird sich zeigen. Am kommenden Samstag ist dann schon der Vorabend des Palmsonntags, und auch wenn dieser Tag wohl im Wesentlichen ein Thema für das übernächste Wochenbriefing sein wird, sei doch schon mal verraten, dass da noch einmal der Erzbischof zur Visitation kommt, und zwar diesmal speziell nach Siemensstadt. Der Hintergrund ist, dass die Visitation der Großpfarrei Heilige Familie eigentlich vier Tage in Anspruch nehmen sollte, Erzbischof Koch aber infolge anderweitiger Verpflichtungen nicht alle vier Tage an einem Stück absolvieren konnte. Daher wird nun also noch ein Tag drangehängt, an dem Erzbischof Koch u.a. Ehrenamtliche aus der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst treffen will und in St. Joseph eine Vorabendmesse zum Palmsonntag zelebriert. 


Aus meinem Wichtelbuch 

Unser jüngstes Wichtelgruppentreffen würde ich als uneingeschränkten Erfolg bezeichnen, auch wenn es anfangs nicht unbedingt danach aussah: Es waren wieder nicht mehr Teilnehmer da als beim letzten Mal, und zudem war der Tochter meiner Co-Leiterin auf dem Weg zum Treffen plötzlich unwohl geworden; besonders viel Aktivität seitens der Kinder war da nicht drin, also setzten wir uns im Gemeindezentrum von St. Stephanus in den Pfadfinderraum, tranken Tee, sangen ein paar Lieder, und als ich eine Geschichte aus dem Buch "Jesus erzählt von Schafen, Perlen und Häusern" von Nick Butterworth und Mick Inkpen vorlas, fanden die Kinder das einhellig so toll, dass ich gleich noch mehrere weitere Geschichten aus demselben Buch vorlesen durfte/musste. Nebenbei besprachen meine Co-Leiterin und ich die weitere Terminplanung bis zum Sommer – und einigten uns dabei darauf, im Zeitraum zwischen den Oster- und Sommerferien regelmäßig alle zwei Wochen ein Wichtelgruppentreffen anzusetzen wollen und das auch dann durchzuziehen, wenn nicht das ganze Leitungsteam an allen Terminen mit dabei sein kann. Der nächste Termin ist demnach am 13. April; Zeit genug, neue Flyer zu drucken und zu verteilen und auf anderen Wegen die Werbetrommel zu rühren. Und dann sind wir mal gespannt, wie die Dinge sich weiter entwickeln. 


Der Garten ruft! 

Okay, Karten auf den Tisch: Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich des Gartenprojekts in St. Stephanus? Nachdem ich ja vor ein paar Wochen bei der Community Networking Night im Baumhaus mein Anliegen vorgestellt hatte, ein Konzept zur Pflege und Gestaltung des Pfarrgartens zu entwickeln, und ein paar Leute am Tisch tatsächlich Interesse signalisiert hatten, daran mitzuwirken, hatte ich als nächsten Schritt ins Auge gefasst, einen Termin auszumachen, um mit diesen Leuten und Vertretern der an der Nutzung des Gartens interessierten Gruppen und Kreise der Kirchengemeinde eine Ortsbegehung zu unternehmen und sich dabei darüber zu verständigen, welche Arbeitsschritte da konkret anstehen werden, wenn der Frühling kommt. Ein ehrenamtlicher Küster von St. Stephanus – der bezeichnenderweise schon im letzten Spätsommer als einziger Vertreter der Kirchengemeinde auf meinen Versuch reagiert hatte, ein erstes Treffen zu arrangieren – schlug vor, sich am Sonntag nach der Messe zu treffen, und das war dann auch der Grund, weshalb wir an diesem Sonntag nicht in St. Joseph Siemensstadt, sondern eben in St. Stephanus Haselhorst in die Messe gingen. Die beiden Interessentinnen aus der Baumhaus-Community lud ich ebenfalls zu diesem Treffen ein; während von der einen überhaupt keine Rückmeldung kam, schlug die andere vor, sich schon einen Tag früher, also am Samstag, zu treffen, um sich den Garten schon mal anzusehen. 

Dieses Treffen – im Anschluss an die Wichtelgruppenstunde – verlief ausgesprochen fruchtbar und inspirierend; meine Gesprächspartnerin hatte schon an dem Abend im Baumhaus durchblicken lassen, dass sie sich mit Permakultur auskennt, und wie sich zeigte, hat sie auch bereits Erfahrung mit Gartenprojekten auf Kirchengrundstücken. Sie hatte gefühlt hundert Fragen, die ich nur zum Teil verlässlich beantworten konnte, aber mindestens ebenso viele Vorschläge und Anregungen für Maßnahmen, die sowohl die Attraktivität des Gartens für die Nutzung durch die Gemeinde erhöhen könnten als auch ökologisch sinnvoll wären. 


Der Termin am Sonntag nach der Messe war dagegen weniger erfolgreich: Außer dem Küster, der den Termin vorgeschlagen hatte, und mir erschien niemand, und das, obwohl ein weiteres designiertes Garten-AG-Mitglied aus der Gemeinde noch tags zuvor zugesagt hatte. Die Permakultur-Beraterin aus dem Baumhaus hätte etwas später dazustoßen wollen, aber mangels Beteiligung aus der Gemeinde sagte ich ihr ab. Der Küster schlug nun eine Minimallösung für die Erhaltung und Pflege des Gartens vor: Man solle vier Gruppen innerhalb der Gemeinde benennen, die im Wechsel die Verantwortung dafür übernehmen, in regelmäßigen Abständen im Garten nach dem Rechten zu sehen und akut anfallende Arbeiten zu erledigen (insbesondere Bewässerung im Falle anhaltender Trockenheit). 

Man kann oder muss wohl sagen, dass es zwischen diesen beiden Visionen für den Pfarrgarten von St. Stephanus ein erhebliches Gefälle gibt. Ob man sich da irgendwo in der Mitte treffen kann? Und wie sollte ich nun konkret weiter vorgehen?, fragte ich mich und gab mir sogleich selbst die Antwort: Schreibste erst mal 'n Protokoll. Bürokratie sí! – Ich wünsche mir ja oft, "bei Kirchens" liefe alles etwas informeller, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht nach den Regeln spielen kann, wenn's sein muss. – Mein Protokoll stellte ich am Dienstag fertig, es umfasst zwei Seiten zuzüglich einiger Links zu weiterführenden Informationen über Permakultur sowie zu Stichworten wie "Benjeshecke", "Kräuterspirale" und "Pilzdübel". Jetzt muss das Papier wohl erst mal seine Runde durch die Gremien der Gemeinde machen, aber als erste Reaktion wurde mir bereits in Aussicht gestellt, dass ich das Anliegen bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorstellen darf/soll. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. 


Predigtnotizen 

Die Lesungstexte für diesen 4. Sonntag der Fastenzeit hatte ich mir erneut schon am Abend vorher angesehen – und ich erwäge ernsthaft, das zu einer festen Gewohnheit zu machen. Jedenfalls stellte ich fest, dass es die Texte schon wieder ganz schön in sich hatten: als 1. Lesung den Abschluss des Chronikbuches (2. Chr 36, 14–16.19–23) mit der Schilderung des Untergangs des Königreichs Juda, der Babylonischen Gefangenschaft und schließlich der Rückkehr der Juden aus der Verbannung; als 2. Lesung Epheser 2,4-10 ("Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet"); und als Evangelium schließlich Johannes 3,14-21, eine theologisch äußerst gehaltvolle Passage aus dem Gespräch Jesu mit Nikodemus. – In der Messe, die der innerhalb der Großpfarrei für die Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst zuständige Pfarrvikar zelebrierte, war ich dann zunächst etwas irritiert, dass eine andere Evangelien-Perikope vorgetragen wurde, nämlich eine gekürzte Fassung der Heilung des Blindgeborenen aus Johannes 9. Das war aber nicht etwa ein Fehler, sondern diese Perikope ist im Lesejahr A am 4. Sonntag der Fastenzeit dran und kann, wie ich der Online-Ausgabe des Schott entnehmen konnte, auch in den anderen Lesejahren verwendet werden. Tatsächlich enthielt die Predigt des Pfarrvikars auch am Rande den Hinweis, dass "heute eigentlich Nikodemus dran gewesen" wäre, aber dazu später; im ersten Teil der Predigt wandte er sich einmal mehr vorrangig an die Erstkommunionkinder, von denen, wenn ich richtig gesehen habe, fünf oder sechs anwesend waren. Ihnen erklärte er, dass der Name Jesus "Gott rettet" bedeute, und lenkte ihre Aufmerksamkeit von der physischen Blindheit des Mannes, den Jesus heilt, auf die eher metaphorische Blindheit der Pharisäer und Schriftgelehrten – und nicht zuletzt auf Situationen, in denen sie selbst in diesem Sinne "blind" seien: Blind zu sein bedeute, Menschen oder Sachverhalte nicht so wahrnehmen zu können, wie sie wirklich sind, weil man sie ohne Liebe anschaut. Wenn Jesus Menschen, die blind waren, sehend macht, dann bedeutet das, dass er sie befähigt zu lieben

In dem für erwachsene Hörer bestimmten Teil der Predigt ergänzte der Pfarrvikar diese Kernaussage noch um Querverweise auf andere Evangelien-Perikopen der Fastenzeit, in denen es immer um Wasser gehe – besonders augenfällig im Evangelium von der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Brunnen (Joh 4,5-42): "Die kommt mit einem kleinen Krug" und signalisiert damit, dass "sich das Leben darauf reduziert hat, die Mühsal des Lebens irgendwie zu ertragen und ein bisschen Wasser zu haben. Heute wäre eigentlich auch Nikodemus" – wir hörten schon davon –, "und auch der hat den Glauben und das Leben reduziert auf ein paar moralische Gesetze, auf ein bisschen brav und ordentlich sein." In all diesen Perikopen gehe es letztlich um den "Unterschied, ob ich zu Gott komme mit meinem kleinen Wasserkrug und denke, das ist schon alles, oder ob ich zu einer sprudelnden Quelle werde". Lassen wir das mal auf uns wirken... 

Eine Novene für den Hl. Josef 

Am kommenden Dienstag ist übrigens das Hochfest des Hl. Josef; ein Umstand, den ich zum Anlass genommen habe, der erst vor einigen Wochen hier festgehaltenen Überlegung, man sollte überhaupt mehr Novenen beten, Taten folgen zu lassen. Eine Novene zum Hl. Josef hatte ich ja schließlich sozusagen schon fertig in der digitalen Schublade, und auch wenn die aus Gründen darauf hin konzipiert war, in den Tagen vor dem 1. Mai (Hl. Josef der Arbeiter) gebetet zu werden, sagte ich mir, Teile davon könnte ich sicherlich wiederverwenden, so dass Eröffnungsgebet, die Litanei und nicht zuletzt das Novene-Gebet der Hl. Mutter Teresa zum Hl. Josef

Ich begann mit der Novene am Sonntagabend, kurz vor dem Schlafengehen, und das verlief ehrlich gesagt mehr schlecht als recht, da ich in meinem stillen Gebet wiederholt unterbrochen oder abgelenkt wurde und dadurch langsam aber sicher immer grantiger wurde. An den folgenden Tagen ging es aber erheblich besser, insbesondere nachdem mir der eigentlich sehr naheliegende Gedanke gekommen war, wenn man die Möglichkeit hat, die Novene zum Hl. Josef in einer diesem Heiligen geweihten Kirche zu beten, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich steuerte also am Montag, nachdem ich unseren Jüngsten zu den Omas gebracht hatte, erst einmal St. Joseph Tegel an; dort wurde gerade einem Kind oder Teenager Orgelunterricht erteilt, was auch nicht uninteressant war, aber das hielt mich nicht davon ab, mich in der ersten Reihe vor der Holzskulptur des Hl. Josef mit dem Jesusknaben und Zimmermannswerkzeugen zu platzieren und in gedämpfter Lautstärke meine Novene zu beten. 

Archivbild. Ich mag diese Skulptur sehr. 

Am Dienstag ging ich dann gleich nach dem Frühstück zusammen mit dem Jüngsten in diese Kirche, und wir gestalteten den dritten Tag der Novene als Lobpreisandacht mit insgesamt vier Liedern. Dabei bekamen wir unerwartete Gesellschaft von einem Tagpfauenauge, das sich in die Kirche verirrt hatte. 


Als wir dann im weiteren Verlauf des Tages auch noch an der Pfarrkirche Herz Jesu vorbeikamen, bestand der Junior darauf, auch da noch kurz einzukehren – nämlich, wie er sagte, um nachzusehen, "ob alle Kerzen an sind". Und siehe da, ausgerechnet vor der Statue des Hl. Josef brannte keine Kerze. Da mussten wir natürlich Abhilfe schaffen. – Am Mittwoch war dann so viel los, dass ich doch wieder erst abends vor dem Schlafengehen dazu kam, die Novene zu beten, diesmal aber immerhin ungestört; am Donnerstag betete ich sie im Bus auf dem Weg zum KiWoGo-Arbeitskreis, und gestern wäre ich vor lauter Trubel fast gar nicht dazu gekommen. Hoffen wir, dass die noch ausstehenden Tage weniger chaotisch werden... 


Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude 

Die "Gemeinde auf dem Weg" habe ich auf meinem Blog schon öfter erwähnt: Es handelt sich dabei um eine dem charismatischen Spektrum zuzurechnende, allerdings, soweit ich weiß, nicht dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden angehörende Freikirche, die ihr Gemeindezentrum auf einem Hügel am Waidmannsluster Damm hat, unweit der Autobahn und der S-Bahn-Strecke. Der nächste Nachbar auf dem Hügel ist eine große Autowerkstatt, und tatsächlich sieht auch das Gemeindezentrum von außen so aus, dass man sich leicht vorstellen könnte, es handle sich um ein umgebautes ehemaliges Autohaus. Tatsächlich ist das Gebäude aber eigens für die Zwecke der Gemeinde errichtet worden; da hat offenbar das Konzept amerikanischer "Megachurches" Pate gestanden, auch wenn die "Gemeinde auf dem Weg" von der Mitgliederzahl her wohl nicht ganz so mega ist. Neben einem großen Foyer mit Bar und einem großen, mit allen technischen Schikanen ausgestatteten Gottesdienstsaal beherbergt der Gebäudekomplex u.a. auch eine KiTa. 

Meine Liebste und ich hatten uns in der Anfangszeit unseres Engagements in der damaligen Pfarrei Herz Jesu Tegel bemüht, im Interesse überkonfessioneller Zusammenarbeit Kontakte zur "Gemeinde auf dem Weg" zu knüpfen; viel war dabei seinerzeit aber nicht herausgekommen. (Einmal waren wir da im Gottesdienst, da bin ich während der Predigt rausgegangen.) Jahre später erneuerte sich der Kontakt aber durch eine Spielplatzbekanntschaft: Wir lernten eine Familie kennen, deren zwei Kinder fast genauso alt sind wie unsere beiden; die Eltern sind zwar nicht (mehr?) Mitglieder der "Gemeinde auf dem Weg", aber ihre ältere Tochter geht dort in die KiTa und die Mutter arbeitet im Familienprojekt der Gemeinde mit. Von ihr hatte ich auch erfahren, dass der Kinder-Lobpreis-Liedermacher Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg" ein "Familien-Mitmach-Konzert" gab, bei freiem Eintritt. Einige von Müllerbauers Liedern kannte ich schon vom JAM, eins davon – "Sei mutig und stark" – habe ich zum festen Abschlusslied unserer Wichtelgruppentreffen ernannt. Kurz und gut, dieses Konzert wollten wir uns nicht entgehen lassen. 

Und was soll ich sagen: Es war klasse. Der große Saal war zwar nicht annähernd voll besetzt, aber dennoch war das Konzert besser besucht, als ich erwartet hätte; Mike Müllerbauer sang und spielte Gitarre, ein zweiter Musiker namens Andi spielte hauptsächlich Keyboards und vereinzelt auch Saxophon, acht Kinder unterschiedlichen Alters führten doe Bewegungen zu den Liedern vor (es sah so aus, als kämen diese Kinder spontan aus dem Publikum auf die Bühne, aber sie hatten ihren Part offenkundig geprobt). Ein großer Teil der Musik war Playback, was ich normalerweise nicht so toll gefunden hätte, aber bei freiem Eintritt kann man sich wohl kaum beschweren, wenn keine komplette Live-Band aufgeboten wird. Die Stimmung im Saal war ausgezeichnet, Müllerbauer spielte einige der Lieder, die ich vom JAM oder von der Kinderbibelwoche kannte ("Absoluto guto", "Ich mach mich locker", "Vor mir, hinter mir", das schon erwähnte "Sei mutig und stark" und nicht zuletzt "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude"), aber auch die Stücke, die ich bisher nicht gekannt hatte, waren nicht weniger mitreißend. 

"Wenn man eine Band in der Gemeinde hätte, die sowas spielt", sinnierte meine Liebste. "Einmal im Monat Kinderdisco, einfach so." – 

"So eine Band muss man aufbauen, von unten her", warf ich ein. Ich hatte ja schon im Zusammenhang mit dem Familiengottesdienst im Advent über die Idee getagträumt, in St. Joseph eine Lobpreisband aufzubauen, "die bei Familien- und Jugendgottesdiensten spielen und vielleicht einmal im Monat eine eigene Andacht gestalten könnte"; aber dann hatte mir der Auftritt einer NGL-Band in der Messe zum Fest Taufe des Herrn irgendwie ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. –

"Solange man so eine Band nicht hat", überlegte ich weiter, "könnte man die Songs natürlich auch von YouTube einspielen. Oder eine CD kaufen. – Kauft man heutzutage eigentlich noch CDs?" 

(Die Antwort auf die letztere Frage lautet Ja: Im Anschluss an das Konzert wurden im Foyer jede Menge Mike-Müllerbauer-CDs feilgeboten. Leider hatten wir kein Bargeld dabei, und mit Karte oder per PayPal bezahlen konnte man an diesem Verkaufsstand nicht.) 

"Wollen wir das machen?", setzte ich ein paar Minuten später erneut an. "Einmal im Monat Kinderdisco?" – 

"Und wo?", fragte meine Liebste zurück. – 

"Im Pfarrsaal von St. Joseph!" (Oder vielleicht im Garten von St. Stephanus, jedenfalls im Sommer.) 

Wir diskutierten die Idee im Anschluss an das Konzert noch weiter, und auch wenn da im Detail sicherlich noch Manches weiter durchdacht werden muss, sind wir uns doch im Grundsatz einig, dass wir das Projekt einer monatlichen Kinder-Lobpreis-Disco doch zumindest mal in der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst ins Gespräch bringen wollen. Es ist zwar durchaus damit zu rechnen, dass diese Idee bei den Verantwortlichen der Gemeinde nicht auf ungeteilte Begeisterung stoßen wird, aber vielleicht kann man sie ja mit dem klassischen Argument "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" dazu bewegen, wenigstens mal einen Versuch zu wagen. 

Derweil kann ich es typischerweise nicht lassen, gleich auch schon ein paar Schritte weiter zu denken: Auch wenn es schon mit Blick auf Zuschnitt und Ausstattung des Gemeindezentrums recht offensichtlich ist, dass die "Gemeinde auf dem Weg", aus was für Quellen auch immer, unvernünftig viel Schotter haben muss, habe ich mich doch gefragt, was es wohl kosten kann, so ein Konzert auszurichten. Und ob das nicht vielleicht mal eine gute Idee z.B. für eine Erstkommunionfeier wäre. (Ich meine damit wohlgemerkt nicht, dass Mike Müllerbauer im Gottesdienst spielen sollte. Aber danach.) 

Geistlicher Impuls der Woche 

Ich brauche einen Platz, wo ich Arbeiter sammeln und zur Arbeit heranbilden kann. Denn ich sehe, dass sich die Zustände im christlichen Volke immer verschlechtern. Ich suche nicht meinen Vorteil. Ich hätte es wahrlich nicht nötig, in meinem vorgerückten Alter mich durch Hunger, Kummer und Sorgen, Ermüdung, beschwerliche Reisen und Unbilden der Witterung aufzureiben. Doch das sei ferne, dass ich meine Bequemlichkeit suche! Die Ehre Gottes, das Wohl dee Kirche, das Heil der Seelen, das jetzt überall so sehr gefährdet ist, liegen mir am Herzen. – Nur Mut! Gott ist der Herr; er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Wohle, und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, mögen sie auch noch so gut angelegt sein, sie dienen nur, um seinen heiligen Willen zu erfüllen. 

(Clemens Maria Hofbauer, Brief an den Nuntius in Wien) 


Ohrwurm der Woche 

Die Strombolis: Wer weiß 


Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich das Album "Gretes Hits" der Hamburger Band "Die Strombolis" unter den Neuerwerbungen der Musikabteilung der Stadtbücherei Nordenham entdeckte und es mir allein deshalb auslieh, weil ich den Titel so witzig fand. Ebenso erinnere ich mich, dass ich meiner Mutter die CD vorspielte und sie urteilte, das sei ihr "zu kitschig". Bei mir dagegen hat die Scheibe einen bleibenden Eindruck hinterlassen – wobei ich einräumen muss, dass ich, als ich sie jetzt erneut angehört habe, festgestellt habe, dass sie noch besser ist, als ich sie in Erinnerung hatte. Ich wüsste auch nicht, womit ich diese Musik vergleichen sollte – außer vielleicht mit Bill Withers, Steely Dan, Sade oder Jamie Cullum, dem die Strombolis allerdings um einige Jahre voraus waren. Möglicherweise war genau das ihr Problem. Ein paar Jahre später hätten sich "Gretes Hits" perfekt in den durch Robbie Williams' "Swing When You're Winning" ausgelösten Jazzpop-Hype eingefügt, aber 1995 gewannen die Strombolis damit, wie auch mit der Single-Auskopplung "Das tut so gut", keinen Blumentopf. Die Band löste sich auf, Leadsänger Stefan Gwildis hatte seinen Durchbruch erst acht Jahre später mit seinem Solo-Album "Neues Spiel". Derweil spielte Bassist Jürgen Attig 1997 mit der NDR-Bigband ein Gedenkkonzert für Jaco Pastorius, was wohl recht deutlich zeigt, was der Mann auf seinem Instrument kann. Überhaupt handelte es sich bei den Strombolis um vier exzellente Musiker, und Humor hatten sie auch noch – was neben dem Albumtitel auch die Widmung an "Art Blakey, Art Tatum, Art Pepper und Art Deco" illustrierte. Und natürlich die Songtexte. Ich schätze, das deutsche Publikum war einfach nicht reif für sowas – und wäre es heute wohl erst recht nicht: Ein Vers wie "Wer weiß, ob die Erde rund ist" im hier verlinkten Song würde die Band heute vermutlich dem Vorwurf aussetzen, sich bei "Verschwörungsschwurblern" anbiedern zu wollen... 


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