Peinlich, peinlich: Nun ist schon der Herbst ins Land gezogen, und erst jetzt komme ich dazu, den längst angekündigten Rückblick auf die (mehr oder weniger) touristischen Aspekte unseres diesjährigen Sommerurlaubs zu bloggen. Aber besser spät als nie, wie man so sagt; und wenn dieser Artikel den einen oder anderen Leser auf den Geschmack bringt, auch mal Urlaub in Butjadingen zu machen, dann kann man wohl mit einiger Zuversicht sagen: Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Tags darauf, am Sonntag, war nicht nur der letzte Tag des Nordenhamer Stadtfests, sondern parallel dazu fand auch ein "Mühlenfest" in Moorsee statt, und eigentlich wären wir da gern auch noch hingegangen, aber nachdem wir einige Stunden beim Stadtfest verbracht hatten, stellten wir fest, dass es keine sinnvolle Busverbindung gab, mit der wir nach Moorsee gekommen wären, ehe das Fest da vorbei war.
Nachdem wir bis dahin so gut wie jeden Tag volles Programm gehabt hatten, wollten wir die nächsten drei Tage erst mal etwas lockerer und spontaner angehen. Der Montag stand im Zeichen von Nordseelagune und Spielscheune; für beides hatten wir freien Eintritt, bzw. der Eintritt war im Preis für unsere Unterkunft (im Seepark Burhave) inklusive. Im Fall der Nordseelagune hatte dieser freie Eintritt allerdings einen Haken: Schatten kostet extra. Genauer gesagt, Strandkörbe kann man für 9 € pro Tag mieten, nicht wenige sind aber bereits für die ganze Woche oder sogar die gesamte Badesaison reserviert, und im gesamten Kinder-/Nichtschwimmerbereich war kein Strandkorb mehr zu haben.
Da muss man sich eben zu helfen wissen. |
Die Kinder strotzten derweil so vor Energie, dass ich, nachdem wir aus der Nordseelagune zurück waren, noch für rund drei Stunden mit ihnen in die Spielscheune "musste". Und am nächsten Tag, Dienstag, wollten die Kinder partout nochmals in die Nordseelagune, obwohl es noch heißer war als tags zuvor. Diesmal kam ich aber nicht mit. Am Nachmittag gab es eine Kirchenführung in der St.-Bartholomäus-Kirche in Tossens; auf eine Gelegenheit, diese Kirche zu besichtigen, hatte ich ungelogen schon seit Jahren gewartet, denn sie hat eine kunsthistorisch ausgesprochen interessante Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert. Als Kind war ich mal mit meiner Schulklasse dort gewesen, aber das war nun schon mehr als dreieinhalb Jahrzehnte her und ich erinnerte mich nur noch bruchstückhaft daran.
Wir fuhren also, nachdem Frau und Kinder genug vom Strandfeeling an der Nordseelagune hatten, alle zusammen mit dem Bus nach Tossens – wo wir fahrplanbedingt viel zu früh ankamen. Da wir jedoch dem Schaukasten der evangelischen Kirchengemeinde entnahmen, dass im Gemeindehaus gerade die Bücherei geöffnet hatte, entschieden wir, dass wir da ja ruhig mal 'reinschauen könnten. Das erwies sich als ausgezeichnete Idee, denn als wir die Bücherei betraten, saßen dort vier oder fünf ältere Frauen und eine Jugendliche bei Kaffee und Kuchen zusammen und luden uns herzlich ein, uns zu ihnen zu gesellen. Dorfleben von seiner besten Seite, sach ich ma'. Wie sich zeigte, kannte ich die Büchereileiterin von früher (auch wenn wir uns gegenseitig nicht gleich erkannten): Ich bin mal zwei Jahre lang, von 1986-88, in Tossens zur Schule gegangen, und da war diese Dame Lehrerin, und ihr Mann war mein Klassenlehrer.
Ein paar Details möchte ich noch hervorheben, und zwar die beiden freistehenden Altarfiguren betreffend, die Moses und Johannes den Täufer darstellen. In der Gesamtkonzeption des Altars verkörpern sie den Alten und den Neuen Bund, das Gesetz und die Rechtfertigung aus dem Glauben. Wie oben bereits angedeutet, hatte ich ungefähr in der 5. Klasse schon einmal eine Führung in dieser Kirche mitgemacht, die von der Frau des damaligen Pastors, die zugleich auch Religionslehrerin an der Tossenser Schule war, geleitet wurde. Mich hatte damals besonders interessiert, warum Moses Hörner hat, und diese Frage konnte die Pastorenfrau und Religionslehrerin nicht befriedigend beantworten. Die ehrenamtliche Gästeführerin konnte es. Was andererseits die Figur Johannes des Täufers betraf, wies die Gästeführerin darauf hin, dass sie eine Bibel trage und einen Finger zwischen den Seiten habe. Damit solle das Ende des Alten und der Beginn des Neuen Testamentes markiert sein. –
Als wir aus Tossens zurück waren, gingen wir mit den Kindern noch eine Stunde in die Spielscheune, also bis zur Schließzeit.
Tags darauf, am Mittwoch, fuhren wir nach Iggewarden zum Grillbüffet. Dazu mal nur so viel: Wer in Butjadingen Urlaub macht und nicht wenigstens einmal zum Grillbüffet auf Hof Iggewarden geht, der ist selber schuld. Das Essen ist exzellent und darf im Verhältnis zu Qualität und Auswahl ziemlich preiswert genannt werden, und außerdem ist der Erlebnisfaktor nicht zu verachten: Es ist einfach toll, mit anderen Familien auf der Veranda zu sitzen, mit Blick auf die weite Landschaft, und Hofbesitzer Reinhard Evers geht mit dem Tablett von Tisch zu Tisch und preist Spezialitäten aus seinem Smoker an.
Hinweisen möchte ich übrigens noch auf die Aktion "Naturwunder des Jahres" der Heinz-Sielmann-Stiftung, bei der in diesem Jahr der Langwarder Groden in die Endauswahl gekommen ist:
"Als Teil des Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer wurde der Langwarder Groden vor 10 Jahren renaturiert und wieder dem Einfluss der Gezeiten ausgesetzt. So entstanden Salzwiesen und Wattflächen. Der neu entstandene Lebensraum bietet Platz für bedrohte und geschützte Arten. Vögel, wie Rotschenkel und Säbelschnäbler brüten und rasten in den Salzwiesen und suchen im Watt nach Nahrung."
Zur Abstimmung über das "Naturwunder des Jahres" geht's hier. Hofbesitzer Reinhard Evers meint: "Wenn nur die Einheimischen abstimmen, haben wir keine Chance, dafür gibt es hier zu wenig Leute." Also verbreitet diesen Aufruf gern weiter, Leser! Die Abstimmung läuft noch bis zum 3. Oktober, somit wurde es wirklich höchste Zeit, dass ich das hier poste...
Am Donnerstag, dem 15. August, war Mariä Himmelfahrt; was wir da machten, habe ich bereits ausführlich geschildert. Der Freitag – unser letzter "ganzer" Tag in Butjadingen, ehe wir zu unserem nächsten Urlaubsziel weiterreisten – war der erste und somit einzige echte Schlechtwettertag während unseres Aufenthalts: Von morgens bis in den Nachmittag hinein wechselte sich Nieselregen mit kräftigeren Regenschauern ab; auf die eigentlich für diesen Tag geplante Wattwanderung verzichteten wir da lieber. Worauf unsere Sechsjährige hingegen nicht verzichten wollte, war, ein Fahrrad zu leihen und damit Fahrradfahren zu üben. Da ich merkte, dass es sie stresste, auf dem schmalen Gehweg neben der Straße her fahren zu müssen, lotste ich sie zu einem verkehrsberuhigten Bereich (vulgo "Spielstraße"), wo sie nach Herzenslust die ganze Breite der Straße ausnutzen konnte; und das klappte prima. Gerade wenn ich an meine ersten Fahrradfahrversuche in ihrem Alter zurückdenke, muss ich sagen, ich bin wirklich stolz auf meine Tochter. Gegen Mittag wollte ich ihr zur Belohnung eine Portion Pommes spendieren, aber das Bistro neben der Tankstelle, das wir zu diesem Zweck ansteuerten, ist inzwischen eine Raucherkneipe.
Sachen gibt's... |
Eine solche Luther-Figur steht sowohl bei mir zu Hause als auch in der Konstanten meiner Studentenverbindung. Allerdings statt Feder einen Krug "einpöckisch Bier".
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