Was ist eigentlich aus der Blogoezese geworden? Die Frage mag komisch wirken, aber ich stelle sie mir ganz ernsthaft. Irgendwann zwischen November 2015 und jetzt muss die katholische Blogger-Community, als deren Teil ich mich betrachtet habe, sich aufgelöst haben, und ich habe das Memo nicht bekommen.
Frau mit Laptop, griechisch, ca. 100 v. Chr. (J.P. Getty Museum, fotografiert von Wolfgang Sauber. Quelle und Lizenz hier.) |
Okay, einige alte Hasen sagen, ihre besten Zeiten habe die Blogoezese ohnehin schon hinter sich gehabt, bevor ich dazustieß. Das kann ich naturgemäß nicht beurteilen. Zu bedenken ist auch, dass die Blogoezese nie eine formelle Gruppe war, bei der klar definiert gewesen wäre, wer dazugehört und wer nicht. Und vor allem herrschte innerhalb der katholischen Bloggerszene auch 2012 schon eine erheblich größere Diversität, als es in der Wahrnehmung außenstehender Beobachter den Anschein hatte. Dennoch gab es in diesem Kreis ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, eine Art Gruppenidentität. Und die ist heute perdü.
Es würde hier wohl den Rahmen sprengen, wenn ich versuchen wollte, genau zu analysieren, wie es dazu gekommen ist. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es zumindest zum Teil daran liegt, dass es während des Pontifikats Benedikts XVI. noch klarere Fronten sowohl in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen als auch in denen zwischen Kirche und Welt gab. Da konnte man als bloggender Katholik noch leichter davon ausgehen, mit anderen bloggenden Katholiken an einem Strang zu ziehen, und davon träumen, durch Vernetzung der Blogs untereinander eine Art "Gegenöffentlichkeit" zu schaffen. Heute herrscht ja eher das Prinzip "Fünf Köpfe, zehn Meinungen".
Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass auch gläubige Katholiken nicht immun sind gegen die allgemeine Polarisierung und Fragmentierung der Gesellschaft. Wir tun uns immer schwerer damit, Meinungsverschiedenheiten zu ertragen. Wenn man Meinungsverschiedenheiten nicht erträgt, gibt es allerdings auch nichts mehr zu diskutieren.
Nun, seien wir ehrlich: Wenn weniger diskutiert wird, ist das nicht notwendigerweise ausschließlich etwas Schlechtes. "Lieber etwas dümmer als ewig diskutieren", schrieb Botho Strauß schon 1983 in "Kalldewey. Farce" (überhaupt ein sehr interessantes Stück, nebenbei bemerkt), und irgendwie hat dieser Satz mich schon immer angesprochen. Gewiss, Demokratie lebt vom freien Austausch, ja "Wettbewerb" von Meinungen, somit ist es für ein demokratisches Staatswesen ein Problem, wenn ein solcher nicht mehr stattfindet. Aber das ist jetzt und hier nicht das Thema. Blogs sind nicht demokratisch. Sie sind ihrem Wesen nach subjektiv und somit absolutistisch: Le blog c'est moi. Von daher trägt eine Community von Bloggern den Keim ihrer Auflösung vielleicht naturgemäß schon von jeher in sich.
Aber um die Idee einer Gegenöffentlichkeit ist es doch schade. Die könnten wir gut brauchen, heute vielleicht mehr denn je.
Es würde hier wohl den Rahmen sprengen, wenn ich versuchen wollte, genau zu analysieren, wie es dazu gekommen ist. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es zumindest zum Teil daran liegt, dass es während des Pontifikats Benedikts XVI. noch klarere Fronten sowohl in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen als auch in denen zwischen Kirche und Welt gab. Da konnte man als bloggender Katholik noch leichter davon ausgehen, mit anderen bloggenden Katholiken an einem Strang zu ziehen, und davon träumen, durch Vernetzung der Blogs untereinander eine Art "Gegenöffentlichkeit" zu schaffen. Heute herrscht ja eher das Prinzip "Fünf Köpfe, zehn Meinungen".
Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass auch gläubige Katholiken nicht immun sind gegen die allgemeine Polarisierung und Fragmentierung der Gesellschaft. Wir tun uns immer schwerer damit, Meinungsverschiedenheiten zu ertragen. Wenn man Meinungsverschiedenheiten nicht erträgt, gibt es allerdings auch nichts mehr zu diskutieren.
Nun, seien wir ehrlich: Wenn weniger diskutiert wird, ist das nicht notwendigerweise ausschließlich etwas Schlechtes. "Lieber etwas dümmer als ewig diskutieren", schrieb Botho Strauß schon 1983 in "Kalldewey. Farce" (überhaupt ein sehr interessantes Stück, nebenbei bemerkt), und irgendwie hat dieser Satz mich schon immer angesprochen. Gewiss, Demokratie lebt vom freien Austausch, ja "Wettbewerb" von Meinungen, somit ist es für ein demokratisches Staatswesen ein Problem, wenn ein solcher nicht mehr stattfindet. Aber das ist jetzt und hier nicht das Thema. Blogs sind nicht demokratisch. Sie sind ihrem Wesen nach subjektiv und somit absolutistisch: Le blog c'est moi. Von daher trägt eine Community von Bloggern den Keim ihrer Auflösung vielleicht naturgemäß schon von jeher in sich.
Aber um die Idee einer Gegenöffentlichkeit ist es doch schade. Die könnten wir gut brauchen, heute vielleicht mehr denn je.
Ein weitere Punkt ist die zersplitterung der Plattformen. Früher wurden Bilder (heute instagramm), bonmots (heute twitter), links (heute vielleicht facebook) und Artikel auf ein un demselben Blog veröffentlich - heute heißt bei vielen nur noch das letztere Blog.
AntwortenLöschenNun, früher war weniger facebook und mehr Blog. Und nachdem die "lieben Kleinen" ausgezogen sind, bin ich wieder stärker beruflich eingebunden. Manchmal fehlt einfach die Zeit.
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