Montag, 5. August 2019

Kaffee & Laudes - Das Wochen-Briefing (18. Woche im Jahreskreis)


Was bisher geschah: Wie schon angekündigt, stand die zurückliegende Woche sehr wesentlich im Zeichen unseres Besuchs beim Internationalen Forum Altötting der Gemeinschaft Emmanuel; aber vorher hatten wir noch drei Tage in Berlin hinter uns zu bringen. Innerhalb dieser Zeit brachte meine Liebste im Rahmen einer Foodsaving-Aktion gut und gerne 15 Kilo Hummus mit nach Hause -- glücklicherweise in übersichtlichen Packungsgrößen, und bis auf einige wenige Packungen, die wir einfroren, und eine, die wir direkt verbrauchten, bekamen wir das ganze Zeug ziemlich schnell weiterverteilt. Außerdem unternahm ich ganze zwei "Bücherrunden", d.h. ich verteilte Bücher, die ich autoritativ aus dem Bestand unseres Büchereiprojekts verbannt hatte, auf verschiedene "öffentliche Bücherregale" und nahm im Gegenzug andere von dort mit -- bessere und wenigere: 56 Bücher wurde ich los, 24 sammelte ich ein. Unterwegs wurde mir auch klar, warum mir diese Tätigkeit so viel Spaß macht: Diese Art der allmählichen Veredelung des Bücherbestands ist in gewissem Sinne vergleichbar mit Gartenarbeit; oder präziser gesagt: damit, ein total verwildertes Grundstück in einen Garten zu verwandeln. 

Dem Trip nach Altötting werde ich zweifellos in Kürze einen eigenständigen Beitrag widmen müssen, aber ebenso zweifellos schulde ich meinen Lesern hier und jetzt schon ein paar skizzenhafte Impressionen. Also, sagen wir mal so: Gemessen an der ausgeprägten Unlust, mit der ich diesem Event noch vor wenig mehr als einer Woche entgegengesehen hatte, fällt meine Bilanz entschieden positiv aus. Überhaupt in Altötting zu sein, ist schon an sich schön -- ach, was heißt "schön"; das ist grob untertrieben. Altötting wird nicht ohne Grund als "Gnadenort" bezeichnet: Irgendwie ist dort die ganze Atmosphäre auf besondere Weise mit der Gegenwart Gottes gesättigt. Ich schätze, das haben Orte so an sich, an denen besonders viel gebetet wird. Auch wenn es pathetisch und für Manche vielleicht ein bisschen verrückt klingt: Es gibt Momente, wo man sich des Aufgehobenseins in der Gnade Gottes und des Wirkens des Heiligen Geistes auf besondere Weise bewusst ist; ich habe das z.B. manchmal auf dem Heimweg vom Nightfever verspürt, hatte das Gefühl, dass meine Füße beim Gehen nicht den Boden berühren oder dass ich, wenn ich wollte, mit einer Geste meiner Hand den Straßenverkehr anhalten könnte. Jetzt in Altötting hatte ich ähnliche Empfindungen, in erheblich weniger konzentrierter Dosis, dafür aber länger anhaltend. -- Besonders eindrucksvoll war natürlich die Gnadenkapelle, aber auch die im Jahr 2006 von Papst Benedikt XVI. eingeweihte Anbetungskapelle in der Stiftskirche sowie der Kreuzweg-Garten des Marienwerks, der für die Dauer des Forums als Anbetungsgarten genutzt wurde; das heißt, zwischen den neo-expressionistischen Steinplastiken aus den 60er-Jahren, die die 14 Stationen des Kreuzwegs darstellen, und den kleinen Wasserfontänen des Gartens war auf einem Tisch eine Monstranz mit dem Allerheiligsten aufgestellt. Sehr, sehr schön. -- Davon abgesehen waren beim Forum Altötting viele nette Leute, insbesondere viele Familien mit Kindern aller möglichen Altersstufen; es gab einige schöne Begegnungen und Gespräche, unter anderem waren auch die magischen 3 B am Start: Blogleser, Bekannte und Berliner. Besonders erfreulich war die Begegnung mit "Maria 1.0"-Initiatorin Johanna und ihrer Familie; bisher hatten wir Johanna nur via Facebook gekannt. Alles in allem haben wir in diesen vier Tagen also viel Schönes erlebt; nur das Programm des Forum Altötting war überwiegend zum Davonlaufen. Im Detail erläutere ich das, wie gesagt, lieber mal an anderer Stelle; in Stichworten lautet mein Eindruck: zu gefühlig, zu wischiwaschi, viel Blabla, wenig Substanz. Gemessen daran, dass die Gemeinschaft Emmanuel zur Charismatischen Bewegung gerechnet wird bzw. aus ihr hervorgegangen ist, wurde zudem überraschend wenig gebetet. Auch die Musik war eher oll. Aber wie gesagt, Details später. Meine Liebste hat bereits den Vorschlag gemacht, nächstes Jahr sollten wir, statt "offiziell" am Forum teilzunehmen, lieber "einfach so" zur selben Zeit in Altötting sein und außerhalb des regulären Programms Gelegenheiten suchen, mit den Teilnehmern zu "socializen". Und ansonsten mehr Zeit in der Gnadenkapelle und der Anbetungskapelle verbringen --- und in der "Roxy Bar"... 

Was ansteht: In Berlin und Brandenburg sind die Sommerferien vorbei, das heißt, dass für meine Liebste wieder der Arbeitsalltag beginnt und ich wieder wesentlich mehr Zeit allein mit meiner Tochter verbringen werde. Übrigens habe ich festgestellt, dass die meisten Kinder, die (bzw. deren Eltern) wir im Laufe des letzten Jahres auf Spielplätzen, in Krabbelgruppen usw. kennengelernt haben, nach den Ferien mit der KiTa-Eingewöhnung beginnen. Ich kann mir nicht helfen: Es befremdet mich immer mehr, dass es als so normal angesehen wird, Kinder schon unter drei Jahren in Fremdbetreuung zu geben; und nicht einmal als notwendiges (oder vermeintlich notwendiges) Übel, sondern als positive Errungenschaft. 

Davon abgesehen ist heute nicht nur der Weihetag der Basilika Santa Maria Maggiore, sonderm am Abend steht außerdem die Gründungsversammlung des Vereins "Freunde der katholischen Kirche Herz Jesu Tegel" an. So richtig sexy finde ich die typisch deutsche Vereinsmeierei ja nicht, aber meine Liebste ist entschlossen, eine führende Rolle in diesem Verein einzunehmen, und darin muss ich sie natürlich unterstützen. Zumal sie prognostiziert, dass dieser Verein de facto die Funktion des jetzigen Lokalausschusses übernehmen wird, mit dem entscheidenden Unterschied, dass er über ein eigenes Budget verfügen und folglich erheblich handlungsfähiger sein wird. Im Übrigen habe ich mir den Satzungsentwurf angesehen und festgestellt, dass der dort formulierte Vereinszweck unschwer so interpretiert werden kann, dass er auch unsere diversen "Mittwochsklub"-Aktivitäten abdeckt. Also rein in den Verein! Am Dienstag ist das Fest der Verklärung des Herrn, das in unserer Pfarrei allerdings zu keinerlei Abweichung vom normalen Gottesdienst-Wochenplan Anlass gibt; um das Festgeheimnis gebührend zu würdigen, bleibt also nur unsere regelmäßige dienstägliche Lobpreiszeit. Am Mittwoch ist dann wieder "Dinner mit Gott". Meine Liebste hat angekündigt, ihre berühmten Spaghetti Carbonara zu kredenzen, und an interessantem Gesprächsstoff dürfte es angesichts unserer vom Forum Altötting mitgebrachten Eindrücken, der Vereinsgründung und der neuesten Entwicklungen in Sachen Büchereiprojekt wohl nicht mangeln...! 

aktuelle Lektüre: Beinahe hätte ich es geschafft, meine aktuelle Leseliste noch vor Beginn der neuen Arbeitswoche "abzuarbeiten", aber dann bin ich auf der Rückreise von Altötting kein bisschen zum Lesen gekommen, mit dem Ergebnis, dass ich praktisch alle Bücher, die ich in der vergangenen Woche gelesen habe, fast durch habe. Dass ich es nicht ganz geschafft habe, ist besonders im Falle des Romans "Der Verräter" von Lavr Divomlikoff alias Vladimir Volkoff bedauerlich, denn der ist kurz vor Schluss durch zwei rasch aufeinander folgende überraschende Wendungen (die ich hier nicht verraten werde) sehr, sehr spannend geworden. Die Frage der Eignung dieses Romans für die Pfarrbücherei ist indes nicht unheikel. Der Zynismus des Protagonisten, seine Brutalität, die Verachtung, die er dem christlichen Glauben und dessen Anhängern insgeheim entgegenbringt, sind ganz schön härter Tobak, zumal der Roman praktisch zur Gänze aus dem Blickwinkel dieser Figur erzählt wird. Trotzdem habe ich noch Hoffnung, dass dem Protagonisten ganz zum Schluss ein christliches Martyrium erster Klasse erwartet. Aber selbst wenn der Roman bis zum Schluss ambivalent bleiben sollte, glaube ich, ich werde ihm den Bibliotheksstempel nicht vorenthalten. 

Ambivalent gegenüber dem christlichen Glauben ist, wie wir schon früher gesehen haben, auch "Ein Porträt des Künstlers als junger Mann" von James Joyce, und hier ist eine eindeutige Auflösung dieser Ambivalenz nach einer Seite hin definitiv nicht zu erwarten, auch nicht, nachdem sich Stephen - der ja recht deutlich als alter ego des Autors zu erkennen ist - dagegen entschieden hat, Priester zu werden, und stattdessen die Kunst zu seiner Religion erwählt hat. Auch in seiner Abwendung von der Kirche bleibt Stephen naturgemäß zutiefst geprägt von seiner katholischen Erziehung; und gerade dieser heterodox-"kulturkatholische" Ästhetizismus (mit dem ich mich, offen gestanden, in einer gewissen Phase meines Lebens sehr gut hätte identifizieren können, hätte ich das Buch schon damals in die Finger bekommen) erscheint mir schlichtweg zu gefährlich, als dass ich das Buch in einer katholischen Bibliothek sehen möchte. Das schmälert natürlich seine literarische Qualität nicht; im Gegenteil, könnte man fast schon sagen. 

Übrigens hat derselbe Online-Rezensent, der sich auf lovelybooks.de, wie letzte Woche geschildert, so unerleuchtet über die sexuellen Verirrungen des Protagonisten und seine Abkehr von diesen geäußert hat, auch an der ästhetischen Theorie, die Stephen Dedalus im letzten Viertel des Romans seinen Kommilitonen unterbreitet, etwas zu mäkeln: "Sie basiert auf Aristoteles und Thomas von Aquin und man muss sie eigentlich nicht zur Kenntnis nehmen. Warum soll man so was lesen? Noch dazu in einem Roman, nicht in einer philosophiehistorischen Dissertation?" Beim Lesen dieser Kritik konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Geschieht dir recht", dachte ich. Tatsächlich sind die hier bekrittelten Passagen durchaus interessant, wenn man sich dafür interessiert. Ich gebe zu, ich habe auch noch nicht die Muße gefunden, mich dafür zu interessieren. Hole ich vielleicht irgendwann mal nach. 

Zu dem vernichtenden Urteil, das ich letzte Woche über "Der Pater" von Eva Winde-Schwarz gefällt habe, habe ich übrigens noch etwas zu ergänzen. Natürlich ist das Buch nicht von vorne bis hinten nur doof. Die Auseinandersetzungen der Protagonistin mit Leuten, die Einwände gegen ihre Konversion haben oder sie Ihr auszureden versuchen - bis hin zum evangelischen Landesbischof - sind teilweise durchaus interessant und/oder geben der Autorin Anlass zu Reflexionen, die hier und da einer richtigen und guten Erkenntnis nahe kommen. Auch die theologischen Lesefrüchte der Autorin, Zitate etwa aus Werken von Teresa von Àvila, Romano Guardini, Alfred Delp, Simone Weil, Karl Rahner... nun ja, Karl Rahner... aber doch, auch dessen Zitate, manche davon jedenfalls -- sind gelegentlich ziemlich anregend. Aber die bildungsbürgerliche Dünkelhaftigkeit und in ihrer Überzogenheit schon lächerliche "self-importance" der Autorin, und nicht zuletzt die synkretistische Konsummentalität, mit der sie sich - wie sie an irgendeiner Stelle ganz ungeniert zugibt - aus dem Reichtum der katholischen Spiritualität und Glaubenspraxis das herauspickt, von dem sie meint, dass es ihren Bedürfnissen entspricht, nervt einfach extrem. Der titelgebende Pater ist eine kaum weniger unsympathische Figur; schon irgendwie klar, dass die beiden sich gesucht und gefunden haben. Ein typischer post-rahnerianischer Jesuit, der sich einbildet, er allein sei nicht nur klüger, sondern sogar weiser - tiefsinniger, poetischer, empathischer - als die ganze überlieferte Weisheit der Kirche. -- Zusammenfassend gesagt, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das Buch "privat" behalte, um einzelne interessante Passagen bei Bedarf nochmals nachzulesen, oder ob ich es lieber rituell verbrennen sollte. In die Bücherei kommt es mir jedenfalls nicht

Auf eine ganz andere, um ein paar Ecken aber vielleicht doch vergleichbare Art bizarr ist "Das normale Christenleben" von Watchman Nee. Sicherlich kann man in dem Buch so einige interessante und sogar potentiell wertvolle Denkanstöße finden, aber ehrlich gesagt habe ich weder die Muße, die Geduld noch das theologische Know-How, um das, was an diesem Buch brauchbar ist, aus dem Wust von Häresie und purem Blödsinn herauszusortieren, in dem es sich versteckt. Zur allgemeinen Erheiterung sei hier eine besonders skurrile Äußerung des Autors zitiert, die sich auf Römer 6,11 - "So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus" - bezieht: "Ich selbst wurde jahrelang nach meiner Bekehrung gelehrt, daß ich mich für tot zu halten habe. Das versuchte ich von 1920 bis 1927" (S. 38f.). Man wagt kaum, sich das bildlich vorzustellen

Was fehlt noch? Ach ja: Karel Čapeks "Krieg mit den Molchen". Der ist einfach nur klasse. Eine Passage, die sich um die Frage dreht, "ob die Molche getauft werden dürften" (oder sollten oder müssten), möchte ich meinen Lesern keinesfalls vorenthalten:
"Die katholische Kirche vertrat von Anfang an [...] den verneinenden Standpunkt; da die Molche keine Nachkommen Adams seien und nicht in der Erbsünde geboren wurden, könnten sie auch nicht durch das Sakrament der Taufe von dieser Sünde befreit werden. Die heilige Kirche wolle keineswegs die Frage entscheiden, ob die Molche eine unsterbliche Seele oder sonst einen Anteil an der Gnade und der Erlösung Gottes hätten; ihr Wohlwollen den Molchen gegenüber könne nur dadurch ausgedrückt werden, daß sie ihrer in einem Sondergebet gedenkt, das an bestimmten Tagen neben der Andacht für die Seelen im Fegefeuer und neben der Fürbitte für Ungläubige gelesen wird. [Fußnote: Siehe die Enzyklika des Heiligen Vaters: Mirabilia Dei opera.] Weniger einfach hatten es die protestantischen Kirchen; man erkannte zwar den Molchen Vernunft zu und damit die Fähigkeit, die christliche Lehre zu begreifen, doch zögerte man, sie Mitglieder der Kirche und damit Brüder in Christo werden zu lassen. Man beschränkte sich daher darauf, eine Heilige Schrift für Molche (in gekürzter Fassung) auf wasserdichtem Papier herauszugeben und diese in vielen Millionen Exemplaren zu verbreiten; ferner wurde erwogen, für die Molche (in Analogie zum Basic-English) eine Art Basic-Christian, eine grundlegende und vereinfachte christliche Lehre zusammenzustellen [...].  
Soweit bekannt ist, erreichte der Monismus eine größere Verbreitung unter den Molchen; einige Molche glaubten auch an den Materialismus, an den goldenen Standard und andere wissenschaftliche Glaubenslehren. Ein volkstümlicher Philosoph namens Georg Sequenz hatte sogar eine besondere Glaubenslehre für die Molche verfaßt, deren obersten und höchsten Abschnitt der Glaube an den Großen Salamander bildete. Dieser Glaube fiel zwar bei den Molchen auf keinerlei fruchtbaren Boden, dagegen fand er viele Anhänger unter den Menschen, namentlich in den Großstädten, wo fast über Nacht eine Menge geheimer Tempel, dem Salamanderkult geweiht, entstanden." (S. 191ff.) 
Natürlich habe ich mir auch schon eine neue Leseliste zusammengestellt, mit der ich anfangen will, wenn ich die obigen fünf Bücher durch habe (also bald); aber darauf komme ich nächste Woche zu sprechen. 


Linktipps: 

Mir scheint, ich empfehle relativ häufig Artikel von diesem Blog! Aber das hat eben auch Gründe. Im aktuellen Artikel knöpft sich Bloggerin "Mary of Magdala" den... äh... sagen wir mal "postchristlichen" Tübinger Theologen Magnus Striet vor, der, wie die KNA zu berichten wusste, jüngst in einem Vortrag bei den Salzburger Hochschulwochen gegen die Neuevangelisierung vom Leder gezogen hat. "Antiintellektuell" sei diese Bewegung, und schon der Begriff als solcher "seltsam phrasenhaft". -- Kein Wunder, dass Striet auf die Neuevangelisierung schlecht zu sprechen ist, meint "Mary of Magdala"
"Neuevangelisierung braucht ihn und seine Kollegen nicht, weil Neuevangelisierte nicht nach dem neuesten wissenschaftlichen Trend fragen, sondern nach Jesus. So ein Mist aber auch." 
Zugleich, so die Bloggerkollegin weiter, zeigen Striets Einlassungen aber auch, dass er schlichtweg keine Ahnung hat, wovon er redet -- und zwar weil "Menschen wie er den Bezug zur real existierenden Kirche bereits komplett verloren haben": 
"Hat der Mann überhaupt ein einziges der Neuevangelisierung geschuldetes Phänomen selbst besichtigt? Hat er gesehen, wie coole Jugendliche feixend eine Kirche betreten, in die sie eingeladen wurden, hochrot im Gesicht ein Kerzchen anzünden, dann aber ganz still werden und am Ende gar noch auf einen der ihren warten müssen, der sich ins seelsorgerliche Gespräch mit einem der anwesenden Priester getraut hat? Nein, das hat er nicht gesehen, weil die Hipsterbrille der intellektuellen Unangreifbarkeit einen effektiven Schutz vor der Strahlung des heiligen Geistes bietet."
Mir sind im Zusammenhang mit diesem Artikel und seinem Anlass übrigens einige Gedanken durch den Kopf gegangen, die ich dann auch gleich mal festhalten möchte, wenigstens skizzenhaft. -- Ich möchte behaupten, es ist ein Dilemma der "liberalen" akademischen Theologie, dass an den Gott, den sie postuliert, letztlich niemand glaubt; ja im Grunde gar niemand glauben kann, weil es allzu offensichtlich ist, dass dieser Gott nur ein theoretisches Konstrukt ist. In einem ähnlichen Sinne, wie auch ein "germanischer" Neuheide nicht wirklich an Odin und Thor glaubt. Diese "Götter" haben für ihn eine Bedeutung, sie stehen für etwas, aber sie existieren nicht an und für sich. Dasselbe, würde ich sagen, gilt auch für den Gott des sogenannten  "liberalen" oder "progressiven Christentums", und deshalb können sich die Anhänger dieser traurigen Pseudoreligion so schwer (oder gar nicht) vorstellen, dass die aus ihrer Sicht "konservativen" Christen tatsächlich an ihren Gott glauben. Sie gehen vielmehr - bewusst oder unbewusst - davon aus, dass die sich ihren Glauben auch bloß nach eigenem Gutdünken und Bedarf zurechtkonstruiert haben. Nur so ergibt es überhaupt einen Sinn, bestimmte Glaubensinhalte (bzw. die, die sich zu diesen bekennen) als "homophob", "frauenfeindlich" oder sonstwie diskriminierend zu tadeln. Vielleicht werde ich das doch noch mal an anderer Stelle vertiefen müssen. 
Die Überschrift lässt es bereits erahnen: Auch dieser Artikel widmet sich den ebenso kenntnisarmen wie geringschätzigen Einlassungen Magnus Striets zum Stichwort "Neuevangelisierung". Dabei konzentriert sich Kollegin Claudia allerdings darauf, große und kleine Beispiele dafür zusammenzutragen, wie Neuevangelisierung in der Praxis aussehen und funktionieren kann. Es könnte schließlich sein, dass mancher Leser davon ebenso wenig weiß oder sich darunter ebenso wenig vorstellen kann wie der Freiburger Universitätsdozent. Es ist eine ermutigende Aufzählung, und ich bin nicht wenig stolz darauf, dass darin auch der "Mittwochsklub" lobende Erwähnung findet.


Heilige der Woche: 

Mittwoch, 07. August: Hl. Xystus (od. Sixtus) II., Papst von 257-258, Märtyrer. Beendete den sogenannten "Ketzertaufstreit" zwischen der römischen und der nordafrikanischen Kirche; wurde im Zuge der Christenverfolgungen unter Kaiser Valerian beim Feiern einer Messe überfallen und zusammen mit vier Diakonen getötet. Schutzpatron für das gute Gedeihen von Trauben und Bohnen. Hl. Kajetan (1480-1547), Begründer des Theatinerordens. Gründete 1533 ein Institut zur Zurückdrängung der Reformation.

Donnerstag, 08. August: Hl. Dominikus (ca. 1170-1221), Begründer des Predigerordens (Dominikaner). Wurde 1206 von Papst Innozenz III. nach Südfrankreich entsandt, um gegen die Irrlehren der Albigenser zu predigen; ab 1220 predigte er in der Lombardei gegen die Humiliaten. Förderte das Rosenkranzgebet; den Auftrag hierzu soll er in einer Vision von der Gottesmutter selbst erhalten haben.

Freitag, 09. August: Hl. Theresia Benedikta vom Kreuz (1891-1942), bürgerlich Edith Stein, Ordensfrau und Märtyrerin. Von Haus aus Jüdin, bekannte sich seit ihrer Jugend zum Atheismus, konvertierte aber 1922 zum Katholizismus. Promovierte Philosophin, eine Habilitation wurde ihr jedoch verwehrt. Trat 1933 in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein, würde 1942 von den Nazis festgenommen, nach Auschwitz deportiert und dort in der Gaskammer  ermordet. 1987 von Papst Johannes Paul II. selig-, 1998 heiliggesprochen und 1999 zur Patronin Europas ernannt.

Samstag, 19. August: Hl. Laurentius, Diakon und Märtyrer. Wurde im Zuge der Christenverfolgungen unter Kaiser Valerian zu Tode gefoltert, der Legende nach auf einem Bratrost. Als der Kaiser von ihm verlangte, ihm die Schätze der Kirche auszuhändigen, soll Laurentius ihm die Armen, Kranken, Witwen und Waisen der römischen Christengemeinde gezeigt und erklärt haben, diese seien der wahre Schatz der Kirche. 


Aus dem Stundenbuch: 

Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: † wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, * mit Jubel und Dank in feiernder Menge. (Psalm 42,5)



2 Kommentare:

  1. Zu Watchman Nee: Der Wunsch, sündlos zu leben, hat in der evangelikalen Tradition teilweise seltsame Blüten getrieben. Gemeint sein dürfte hier eine übersteigerte Form der Selbstverleugnung, die alle eigenen Bedürfnisse und Gefühle als fleischlich und damit in Christus gestorben verwirft.
    Diese Sicht der Dinge konnte sich allerdings nicht dauerhaft durchsetzen ;-)

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    1. Mir scheint's da nicht weit entfernt zum Manichäismus zu sein...

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