Montag, 13. Mai 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (4. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Die erste Hälfte der zurückliegenden Woche war nicht sonderlich aufregend, am Donnerstag folgte die spontane Büchersortier-Aktion, von der ich bereits berichtet habe, und am Freitag ging's dann - zusammen mit Stefan Friedrich, dem Initiator des Gesprächskreises Colloquium Catholicum - auf nach Döbeln in Mittelsachsen, wohin uns der Vorsitzende des Katholischen Arbeitskreises der CDU Sachsen, Mathias Kretschmer, eingeladen hatte, um im Pfarrsaal der katholischen St.-Johannes-Kirche über die "Benedikt-Option" zu sprechen. Die Teilnehmerzahl war zwar recht überschaubar, aber ich erntete ein überwiegend positives Feedback, nicht zuletzt auch von dem aktuellen und dem emeritierten Döbelner Pfarrer. Lediglich ein Teilnehmer äußerte vehement Unzufriedenheit mit der Veranstaltung und verließ sie mittendrin, aber ich bin nicht richtig dahinter gekommen, was er eigentlich zu bemängeln hatte; inhaltliche Kritik an den von mir vorgestellten Thesen des Buches schien es jedenfalls nicht zu sein.

Am gestrigen Sonntag war dann bei uns in der Kirche Erstkommunion; das war weniger schlimm als man hätte erwarten können -- was wohl zu einem nicht unwesentlichen Teil damit zusammenhing, dass es nur fünf Erstkommunionkinder gab, von denen zudem einige aus polnisch- und italienischstämmigen Familien kamen. Anders als in den letzten Jahren war die Kirche folglich nicht mit am sakralen Charakter der Veranstaltung ostentativ desinteressierten Verwandten überfüllt. Indes frage ich mich, ob man die Gestaltungselemente des Typs "anspruchslose Unterhaltung für Kirchenferne" angesichts dieses Umstands nicht noch weiter hätte zurückschrauben können. 



Was ansteht: Heute Abend findet in der Katholischen Akademie in Berlin ein "Akademieabend" (bestehend aus Vortrag und Podiumsdiskussion) zum Thema "Europas Zukunft - Bietet Benedikt ein Narrativ?" statt. Mit dem im Veranstaltungstitel genannten Benedikt ist tatsächlich der Hl. Benedikt von Nursia gemeint. Ich habe eine Einladung zu dieser Veranstaltung erhalten - als Zuschauer, nicht etwa eine Einladung aufs Podium. Finde den Fehler. Habe dem Akademiedirektor postwendend geantwortet: 
"Sehr geehrter Herr Dr. Hake,
herzlichen Dank für die Einladung zum Akademieabend 'Europas Zukunft - Bietet Benedikt ein Narrativ?'. Angesichts des Themas der Veranstaltung fände ich es eigentlich sinnvoll und angemessen, wenn Sie mir - als Übersetzer des international viel diskutierten Buches "Die Benedikt-Option" von Rod Dreher - einen Platz auf dem Podium einräumen würden. In diesem Fall komme ich gern.
Beste Grüße" -- 
weil, so ja nun mal nicht. Dass ich auf diese Mail bis zur Stunde keine Antwort erhalten habe, war wohl kaum anders zu erwarten. Ich bin noch unschlüssig, ob ich trotzdem hingehe. -- Von Dienstag auf Mittwoch bekommen meine Liebste und ich Besuch von einer lieben Freundin und erzdunkelkatholischen Bloggerkollegin; okay, in erster Linie hat sie beruflich in Berlin zu tun und bräuchte eine Übernachtungsgelegenheit, aber wir freuen uns trotzdem. Am Donnerstag lädt dann die Partei "Bündnis C" zu einer Podiumsdiskussion ins Bernhard-Lichtenberg-Haus ein; Thema dort: "Die Chance christlicher Erneuerung in Politik und Gesellschaft". Klingt durchaus auch nach einer Veranstaltung, die man mit ein paar #BenOp-Thesen zünftig aufmischen könnte. Vielleicht bleibe ich aber doch lieber zu Hause, denn tags darauf reise ich nach Krefeld, wo ich im Rahmen der dortigen "Nacht der offenen Kirchen" bei der Russisch-Orthodoxen Gemeinde zu Gast sein und einen Vortrag zum Thema "Christen als kreative Minderheit" halten werde. Schade ist, dass ich dadurch den ersten von meiner Liebsten geleiteten Krabbel-Brunch verpasse, der am Samstagvormittag stattfindet; aber ich bin optimistisch, dass es eine schöne Veranstaltung wird. Nächsten Monat bin ich dann dabei. Für Sonntag ist geplant, dass ich mich zum Mittagessen mit einer Gruppe katholischer Studenten treffe, denen ich etwas über die #BenOp erzählen soll.  Ganz schön viel Action für eine Woche also; da kann man wohl mal die eine oder andere Podiumsdiskussion sausen lassen.


aktuelle Lektüre: 

Meine bereits in den vergangenen Wochen erwähnten Lektürevorhaben werden sich wohl noch ein bisschen hinziehen, denn es gibt frischen Lesestoff. Zu nennen sind vor allem die folgenden zwei Bücher: 
Ein Jugendbuch über eine 17jährige College-Studentin in New York, die in ihren schwulen besten Freund verliebt ist. Warum lese ich das? Weil es mir bei der spontanen Buchsortieraktion am letzten Donnerstag in die Hände gefallen ist, d.h. es hatte mittels einer nicht durch meine Hände gegangenen Bücherspende seinen Weg ins Bücherregal im Pfarrsaal gefunden. Und jetzt lese ich es, um mir ein qualifiziertes Urteil darüber bilden zu können, ob es für eine Pfarrbibliothek... angemessen ist. Man könnte denken, meine obige Kurz-Inhaltsangabe beantworte das bereits zur Genüge, aber das Problem ist: Ich mag das Buch irgendwie. Eine Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung "über den Umgang mit Liebe, Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft", die ich ebenfalls im Büchereiregal entdeckt habe, habe ich hingegen entsorgt.

Biographie einer 2012 im Alter von 28 Jahren an Krebs verstorbenen Italienerin, deren Seligsprechungsprozess im Jahr 2018 eröffnet wurde. Der Franz, bei dem ich während der MEHR 2017 zu Gast war, hat mir das Buch geschickt, da er meinte, es könnte mich interessieren. Ich habe allerdings noch nicht angefangen, es zu lesen. 


Linktipps: 
Nanu, was ist denn hier los? Empfehle ich etwa ernsthaft einen Beitrag der "Propaganda-Postille der Kryptoschismatiker" (denen man obendrein das Präfix "Krypto-" allmählich mal aberkennen müsste)? Und auch noch von einem Verfasser, den ich bekanntermaßen nicht leiden kann? (Dass er mich auf Twitter blockiert hat, nehme ich ihm nicht übel; dafür habe ich Verständnis, denn zuvor hatte ich die Frage in den Raum gestellt, ob er womöglich ein Satireaccount sei -- "Renate Bergmann als junger, unkonventioneller Mönch". Das war nicht nett. Aber natürlich hatte es Gründe, dass ich diese Frage stellte.) Ich empfehle diesen Beitrag auch nicht, weil er so gut wäre; richtig schlecht ist er allerdings auch nicht, jedenfalls längst nicht so schlecht, wie man hätte erwarten können. Nein, ich empfehle ihn deshalb, weil er - z.T. sicher unabsichtlich bzw. sogar gegen seine explizite Absicht - ein bezeichnendes Licht auf das Problematische der gängigen Erstkommunionpraxis wirft, und darüber hinaus ganz allgemein auf das Scheitern der Strategie der Kirche, sich der breiten Öffentlichkeit gegenüber als möglichst offen und inklusiv darzustellen. -- Worum geht's? Micky Beisenherz (laut häretisch.de ein "bekannter TV-Moderator"; das ist gut zu wissen, ich hätte gedacht, der Mann ist hauptberuflicher Twitterer -- sowas gibt es ja) hatte in den Sozialen Medien mit einem polemischen Beitrag über den Besuch eines Erstkommuniongottesdienstes für Furore gesorgt, und Pater Maurus versucht sich nun an einer von seelsorgerischer Milde geprägten Erwiderung. Ausgesprochen gut gemeint, kommt für mein Empfinden allerdings etwas zu defensiv rüber, fast entschuldigend -- nach dem Motto "Wir Katholiken sind halt so beschränkt, dass wir tatsächlich an die Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie glauben; sei doch bitte so nett und nimm ein bisschen Rücksicht darauf". Aber der Punkt ist ja gar nicht, dass ein Micky Beisenherz das, was Pater Maurus ihm so geduldig zu erklären versucht, nicht wüsste; es ist ihm vielmehr einfach egal. Und trotzdem erhebt er den Anspruch, die Kirche habe ihm gefälligst das zu geben, was er von ihr will, selbst wenn er es nur aus einer Laune heraus will. Der Beifall, der ihm für seine Äußerung zuteil wurde, lässt Rückschlüsse darauf zu, wie verbreitet eine solche Haltung gegenüber der Kirche ist; man erinnere sich auch an eine vergleichbare Äußerung Eckart von Hirschhausens beim Katholikentag 2018 in Münster. Das eigentliche Problem ist, dass es einer Kirche, die partout "everybody's darling" sein will, schlicht an einem Instrumentarium fehlt, sich solcher Zumutungen zu erwehren.

Ein im weitesten Sinne irgendwie verwandtes Thema. Die wundervolle Leah Libresco widmet sich einer komplexen Herausforderung der #BenOp: nämlich der Herausforderung, eine intensive Gemeinschaft von Gläubigen aufzubauen, die dennoch offen für den Kontakt mit nicht- oder weniger gläubigen Menschen bleibt; oder anders ausgedrückt: wie eine solche Gemeinschaft  es vermeiden kann, elitär und sektiererisch zu werden. Der Schlüssel dazu liegt kurz gesagt darin, sich von Liebe leiten zu lassen und nicht von Furcht und Hass.


Heilige der Woche: 

Donnerstag, 16. Mai: Hl. Johannes Nepomuk  (ca. 1345-1393), Priester und Märtyrer. Ab 1389 Generalvikar des Erzbistums Prag, wurde auf Befehl des böhmischen Königs Wenzel IV. (der seit 1376 auch König des Heiligen Römischen Reiches war) in der Moldau ertränkt. Der Überlieferung zufolge war er Beichtvater der Königin und zog sich die Feindschaft des Königs dadurch zu, dass er sich diesem gegenüber weigerte, das Beichtgeheimnis zu verletzen. Wird daher als Schutzpatron der Beichtväter verehrt.

Samstag, 18. Mai: Hl. Johannes I., Papst von  523-526. Wurde vom Ostgotenkönig Theoderich, der damals Italien beherrschte, nach Konstantinopel entsandt, um im Arianismusstreit zu vermitteln. Da die Ergebnisse dieser Reise nicht zur Zufriedenheit des Arianers Theoderich ausfielen, ließ er den Papst bei dessen Rückkehr festnehmen; Johannes starb in der Haft und wird als Märtyrer verehrt.


Aus dem Stundenbuch: 

Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! * Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, * so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten. (Psalm 90,14f.)




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