Donnerstag, 31. Januar 2019

Pfadfinder-Feedback: Ein Gastbeitrag

Zu meinem unlängst hier veröffentlichten Artikel über Unterschiede zwischen den beiden katholischen Pfadfinderverbänden DPSG ("Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg") und KPE ("Katholische Pfadfinderschaft Europas") hat mir eine Mutter, die mit ihren Kindern in der DPSG aktiv ist, ein ausführliches Feedback zukommen lassen. Dabei bezieht sie sich vor allem auf die in meinem Beitrag eher zwischen den Zeilen, aber offenbar doch deutlich genug zum Ausdruck gekommene Beobachtung, die DPSG lasse im Vergleich zur KPE ein klares katholisches Profil vermissen. Dazu merkt die Leserin an:
"Wer nach allen Seiten offen ist, kann doch irgendwo nicht ganz dicht sein": So könnte man den Internetauftritt der DPSG zusammenfassen. Die Verfasser plagte offenbar die Angst, Eltern könnten denken, ihr Kind dürfe nicht kommen, weil sie geschieden sind oder lesbisch oder nicht-weiße Hautfarbe haben – oder eine Kombination davon. Das ist erst mal ausgemachter Blödsinn, so etwas anzunehmen: Es wird keiner von einem katholischen Jugendverband ausgeschlossen, weil die Herkunft nicht genehm ist – was übrigens für die gesamte katholische Kirche gilt. Voraussetzung fürs Pfadfinden ist nicht die letzte Beichte der Eltern, sondern Freude am "Draußensein", an einer robusteren Freizeitgestaltung und an körperlicher Aktivität. Pfadfinden möchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu befähigen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, selbstständig und teamfähig zu sein, sich und seinen Kompetenzen zu vertrauen, kurz: gerundete Persönlichkeiten zu werden. Dummerweise hat die DPSG einen akuten "Wir sind ja eigentlich gar nicht so"-Komplex, womit sie ausgezeichnet in die restliche katholische Szene Deutschlands passt. Daher distanziert man sich heftig davon, für "so" gehalten zu werden. Das Ergebnis ist Profilverlust. 
Symbolbild; Quelle und Lizenz hier.
Auf der anderen Seite steht das "dunkelkatholische" Mantra, eine Mitgliedschaft in der DPSG sei eigentlich nicht möglich, weil der Verband ja eigentlich vom Pfad der Tugend abgewichen sei. Äh – ja. Stimmt. Liest man den Internetauftritt oder sitzt man auf einer Gremienkonferenz, fragt man sich schon, was bitte eigentlich das spezifisch Katholische sein soll, vor dem Eltern Angst haben könnten. Die Kritik ist berechtigt – wir sind hier in Deutschland. Aber was wären die Alternativen? Als meine Kinder zu den Pfadfindern wollten, gab es vor Ort drei Möglichkeiten: die Freikirchler, die Evangelen und die DPSG. Der katholische Herdentrieb siegte. Die Freikirchler benutzen ihre Pfadfinder übrigens ausdrücklich dazu, Kinder (und über die Kinder die Familien) an ihre Gemeinde zu binden – was man der DPSG nun wirklich nicht vorwerfen kann. Die "katholischere" Alternative KPE gab es schlicht nicht in erreichbarer Entfernung. Man trifft die auch nie (besser: ich treffe die nie), wenn man unterwegs ist. Ich habe immer mal wieder den Gedanken "Die gibt's wahrscheinlich nur im Internet", weil sie so unsichtbar sind. Was mich zum nächsten Punkt bringt: Die DPSG bemüht sich im gute Beziehungen zu anderen Verbänden. Das ist an sich auch gut so – Blick über den Tellerrand und so. Vor Ort läuft man sowieso eher den Nasen von nebenan über den Weg als irgendwelchen Verbandsgremien, da bildet sich auf der persönlichen Ebene schnell Kontakt; der fehlt bei der KPE zumindest mir hier. Ich argumentiere bei "Warum seid ihr immer noch in der DPSG?!" immer damit, dass, wenn alle Katholiken da wegliefen, eine großartige Möglichkeit verloren ginge, Kindern, die sonst nie eine Kirche von innen sehen würden, einen Kontakt zur Kirche zu vermitteln. Diese Möglichkeit verschenken wir, wenn wir den Verband gänzlich "den Politikern" überlassen.
Um das Thema "rund" zu kriegen, wäre es jetzt natürlich richtig schön, wenn sich nun noch jemand zu Wort meldete, der aus der "Innenperspektive" etwas über die KPE sagen kann... Ich bin gespannt! 



1 Kommentar:

  1. Ich kann dieses Argument "bei uns haben diejenigen , die sonst nie eine Kirche von innen sehen würden, die Gelegenheit dazu, und deshalb vermeiden wir alles, was bei denjenigen die zu uns kommen, den Eindruck erwecken könnte, wir täten es so ernst mit unserem Glauben nehmen, wir man es uns unterstellt!" einfach nicht mehr hören! Mit fällt dann immer nur Loriot mit "Ja wo laufen sie denn?" ein.
    Dieses Argument braucht mittlerweile eine Bartwickelmaschiene.
    Und die KPE ist, ein ganz kleiner Haufen, den man suchen muss, von daher trifft das Argument der Mutter nicht, sie kennt sie nicht, sie sieht sie nicht, aber weiß was bei denen nicht in Ordnung ist.
    Es ist völlig okay, dass man das nimmt was halt vor Ort ist, aber interessant ist schon diese sprungbereite Feindseligkeit, und dass man kleinen Verbänden vorwirft so klein zu sein.
    Ich bin nicht bei den Pfadfindern, und habe das letzte Mal welche gesehen, bei der Heilig Rock Wallfahrt in Trier 2012 , wo mir die Georgspfadfinderschaft mit dem Lied von Hannes Waader per Magaphon "Manchmal träume ich schwer .... und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt dass nichts bleibt wie es war" übern den Weg gelaufen ist, da ich seitdem nichts mehr von Pfadfindern gesehen habe, allerdings hat mir mal einer erzählt er habe in einer Messe einige KPE'Ler gesehen, so ist zu schließen, es gibt die DPSG seit 2012 nicht mehr und die KPE noch irgendwo.
    In meinem Heimatdorf gab es schon immer DPSG, vor einigen Jahren habe ich einen der Verantwortlichen mal wieder getroffen, der meinte nur, sie seien alle ausgetreten, machten nun freie Pfadfinderarbeit, weil ihnen das ganze Politisieren bei der DPSG sowas von dermaßen auf den Keks ginge und es ihnen um die Pfadfinderei ginge, auch eine Stimme!

    AntwortenLöschen