Mittwoch, 16. August 2017

In der Abseitsfalle

Schreck und graus: Die Deutsche Bischofskonferenz hat ein „Nachfolgeprojekt“ zu „Valerie und der Priester“ lanciert. So ähnlich, nur anders. Unter dem Namen „Gott im Abseits“. Und mit vertauschten Geschlechterrollen, das heißt: mit einem männlichen Journalisten und einer Ordensschwester (oder mehreren). Plötzlich finde ich es gar nicht mehr so schlimm, kein funktionierendes WLAN zu Hause zu haben.

(Ja, ich schreibe dies in einem... äh... Lokal. Gerngeschehen.)

Meine erste Reaktion auf die ungebeten über mich hereingebrochene Information bestand darin, mich mit einer Freundin und Bloggerkollegin über die Frage auszutauschen, ob man die Projektverantwortlichen bei der DBK nicht einfach in die Wüste schicken könnte, ehe sie noch mehr Unheil anrichten. Oder in ein Bergkloster in den Anden, zwecks ca. dreijähriger Schweigeexerzitien. 
„Wir wollen ihnen ja nichts Böses.“
„Ja, aber sie wollen uns etwas Böses! Auch wenn sie es nicht merken und denken, es wäre etwas Gutes. Das sind die Schlimmsten!“

Unerbittlich spülte mir Facebook einen Teaser-Text zur ersten Folge von „Gott im Abseits“ in die Timeline. „Ich finde die katholische Kirche schwierig“, bekennt da der „kirchenferne Journalist“, der die zweifelhafte Aufgabe übernommen hat, die neue Valerie zu werden, „weil sie an ihren althergebrachten Strukturen nicht rütteln will, Frauen systematisch draußen hält, sich von der Welt um sie herum immer mehr entfernt und weil sie nicht unsere Sprache spricht.“. Ächz bzw. gähn. In der FB-Gruppe „Ein ungenanntes Bistum“ wurde ich zudem über einen Artikel auf katholisch.de informiert, in dem der junge Mann – nennen wir ihn mal Valerio – zu Protokoll gibt: „Die katholische Kirche ist mehr als der Papst und die alten Kardinäle, die sich zu manchen gesellschaftlichen Themen äußern, als wären wir noch im 16. Jahrhundert.“ Ein befreundeter Priester kommentierte treffend: 
„Die gesamtgesellschaftliche Norm ist heute wohl der großstädtische Journalist anfang 20 mit geringer Kenntnis festen Vorurteilen, verschwurbelter Sprache und großem Selbstbewusstsein?“

Foto: Tim Green (Quelle hier

Nein, ich bin nicht „gespannt“, wie sich „das Projekt entwickelt“.
Nein, ich will nicht „abwarten, ob es vielleicht besser wird, als ich denke“.
Ich will auch nicht darüber diskutieren, ob auch „Valerie und der Priester“ vielleicht besser war, als ich meine. Ob es, über bloße „Reichweite“ hinaus, doch irgend etwas Sinnvolles „gebracht“ hat.


Ich will einfach nur, dass es aufhört.  


8 Kommentare:

  1. Danke für den Hinweis. Für mich wieder ein kleines Menetekel dieser Kirche nicht zu nahe zu kommen.
    Ich hatte damals von Katholiken den Hinweis auf das erste Format erhalten- dort hatte man wohl gehofft, ich würde sinn volles über katholischen Glauben erfahren (sind halt aufrichtige, liebe Menschen ohne Arg, die das gedacht haben), habe aber schon nach kurzem lesen aufgegeben, da die junge, feministische blablabla auch noch die Lehren Dr. Moneys vertritt.
    Wer sich so jemanden als typisch für junge Menschen vorstellt, erzeugt in mir Argwohn.
    Für mich sind das ganz klar Versuche, Themenkomplexe rund um Gender-Studies in kirchlichem zusammenhang als Regelfall zu etablieren.

    Deshalb wird "es auch nicht auffhören", es fängt gerade erst an.

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  2. Oh mei.

    Anscheinend halten die Verantwortlichen Valerie u.d.P. für einen Erfolg. Und das gibt mir auch sehr zu denken.

    Warum nicht Leute mit einer geistlichen Berufung OHNE Hipsterbegleitung reden lassen? "Katholische Welt" auf Bayern 2 hat z.B. immer wieder Porträts von Geistlichen/Schwestern, in denen die einfach ohne Anleitung von Hipsterjournalisten mit ideologischer Agenda zu Wort kommen. Das sind oft dermaßen beeindruckende, überzeugende Persönlichkeiten, dass ich mir tatsächlich wünsche, gläubig zu sein.

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    1. Danke für den schönen Kommentar!

      In der Tat: "Die Verantwortlichen halten 'Valerie und der Priester' für einen Erfolg" und machen einfach so weiter.
      Darüber, was mich daran so ärgert, wird es Montag (online) oder Dienstag (Print) in der "Tagespost" etwas zu lesen geben - in Form eines "Pro und Contra"-Artikels...

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    2. Warum macht ihr keinen Gegenangriff und sucht euch eine*n sympathische*n Hardcorekatholiken und lasst den/die mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und höflichem Unverständnis ein Jahr lang eine Genderbeauftragte begleiten und Fragen stellen, bis es wehtut? Ich stelle mir das im Idealfall sehr amüsant und aufschlussreich vor; löst im Idealfall auch ein bisschen Selbstreflexion aus, was will man, padon, mensch, mehr?
      Vielleicht kann man ja ein Konzept schreiben und das als Versuch verkaufen, Interesse und Verständnis zu wecken, Gräben zuzuschütten und Menschen zu bewegen, aufeinander zuzugehen?

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    3. Die Idee gefällt mir!

      Wobei ich anmerken muss: Ein echtes Gegenstück zu V&P wäre es erst, wenn ein Gender-Lehrstuhl dafür bezahlt.

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    4. Wenn der Lee/hrstuhl bezahlt, mach ich ett!

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    5. Das wird schwierig werden, denen die Tacken aus der Geldbörse zu leiern. Sooooo viel hat ein Genderlehrstuhl nicht zu verschenken. Seufz. Ich hatte so große Hoffnung auf Unterhaltung mit dieser Idee verknüpft.

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  3. Was mich - mehr noch als die Weiterführung des Projekts selbst - besonders ärgert, ist die Reduzierung der Zeit auf eine Woche. Bei Valerie konnte man über das Jahr hinweg zumindest eine gewisse Entwicklung beobachten. Vielleicht hatte sie auch am Ende des Jahres nichts so WIRKLICH verstanden, aber zumindest manches dann so halbwegs irgendwie doch. Aber eine Woche? Man lese sich nur die Texte durch, die Valerie nach einer oder den ersten paar Wochen geschrieben hatte...

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