Einen Job zu haben, in dem man auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss, bringt, wenn man bekennender Dunkelkathole ist, durchaus gewisse Komplikationen mit sich, und in der Heiligen Woche zwischen Palmsonntag und Ostern wirkt sich das naturgemäß besonders stark aus. Aber in der Großstadt-Diaspora Berlins ist das in den allermeisten Fällen ein lösbares Problem. Zumindest, wenn man ein bisschen Mühe darauf verwendet, Gottesdienstzeiten an verschiedenen Standorten sowie die entsprechenden Verkehrsverbindungen und Fahrzeiten zu recherchieren - und wenn man in ästhetischer Hinsicht etwas kompromissbereit ist.
Nachdem ich am Palmsonntag in der 8-Uhr-Frühmesse in der Unterkirche von St. Hedwig ("Die 8-Uhr-Frühmesse ist gewissermaßen das zerbrochene Fenster der Hedwigskathedrale", merkte meine Liebste an, die mich dankenswerterweise trotzdem dorthin begleitete) und am Dienstag, an dem ich vormittags frei hatte, am selben Ort (allerdings in der Oberkirche) in der tatsächlich sehr schönen und feierlichen Missa Chrismatis gewesen war, standen mir für die Missa in Coena Domini am Gründonnerstag nur solche Kirchen zur Auswahl, in denen diese Messe erst um 20 Uhr gefeiert wurde und die von meinem Arbeitsplatz aus einigermaßen schnell und unkompliziert erreichbar waren. Meine Wahl fiel auf St. Ansgar im Hansaviertel, eine Kirche, die ich bislang nur von außen kannte. - St. Ansgar, erbaut 1957, ist eine der ersten Betonkirchen Deutschlands und galt seinerzeit als vorbildlich für den "modernen Sakralbau". Heute ist sie - wie viele Betonkirchen der "ersten Generation" - baufällig. Nach noch nicht 60 Jahren, wohlgemerkt. Als Erklärung für diesen Umstand hört man zuweilen, die Architekten hätten das ihnen nicht vertraute Baumaterial nicht richtig einschätzen können. Well. Ich verstehe wenig von Architektur und buchstäblich nichts von Baustatik, aber rein symbolisch betrachtet empfinde ich den Zustand dieser frühen Betonkirchen als irgendwie bezeichnend für den Gesamtzustand der Katholischen Kirche in Deutschland - und dessen Ursachen. Da wollte man den kostbaren alten Wein partout in neue Schläuche füllen, und im Nachhinein zeigt sich, dass das Material dieser Schläuche schlicht ungeeignet ist.
St. Ansgar gefiel mir von innen allerdings gar nicht so schlecht:
St. Ansgar im Hansaviertel: Der Innenraum ist schlicht, aber geschmackvoll gestaltet. Als Fasten-Hungertuch eine Foto-Reproduktion des Turiner Grabtuchs zu verwenden, finde ich ausgesprochen gut. |
Durchaus reizvoll gestalteter Kreuzweg in St. Ansgar. |
Die Kirche war, wenn auch nicht direkt proppevoll, doch sehr
gut besucht, und zwar von Menschen aller Altersstufen und verschiedenster Herkunft. Das gefiel mir. Und die Zelebration der Gründonnerstags-Liturgie war erheblich würdiger, feierlicher und korrekter, als ich es erwartet hätte. Eine Fußwaschung gab es nicht; damit konnte ich persönlich ziemlich gut leben. Ein paar Abzüge in der B-Note gab's aber dennoch. So zum Beispiel, dass die Orgel auch nach dem Gloria weiterhin die Gemeindegesänge begleitete. Und zur Kommunion sang der Chor - der insgesamt durchaus gut war - ein recht "neugeistlich" anmutendes Lied, von dessen Text ich zwar nur Bruchstücke verstand, aber diese Bruchstücke genügten schon, um meine Häresie-Sensoren in Alarmbereitschaft zu versetzen. Meine Liebste merkte das sofort und warf mir einen verschmitzten Blick zu. -- Im Nachhinein konnte ich mit Hilfe der wenigen Textpassagen, die bei mir hängen geblieben waren, sowie mit Unterstützung von Onkel Google ermitteln, um was für ein Lied es sich handelte: Es hieß "Tischgebet" und stammte aus der Feder von none other than Huub Oosterhuis. Na klasse.
"Der nach menschlicher Sitte mit einem eigenen Namen genannt wurde, als er in einer fernen Vergangenheit geboren wurde weit von hier: den die Seinen nannten Jesus, Sohn des Josef, Sohn des David, Sohn des Jesse, Sohn des Juda, Sohn des Jakob, Sohn des Abraham, Sohn des Adam, Sohn des Menschen, der auch Sohn von Gott genannt wird, Heiland, Vision des Friedens, Licht der Welt, Weg zum Leben.
Von Jahrhundert zu Jahrhundert wurde er uns überliefert in Sprache und Zeichen, stets geliebt, oft unverstanden. Ein Geheimnis wird er bleiben, eine eigenartige Geschichte, so wie ich ihn kennenlernte – heute nenne ich ihn Bruder.
[...]
Der so starb für seine Freunde, liegt im Acker wie ein Samen. Und er wartet einen Winter in der Stille seines Todes. Er ist Korn und wird geerntet. Er ist Brot und will verteilt sein, will zum Frieden Gottes werden."
Man weiß nicht recht, was man davon halten soll. Um den Text definitiv als häretisch zu bezeichnen, ist er letztlich einfach zu schwammig - wie so oft bei Oosterhuis. Es bleibt die Frage: Tut das not? Ausgerechnet zur Kommunion am Gründonnerstag?
Nach der Übertragung des Allerheiligsten vom Tabernakel auf einen Seitenaltar wurde der Schmuck im Altarraum nicht einfach nur abgeräumt, sondern der Zelebrant verwüstete den Altarraum geradezu - indem er z.B. die Altardecke zerknüllt liegen ließ und einige der sechs schweren Leuchter zwar nicht umwarf, aber so zu sagen "umlegte". Die symbolische Aussage - wenn der Herr nicht im Tabernakel ist, ist der ganze Altarschmuck nur wertloser Plunder - fand ich durchaus überzeugend; ein bisschen lustig anzuschauen war es derweil, dass die jungen Ministrantinnen sich nicht so recht trauten, sich die Nonchalance, mit der der Pfarrer etwa die Sitzkissen zu Boden fegte, zu eigen zu machen, sondern sich weiterhin recht ehrfürchtig benahmen.
Nach der Übertragung des Allerheiligsten vom Tabernakel auf einen Seitenaltar wurde der Schmuck im Altarraum nicht einfach nur abgeräumt, sondern der Zelebrant verwüstete den Altarraum geradezu - indem er z.B. die Altardecke zerknüllt liegen ließ und einige der sechs schweren Leuchter zwar nicht umwarf, aber so zu sagen "umlegte". Die symbolische Aussage - wenn der Herr nicht im Tabernakel ist, ist der ganze Altarschmuck nur wertloser Plunder - fand ich durchaus überzeugend; ein bisschen lustig anzuschauen war es derweil, dass die jungen Ministrantinnen sich nicht so recht trauten, sich die Nonchalance, mit der der Pfarrer etwa die Sitzkissen zu Boden fegte, zu eigen zu machen, sondern sich weiterhin recht ehrfürchtig benahmen.
Soweit also der Gründonnerstag. Ein Besuch der Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag um 15 Uhr ließ sich in diesem Jahr beim besten Willen nicht einrichten. Von der Arbeit frei nehmen? Keine Chance, zwei Kollegen waren im Urlaub und einer krank. Immerhin fand ich heraus, dass es in einer Kirche, die nicht allzu weit von meinem Arbeitsplatz entfernt lag, vor Beginn meiner Arbeitszeit eine Kreuzweg-Andacht gab. Na gut, dachte ich, dann gehe ich da hin - besser als nichts. Diese Einschätzung erwies sich allerdings als falsch... Nun ja, immerhin begleitete mich meine Liebste auch dorthin - in die Kirche St. Judas Thaddäus in Tempelhof. Ebenfalls eine frühe Betonkirche - erbaut 1958/59 -, und ebenfalls baufällig.
Aus gebührender Entfernung betrachtet, hat die Architektur von St. Judas Thaddäus in Tempelhof durchaus ihren Reiz, irgendwie. |
Aus der Nähe registriert man auch hier die Baufälligkeit. |
Direkt gegenüber dieser Kirche befand sich übrigens ein Lokal namens "Biertempel". Aber ich musste ja noch zur Arbeit.
Jüngstes Gericht an der Altarwand, rechts eine irritierend stämmige und muskulöse Madonna. Und Sichtbeton bis zum Abwinken! |
Die Kreuzwegandacht war eher schwach besucht, aber das überraschte mich nicht besonders. Eine schmächtige grauhaarige Dame verteilte Heftchen mit den Meditationstexten zum Kreuzweg. Der Einzug wurde angeführt von einem bärtigen, fast schon ein bisschen zu klischeehaft nach '68er-Altlinkem aussehenden Diakon mit einer donnernden Stimme, und ich dachte: wenn der die Meditationstexte vorträgt, mit dieser Stimme, dann wird's anstrengend. Tatsächlich trug aber gar nicht er die Texte vor, sondern die Dame, die die Heftchen ausgeteilt hatte. Und das war nicht unbedingt weniger anstrengend, denn die Dame hatte - was wir ihr nicht persönlich verübeln wollen - keine besondere Befähigung zum Lektorendienst: Sie sprach leiernd und unsicher und verhaspelte sich häufig. Zwischenzeitlich phantasierte ich darüber, sie von ihrem Kreuz zu erlösen, indem ich sie vom Mikrofon wegschubste und den Vortrag der Meditationen selbst übernahm. Ich kam jedoch bald zu dem Schluss, dass sich das nicht lohnte: Dafür waren die Texte nämlich einfach zu schlecht.
Immerhin, eins haben wir gelernt: Den wahren Messias erkennt man an seinem (lässig um den Hals geschlungenen) TROMPETENSCHAL! |
Nicht nur, dass sich auf annähernd jeder der 25 Seiten des Heftchens - und mit "annähernd jeder" meine ich: auf jeder außer einer, nämlich Seite 15 - ein bis sieben Rechtschreib-, Grammatik- und Satzbaufehler fanden; hinzu kamen allerlei ungelenke Formulierungen, die semantisch entweder nicht das aussagten, was sie vermutlich aussagen sollten, oder von denen man nicht erkennen konnte, was sie überhaupt bedeuten sollten, und die in vielen Fällen durch Versprecher bzw. Lesefehler der Lektorin noch weiter verballhornt wurden.
Ein paar Beispiele gefällig?
Der kontemplativen Vertiefung in die Passion Christi war all das natürlich nicht gerade förderlich. Da half nur noch Flucht. "Ich hab mich sowieso schon gefragt, wie lange du es da drin aushältst", scherzte meine Liebste, als wir draußen waren. Ich schätze, es war wirklich ein Glück, dass sie mitgekommen war. Auch für die anderen Kirchbesucher. Denn, wer weiß - wenn niemand auf mich aufgepasst hätte, hätte ich womöglich wirklich der Lektorin das Mikrofon weggenommen.
Nun ja: Vielleicht wurden die Meditationstexte von einem Nicht-Muttersprachler verfasst. Oder von einem Legastheniker. In diesem Fall sollte man wohl die gute Absicht honorieren. Aber selbst dann wäre es immer noch eine Zumutung für alle Beteiligten, diese Texte zu verwenden, ohne sie zuvor noch einmal Korrektur lesen zu lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass die sprachliche Form noch lange nicht das einzige Ärgerliche an diesen Kreuzweg-Meditationen war. Sofern man in diesem Geschwurbel überhaupt eine inhaltliche Aussagetendenz erkennen konnte, bestand diese darin, dass Christus sich in Seinem Leiden solidarisch mit dem Leiden der Menschen zeige. Von Ferne winkt die Befreiungstheologie. Die Ladenhüter der gesundheitslatschentragenden Kirchenkritik durften dabei auch nicht fehlen: "Richte uns auf, wenn wir unserer Kirche misstrauen, weil sie auf vielen [sic] Fragen keine Antwort hat", heißt es auf S. 17 - dabei besteht das Problem doch wohl eher darin, dass die Leute die Antworten der Kirche auf ihre Fragen einfach nicht hören wollen. Und gleich darauf, auf S. 18: "Nicht Paläste, nicht weltlicher Reichtum, Prunk und Protz ist [sic] für den Herrn wichtig." Na gut, das muss man wohl sagen in einer so kargen, potthässlichen und abbruchreifen Betonkirche.
Das wäre jetzt, rein kompositorisch gesehen, vielleicht ein ganz stimmiger Schlusssatz, aber ich will doch nicht unerwähnt lassen, dass ich nach diesen eher gemischten Eindrücken schließlich eine sehr schöne Osternacht feiern durfte - in Herz Jesu in Prenzlauer Berg, mit allem Drum und Dran, gut drei Stunden lang. Das versöhnt einen dann doch mit Vielem. Dennoch gibt die Lust der Kirche an der Selbstzerstörung, die sich, wie man gesehen hat, mancherorts selbst und gerade in der Heiligen Woche austobt - viele meiner katholischen Facebook- und Twitter-Freunde berichteten von ähnlichen oder noch schlimmeren Grausamkeiten liturgischer und inhaltlicher Art -, ganz erheblich zu denken...
Ein paar Beispiele gefällig?
"der uns wieder den Weg zu Kindern Gottes geebnet hat" (S. 1)Bei den Worten "Jesus - Angenagelter" auf S. 20 war ich dann endgültig raus, denn dabei musste ich unwillkürlich an den Otto-Waalkes-Klassiker "Richter Ahrens und der Fall des angesägten Mastes" denken: "Angenagter! Ihnen wird zur Last gelegt, sie hätten an dem Mast gesägt!"
"wenn es Abend wird mit seinen verschiedenen dunklen Seiten" (S. 4)
"wo Jesus mit dem Kreuz auf seinen Schultern lang musste" (S. 10)
"Lass alle ein Tuch der Hilfe erfahren, die nicht mehr mit ihrem Leben klar kommen." (S. 11)
"von der Gewalt, die Jesus unerbittlich antreibt" (S. 12)
"vom Fall des Warums aufzustehen" (S. 13)
"Richte alle auf, die mit dem Leben nicht mehr klar kommen und den Suizid vollziehen wollen." (S. 17)
"Entblöße in allen, die meinen, die Welt auszubeuten zu [sic] müssen auf Kosten der Ärmsten dieser Welt, um ihren Reichtum zu mehren, dass das letzte Hemd keine Taschen hat und sie nichts mitnehmen können." (S. 19)
Der kontemplativen Vertiefung in die Passion Christi war all das natürlich nicht gerade förderlich. Da half nur noch Flucht. "Ich hab mich sowieso schon gefragt, wie lange du es da drin aushältst", scherzte meine Liebste, als wir draußen waren. Ich schätze, es war wirklich ein Glück, dass sie mitgekommen war. Auch für die anderen Kirchbesucher. Denn, wer weiß - wenn niemand auf mich aufgepasst hätte, hätte ich womöglich wirklich der Lektorin das Mikrofon weggenommen.
Der Schutzheilige für hoffnungslose Fälle ist als Patron dieser Kirche jedenfalls eine gute Wahl. |
Das wäre jetzt, rein kompositorisch gesehen, vielleicht ein ganz stimmiger Schlusssatz, aber ich will doch nicht unerwähnt lassen, dass ich nach diesen eher gemischten Eindrücken schließlich eine sehr schöne Osternacht feiern durfte - in Herz Jesu in Prenzlauer Berg, mit allem Drum und Dran, gut drei Stunden lang. Das versöhnt einen dann doch mit Vielem. Dennoch gibt die Lust der Kirche an der Selbstzerstörung, die sich, wie man gesehen hat, mancherorts selbst und gerade in der Heiligen Woche austobt - viele meiner katholischen Facebook- und Twitter-Freunde berichteten von ähnlichen oder noch schlimmeren Grausamkeiten liturgischer und inhaltlicher Art -, ganz erheblich zu denken...
Dank Ihrer Ausführungen und mit Hilfe von Wikipedia habe ich den Fachbegriff "broken windows" für ein Verwahrlosungsphänomen kennengelernt, welches ich schon öfters selbst beobachtet habe.
AntwortenLöschenSelbstgestrickte Kreuzwegmeditationen sind mir schon immer suspekt gewesen; Ihr einschlägigen Erlebnis bestätigt wieder einmal mein diesbezügliches Misstrauen.
Wir haben extra unsere alten Gotteslob-Gebetbücher nur wegen der darin unter Nr. 775 abgedruckten altbewährten und wirklich gelungenen Kreuzwegandacht behalten. Ich empfehle anstelle zweifelhafter Experimente mit modernen Texten diese Kreuzwegandacht nötigenfalls auch alleine in einer leeren Kirche oder auch zu Hause zu beten. Das ist ein höherer Gewinn als einen neuverfassten Text mühsam Satz für Satz auf Rechtgläubigkeit und Unbedenklichkeit zu prüfen und sich dann ggf. darüber ärgern zu müssen.
Die Kreuzwegandacht im neuen Gotteslob ist nach unserer Auffassung zwar auch bzgl. der Glaubensaussagen und Inhalte in Ordnung, allerdings wesentlich knapper gehalten und erfordert an sich mehr eigene Interpretation und Meditation der Texte. Dazu braucht es an sich Viel Zeit und Ruhe, die aber oftmals beim Kreuzweg beten in der Gruppe nicht ausreichend gegeben ist.
Zu dem Oosterhuis-Lied:
Meine Frau und ich sind es gewöhnt, bei jedem Lied genau auf die Aussage des Textes zu achten.
Wir singen nur Lieder mit, deren Texte für uns einwandfrei, keine Häresie und auch für uns persönlich zutreffend sind.
M.W. sind im neuen Gotteslob nur noch 3 Lieder von Huub Oosterhuis enthalten:
Nr. 414 "Herr unser Herr..."
Die 3.Strophe enthält die unsinnige Aussagen "...du bist nicht sichtbar für unsere Augen und niemand hat dich je gesehn". Das optische Nichtsichtbarsein leugnet die Wahrnehmbarkeit Christi in der hl. verwandelten Kommunion und ist zumindest uneindeutih. Aber dass niemand Ihn je sah, ist Irrlehre: siehe Neues Testament!
Die 4. Strophe "Du bist in allemal tief verborgen..." ist reinster Pantheismus und damit Häresie.
Nr. 422 "Ich steh vor dir mit leeren Händen":
Zumindest die ersten beiden Strophen davon sind für meine Frau und mich völlig unzutreffend - wir Boykottieren sie. Mag sein, dass ein glaubenszweifelnder Mensch sie für sich passend empfindet.
Nr.460 "Wer leben will wie Gott auf dieser Erde":
Ich finde die Texte bis auf die letzte Strophe seltsam schwurbelig und uneindeutig. In mir sträubt sich alles, so etwas Mehrdeutiges unkritisch mitsingen zu sollen...
Also lasse ich es besser bleiben und konzentriere mich darauf, den Sinn, wenn es ihn denn hier gibt, zu analysieren und zu prüfen, ob die gemachten Aussagen denn wirklich zutreffend sind.
Bisher bin ich da weitgehend ratlos und noch zu keinem eindeutigen Ende und Fazit gelangt.
Jeden Karfreitag wird im Bayerischen Fernsehen der Kreuzweg aus Rom kurz nach 23uhr live übertragen.
AntwortenLöschenSehr zu empfehlen.
Einzige Kritik diesmal war von mir, dass die Bilder zu den einzelnen Stationen vom italienischen Fernsehen nur aus der Ferne und sehr kurz gezeigt wurden.
Hallo KingBear,
AntwortenLöschenIch finde die Erfahrungen sehr interessant, die sie in dieser Karwoche erlebt haben. Ich gebe ihnen teilweise recht. Das die Orgel nach dem Gloria nicht aufgehört hat zu spielen, finde ich sehr Unglücklich. Aber ich finde ihre Aussagen über die Passionsandacht schon etwas hart formuliert. Ich kann nicht beurteilen, wie sie war und ob sie theologisch etc. Komplett korrekt war, aber ich stelle mir hier die Frage ob der arme Diakon etwas für sein "klischee" haftes aussehen kann? Oder ob es noch andere Lektoren gab, die da hätten Vorlesen können? Ich komme nicht aus Berlin und auch nicht aus einer Stadt. Aber ich weiß auch wie es mit der Situation allgemein in den Gemeinden steht. Viele Gemeinden kämpfen um neue Mitglieder und haben oft nur die alten die noch da sind. Ich finde es nicht schlimm, dass die Andacht von einer Stimme vorgelesen wird, die vielleicht nicht für alle direkt ansprechend ist. Ich denke wir sind Christen und wir sollten uns über jeden Freuen der noch bereit ist ein Ehrenamt zu übernehmen.
Desweiteren finde ich die Lieder als Häresie zu bezeichnen auch etwas Hart formuliert. Es gibt sicherlich Textstellen die etwas fraglich formuliert sind, aber wenn sie soetwas als Häresie bezeichnen und diese Strophen/Lieder, lieber Lehrer, zu boykottieren, dann frage ich mich, wie reagieren sie darauf, wenn während der Kommunion als Begleitung Filmmusik von Star Wars, Fluch der Karibik etc oder zum Evangelium Halleluja von einer Karnevals Band gespielt wird. Wenn ich alles boykottieren würde, bei denen ich denke warum machen wir das überhaupt, woher wissen wir, dass das Jesus so wollte? dann wäre das übertrieben gesagt ziemlich viel, angefangen bei dem Ritus, die Glocken fliegen nach Rom und nach dem Gloria wird keine Orgel mehr gespielt. Entschuldigung aber das ist nur einer der vielen Riten die sich über die Jahre in der katholischen Kirche entwickelt haben und die bestimmt nicht in der urkirche vorhanden war, mal ganz davon abgesehen, dass es auch etwas dauerte, dass das Christentum bis nach Rom kam und das Rom diese Bedeutung für die katholische Kirche hat, die es jetzt hat(aber das ist ein anderes Thema).
Ich bin erzkatholisch aber auch ich denke mir, stellt euch nicht so an. Alles als Häresie zu bezeichnen, da frage ich mich, in welchem Zeitalter leben wir? Denken sie nicht die katholische Kirche hat die Lieder uns Texte nicht abgesegnet, die in dem Gotteslob sind?
Wenn es sie so stört, wie die Karfreitagsandacht gehalten wird oder wie in der einen Kirche die Gründonnerstagsliturgie gehandhabt wird, dann finde ich das ziemlich schwach das öffentlich so nieder zu machen(genauso die armen Messdiener, die wahrscheinlich auch nur aufgeregt waren). Stattdessen könnte man das Gespräch mit der Gemeinde suchen um sich darüber zu unterhalten. Als Christ sollte man auch mehr toleranz gegenüber seinen Mitchristen zeigen und außerdem gilt immer noch der Spruch, MACHS BESSER!
Immer nur hört man, wie sich die Leute über die Gottesdienste, Andachten, usw. Beschweren, aber selbst Initiative ergreifen, ergreifen die wenigsten.
Mit freundlichen Grüßen
Eine junge Christin
Liebe junge Christin,
Löschenes bleibt Ihnen selbstverständlich überlassen, jeden Liedtext - und sei er noch so unsinnig - weiter mitzusingen.
Ich behalte mir meinen kritischen Verstand und prüfe die Dinge, bevor ich sie mitmache.
Weltliche Melodien im Gottesdienst habe ich auch schon mal erlebt (Zauberflöte).
Ist unmöglich. Wenn ich das nicht ändern kann, verlasse ich solch eine Gemeinde. Es gibt gottlob immer noch Ausweichmöglichkeiten.
Inhaltlich und argumentativ haben Sie nichts zur Widerlegung meiner Kritik an den zitierten Liedern vorgebracht.
So mögen Sie gerne weiter mit Ihrem geschätzten Huub Oosterhuis und seinen zweifelhaften Texten glücklich singen - ich tue es nicht!
Liebe junge Christin,
Löschenwir haben offenbar Kommunikationsprobleme. Zum Teil liegt das vielleicht daran, dass wir sehr unterschiedliche Auffassungen von Humor haben. Das kommt vor, und dafür kann niemand was. Allerdings fällt es mir auf, dass Sie mir allerlei Dinge vorwerfen, die ich ga nicht geschrieben habe - ja, zum Teil habe ich sogar das glatte Gegenteil dessen geschrieben, was Sie mir vorwerfen. Nun gut, es ist eine bekannte neuropsychologische Tatsache, dass das menschliche Gehirn oft Schwierigkeiten hat, Verneinungen als solche zu erkennen. Aber auch das erklärt noch nicht Alles.
Als den Kernpunkt Ihrer Kritik verstehe ich die Aussage, als Christen sollten wir toleranter gegenüber Mitchristen sein. So allgemein formuliert würde ich da gar nicht widersprechen. In Glaubensfragen jedoch sind der Toleranz Grenzen gesetzt. Ich kann (und muss) gegenüber Anders- und Nichtgläubigen tolerant sein, aber wenn sich innerhalb der Kirche selbst Irrlehren breit machen, halte ich es für grundfalsch, das zu tolerieren. Ich habe nicht ohne Grund auf den so genannten "Broken-Window-Effekt" angespielt: Bei dem derzeitigen Zustand der Katholischen Kirche in Deutschland (und allgemein in der "westlichen Welt"), bei dem massiven Verfall von Glaubenswissen und Glaubenspraxis ist noch mehr "laisser-faire" nun wirklich das Letzte, was die Kirche braucht. Nachdem jahrzehntelang die Katechese vernachlässigt und das klare Bekenntnis auch und gerade zu solchen Glaubensinhalten, die quer zur herrschenden öffentlichen Meinung stehen, gescheut wurde, haben wir in der Kirche zahllose Menschen, die sich selbst nach bestem Wissen und Gewissen als "gute Christen" und sogar als "gute Katholiken" betrachten und dabei gar keine Ahnung haben, dass sie Irrlehren anhängen. Das zieht sich bis in hohe Ränge der Geistlichkeit hinein, von nicht-geweihten haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmitarbeitern ganz zu schweigen. Das einfach schulterzuckend zu übergehen und "laufen zu lassen", würde der Verantwortung der Kirche für das ihr anvertraute "depositum fidei" und für das Seelenheil ihrer Mitglieder nicht gerecht. Und wenn ich hier von "Verantwortung der Kirche" spreche, meine ich mit "Kirche" nicht nur Papst und Bischöfe, sondern jeden Katholiken -- denn schließlich ist jeder Katholik durch Taufe und Firmung zum Priester, Propheten und König geweiht.
Nebenbei: Wenn ich in zwei aufeinanderfolgenden Absätzen erst lese "woher wissen wir, dass das Jesus so wollte" und dann "Ich bin erzkatholisch", dann... wundere ich mich.
Abschließend möchte ich zum Thema "Mach's besser!" auf den guten alten Lessing verweisen:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Lessing,+Gotthold+Ephraim/%C3%84sthetische+Schriften/Der+Rezensent+braucht+nicht+besser+machen+zu+k%C3%B6nnen,+was+er+tadelt
Beste Grüße
KingBear
Liebe junge Christin,
AntwortenLöschenich möchte doch noch etwas nachtragen:
Sie fanden meine Kritik an bestimmten Oosterhuis-Liedern aus dem neuen Gotteslob (NGL) zu hart formuliert.
Haben Sie sich selbst ein NGL angeschafft? Wenn nicht, empfehle ich es Ihnen sehr.
U.a. könnten Sie dann solche von mir angesprochenen Textstellen selbst zu Hause und in aller Ruhe nachlesen und kritisch reflektieren, ob sie wirklich mit unserem auf dem Wort Gottes beruhendem Glauben übereinstimmen.
Leider ist es so, dass wir uns selbst bei den ins NGL aufgenommenen Lied- und Gebetstexten zwar meist, aber nicht in allen Fällen, auf die von der katholischen Kirche eingesetzte Kommission zu 100% verlassen können.
Übrigens weiß ich nicht, wie Sie z.B. zu den Strichzeichnungen im NGL stehen.
Der Bischof von Würzburg hat sie als Kunstkenner kürzlich als sehr meditativ gelobt und m.W. sogar in einem Buch ausführlich besprochen.
Ich finde sie dagegen eher infantil bis doof; mich nerven und stören sie sogar etwas in einem Gebetbuch.
Da ich mein eigenes Exemplar des NGL besitze, habe ich sie inzwischen weitgehend mit mir wertvollen abgeschriebenen Gebeten überklebt, die im NGL nicht enthalten sind.
Man könnte stattdessen auch Andachtsbildchen o.ä. nehmen.
Ist nur eine Anregung, wie man aus der Not eines Missstandes eine Tugend machen kann.
Als Lektorin kann ich ein bißchen mitreden.
AntwortenLöschenLektorendienst ist anspruchsvoll, und man soll sich dabei bewußt sein, was man tut: dem Herrn und der Gemeinde dienen. Zum Vergleich mag ein sehr wichtiger und wenig angesehener Dienst helfen: Niemandem ist gut damit gedient, wenn jemand schlecht putzt. Putzen muß zur Folge haben, daß der Raum sauber ist. Lektorendienst muß zur Folge haben, daß die Gemeinde die Lesung versteht. Wenn jemand schlampig putzt, ist das sichtbar kein guter Dienst - auch, wenn er wirklich helfen wollte und ein lieber Mensch ist. Wenn ein Lektor nuschelt, leiert und haspelt, ist das kein guter Dienst - auch wenn er Gott noch so sehr liebt.
Natürlich muß man alles so freundlich wie möglich ansehen. Natürlich macht jeder Lektor mal Fehler. Aber wer grundsätzlich nicht gut lesen kann, sollte es bleiben lassen (oder lernen). Das Gleiche gilt für das Verfassen von Meditationen.