Kaum bin ich aus meinem herbstlichen Kurzurlaub in der Heimat zurückgekehrt, da steht in meinem Blog ein rundes Jubiläum an: Dies hier, werte Leser, ist der 200. Beitrag auf Huhn meets Ei (hey hey, my my), und nachdem ich bis zum 100. Artikel rund zwei Jahre und vier Monate gebraucht habe, kam das zweite Hundert in "nur" einem Jahr und neun Monaten zu Stande. Das lässt für die Zukunft hoffen. Nun ist so ein Jubiläum ja immer ein willkommener Anlass zur Selbstreflexion, und da passt es ganz gut, dass ich gestern nachmittag auf Twitter über die folgende Bemerkung stolperte:
Es gibt #Blogger, deren Anliegen es mehr ist, über Missstände (in der #Kirche) als über die Schönheit des #Glaubens zu schreiben.
Da der Twitterer, von dem diese Zeilen stammten, fast unmittelbar zuvor meinen jüngsten Blogartikel - diesen hier - verlinkt hatte, hatte ich wohl einigen Grund, mich angesprochen zu fühlen. Erst einmal war ich ein bisschen sauer, solcherart hinterrücks ans Bein gepinkelt zu bekommen, aber dann dachte ich darüber nach, ob an der Feststellung was dran sein könnte. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Ja, natürlich ist da was dran! Aber, wie der Norddeutsche sagt: Da steh ich auch zu. Über die Schönheit des Glaubens zu schreiben, ist eine gute Sache, wenn man's kann. Mir liegt das Andere offenkundig mehr, und das war schon immer so, nicht nur in Bezug auf Glaubens- und Kirchenthemen. Wer Kritik äußert, macht sich nicht unbedingt beliebt (zumindest nicht bei denen, an die sich die Kritik richtet), aber Kritik ist notwendig. Missstände gehen schließlich nicht davon weg, dass man sie verschweigt. Der Begriff der Kritik ist abgeleitet vom altgriechischen Verb κρίνειν, das "unterscheiden" bedeutet. Wie wichtig die Gabe der Unterscheidung gerade für Christen ist, davon war im Zusammenhang mit der jüngst zu Ende gegangenen Bischofssynode gerade erst auf Radio Vatikan zu lesen. Und wenn es bei der Kritik - oder Diakrisis, wie der Apostel Paulus sie nennt - um die Unterscheidung des Guten vom Schlechten, des Wahren vom Falschen geht, dann verweist die Kritik am Schlechten und Falschen ja eben auch dialektisch auf das Gute und Wahre, und somit hat das Aufzeigen von Missständen ja sehr wohl auch etwas mit der Schönheit des Glaubens zu tun. Nur eben indirekt.
Wenn ich mir ansehe, welche von meinen letzten 100 Blogartikeln die erfolgreichsten - sprich: die meistgelesenen bzw. meist-angeklickten - sind, dann sind darunter tatsächlich nicht wenige, die sich kritisch, nicht selten auch sarkastisch-satirisch mit solchen Phänomenen innerhalb der Kirche oder, allgemeiner gesagt, der Christenheit befassen, die - zumindest aus meiner Sicht - die Schönheit des Glaubens eher verdunkeln, verstellen, unkenntlich machen: so etwa liturgische Missbräuche (Slam, Slammer, am Schlimmsten), das ängstliche Vermeiden von klaren Bekenntnisse, um nur ja keinen Anstoß zu erregen (Grisu, der kleine Dache, will jetzt Pastoralreferent werden), oder der undifferenzierte Einsatz der "Fundamentalismus"-Keule, mit dem letztlich nur der Lauheit Vorschub geleistet wird (Was ist eigentlich Fundamentalismus?). Auch meinen Artikel zum umstrittenen Kasper-Interview am Rande der Außerordentlichen Bischofssynode 2014 (Sex, Lügen und Audio) kann man wohl dem Themenbereich "Missstände in der Kirche" zurechnen. Das große Echo, das diese Beiträge gefunden haben, bestätigt mich in der Auffassung, dass es wichtig ist, über diese Dinge zu reden. Ein anderes Thema, das unter meinen meistgelesenen Artikeln stark vertreten ist, ist das Thema Lebensschutz: Da wären etwa meine Berichte vom Marsch für das Leben 2014 (Was hat euch bloß so ruiniert?) und 2015 (Venceremos! Stehen für das Leben) zu nennen, aber auch mein Artikel über den Organhandel-Skandal beim US-Abtreibungskonzern Planned Parenthood (Soylent Green ist Menschenfleisch, sagt es allen weiter!) sowie über den Versuch, im Vorfeld des Marschs für das Leben eine sachliche Auseinandersetzung mit Abtreibungs-Apologeten zu führen (Real-Life-Filterbubble).
Klar: Diese Themen sind mir wichtig. Die Zugriffszahlen sprechen dafür, dass sie offenbar auch meinen Lesern wichtig sind. Aber natürlich schreibe ich auch über ganz andere Dinge. Zum Beispiel über Straßenfeste. Über die Hanfparade. Oder sogar über Mayonnaise. Und wer bei mir mal etwas total Positives über die Schönheit des Glaubens lesen will, für den habe ich ebenfalls ein paar Empfehlungen - zum Beispiel die folgenden Artikel:
Ansonsten bleibt mir nur noch, mich bei meinen treuen Lesern zu bedanken - und hinzuzufügen: Schauen wir mal, was die nächsten 100 Artikel so bringen werden!
Ich bin selber ganz gespannt.
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