Wenn man bei der Arbeit einen Zettel auf den Tisch bekommt, auf dem die Personalchefin den Resturlaub aus dem Vorjahr und die im laufenden Jahr angefallenen Überstunden zusammengerechnet hat, und wenn dabei eine volle Woche herauskommt, dann ist das wohl ein ziemlich deutliches Signal, dass man mal Urlaub nehmen sollte. Schön ist es, wenn man sich dann mehr oder weniger aufs Geratewohl eine Woche Urlaub in den Dienstplan einträgt und erst hinterher feststellt, wie günstig diese Urlaubswoche liegt - insofern, als sie einem die Teilnahme an einer Reihe von Aktivitäten ermöglicht, die sonst wohl ohne einen hätten stattfinden müssen.
Kurz und gut, mich erwartet in den nächsten Tagen ein ziemlich volles Programm, und es steht zu erwarten, dass es darüber eine ganze Menge zu bloggen geben wird. Daher hier schon mal eine kleine Vorschau auf die kommenden Attraktionen:
Donnerstag, 04.06.2015:
Hochfest des Leibes und Blutes Christi
Besser bekannt als Fronleichnam. In Berlin (natürlich) kein gesetzlicher Feiertag, weshalb es in einigen Pfarreien Usus ist, dieses Hochfest am darauf folgenden Sonntag "nachzufeiern". So habe ich es z.B. letztes Jahr gehalten; wenn aber der Fronleichnamsdonnerstag in diesem Jahr in meinen Urlaub fällt, dann will ich ihn auch ausgiebig zelebrieren!
Geplant sind die folgenden Termine:
10:15 Uhr: St. Antonius Berlin-Friedrichshain
18:00 Uhr: Gendarmenmarkt, Berlin
21:00 Uhr: St.-Hedwigs-Kathedrale, Berlin
Freitag, 05.06.2015:
Allerlei außerordentliche Formen
12:00 Uhr: Erzbischöfliches Ordinariat Berlin bzw. St.-Hedwigs-Kathedrale
Wenn es sich bestätigt, dass - wie es sich ja anzudeuten scheint - am Freitag um 12 Uhr die Ernennung des neuen Erzbischofs von Berlin bekannt gegeben wird, dann wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, dass ich das in meinem Blog thematisiere. Aber wie habe ich mir die Bekanntgabe der Ernennung eigentlich vorzustellen? Wird sich das katholische Volk Berlins auf dem Bebelplatz drängen und darauf warten, dass um Punkt Zwölf ein Domkapitular auf der Loggia des Erzbischöflichen Palasts erscheint und "Annuntio vobis gaudium magnum!" ausruft? Na, ich werd's mir mal ansehen.
ab 17:30 Uhr: St.-Afra-Stift / Institut St. Philipp Neri Berlin
17:30 Rosenkranzgebet
18:00 Heilige Messe
19:30 Buchvorstellung: Alfred Sobel, "'Gute Ehen werden in der Hölle geschlossen'. Das wilde Leben des Künstlerpaares Hugo Ball und Emmy Hennings zwischen Dadaismus und Glauben."
anschließend Gespräch bei Wein, Brot und Käse.
Was bei dieser Veranstaltung besonders interessant werden könnte, ist, dass ein atheistischer Marxist aus meinem Freundeskreis in Aussicht gestellt hat, eventuell mitzukommen. In erster Linie interessiert er sich wohl für Hugo Ball, aber ich weiß, dass er auch dem Katholizismus, vor allem in seiner Hardcore-Variante, mit einer gewissen Faszination gegenübersteht, und so wunderte es mich nicht allzu sehr, dass er sagte, wenn er mitkäme, wolle er sich auch "das volle Programm geben", einschließlich Rosenkranzgebet und Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus. Es kann aber auch sein, dass er ausgerechnet an dem Tag Opa wird, und in dem Fall wird er nicht mitkommen. Schauen wir mal.
Samstag, 06.06.2015 / Sonntag, 07.06.2015:
Martin Luther Grave Rotation Event
Besser bekannt als Deutscher Evangelischer Kirchentag. In Stuttgart. War ein sehr spontaner Entschluss, da übers Wochenende hinzufahren, nachdem ich festgestellt hatte, dass dieses Event aufgrund mysteriöser Fügung just in meinen Urlaub fällt. Kaum hatte ich den Gedanken gefasst, da könnte ich ja eventuell hinfahren, wurde ich von verschiedensten Seiten dazu ermutigt. Dass, wie ich erst am Montag herausfand, gerade eine neue Fernbuslinie zwischen Berlin und Stuttgart, mit unschlagbar günstigen Preisen und für meine Pläne geradezu idealen Fahrtzeiten den Betrieb aufgenommen hat, gab den Ausschlag: Das ist ein Zeichen!, sagte ich mir. Mal ein paar Erfahrungen mit Journalismus aus Krisengebieten sammeln.
Erfahrenen Kirchentagsveteranen in meinem Umfeld verdanke ich die Information, es sei empfehlenswert, eine Trinkflasche und eine Brotdose mitzunehmen. Außerdem nehme ich mit: Unterwäsche zum Wechseln, meinen Rosenkranz, Schreibzeug sowie natürlich mein unverzichtbares Mobilgerät inklusive Stundenbuch-, Twitter- und Facebook-App. Die Kirchentags-App herunterzuladen, habe ich hingegen verschmäht. Infolgedessen sind meine Pläne, wie genau ich meinen schätzungsweise 32-stündigen Aufenthalt auf dem Häretikerfest gestalten werde, einigermaßen unscharf. Als gesetzt möchte ich jedoch die folgenden Termine betrachten:
Samstag, 06:30-14:00 Uhr: Anreise
14:30 Uhr: Andreäkirche Stuttgart
Neue Lieder zu den Psalmen, mit Miriam Buthmann und Band
17:00 Uhr: Bühne im Oberen Schlossgarten, Stuttgart
Konzert von "Die Tüdelband"
19:00 Uhr: Steigkirche Stuttgart
Sonntag, morgens bzw. vormittags:
eine katholische Kirche suchen, in der es keinen ökumenischen Gottesdienst, sondern eine richtige Heilige Messe mit allem Drum und Dran gibt.
Den Rest des Sonntags werde ich vermutlich einfach irgendwie durch die Gegend eiern und schauen, was so passiert. Es sei denn, im Laufe des Samstags werden sich konkrete Pläne für den Sonntag herauskristallisiert haben.
Sonntag, 22:00 Uhr - Montag, 05:30 Uhr: Rückfahrt.
Man sieht, mich erwartet eine ganze Menge Input; das Alles gebührend zu verbloggen, mag allerdings - gerade bei meiner bekannten Neigung zu epischer Breite - einige Zeit in Anspruch nehmen. Wem der Sinn nach kurzgefasster Live-Berichterstattung steht, dem kann ich daher nur empfehlen, mir auf Twitter zu folgen. Über den Trip zum Kirchentag twittere ich unter dem Hashtag #BloggupyStuttgart.
P.S.: Besonderer Dank dafür, mich zu diesem Abenteuerurlaub motiviert zu haben, gebührt meinem Kollegen, regelmäßigen Diskussionsgegner und Kekskumpel Patrick, äh nein, Wigant Grön! Danke!!
Ich habe mir eben ca. 30 sec. Hörprobe Tüdelband angetan. Und die Bandgründerin willst Du noch mal extra als Auftakt. Lieber Kingbear, ich halte das für tollkühn! Aber es gibt Hilfe für die Nachwirkungen: In St Albert, Stuttgart-Zuffenhausen (Zuffenhausen! Allein schon!) wird nach tridentinischem Ritus gefeiert. Mit gregorianischem Choral.
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