Die Männergrippe hat mich fest in ihren Klauen, die Deutsche Bischofskonferenz trifft sich zur Frühjahrsvollversammlung bei Pater Lingen äh, in Lingen -- aber es gibt auch gute Nachrichten: Gestern brachte mir der Paketbote einen Stapel Freiexemplare der druckfrischen Paperback-Ausgabe der "Benedikt-Option"!
Gegenüber der (noch nicht restlos abverkauften) Hardcover-Edition zeichnet sich das Taschenbuch durch eine schlichtere, kühlere, modernere Einbandgestaltung und ein etwas kleineres Seitenformat aus, zudem ist es 7 € billiger; vor allem aber wartet diese Neuausgabe mit einem Vorwort von Erzbischof Georg Gänswein auf, und das hat es wirklich in sich. Ausgehend von der Feststellung, dass Rod Dreher "[i]n seiner Danksagung [...] sein Buch auf besondere Weise Papst Benedikt XVI. gewidmet" habe, schildert der Kurienerzbischof seinen Eindruck, Dreher habe dieses Buch "in weiten Teilen quasi im stillen Dialog mit dem schweigenden Papa emerito verfasst":
"Auch ich will Rod Drehers 'Benedikt-Option' mit einigen Worten aus dem Mund Benedikts XVI. begleiten, die mir in seinem Dienst unvergesslich wurden und im Lauf der Lektüre wieder durch den Kopf gegangen sind".
Dieser Satz beschreibt das Leitmotiv von Erzbischof Gänsweins Ausführungen: Er zitiert verschiedene Ansprachen des emeritierten Papstes und setzt sie in Beziehung zu den Kernthesen der "Benedikt-Option". Das ist ausgesprochen eindrucksvoll und bewegend, und zugleich zeichnet Erzbischof Gänswein dabei ein schonungsloses Bild der gegenwärtigen Krise der Kirche:
"[W]ie wir inzwischen wissen, gibt es auch eine Ökumene der Not und der Verweltlichung und eine Ökumene des Unglaubens und der gemeinsamen Flucht vor Gott und aus der Kirche quer durch alle Konfessionen. Und eine Ökumene der allgemeinen Gottesverfinsterung. Jetzt erleben wir die Wasserscheide eines Epochenwandels [...]. Die Volkskirche, in die wir noch hineingeboren wurden, und die es in Amerika nie so gab wie in Europa, ist im Prozess dieser Verfinsterung schon lange gestorben. Klingt Ihnen das zu dramatisch?"
Abschließend betont er, Drehers Buch enthalte "keine fertige Antwort":
"Es findet sich hier kein Patentrezept oder ein Generalschlüssel für alle Tore, die so lange für uns offenstanden und nun wieder krachend ins Schloss gefallen sind. Zwischen diesen beiden Buchdeckeln findet sich aber ein authentisches Beispiel für das, was Papst Benedikt vor zehn Jahren über den benediktinischen Geist des Anfangs gesagt hat. Es ist ein wahres 'Quaerere Deum'."
Dieses Vorwort basiert auf einer Ansprache, die der Präfekt des Päpstlichen Hauses am 11. September 2018 in Rom hielt, anlässlich der Vorstellung der italienischen Ausgabe von Rod Drehers Buch. Die Ansprache, in der er den Missbrauchsskandal als "das 9/11 der Kirche" bezeichnete, erregte damals auch in den deutschen Medien einiges Aufsehen, und obwohl das Buch, dessen Präsentation den Anlass für die Rede darstellte, in den meisten Presseberichten nur am Rande erwähnt wurde, wirkte sich diese Berichterstattung doch spürbar auf die Verkaufszahlen aus. Nun hoffe ich natürlich, dass die Neuausgabe der "Benedikt-Option" als Taschenbuch und mit Erzbischof Gänsweins Vorwort der öffentlichen Resonanz auf dieses Buch noch einmal neuen Schwung verleiht -- also beispielsweise auch die eine oder andere Rezension in der Mainsteeam-Presse nach sich zieht, nachdem man bisher zuweilen den Eindruck haben konnte, die Hardcover-Edition sei größtenteils per Mundpropaganda beworben worden (was ja durchaus gut zum Prinzip "Graswurzelrevolution" passt, aber... na ja). Soweit ich es überblicke, war die auflagenstärkste Print-Publikation, die bisher eine Rezension der #BenOp gebracht hat, der CICERO -- und das auch erst im Februar 2019. Die Besprechung ("Jesus wollte keine Mehlpampe", Thorsten Paprotny) liest sich für mein Empfinden über weite Strecken positiv, um dann aber kurz vor Schluss abzubiegen und doch zu einem negativen Gesamtfazit zu kommen; aber seien wir optimistisch, dass der Beitrag dennoch ausreichend neugierig auf das Buch macht, um die eine oder andere purchase decision zu triggern.
Auf der Website des Verlags kann man die Paperback-Ausgabe der "Benedikt-Option" bereits bestellen, im allgemeinen Buchhandel ist sie, soweit ich sehen kann, noch nicht angekommen -- das dauert dann wohl noch ein paar Tage...
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