Donnerstag, 21. Februar 2019

Hinterm Horizont geht die Playlist weiter

Ich muss mal ein Geständnis ablegen: Obwohl ich mir selbst im Allgemeinen einen ziemlich breit gefächerten Musikgeschmack zu attestieren pflege – und zudem, geschult durch eine mehrjähige Tätigkeit als DJ in einer Retro-Bar, eine ziemlich solide Kenntnis der Rock- und Popgeschichte (zumindest bis etwa Mitte der 90er, ab da lässt es rapide nach) –, habe ich den Musik-Ordner meines aktuellen Mobilgeräts nahezu ausschließlich mir Lobpreis-Mucke gefüllt. Handverlesene Highlights der "Feiert Jesus!"-Reihe; ein paar Alben von Bethel Music, aus dem Gebetshaus Augsburg bzw. von "Johannes Hartl & Friends"; das Album "Mit einem anderen Blick" von Mire Buthmann; und sowas halt. In Verbindung mit einer handlichen Bluetooth-Box benutze ich mein Mobilgerät durchaus auch zu Hause gern zum Musikhören; und wenn ich da die Lobpreis-Playlist laufen lasse und, je nach Textkenntnis, teils mehr, teils weniger engagiert mitsinge, betrachte ich das, etwas pathetisch ausgedrückt, durchaus auch als Annäherung an die Erfüllung der paulinischen Forderung "Betet ohne Unterlass!" (1. Thessalonicher 5,17). Davon abgesehen bekomme ich davon einfach gute Laune, sogar bei der Küchenarbeit. Meiner kleinen Tochter gefällt die Musik auch, und es ist ausgesprochen reizend anzuschauen, wie sie dabei ihre Hände zum Himmel erhebt

Zumeist stelle ich meine Musik-App auf "Zufallsmix: Alle Titel" ein, und dabei ist mir mehrfach eine Nummer aufgefallen, die ein bisschen (aber nicht sehr) aus dem Rahmen fiel. Locker-flockiger Jazz-Pop, mit funkigem Bass, perlenden Keyboard-Läufen, Synthi-Bläsern und allem pipapo, größtenteils instrumental, und auch in dem Wenigen, was die Nummer an Gesang zu bieten hat, war kaum verständlicher Text auszumachen. Trotz dieser etwas untypischen Charakteristika dauerte es bemerkenswert lange, bis ich dahinter kam, dass dieses Stück... auf einer Lobpreis-Playlist eigentlich gar nichts zu suchen hat




Tatsächlich handelt es sich dabei nämlich um... die 2016er-Version der Samsung-Galaxy-Erkennungsmelodie "Over the Horizon"! Was auch erklärt, wieso ich keine Ahnung hatte, wie der Song in meinen Musik-Ordner geraten ist, der war da nämlich schon von den Werkseinstellungen her drin.

Auskenner werden dieser Information jetzt übrigens entnehmen können, was für ein Handy-Modell ich habe, aber das stört mich relativ wenig. Viel bemerkenswerter finde ich den Umstand, dass dieser Song sich so verhältnismäßig problemlos in die Lobpreis-Playlist einfügt. So sehr, dass mich anfangs nicht einmal der sehr, äh, minimalistische Songtext

Over the Horizon 
Inspire 
Create the Future 
Inspire 

ins Grübeln brachte. (Was letztlich natürlich auch etwas über die lyrischen Qualitäten mancher englischsprachiger Lobpreis-Songs aussagt, aber das nur am Rande.) Immerhin kann man darin aber wohl ein Indiz dafür sehen, wie weit das Lobpreis-Genre es in den letzten Jahren gebracht hat. Meine ersten Begegnungen mit dieser Musikrichtung datieren aus den frühen 90ern, und damals, in meiner "ersten Fundi-Phase", wie ich rückblickend gern sage, hörte ich sowas natürlich aus Prinzip. Und da mein Musikgeschmack damals noch nicht besonders entwickelt war, fand ich's schon auch irgendwie gut. Trotzdem wäre ich damals nie auf die Idee gekommen, solche Musik mit zeitgenössischem säkularen Pop zu verwechseln. Schon von der Soundqualität her lagen da Welten dazwischen. So gesehen ist es vielleicht nicht ganz zufällig, dass die Auswahl aus der "Feiert Jesus!"-Reihe, die ich mir aufs Handy geladen habe, erst mit Vol. 10 (erschienen 2004) anfängt... 

Übrigens, um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es durchaus auch einen Song namens "Over the Horizon" von der Christian-Rock-Band Petra. Der klingt nun allerdings wirklich ganz anders... 




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