In diesem Jahr feiern
die „Tafeln“[*] ihr 25-jähriges Bestehen in Deutschland. Das
zentrale Anliegen dieser gemeinnützigen Hilfsorganisation ist es,
Lebensmittel, die im Handel nicht mehr verkauft werden können und
ansonsten entsorgt werden müssten, an Bedürftige zu verteilen. Die
erste Initiative dieser Art wurde 1993 in Berlin gegründet, seit
1995 existiert ein bundesweiter Dachverband. Heute haben die Tafeln
in Deutschland rund 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter, die in über
2.000 „Tafel-Läden“ und anderen Ausgabestellen wöchentlich etwa
eineinhalb Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Rund ein
Viertel der Empfänger sind Kinder und Jugendliche.
25 Jahre „Tafeln“
in Deutschland – ein Grund zum Feiern? Nicht alle sehen das so.
Kritiker bemängeln, Hilfeleistungen, die Bedürftige in der Position
von Bittstellern und Almosenempfängern belassen, seien keine Lösung
für das Armutsproblem in Deutschland. Private Initiativen, die Armut
lediglich lindern, trügen dazu bei, die Politik aus der
Verantwortung zu entlassen, die strukturellen Ursachen von Armut zu
bekämpfen. Die unverkennbar große Nachfrage nach den Leistungen der
Tafeln beweise das Versagen des Sozialstaats.
Diese Stoßrichtung der
Kritik ist an und für sich nicht neu. In Deus caritas est,
der ersten Enzyklika Papst Benedikts XVI., heißt es, „seit dem 19.
Jahrhundert“ habe sich dieser „Einwand, der dann vor allem vom
marxistischen Denken nachdrücklich entwickelt wurde“, auch und
besonders gegen „die kirchliche Liebestätigkeit“ gerichtet:
„Die Armen, heißt es, bräuchten nicht Liebeswerke, sondern Gerechtigkeit. Die Liebeswerke – die Almosen – seien in Wirklichkeit die Art und Weise, wie die Besitzenden sich an der Herstellung der Gerechtigkeit vorbeidrückten, ihr Gewissen beruhigten, ihre eigene Stellung festhielten und die Armen um ihr Recht betrügen würden. Statt mit einzelnen Liebeswerken an der Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse mitzuwirken, gelte es, eine Ordnung der Gerechtigkeit zu schaffen, in der alle ihren Anteil der Welt erhielten und daher der Liebeswerke nicht mehr bedürften.“ (DCE 26)
An solchen Äußerungen
ist, wie Benedikt XVI. lakonisch anmerkt, „zugegebenermaßen
einiges richtig, aber vieles auch falsch“. Formuliert wurden sie
ursprünglich in einer Zeit, als Armut in Deutschland noch ein
Massenphänomen war; dass sie bis heute immer wieder laut werden,
wirft nicht nur ein bezeichnendes Licht auf die beharrliche Fortdauer
marxistisch inspirierter Gesellschaftstheorien, sondern auch ganz
allgemein darauf, wie schwer sich eine inzwischen reich gewordene
Gesellschaft damit tut, dass Armut und Hunger in ihren Reihen dennoch
nicht gänzlich ausgerottet sind. In dem Unbehagen, das die bloße
Existenz von Armut inmitten einer Wohlstandsgesellschaft auslöst,
mag sich auch eine Angst vor dem eigenen sozialen Abstieg äußern,
ein vages Bewusstsein dafür, dass der eigene relative Wohlstand
möglicherweise auf tönernen Füßen steht.
Für Christen könnte
und sollte gerade die Fastenzeit ein Anlass sein, sich zu fragen,
welche Anforderung die Tatsache, dass in unserer eigenen
Nachbarschaft Menschen nicht genug zu essen haben, an uns stellt. Wie
die Evangelien berichten, ermahnte Jesus Christus Seine Jünger kurz
vor dem Beginn Seiner Passion: „Die Armen habt ihr immer bei euch“ (Mt 26,11). Die Geschichte hat dieser Einschätzung Recht gegeben: Kein
politisches und kein ökonomisches System hat es auf Dauer geschafft,
Armut zu beseitigen. Und gerade diejenigen Ideologien, die dies am
vehementesten versprochen haben, haben die katastrophalsten
Ergebnisse erzielt. Es scheint, dass der Versuch, die Armut zu
beseitigen, nur allzu leicht dazu verführt, die Armen
beseitigen zu wollen.
So gesehen liegt es
nahe, sich zu fragen, ob sich hinter der Forderung nach politischen
Maßnahmen gegen Armut nicht zuweilen auch der Wunsch verbirgt,
persönlich nicht mit der Armut vor der eigenen Haustür
behelligt zu werden. Soll sich doch der Staat darum kümmern – wozu
zahle ich schließlich Steuern? Peter Maurin, der Begründer der
Catholic Worker-Bewegung in den USA, merkte dazu an, in einer
solchen Haltung wiederhole sich „die Frage des ersten Mörders:
'Bin ich meines Bruders Hüter?'“
Aus christlicher Sicht
ist dagegen zu bedenken, dass „die Hungrigen speisen“
nicht ohne Grund an erster Stelle unter den Werken derBarmherzigkeit steht, die Christus Seinen Jüngern in Seiner
Endzeitrede in Matthäus 25 explizit und nachdrücklich aufträgt.
Weiter werden genannt: den Dürstenden zu trinken geben; die Nackten
bekleiden; die Fremden aufnehmen; Kranke und Gefangene besuchen. „Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir
getan“, betont Jesus Christus; und diese Ermahnung richtet sich an
jeden Einzelnen. Davon, die Werke der Barmherzigkeit an
professionelle Dienstleister oder gar an staatliche Behörden zu
delegieren, ist keine Rede. Damit soll nicht bestritten werden, dass
auch der Staat Verantwortung für die Armen und Kranken zu tragen
hat; dennoch können politische Maßnahmen ehrenamtliches Engagement
nicht gänzlich überflüssig machen – und sollten es auch
nicht. Um nochmals die Enzyklika Deus caritas est zu zitieren:
„Liebe – Caritas – wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will, ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen. Immer wird es Leid geben, das Tröstung und Hilfe braucht. Immer wird es Einsamkeit geben. Immer wird es auch die Situationen materieller Not geben, in denen Hilfe im Sinne gelebter Nächstenliebe nötig ist.“ (DCE 28)
Kehren wir zum
konkreten Beispiel der „Tafeln“ zurück, fällt ein Aspekt ihrer
Tätigkeit als besonders bemerkenswert ins Auge: die Herkunft
der dort an Bedürftige ausgegebenen Lebensmittel. In der Hauptsache
handelt es sich um Waren, die aus dem Handel aussortiert wurden –
zumeist wegen eines nahen oder bereits abgelaufenen
Mindesthaltbarkeitsdatums, zuweilen aber auch aufgrund von
Verpackungsfehlern oder Beschädigungen. Dieser Umstand weist auf das
Paradox hin, dass Menschen hungern, während gleichzeitig ein enormes
Überangebot an Nahrungsmitteln herrscht: Obwohl pro Jahr etwa
100.000 Tonnen nicht verkäuflicher Lebensmittel an die Tafeln
gespendet werden, werden in Deutschland Schätzungen zufolge immer
noch 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen – in
sozialer, wirtschaftlicher und nicht zuletzt auch in ökologischer
Hinsicht ein Problem von gewaltigen Ausmaßen. Papst Franziskus weist
in seiner Enzyklika Laudato si' darauf hin, dass weltweit
sogar „etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet
wird“, und merkt dazu an, dass „Nahrung, die weggeworfen wird,
gleichsam vom Tisch des Armen geraubt wird“ (LS 50).
Angesichts des schieren Ausmaßes dieser Nahrungsmittelverschwendung
ist es nicht verwunderlich, dass es neben den Tafeln auch noch andere
Initiativen gibt, die sich darum bemühen, in Kooperation mit
Lebensmittelgroß- und Einzelhändlern Nahrungsmittel vor der
Mülltonne zu retten. So etwa das 2012 gestartete Projekt
Foodsharing, das noch erheblich dezentraler organisiert und
weniger institutionalisiert ist als die Tafeln und praktisch zur
Gänze von der Eigeninitiative von Privatpersonen lebt. Koordiniert
werden die Aktivitäten der einzelnen Beteiligten in der Hauptsache
mittels einer Internetseite. Dort ist unter anderem nachzulesen, dass
die Initiative bereits über 13 Millionen Tonnen Lebensmittel
gerettet hat und dass fast 35.000 Menschen ehrenamtlich an diesem
Projekt mitwirken. Wer im Rahmen von Foodsharing als
„Lebensmittelretter“ tätig wird, ist im Wesentlichen selbst
dafür verantwortlich, was er mit den vor dem Weggeworfenwerden
bewahrten Lebensmitteln anfängt; für den Eigenbedarf sind die
Mengen jedoch zumeist erheblich zu groß, weshalb sich im Prinzip
jeder „Lebensmittelretter“ sein eigenes Netzwerk zur
Weiterverteilung schafft. Vielfach werden auf diesem Wege auch
kirchliche Projekte mit Lebensmittelspenden unterstützt – so etwa
von Pfarreien oder Ordensgemeinschaften betriebene Suppenküchen oder
andere Einrichtungen für Obdachlose und sonstige Bedürftige.
Nebenbei bemerkt macht
die dezentrale Organisationsstruktur von „Foodsharing“
exemplarisch deutlich, dass Internetseiten und soziale Netzwerke ganz
neue Möglichkeiten eröffnen, ehrenamtliche Initiativen von
Einzelpersonen zu vernetzen und zu koordinieren, ohne dass es dazu
großer Verbände oder bürokratischer Institutionen bedürfte. Was
im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung funktioniert, könnte auch
in anderen Bereichen Schule machen. Konkurrenzdenken gegenüber
bestehenden Wohlfahrtsverbänden ist dabei unangebracht: Es gibt mehr
als genug zu tun.
Als Christen befinden wir uns in einer Zeit der Vorbereitung
auf das Osterfest. Die Kirche hat den Aufruf zur persönlichen
inneren Läuterung durch Fasten, Buße und Gebet in dieser Zeit des
Kirchenjahres stets auch mit dem Aufruf zur Wohltätigkeit, zum
Dienst an den Armen verbunden. Sicherlich ist es gut und richtig,
dies in Form von Geld- oder auch Sachspenden an wohltätige
Organisationen zu verwirklichen; ich möchte die genannten Beispiele
aber auch als Anregung verstanden wissen, darüber hinaus im
persönlichen Umfeld auch praktisch aktiv zu werden. Viele kleine,
lokale Initiativen suchen ständig nach ehrenamtlichen Helfern für
ihre Arbeit. Und was dabei besonders wichtig ist: Unser persönlicher
Einsatz hilft nicht nur den Bedürftigen; er verändert auch uns
selbst. Armut inmitten einer Wohlstandsgesellschaft ist selten
rührend oder romantisch; oft bietet sie einen ausgesprochen
unschönen Anblick, und so ist das Bedürfnis, sie lieber
auszublenden, nur allzu verständlich. Aber nur wenn wir bereit sind,
den Armen ins Gesicht zu sehen, können wir – wie es uns als
Christen aufgetragen ist – Christus in ihnen erkennen.
[*] Dieser Kommentar war bereits fertiggestellt, bevor die "Tafeln" durch aktuelle Vorkommnisse in Essen und Bochum-Wattenscheid plötzlich in aller Munde (no pun intended) waren. Ich habe darauf verzichtet, nachträglich Bezüge zu diesen Vorgängen einzuarbeiten, da es mir hier um Grundsätzlicheres geht.
Ich muss ehrlich sagen, ich kann es nicht mehr hören, mit den Tafeln.
AntwortenLöschenIn früheren Zeiten, konnten die Geschäfte, kurz vorm Ablaufdatum ihre Preise reduzieren und gut war.
Da konnte man nämlich als Mensch mit wenig Geld sich versorgen, ohne sich etwas zuteilen lassen zu müssen, wie in den Tafeln.
Ich finde wir lügen uns mit den Tafeln selber was in die Tasche, der Hartz IV Satz ist im Grunde so hoch, dass keiner hungern müsste.
Dass die Leute dennoch zu den Tafeln gehen, hat eine ganze Reihe Gründe so u.a. schlicht und ergreifend den, dass die Leute nicht mehr kochen können und mit den Resten vom Essen nichts mehr anfangen können, und das teuer Zeug kaufen, das in der Werbung angepriesen wird, und dann das Geld eben alle ist, aber klassische Hauswirtschaft in der Schule das ist ja pfui und in MuM lernt man nun auch nicht was man aus den Nudeln vom Vortag machen kann und dass man abgerissene Knöpfe annähen kann auch nicht.
Vielleicht habe ich da ja einen persönlichen Schaden aber mich erinnert diese ganze Essenretterei an die 60er Jahre, die Jahre vor 1968! an meine Kindheit, als man mich, mit dem Hinweis auf hungernde Kinder in Indien dazu bringen wollte meine Erbsen zu essen und jedesmal wegen dem nicht gegessenen Schulbrot (trocken, alt, mit Salami belegt die ich heute noch nicht mag) den Untergang des Abendlandes beschwor.
Dazu erinnert es mich an meine alten Tanten die beständig, weil man ja alles verarbeiten musste, und nichts wegwerfen durfte, dafür sorgten, dass jeder Kuchen und jedes Essen nicht schmeckte (wenn man nämlich mit dem Seziermesser das Gemüse und das Obst ausschneidet, weil es ja so böse ist Essen wegzuwerfen und damals im Krieg und überhaupt.. so schmeckt das Ergebnis einfach nicht)
Ich denke der Aufstand der 68er war auch eine Reaktion auf dieses ganze moralinsaure Getue, und ich bin erstaunt wie schnell es wieder da ist.
Gerade weil ich deinen letzten Satz für das zentrale an der christlichen Nächstenliebe halte, muss ich sagen, die Tafeln und überhaupt das ganze organisierte Guttun ist genau deshalb nicht christlich, weil es uns genau daran hindert uns um unsere Nächsten zu kümmern, das sind nämlich die, die uns eben vom lieben Gott vor die Nase gesetzt wurden.
Wir sehen den Armen ja genau nicht ins Gesicht, weil wir ja viel zu viel zu tun haben, in unserer Organisiertheit, und so gar nicht dazu kommen uns mit unserer Klientel anzufreunden, sie wirklich zu begleiten in ihrem Leben.
Das ist doch genau die Crux der organisierten Caritas, die immer weitere Kreise zieht, wir sehen dann nicht mehr Menschen, sondern nur noch Zahlen.
Mich persönlich ärgert es, wenn Kategorien vermischt werden, und es widerstrebt mir zutiefst, anderen Leute Sachen anzudrehen, die ich selber nicht mehr will und dafür Dankbarkeit zu erwarten, was m.E. ja das Geschäftsmodell der Tafeln ist, "wir verteilen das, was wir nicht mehr verkaufen können, und fühlen uns dann ganz klasse!"
Ist das nicht "den Abfall des Getreides zu Geld machen" beim Propheten Amos, woher das Zitat stammt werden die Reichen angeklagt, weil sie die Preise in die Höhe treiben und genau das ist ja das Problem!
Im gesamten AT gibt es die Idee der Nachlese, ich ernte was ich brauche und die Armen können kommen und das lesen, was sie brauchen, das ist eine ganz andere Sache.
Wie gesagt, dem Schlussabschnitt dem finde ich absolut klasse und genau das ist ja das Problem, wir schieben zwischen uns und die Armut - die es gibt, aber nicht so wie aus einem Charles Dickens Roman, sondern leider anders, als dass es nur an Brot und Schuhen fehlen würde - dazwischen schieben wir die Organisation, die Initiative usw.
Und so kommen wir genau nicht dazu dem Armen ins Gesicht zu sehen und vielleicht zu der Erkenntnis zu gelangen, dass helfen überhaupt nicht so einfach ist, wie wir das so denken.
Nun, man kann's mit dem Insistieren auf Moral meistens übertreiben, und es ist auch richtig, daß "Essen noch reinstopfen ist immer besser als wegwerfen" so nicht richtig ist (wenn auch in der Nachkriegszeit verständlich), soviel zu dem Thema "die armen Kinder in Afrika, Indien" pp.
LöschenDennoch war das Betonen der Vor-68er 60er darauf, Essen nicht wegzuwefen, in sich eine richtige Sache.
----
Übrigens zu der Frage: "Der Hartz-IV-Satz ist im Grunde so hoch, daß keiner hungern muß."
Meinst Du den Hartz-IV-Satz von ca. 400 € ohne die Mietübernahme ohne Mietübernahme mit ein paar Abschlägen für anderes, oder meinst Du den offiziell fürs Essen vorgesehenen Regelsatz von 137,66 €? Letzteres sind ca. 4,50€ am Tag, das ist möglicherweise machbar (1 Brot alle 2 Tage , 1 Packung Schmalz die Woche, 1 Glas Marmelade im Monat sind ca. 1,65 €, womit wir dann etwa bei dem wären, wofür ein Normalverbraucher 1939 Lebensmittelmarken erhalten hat), aber schwierig wird's dann schon.
Imrahil ein Student hat laut Bafög einen Bedarf von 399€ im Monat für alles, außer Miete, aber Bücher, Essen, Kleidung usw, damit bekommt er genausoviel wie ein Hartz IV Empfänger darf aber nicht zur Tafel und arbeiten, sprich studieren soll er auch noch, also vom gleichen Satz wie ein Hartz IVler auch noch Bücher und Studienmaterialien bezahlen, das regt keinen auf.
LöschenDazu kommt der Satz in unseren Alten und Pflegeheimen für Essen beträgt ca 110€ im Monat der zu bezahlen ist, die reinen Materialkosten fürs Essen und Trinken die das Heim pro Tag und Bewohner ausgeben darf, betragen ca 3,70€ pro Tag und Bewohner, also weniger als der von Ihnen ins Feld geführte Hartz IV Empfänger.
Im übrigen bestätigen Sie mir, ungewollte meine THese, "Wir gucken nicht hin" das Problem bei Hartz IV ist nicht das davon, warum auch immer, und ich weiß dass es jeden treffen kann, abhängig sein, sondern das davon wieder loskommen.
Solang ich Hartz IV bekomme gelte ich hierzulande als arm und alles engagiert sich für mich, auch die Kinder bekommen alles mögliche umnsonst, bzw ermäßigt, weil ja arm, also Schwimmbadeintritte, ÖPNV Tickets, Workbooks und Zuschuss zur Klassenfahrt, sowie das komplette Kinderbetreuungsprogram der Kommune.
Falls man aber nicht mehr Hartz IV bezieht, gilt man nicht mehr als arm, und muss das oben aufgeführte selber bezahlen, so dass man, sofern man Kinder hat, weniger hat, als vorher.
Als Oberhammer empfinde ich, dass Leute, die voll arbeiten, "aufstocken" müssen, d.h, sie verdienen so wenig, dass sie zusätzlich Hartz IV beantragen müssen. Sowas wollte ich zunächst nicht glauben, weil sofern das aufs Tapet kommt, immer die Rede vom Mindestlohn usw, ist, aber ja das gibt es und zwar im Bereich von Selbstständigen, als da z.B Frisöre, aber auch Künstler sind. Hier müssen nämlich soviele Abgaben, teilweise auch Zwangbeiträge zu irgendwelchen Berufsverbänden, Mieten, Versicherungen usw, gezahlt werden und zwar unabhängig vom Verdienst.
Aber auch das interessiert keinen Menschen.
Im übrigen versteh ich IHre Rechnung nicht, 4,50€ dafür bekomme ich doch ein Brot, eine Margarine und ein Glas Marmelade und dann noch Restgeld. Wo kaufen Sie denn ein???
also der Verpflegungssatz schwankt zwischen 5 und 15 € pro Tag, das beinhaltet aber auch Personalkosten und ähnliches.
LöschenWir hätten hier die Deutsche Seniorenstiftgesellschaft, also was besseres, https://deutsche-seniorenstift.de/kosten-und-finanzierung/die gehen von 5 € pro Tag aus, und das ist mehr als die reinen "Materialkosten", https://deutsche-seniorenstift.de/kosten-und-finanzierung/
Vielleicht sollten Sie sich mal im Heim vor Ort erkundigen und werden dann erstaunt feststellen, dass eigentlich die Heime sich auch bei den Tafeln versorgen müssten!
Nur hat so ein Heim nicht die Möglichkeit etwas aufzuheben, für den nächsten Tag, also die Nudeln nochmal mit Ei zu backen, sondern muss alles wegwerfen.
Ach ja in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen sieht es ähnlich aus, und da verhindern die Vorschriften zusätzlich das Sparen.
Aber wie gesagt, der Hartz IV Satz ist ja sooooo niedrig.
Damit das klar ist, ich weiß schon, dass man von Hartz IV nicht üppig leben kann, es ging mir nur um die Argumentation, dass man mit Hartz IV kurz vorm Hungertod steht
Ich bitte um Entschuldigung, halte allerdings, wenn ich etwas nicht weiß, das erst dann für einen moralischen Makel, wenn ich mir trotzdem einbilden würde Bescheid zu wissen. Von daher sind, mit Verlaub, Ihr "Vielleicht erkundigen Sie sich mal" mit Ausrufezeichen fehl am Platze.
LöschenRestgeld ist klar, ich war grob überschlagen ja auf 1,75 € gekommen, das Brot nach oben abgeschätzt mit 2 Euro, das Schmalz mit ziemlich genau 1 Euro (Margarine ist teurer, ca. 1,50 Euro, Butter 2,50 Euro), die Marmelade nach oben abgeschätzt mit 5 Euro. Macht mit Brot alle 2 Tage, Schmalz einmal die Woche, Marmelade einmal im Monat nach oben abgeschätzt 1+0,15+0,20 = 1,35 und die 30 Cent muß ich mich oben verrechnet haben. Wenn man dann noch wirklich das Beispiel "Normalverbraucher 1939" heranzieht, käme noch ein Pfund Fleisch pro Woche dazu, dafür veranschlagen wir mal grob 6 Euro oder ein weiterer Euro am Tag.
Dennoch war die Frage erstmal, ob Sie mit "Hartz-IV-Satz", von dem man doch ganz gut leben kann (wenn auch nicht üppig) die Größenordnung 400 € (minus vielleicht 50 oder was für anderes) oder die Größenordnung 140 € nach Warenkorb meinen, das macht dann schon einen entscheidenden Unterschied.
Re Studenten:
1. Ich hab mal gehört, die dürfen durchaus zur Tafel.
2. Ich kenne keinen Studenten, von dem ich weiß, daß er sein Studium allein aus dem Bafög oder aus bafögäquivalenten Stipendien plus Büchergeld finanziert. Da kommen so gut wie immer a) eigene Ersparnisse b) unterstützende Eltern oder c) studentische Nebenjobs dazu, oder eine Kombination von alledem.
Imrahil bitte wo kaufen Sie denn ein?
AntwortenLöschenButter kostet aktuell 1,29€, Margarine um die 80cent, Brot 1 €, Marmelade 80cent,
und es geht den Hartz IV Empfängern eigentlich wie den Studenten, dass eigentlich alles, was sie von der Verwandtschaft zugesteckt bekommen, angerechnet werden müsste, Nur bei den Studenten sagen wir "Eh klar, die meisten werden ja noch von den Eltern unterstützt haben Ersparnisse, (die übrigens auf das Bafög angerechnet werden müssten), arbeiten das kannst du doch nicht vergleichen" und wenn ich aber sagen "Naja die meisten Hartz IV ler die ich so kenne, die haben auch so ihre Nebenerwerbe.." regt sich alles auf.
Im übrigens steht es dem Hartz IV Empfänger frei wofür er sein Geld ausgibt, von daher ist die Frage, was ich konkret meine, ja irgendwie zweitrangig.
Mein Punkt um den es mir geht, ist allerdings ein anderer und vielleicht habe ich das nicht richtig klargemacht.
Ich halte unser Sozialsystem einerseits für sehr gut, und andererseits für unmöglich,
unmöglich weil es den Menschen zur Nummer macht und versucht individuelle Probleme mittels allgemeinen Standards zulösen und dabei manchen hilft und andere eben noch nicht mal im Focus hat.
Ich weiß, dass noch vor 30 Jahren die Caritasmitarbeiter viel mehr Ermessensspielraum hatten, auch eine gewisse Summe zur Verfügung hatten die sie den Hilfesuchenden direkt zuwenden konnten u.ä. Man hat damals den Mitarbeitern vor Ort zugetraut zu sehen was nottut und heute werden sie überwacht, damit sie nicht einen Cent zuviel rausrücken.
Wir haben m.E hierzulande das Problem, dass wir eine große Masse an Leuten haben, die von der Hand in den Mund leben, mit und ohne Arbeit, und dass, getreu dem alten "spalte und herrsche" hier,.sehr erfolgreich agiert wird und gleichzeitig, und das ist ja der Witz, den anderen suggeriert wird, man würde helfen, indem man das hergibt, was man eh nicht mehr braucht, Essen, Klamotten, altes Geschirr.
Es ist ja nicht verkehrt, aber es ist auch nicht richtig.
Im Supermarkt, Brot beim Bäcker.
LöschenDas Wort Jesus, dass wir die Armen immer bei uns haben, ihn allerdings nicht, gibt mir zu denken. Was genau bedeutet das? Dieser Ausspruch des Herrn erfolgt ja nach der angeblichen Verschwendung von kostbarem Nadelöl, als Erwiderung auf Juda Iskariot der von Verschwendung sprach, als eine gewisse Maria den Herrn die Füße gesalbt hatte. Ist es besser den Herrn zu ehren, als Arme zu unterstützen? Oder geht es dem Herrn um die falsche Gesinnung des Judas?
AntwortenLöschendas Problem bei Judas Iskarioth war ja, dass er der Kassenwart der Gemeinschaft war, und für eigene Zwecke, (welche genau das waren, erfahren wir nicht) Geld aus der gemeinschaftlichen Kasse veruntreute.
LöschenInteressante Diskussion hier
dann wäre die logische Antwort des Herrn doch folgende gewesen: "Mach du er mal Kassensturz und rechtfertige dich für deine "Ausgaben", bevor du hier die Armen ins Spiel bringst." Es ging Jesus wohl um etwas anderes. Um seine Person. Das ist, für mich als Nichttheologe dann doch etwas rätselhaft.
LöschenNun ja die Sache ist halt die, dass Jesus der Christus ist, von daher und genau das ist mein Punkt, wird man ihm wohl nicht gerecht, wenn man Jesus den Christus reduziert (man beachte hier das Wort reduziert) aufs richtige Sozialverhalten
Löschen