Seit einem Monat hat die Pfarrei St. Willehad in meiner Heimatstadt Nordenham nun einen neuen Pfarrer. Das ist, zugegeben, eine recht kurze Zeitspanne: Hundert Tage, so sagt man im Allgemeinen, soll man einem Amtsträger in einer neuen Position Zeit geben, ehe man sein Wirken beurteilt. Zu berichten gibt es dennoch schon jetzt allerlei, und das will ich meinen Lesern nicht vorenthalten - zumal ich, so Gott will und nichts dazwischen kommt, bei Ablauf der 100-Tage-Frist wohl gerade in Santiago de Compostela sein und andere Dinge im Kopf haben werde. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
Über Pfarrer Jasbinscheks Amtseinführung in St. Willehad hieß es in der Lokalpresse, er habe "eine eindrucksvolle Predigt voller Dynamik, Leidenschaft und Zuversicht" gehalten und darin betont, dass er die Gemeinsamkeit der Christen fördern, junge Leute für die Kirche begeistern und sich für den Zusammenhalt in der Gemeinde einsetzen will. „Wir wollen gemeinsam etwas in Gang bringen“, wurde der neue Pfarrer in der NWZ zitiert; dafür sei "ein ehrliches und offenes Miteinander unverzichtbar." Da die Predigt - wie die Pfarrei mir auf Anfrage mitteilte - frei gehalten und auch nicht aufgezeichnet wurde, gibt es leider keine Möglichkeit, sie nachzulesen oder zu -hören, aber sie scheint auf ein durchweg positives Echo gestoßen zu sein - jedenfalls ist mir nichts Gegenteiliges zu Ohren gekommen. Wie mir berichtet wurde, reagierte die anwesende Gemeinde mit "begeistertem Beifall" auf die Predigt; da fällt mir zwar wieder einmal "Paulus schrieb an die Apachen..." ein, aber lassen wir das.
Wenig später durfte Pfarrer Jasbinschek dann Fronleichnam in Nordenham feiern; da das Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi in Niedersachsen kein Feiertag ist, werden die Feierlichkeiten dort üblicherweise auf den darauffolgenden Sonntag verlegt, und so war es auch in diesem Jahr. Auf der Facebook-Seite der Pfarrei wurden einige Fotos von der Messe, der Prozession und dem Abschluss der Feier veröffentlicht, auf denen u.a. zu sehen ist, wie Kaplan Alex Mathew die Monstranz mit dem Allerheiligsten unter einem schön gestalteten Baldachin durch die Straßen Nordenhams trägt, gefolgt von einer (für eine Kleinstadt in der Diaspora) durchaus beachtlichen Zahl von Gläubigen verschiedenster Altersstufen. Aus Pfarrer Jasbinscheks Festpredigt zitiert die NWZ den Satz "Als katholische Christen leben wir immer aus der Eucharistie heraus"; für diese Aussage hat der neue Pfarrer selbstverständlich meinen (stillen) Beifall.
Und die neueste Meldung aus St. Willehad ist, dass sich ein neu gebildetes Gremium, das übergangsweise den im Frühjahr 2015 nach mehreren Rücktritten ausfgelösten Pfarreirat ersetzen soll, zu seiner konstituierenden Sitzung getroffen hat. Die Bildung dieses Gremiums war bereits auf der Pfarrversammlung im Februar beschlossen worden, von der ich berichtet hatte: Es besteht ungefähr je zur Hälfte aus den Mitgliedern des im November 2014 gewählten Kirchenausschusses und aus Vertretern der verschiedenen "Gruppen und Kreise" der Pfarrgemeinde. Einige Mitglieder dieses Gremiums kenne ich noch "von früher her", einige andere habe ich im Zuge meiner Berichterstattung über die Konflikte in der Pfarrei kennengelernt. Angesichts der Zusammensetzung des Gremiums kann es kaum überraschen, dass darin Personen aufeinandertreffen, die in den Auseinandersetzungen um den zurückgetretenen Pfarrer Jortzick in gegnerischen Lagern standen; dennoch wurde mir von Teilnehmern der konstituierenden Sitzung versichert, ie Atmosphäre bei diesem Treffen sei sehr konstruktiv und zuversichtlich gewesen. Auch die Presse berichtete unter Berufung auf Pfarrer Jasbinschek, der neue Rat habe "mit viel Elan und großer Freude seine Arbeit aufgenommen".
Es sieht also vorerst ganz danach aus, als seien die Konfliktparteien innerhalb der Gemeinde bereit, das Kriegsbeil zu begraben, und womöglich ist Pfarrer Jasbinschek tatsächlich genau der richtige Mann, um diesen Prozess zu fördern und zu begleiten. Aber, wie schon eingangs erwähnt: Er ist ja auch erst seit einem Monat im Amt. Schauen wir mal wie die Dinge sich weiter entwickeln.
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