Eins vorweg: Ich bin kein Fußballfan, bin nie einer gewesen und werde wohl auch keiner mehr werden. Das heißt nicht, dass ich mich nicht für Fußball interessiere. Ich schaue mir durchaus gern mal Spiele im Fernsehen an (allerdings nicht allzu oft, zumal ich keinen eigenen Fernseher besitze), und bei einem spannenden Spielverlauf bin ich auch sehr wohl fähig, "mitzufiebern" - wobei ich zumeist spontan entscheide, welcher Mannschaft meine Sympathie gilt. Es ist also nicht der Fußball an sich, der mir suspekt ist, sondern das "Fan-Sein".
"Fan" kommt von "Fanatiker", und tatsächlich löst der Profifußball bei vielen Zuschauern einen Fanatismus aus, den ich befremdlich und oft erschreckend finde. Natürlich muss man hier differenzieren. Ich kenne so einige Menschen, die leidenschaftliche Anhänger eines bestimmten Fußballvereins sind, Dauerkarten fürs Stadion besitzen, in der kalten Jahreszeit Schals und Mützen in den Vereinsfarben und im Sommer Vereinstrikots, gern mit dem Namen und der Rückennummer ihres Lieblingsspielers geschmückt, tragen und für die es am jeweiligen Spieltag und eventuell auch noch einen Tag später kein wichtigeres oder auch nur annähernd so wichtiges Gesprächsthema gibt als bzw. wie Fußball - die aber davon abgesehen durchaus vernünftige und angenehme Menschen sind. Gut, sie haben ein Hobby, das mir in dieser Form und Ausprägung fremd und unverständlich erscheint. Aber sicherlich habe ich auch Eigenarten, die in ihren Augen genauso sonderbar sind. Das ist kein Grund, sich nicht gegenseitig zu respektieren und eventuell sogar anzufreunden.
Mein Verständnis und meine Sympathie für Fußballfans wächst, wenn es sich um Menschen handelt, die einen besonderen Bezug zu "ihrem" Verein haben. Ich habe da z.B. einen schon recht bejahrten Arbeitskollegen, der aus Dortmund stammt und in seiner Jugend selbst mal für die Borussia gespielt hat, bis er seine Träume von einer Profikarriere infolge einer Knieverletzung begraben musste. Dass der nun glühender BVB-Anhänger ist und jeden Montagmorgen erst mal einen Kollegen beiseite nehmen muss, um mit ihm den zurückliegenden Bundesliga-Spieltag durchzudiskutieren, das kann ich vollkommen verstehen.
Letztendlich ist das Fußballfansein ja ein Hobby wie andere Hobbys auch. Es gibt schließlich auch leidenschaftliche Briefmarken- oder Streichholzbriefchensammler, ganz zu schweigen von Menschen, die ein enormes Maß an Zeit, Geld und Energie darauf verwenden, historische Schiffsmodelle zu basteln oder ihre Kellerräume in gigantische, von Modelleisenbahnstrecken durchpflügte Berg-und-Tal-Landschaften zu verwandeln. Gegen all das ist grundsätzlich nicht viel einzuwenden, allerdings fände ich es in allen diesen Fällen alarmierend, wenn das Hobby zum hauptsächlichen, ja zum annähernd einzigen Lebensinhalt wird.
Im Gegensatz zu den genannten, weithin als eigenbrötlerisch und verschroben belächelten Hobbys wird die Fußballbegeisterung allerdings in hohem Maße öffentlich zelebriert. Kaum jemand scheint sich darüber zu wundern oder Anstoß daran zu nehmen, was für einen großen Stellenwert der Profifußball in den Medien beansprucht, nicht nur in speziellen Formaten für Fans, sondern auch in ganz regulären, als seriös geltenden Nachrichtensendungen und Tageszeitungen. Und wenn man sieht oder liest, dass eine Politikerin, weil sie sich abfällig über den FC Bayern München geäußert hat, mit Rücktrittsforderungen aus dem bayerischen Landesverband ihrer eigenenen Partei konfrontiert wird, dann bekommt man eine Ahnung davon, welchen gesellschaftlichen Einfluss Fußballfans haben. Mehr noch: Fußball ist nicht nur Politik, Fußball ist - für ganz ganz hartgesottene Fans, von denen es aber gar nicht so wenige gibt - auch Religion. Nicht umsonst ist so oft vom "Fußballgott" die Rede. Man muss hinzufügen, dass es sich um eine Religion handelt, die in einem Maße zu Intoleranz und (in den meisten Fällen glücklicherweise "nur" verbaler) Aggressivität neigt, wie man sie an echten Religionsgemeinschaften zu Recht scharf tadeln würde.
Der (pseudo-)religiöse Charakter des Fußballfan-Wesens wird besonders deutlich, wenn man sieht, dass manchen Fans ihre Fußballleidenschaft noch im Angesicht des Todes wichtiger zu sein scheint als alles andere. Wenn ein eingefleischter Fan etwa testamentarisch verfügt, dass er in seiner Vereinskluft beerdigt werden will, dass bei seiner Beerdigung Stadionhymnen (etwa "Steh auf, wenn du ein Schalker bist"...) gesungen werden sollen oder dass man ihm einen Grabstein mit dem Logo "seines" Vereins setzen soll. An anderer Stelle schrieb ich einmal, ohne den Glauben an irgendeine Form von "Leben nach dem Tod" seien jegliche Begräbnisrituale sinnlos; im Umkehrschluss lasse die Art der Begräbnisrituale aber eben auch Rückschlüsse auf die Art der Jenseitsvorstellungen zu. Wenn sich nun jemand in Trikot und Fußballschuhen beerdigen lässt und womöglich noch einen Ball mit in den Sarg bekommt, dann erinnert das vage an die Grabbeigaben ägyptischer Pharaonen. Glaubt der Betreffende aber wirklich, er komme nach dem Tod in ein gigantisches Fußballstadion, und seine Grabbeigaben würden sicherstellen, dass er Zugang zum richtigen Fanblock erhält? - Wahrscheinlich eher nicht. Aber er tut so, als würde er das glauben. Man könnte sich erdreisten zu sagen, er macht sich einen Jux mit dem Tod. Wenn das ein erwachsener Mensch tut, stellt er damit zwar seiner geistigen Reife ein schlechtes Zeugnis aus, aber okay, er ist erwachsen und wird schon wissen, was er tut. Was aber, wenn es sich um ein neunjähriges Kind handelt?
Wie die Debatten um den letzten Wunsch des an Krebs gestorbenen Jens Pascal aus Dortmund gezeigt haben, scheint der Umstand, dass es sich um ein Kind handelt, für viele Betrachter von vornherein jegliche Kritik auszuschließen. Traurig genug, dass ein Kind so jung sterben muss - wer wird da so grausam sein, ihm die Erfüllung seines letzten Wunsches zu verweigern? Nun haben wir es im Fall Jens Pascal aber nicht mit einem Kind zu tun, das vom Auto angefahren wurde oder unglücklich mit dem Fahrrad gestürzt ist und gerade noch genug Zeit hatte, einen spontanen letzten Wunsch zu äußern; der Junge hatte, wie gesagt, Krebs, er ist, wenn man das so formulieren darf, über einen längeren Zeitraum hinweg gestorben. Man hätte Zeit gehabt, ihn ernsthaft und besonnen auf seinen Tod vorzubereiten. Wenn sein letzter Wunsch dennoch darin bestanden hat, einen Grabstein mit BVB-Logo zu bekommen, dann zweifle ich daran, dass ihm jemals wirklich bewusst geworden ist, was für eine ernste Angelegenheit der Tod ist. Mancher wird nun sagen, genau das könne man einem Kind gar nicht zumuten - ich schrieb schon einmal etwas dazu und habe dort, wie ich glaube, hinlänglich dargelegt, dass und warum ich das anders sehe. Eine besondere Pointe der öffentlichen Debatte über den Fall Jens Pascal liegt für mich darin, dass sie ausgerechnet in die Wochen zwischen Allerseelen und Totensonntag fiel und sich auch mit der ARD-Themenwoche "Leben mit dem Tod" überschnitt. Dieser Umstand hätte durchaus dazu anregen können, darüber zu diskutieren, ob es nicht sinnvollere Arten gibt, einen Menschen, auch ein Kind, auf den Tod vorzubereiten, als die Mannschaft des BV Borussia Dortmund einschließlich als Weihnachtsmann verkleidetem Trainer am Krankenbett aufmarschieren zu lassen.
(Ich muss zwischendurch mal die Klarstellung einschieben, dass es mir hier nicht darum geht, die Eltern zu kritisieren. Die haben es schon schwer genug. Mir geht es vielmehr um das in meinen Augen arg einseitige und unreflektierte Echo, das dieser traurige Fall in der Öffentlichkeit gefunden hat.)
Die Einstellung gegenüber dem Tod, die sich darin äußert, dass man es dem sterbenskranken Kind möglichst "leicht" machen will, indem man ihm allerlei bizarre Wünsche erfüllt, mag man persönlich gutheißen oder auch nicht; offensichtlich ist, dass sie mit einer christlichen Jenseitshoffnung wenig zu tun hat. Nun gehören die Eltern des verstorbenen Jens Pascal auch tatsächlich keiner christlichen Religionsgemeinschaft an, der Junge war auch nicht getauft; dennoch wollten die Eltern ihn auf einem katholischen Friedhof bestatten lassen. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren: Gefiel ihnen dieser Friedhof einfach besonders gut, unabhängig von seinem kirchlichen Charakter - oder steckte doch so etwas dahinter wie der Gedanke, ein Begräbnis in geweihter Erde könne, auch wenn man nicht so richtig an die christliche Botschaft glaubt, zumindest "nicht schaden"? Wie dem auch sei, die zuständige Kirchengemeinde hatte gegen eine Bestattung des konfessionslosen Jens Pascal auf ihrem Friedhof nichts einzuwenden, und das finde ich ausgesprochen respektabel und richtig. Sehr wohl hatte die Friedhofsverwaltung aber etwas dagegen, dass der Junge, seinem letzten Wunsch entsprechend, einen Grabstein mit BVB-Logo bekommen sollte. Das sei dem christlichen Charakter des Friedhofs nicht angemessen. Welche Reaktionen diese Haltung der Friedhofsverwaltung in der Öffentlichkeit ausgelöst hat, ist allgemein bekannt und wurde auch schon ausgiebig kommentiert (siehe z.B. hier, hier und hier). Mittlerweile ist der Streit um die Gestaltung des Grabsteins durch einen Kompromiss beigelegt worden, aber ich bin wohl nicht der Einzige, bei dem das Ganze einen faden Nachgeschmack hinterlassen hat. Mir jedenfalls hat noch niemand überzeugend darlegen können, warum eine Kirchengemeinde auf ihrem Friedhof (wo es in Dortmund, wie auch in anderen großen Städten, doch genug nicht-kirchliche Friedhöfe gibt) partout ein Grabmal tolerieren muss, das in offenem Widerspruch zum christlichen Todes- und Jenseitsverständnis steht; ja, warum es geradezu ein Erfordernis "christlicher Nächstenliebe" sein soll, diese Huldigung an den oben erwähnten Fußballgott auf einem katholischen Friedhof zu dulden. Über die Lawine bösartigster antikirchlicher, antikatholischer und allgemein antichristlicher Polemik, die die causa Jens Pascal in den einschlägigen sozialen Netzwerken und Diskussionsforen losgetreten hat, will ich hier lieber gar nicht erst reden. Wenn jetzt noch jemand kommt, der argumentiert, gerade weil solche Reaktionen vorhersehbar gewesen seien, hätte die Kirchengemeinde von vornherein kompromissbereiter sein sollen, um Schaden vom öffentlichen Ansehen der Kirche abzuwenden, dann erhält er von mir bestenfalls ein entgeistertes Kopfschütteln zur Antwort.
Letztlich läuft die ganze Debatte in meinen Augen - wieder einmal - darauf hinaus, dass die Kirche froh und zufrieden sein dürfe, wenn man sie als nostalgischen Farbtupfer in ansonsten gründlich durchsäkularisierter Umgebung toleriert und von Fall zu Fall sogar als "Anbieter von Spiritualität" (diese grausige Formulierung habe ich mir nicht ausgedacht, ich musste sie mir schon verschiedentlich in einschlägigen Diskussionen anhören) in Anspruch nimmt, beispielsweise für Trauungen oder eben Beerdigungen; sie solle sich aber bloß nicht anmaßen, Ansprüche an die Menschen zu stellen und ihre eigenen Lehren ernster und wichtiger zu nehmen als die Befindlichkeiten Einzelner.
Wie schließe ich diesen Text ab? Vielleicht am besten mit dem Eingeständnis, dass die hier behandelten Vorgänge mich tagelang extrem gallig gestimmt haben und ich intensiv darum ringen musste, darüber schreiben zu können, ohne mich im Ton zu vergreifen. Ich hoffe, dass mir das nun halbwegs gelungen ist. Für den kleinen Jens Pascal tut mir das Ganze sehr leid. Ich denke, das Beste, was man jetzt noch tun kann, ist, für ihn und für seine Eltern zu beten. Und das tue ich.
[* Ich entschuldige mich vorsorglich bei allen, die diese Überschrift als geschmacklos empfinden mögen, und betone, dass damit keine Veralberung des großen Dichters Paul Celan, keine Relativierung des Holocausts oder Herabwürdigung der Opfer desselben beabsichtigt ist.]
Update (22.11.12):
In den Tagen seit dem Erscheinen dieses Beitrags bin ich von aufmerksamen Lesern auf ein paar sachliche Fehler und Ungenauigkeiten in meinem Text hingewiesen worden, die ich, wie ich zu meiner Entschuldigung vorbringen möchte, aus den von mir herangezogenen Quellen übernommen hatte. So wurde mir mitgeteilt, es stimme nicht, dass die Eltern von Jens Pascal "keiner christlichen Religionsgemeinschaft" angehören: Die Mutter sei evangelisch, der Vater neuapostolisch. Zudem habe die Friedhofsverwaltung ein BVB-Logo auf dem Grabstein nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern lediglich das Fehlen eines christlichen Bezugs bemängelt; dem entspricht ja auch der nun gefundene Kompromiss, das Design des Grabsteins um ein christliches Motiv zu ergänzen.
Davon abgesehen möchte ich nochmals unterstreichen, was in meinem ursprünglichen Text vielleicht nicht deutlich genug geworden ist: dass es mir keinesfalls darum geht, ein Urteil über Jens Pascals Eltern zu fällen - sei es über die Art ihres Umgangs mit der tödlichen Krankheit ihres Sohnes oder über ihren Kampf um die Erfüllung seines letzten Wunsches. So ein Urteil stünde mir als Außenstehendem auch gar nicht zu, und selbst wenn dies der Fall wäre, wären Vorwürfe sicherlich das Letzte, was Eltern, die um ihr Kind trauern, brauchen können. Was mich an dieser ganzen Geschichte beschäftigt und mich dazu veranlasst hat, darüber zu schreiben, ist - wenn man das so sagen kann - nicht das Spezifische dieses Falles, sondern das, was an ihm, so, wie er sich in der öffentlichen Debatte dargestellt hat bzw. dargestellt wurde, exemplarisch ist: exemplarisch für den quasi- bzw. pseudoreligiösen Kult, der um profane Dinge wie Fußball getrieben wird, für die letztlich rat- und hilflose Haltung des "modernen Menschen" gegenüber dem Tod und nicht zuletzt für eine Einstellung gegenüber der Kirche, die diese nur als Dienstleister sehen will und von ihr erwartet, den Menschen das zu geben, was sie wollen - und möglichst noch froh zu sein, dass sie überhaupt noch etwas von ihr wollen. In dieser Hinsicht habe ich von meinen Ausführungen, unbeschadet der obigen Richtigstellungen, nichts zurückzunehmen.
Update (22.11.12):
In den Tagen seit dem Erscheinen dieses Beitrags bin ich von aufmerksamen Lesern auf ein paar sachliche Fehler und Ungenauigkeiten in meinem Text hingewiesen worden, die ich, wie ich zu meiner Entschuldigung vorbringen möchte, aus den von mir herangezogenen Quellen übernommen hatte. So wurde mir mitgeteilt, es stimme nicht, dass die Eltern von Jens Pascal "keiner christlichen Religionsgemeinschaft" angehören: Die Mutter sei evangelisch, der Vater neuapostolisch. Zudem habe die Friedhofsverwaltung ein BVB-Logo auf dem Grabstein nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern lediglich das Fehlen eines christlichen Bezugs bemängelt; dem entspricht ja auch der nun gefundene Kompromiss, das Design des Grabsteins um ein christliches Motiv zu ergänzen.
Davon abgesehen möchte ich nochmals unterstreichen, was in meinem ursprünglichen Text vielleicht nicht deutlich genug geworden ist: dass es mir keinesfalls darum geht, ein Urteil über Jens Pascals Eltern zu fällen - sei es über die Art ihres Umgangs mit der tödlichen Krankheit ihres Sohnes oder über ihren Kampf um die Erfüllung seines letzten Wunsches. So ein Urteil stünde mir als Außenstehendem auch gar nicht zu, und selbst wenn dies der Fall wäre, wären Vorwürfe sicherlich das Letzte, was Eltern, die um ihr Kind trauern, brauchen können. Was mich an dieser ganzen Geschichte beschäftigt und mich dazu veranlasst hat, darüber zu schreiben, ist - wenn man das so sagen kann - nicht das Spezifische dieses Falles, sondern das, was an ihm, so, wie er sich in der öffentlichen Debatte dargestellt hat bzw. dargestellt wurde, exemplarisch ist: exemplarisch für den quasi- bzw. pseudoreligiösen Kult, der um profane Dinge wie Fußball getrieben wird, für die letztlich rat- und hilflose Haltung des "modernen Menschen" gegenüber dem Tod und nicht zuletzt für eine Einstellung gegenüber der Kirche, die diese nur als Dienstleister sehen will und von ihr erwartet, den Menschen das zu geben, was sie wollen - und möglichst noch froh zu sein, dass sie überhaupt noch etwas von ihr wollen. In dieser Hinsicht habe ich von meinen Ausführungen, unbeschadet der obigen Richtigstellungen, nichts zurückzunehmen.
Der Tod soll deutscher Meister sein? Nein, der Tod ist ein Meister aus Deutscland, lautet das Zitat aus der Todesfuge.
AntwortenLöschenUnd im Moment dürfte der Tod ein Meister aus Irland sein, der Muttertod zumindest.
Unsinn. Die Müttersterblichkeit in Irland ist sogar ausgesprochen niedrig. Der Todesfall, auf den mein anonymer Vorredner hier anspielt, ist durch eine Fehlentscheidung der behandelnden Ärzte verursacht worden, aber das nun für die Legalisierung von Abtreibung instrumentalisieren zu wollen, empfinde ich als zynsch. -- Davon abgesehen gehört das hier nicht zum Thema; dazu lieber mal ein eigenständiger Beitrag.
LöschenWenn man der Presse Glauben darf, aber wer glaubt schon noch irgendwas veröffentlichtes, wurde der lebensrettende Schwangerschaftsabbruch mit der Begründung "this is a catholic country" abgelehnt. Die Fehlentscheidung der Ärzte könnte demnach nur die gewesen sein, dass sie geglaubt haben, bei einem Schwangerschaftsabbruch würden sie exkommuniziert werden, obwohl die Kirche in diesem Fall einen Abbruch erlaubt hätte.
AntwortenLöschenKlären Sie uns bitte auf; wäre in diesem Fall eine Abtreibung straffrei erfolgt? Ich glaube mich erinnern zu können, dass ein Kurienkardinal in Rom die Reaktion der Kirchenbehörden vor Ort scharf kritisiert hat, die die Beteiligten (Mutter und Ärzte) an der lebensrettenden Abtreibung bei der kleinen Neunjährigen aus Brasilien exkommuniziert hatten. Zur Erinnerung: die neunjährige Brasilianerin hat die Zwillingsschwangerschaft, die durch vielfache Vergewaltigung durch ihren Stiefvater entstanden war, nach Auskunft der behandelnden Fachärzte nur deshalb überlebt, weil die Frucht der Vergewaltigung so rechtzeitig entfernt wurde, dass sie die kleine Gebärmutter des Kindes noch nicht zerreißen konnte. Der entscheidende Kirchenbeamte vor Ort in Brasilien hat wiederum dies scharfe Kritik aus Rom schärfstens zurückgewiesen und gesagt, dass dieser Mord an den Zwillingen des kleinen Mädchens ein furchtbares Verbrechen gewesen ist und die Exkommunikation aller Betriligten, außer des Vergewaltigers selbstverständlich! absolut zwingend vorgeschrieben gewesen sei. Man hätte auf alle Fälle abwarten müssen, ob die kleine Neunjährige die Zwillingsschwangerschaft nicht doch hätte austragen können. Das hat man in Irland getan, die Frau ist tot. Das Kind ist tot. In Brasilien hat man es nicht getan, die Zwillingsembryonen sind tot, das kleine neunjährige Vergewaltigungsopfer hat überlebt. Ist das jetzt gut oder schlecht. Kann etwas Gutes, das Leben des Kindes, aus etwas Schlechtem, einer Abtreibung entstehen? Das fragen sich immer mehr Katholiken und die meisten haben eine Antwort gefunden, die nicht unbedingt der der Kirche entspricht.