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Mittwoch, 11. Januar 2017

Viel Spaß und viel Segen (Teil 2)

So: Wo war ich? -- Auf der MEHR natürlich! Genauer gesagt war ich im ersten Teil meines Berichts bis zum Freitagabend gekommen, bis zu dem Moment, als ich mit meinen Bloggerkollegen vom Abendessen zurückkam und wieder die Tribüne des Auditoriums erstieg, um mir den letzten Vortrag des zweiten Konferenztags anzuhören. Bis zum Beginn des Vortrags gab es einmal mehr Lobpreis mit Veronika Lohmer und Band; dann kam der Referent auf die Bühne: Ben Fitzgerald, Pastor der evangelikalen Bethel Church, Initiator der Kampagne "Awakening Europe", gebürtiger Australier und ein Typ wie ein Bär. Ich mag Australier, und ich mag bärige Typen - insofern hatte Ben Fitzgerald bei mir schon von vornherein gewonnen. Davon abgesehen war er ein begnadeter Komiker, und der Dolmetscher, der zusammen mit ihm auf die Bühne kam, war ebenfalls mit einem beachtlichen komödiantischen Talent gesegnet. So gab's bei diesem Vortrag viel zu lachen - aber das Thema selbst war eigentlich ausgesprochen ernst: Die Kirche in Deutschland, so meinte Ben Fitzgerald, wirke vielfach müde und kraftlos. Wer wollte ihm da widersprechen? Der Grund für diese Schwäche - oder zumindest ein schwerwiegender Grund - liege in der Menschenfurcht. Fitzgerald zitierte aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit" (2 Tim 1,7). Diesen Geist der Kraft gelte es in Deutschland und ganz Europa neu zu erwecken - und zwar in jedem Einzelnen. Um dies zu verdeutlichen, sprach Fitzgerald viel von sich selbst, von seinen eigenen Ängsten, seiner Sorge, nicht gemocht zu werden, seinem Buhlen um die Anerkennung durch Autoritäten. Und ich saß da und dachte: Er spricht über MICH. Diesen Typen, der sich ein Bein ausreißt, um von allen gemocht zu werden, und sich dadurch aufführt wie ein Volltrottel, den kenne ich - der steckt ganz tief in mir drin.

Aber ich war nicht allein. Im Gegenteil: Auf Ben Fitzgeralds Frage, wem von seinen Zuhörern es auch schon mal so gegangen sei, reckten sich im Auditorium zahllose Arme in die Höhe. "Seht ihr?!", rief Fitzgerald aus. "Das ist eine Epidemie!"

Dieser Geist der Verzagtheit und der Menschenfurcht, so führte er weiter aus, mache die Kirche in Deutschland zahm und langweilig. Dabei könne jeder Einzelne in seinem alltäglichen Umfeld Großes für die Neuevangelisation Deutschlands leisten, wenn er mit Gebet und Gottvertrauen die leidige Menschenfurcht überwinde. -- Mich hielt's nicht mehr auf meinem Sitz. Ich reckte die Arme in die Höhe und schrie aus Leibeskräften in Richtung Bühne: "Ja, Mann!"

Wie bei einem freikirchlichen Redner kaum anders zu erwarten, gab es aus katholischer Sicht durchaus das eine oder andere Haar in der Suppe; etwa, dass Fitzgeralds Kampagne "Awakening Europe" unter dem Motto "Europe needs a new Reformation" steht. Zwar stellte er klar, diesmal solle es eine Reformation sein, die "vereint, statt zu spalten", aber das ändert kaum etwas daran, dass der Begriff "Reformation" aus katholischer Sicht einfach negativ besetzt ist. Man kann ihm allerdings wohl zu Gute halten, dass diese Wortwahl in erster Linie dazu dient, das 500-jährige Reformationsjubiläum als Aufhänger für diese Kampagne zu nutzen. - Und dann war da noch der Moment, als Fitzgerald über gemeinsame Anliegen von "Christians and Catholics" sprach. Angesichts der Tatsache, dass er zuvor sehr wertschätzend über katholische Christen gesprochen hatte, konnte das eigentlich nur ein Versprecher sein; sein Dolmetscher machte sich auch prompt darüber lustig, indem er mit übertriebener Betonung übersetzte: "Sowohl Christen als auch Katholiken..." Eine Mischung aus Raunen und Gelächter ging durchs Publikum, und das verunsicherte Fitzgerald sichtlich. "What did you tell them?", fragte er seinen Dolmetscher, und dieser wiederholte: "Sowohl Christen als auch Katholiken..." Aber Ben Fitzgerald begriff immer noch nicht, was er gerade gesagt hatte. Ist ja manchmal so, besonders wenn man auf einer Bühne steht.

Esel spielen eine wichtige Rolle in der Heilsgeschichte, daher musste auch Pablo mit zur MEHR. 

Der Vortrag ging fast nahtlos in ein "Ministry" genanntes gemeinsames Gebet der MEHR-Redner und anderer Leitungspersonen verschiedener christlicher Initiativen über - ein Gebet, das gleichzeitig ein Appell an jeden Einzelnen war, das Seine zu einer Neuevangelisation Deutschlands und Europas beizutragen. In diesem Moment wurde mir etwas klar, was ich mir im Grunde von vornherein hätte denken können (aber manchmal muss man auf das Offensichtliche eben erst mit der Nase gestoßen werden): Man kann die MEHR als Veranstaltungsformat, nicht zuletzt auch unter ästhetischen Gesichtspunkten, beurteilen wie man will - das eigentlich Entscheidende kommt erst danach. Wenn all die rund 10.000 Besucher der Konferenz - darunter viele Jugendliche und junge Erwachsene - den Schwung, die Begeisterung und nicht zuletzt die geistlichen Impulse aus den Vorträgen und Predigten "mit nach Hause nehmen" und etwas davon in ihre jeweiligen Ortsgemeinden einbringen, dann ist das der Beginn einer Revolution. In einem meiner nächsten Artikel werde ich hoffentlich dazu kommen, diesen Gedanken näher auszuführen.

Zum Abschluss des Abends gab's natürlich wieder Lobpreis, und da möchte ich ein Detail besonders hervorheben: In einem Lied, dessen Titel ich nicht weiß, dessen Refrarin aber mit den Worten "Kommt und singt Ihm zum Dank" beginnt, kommt der Vers "Laut ertönt ein Jubelschrei" vor; und dieser Vers würde vom Publikum nicht etwa mitgesungen, sondern stattdessen mit einem lauten Jubelschrei untermalt. Muss man erlebt haben.

So sieht ein Norddeutscher in Ekstase aus.
(Foto: Peter Esser) 
Derweil war meine Liebste noch mit Fernbussen kreuz und quer durch Deutschland unterwegs; bei Schnee und Frost gestaltete sich die Anreise noch komplizierter als erwartet, da Busse sich verspäteten oder gleich ganz ausfielen. Als ich am nächsten Morgen erwachte, erhielt ich von meiner Liebsten die Nachricht, sie sei gerade erst am Augsburger Hauptbahnhof angekommen, werde dort frühstücken und dann direkt zur Konferenz gehen. Das nenn ich mal Einsatz. Während ich noch auf dem Weg zum Messegelände war, schrieb mir meine Liebste, sie sei angekommen und gehe jetzt erst mal in den Raum der Stille zur Eucharistischen Anbetung. Also holte ich sie dort ab.

Was ich übrigens im ersten Teil meines Berichts vergessen hatte zu erwähnen: In unmittelbarer Nähe des Raums der Stille gab es auch Beichtmöglichkeiten. Ich habe von mehreren Priestern gehört, dass sie dort stundenlang ohne Pause damit beschäftigt waren, Beichte zu hören. Das mal als kleiner Hinweis an diejenigen, die argwöhnen, die MEHR sei womöglich nicht katholisch genug gewesen.

Zusammen schauten wir bei der Lobpreis-Session vorbei, die diesmal von Anton Svoboda geleitet wurde; dort trafen wir nicht nur unsere "Gastfamilie", sondern auch Johannes Hartl, mit dem ich bei der Gelegenheit ein paar persönliche Worte wechselte. Dann spazierten wir durch Halle 7, tranken Tee am Stand der Christlichen Initiative für Indien und fanden uns zum ersten Vortrag des Tages wieder im Auditorium ein: "Die Würde eines Sohnes", abermals von Johannes Hartl. Und was soll ich sagen: Ich war begeistert. (Details später.)

In der Mittagspause gingen wir erneut zur Eucharistischen Anbetung, und da war's rappelvoll. Ansonsten hielten wir uns bis zum nächsten Vortrag  - von Pater Cantalamessa! - hauptsächlich an den Infoständen des MEHRforums auf. Der Vortrag des päpstlichen Hauspredigers stand unter dem Motto "Holiness and Happiness"; allerdings sprach der Kapuzinerpater dann, zumeist in freundlichem Plauderton, so ausführlich über die Berufung zur Heiligkeit, dass kaum mehr Zeit blieb, näher auf den "Happiness"-Aspekt einzugehen. Pater Cantalamessa löste dieses Dilemma äußerst charmant: "When I see you in Heaven", schloss er seinen Vortrag, "you will tell me how holiness has made you happy." Applaus.

Anschließend fand im Auditorium ein evangelischer Abendmahlsgottesdienst statt; derweil trafen meine Liebste und ich uns mit unseren Bloggerkollegen und "den Jungs" zu einem Ausflug in die Altstadt von Augsburg, wo wir die Kirche St. Moritz und den Dom besichtigten und in der Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach das Gnadenbild von Maria Knotenlöserin besuchten. Letzteres wäre im Grunde einen eigenständigen Artikel wert, aber vielleicht überlasse ich den meiner Liebsten. Mal sehen. Zum Abendessen gingen wir in ein rustikales Brauhaus mit dem schönen Namen "Bauerntanz" und waren pünktlich zu einem weiteren exzellenten Vortrag von Johannes Hartl - "Der Duft der Hoffnung" - zurück im Auditorium.

Nach dem Vortrag musste ich erst mal aufs Klo, und und als ich zurückkam, fand ich meine Liebste im Gespräch mit einem der Segnungsteams, die in den seitlichen Auslaufzonen des Auditoriums bereit standen: Sie wollte für sich beten lassen, nicht zuletzt auch wegen der immer noch nicht gänzlich überwundenen Folgen ihrer komplizierten Fußverletzung. Ich stellte mich dazu und dachte mir, schaden könne es ja nicht, wenn ich auch für mich beten ließe. Ich musste diesen Wunsch gar nicht äußern, die Leute vom Segnungsteam merkten das schon selber. Was mich dabei nun wirklich stark verblüffte, war, dass eine der Beterinnen - ein etwas punkig aussehendes blondes Mädchen namens Rebekka - Dinge über mich zu wissen schien; ich hatte sogar den Eindruck, sie kenne mich besser als viele Leute, mit denen ich im täglichen Leben zu tun habe. "Das hat ER mir gerade so gesagt", erklärte sie heiter, als ich sie darauf ansprach.

Am Sonntag stand um 9 Uhr die Heilige Messe zum Fest Taufe des Herrn an, in Form eines Pontifikalamts mit dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner. Pontifikalamt und Pop: eine abenteuerliche Mischung. Das zeigte sich besonders beim Gloria: Als auf den Bildschirmen neben der Bühne die ersten Verse von "Engel auf den Feldern singen" eingeblendet wurden, dachte ich noch: Na klar, letzter Sonntag der Weihnachtszeit, warum nicht noch mal ein weihnachtliches Gloria-Lied. Aber als die Band einsetzte, stellte ich fest: Es ist die Disco-Version von "Engel auf den Feldern singen"! Von außen betrachtet womöglich etwas bizarr, aber wenn man mittendrin war, war's schon sehr mitreißend. Eher traditionell gesinnte Gemüter kamen durchaus auch auf ihre Kosten: Zur Tauferneuerung gab's eine schön arrangierte Fassung von "Fest soll mein Taufbund immer stehn". -- Grandios war auch in dieser Messe wieder die Predigt. In allgemeinverständlicher Sprache, aber dennoch auf beachtlichem theologischen Niveau erläuterte Weihbischof Wörner den inneren Zusammenhang zwischen Taufe und Passion Jesu, und im weiteren Verlauf gab er seinen Zuhörern  äußerst motivierende Impulse für ein aus Gebet und Sakramenten gespeistes christliches Leben im Alltag mit auf dem Weg. Nach der Messe hatte ich noch kurz Gelegenheit, persönlich mit Weihbischof Wörner zu sprechen. Guter Mann!

Weihbischof Florian Wörner bei der Predigt. 
Zum Abschluss des Programms brachte Johannes Hartl mit einem weiteren Vortrag die Stimmung im Auditorium zum Kochen: "Erwecke die Helden". Ausgangspunkt von Hartls Bemerkungen war der Umstand, dass die Bibel stellenweise in sehr kriegerischen Metaphern vom Auftrag der Christen in der Welt spricht; das gelte heutzutage vielfach als anrüchig und stehe in einem Spannungsverhältnis dazu, dass die christliche Botschaft heute allzu oft einseitig zu Friede, Freude und Eierkuchen verflacht werde. Sprach mir ganz und gar aus der Seele! Aber auch hierzu will ich jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen.



Bis 13 Uhr, so wurde uns mitgeteilt, mussten die Messehallen geräumt sein, aber bis dahin gab's nochmal Lobpreis. Wir traten aber bald den Rückzug an - schließlich stand uns ein langer Heimweg bevor.

Wie lautet nun also das Fazit nach vier Tagen MEHR? - Dass ich absolut begeistert bin, brauche ich nach allem bisher Gesagten wohl kaum noch zu betonen. Wenngleich mir Manches, was ich während dieser Tage erlebt und beobachtet habe, fremd und ein bisschen unheimlich geblieben ist, war die Konferenz im Ganzen sehr gut geeignet, Vorurteile und Berührungsängste gegenüber charismatischen Gruppierungen abzubauen; es gab viele schöne Begegnungen, die Vorträge und Predigten waren lehrreich, herausfordernd und motivierend, und die starke Fokussierung der ganzen Veranstaltung auf das Gebet ("Alles Große, Gute und Echte wird im Gebet geboren!") enorm inspirierend. Was ich in diesen Tagen gelernt habe und wozu die MEHR mich motiviert hat - insbesondere in Hinblick auf das schon in mehreren früheren Artikeln angedeutete Projekt "Subversive Pastoral mit Suppe, Punkrock und Fahrradreparatur (oder so)" -, darüber gäbe es noch eine Menge zu sagen, und das werde ich auch tun, aber ich schätze, das braucht noch ein paar Tage, um in mir zu reifen.

Einstweilen möchte ich noch auf ein paar andere schöne Artikel zur MEHR 2017 verweisen:

kephas: "Ökumene Pfui? Charisma Bäh?"
just wondering: "Faszinierend! Die MEHR 2017" 
katholon: "#MEHR2017 - mehr als nur eine Konferenz" 

Kritische Stimmen gab es natürlich auch. Vor allem von Leuten, die nicht da waren. Klar, man konnte die Konferenz auch per Livestream im Internet verfolgen, aber manche Reaktionen lesen sich so, als hätten ihre Urheber sich allenfalls ein sehr oberflächliches Bild von der MEHR gemacht und die Leerstellen mit ihren eigenen Vorstellungen davon aufgefüllt, wie ein überkonfessioneller Charismatiker-Kongress eben sei. Ein bisschen erinnerte mich das an den früheren Bloggerkollegen Geistbraus, der traditionell Verrisse über die jährlichen Katholischen Bloggertreffen verfasste, an denen er nicht teilgenommen hatte. Der Unterschied ist: Ihm war die Ironie dieses Vorgehens bewusst und als solche beabsichtigt. Glaube ich jedenfalls.

Damit will ich übrigens nicht in Abrede stellen, dass man an einzelnen Aspekten der Veranstaltung durchaus fundierte Kritik äußern kann (vgl. z.B. die umfangreichen Kommentare unter dem ersten Teil dieses Berichts). Mir erscheint es jedoch wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was daran gut war.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass nahezu zeitgleich zu der von Weihbischof Wörner zelebrierten Messe im NDR ein Radiogottesdienst aus der St.-Willehad-Kirche in Nordenham ausgestrahlt wurde. Den habe ich mir dann später in der Mediathek angehört. Und in gewissem Sinne verstärkten sich die absolut trostlose Grottigkeit dieses Radiogottesdienstes und meine Begeisterung über die MEHR gegenseitig. Wenn man mehr oder weniger gezwungenermaßen mit einem Auge der Volkskirche beim Abnippeln zusieht, ist es umso tröstlicher und ermutigender, mit dem anderen Auge zu sehen, dass es auch anders geht. -- Ich habe es ja oben bereits angedeutet: Viel wichtiger als dieses viertägige Mega-Event als solches sind ja die Impulse, die daraus hervorgehen. Was für Impulse das im Einzelnen sein könnten, dazu wie gesagt später mehr; aber eins kann ich schon mal vorausschicken: Ich meine damit nicht, dass jede Feld-, Wald- und Wiesenpfarrei ihren Organisten feuern und stattdessen eine Lobpreisband engagieren sollte. Also, nicht unbedingt.

Dass bei der MEHR tatsächlich der Heilige Geist am Werk war, daran zweifelt wohl niemand, der die Konferenz miterlebt hat. Ich zumindest schwebe immer noch ein paar Zentimeter über dem Boden...



22 Kommentare:

  1. "Kritische Stimmen gab es natürlich auch. Vor allem von Leuten, die nicht da waren."

    My pleasure!

    Ich nenn Dich ab jetzt trotzdem immer "Charismaten-Bear"!

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    1. With all due respect:

      Auch wer an etwas nicht teilnimmt, wird eine kritische Meinung dazu haben können.

      Dieses Argument, so wie es dasteht, verleitet zu Repliken, die ich hier gar nicht ausbreiten werde, weil ich sie nämlich auch nicht so meinen würde.

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  2. "Wenn all die rund 10.000 Besucher der Konferenz - darunter viele Jugendliche und junge Erwachsene - den Schwung, die Begeisterung und nicht zuletzt die geistlichen Impulse aus den Vorträgen und Predigten "mit nach Hause nehmen" und etwas davon in ihre jeweiligen Ortsgemeinden einbringen, dann ist das der Beginn einer Revolution."

    Wohl wahr. Eine Beichte z.B. geht man allerdings nicht mit Schwung und Begeisterung an. (meine Erfahrung) Zumindest nicht wenn man sie regelmäßig praktizieren will. Ein großes Problem bei Begeisterungsveranstaltungen sehe ich in der oft unüberbrückbaren Kluft zwischen Begeisterung und Realität, wie sie sich hierzulande darstellt. Es reicht nämlich nicht mehr nur aus, keine Menschenfurcht mehr zu haben, sondern mittlerweile, so meine Erfahrung, ist die Furcht vor glaubensschwachen Priestern, Bischöfen und Kardinälen, also streng genommen eine Klerikerfurcht viel gefährlicher als die Furcht in einem Restaurant öffentlich ein Gebet zu sprechen, also die Menschenfurcht zu praktizieren. Ich empfehle Ben Fitzgerald mal ein Gespräch mit einem katholischen Priester hierzulande, der in seiner Predigt die Auferstehung Christi in Frage stellt und relativiert. Oder mit demselben Priester, für den die Hölle irrelevant ist, und den anwesenden Gläubigen befiehlt, nicht mehr an dieselbe zu glauben. Tja, das habe ich schon gemacht. Ganz ohne Begeisterung aber mit schlotternden Knien, wackeligen Beinen, stotternder Stimme und Herzrasen. Dann könnte Ben Fitzgerald ja mal an den zuständigen Bischof schreiben, um dann mit nachlassender Begeisterung auf eine Antwort warten, die allerdings nie bei ihm ankommt. Dann wiederum könnte man auf den Gedanken kommen, dass selbst der Bischof die Ansichten bzw. Häresien seiner Priester duldet oder sogar gutheißt, weil man ja nix genaues weiß. Dann tritt so langsam eine Klerikerfurcht in die Herzen der Gläubigen, gegen die eine Menschenfurcht nur ein laues Lüftchen ist. Was mir da hilft? Rosenkranz in einer kalten und leeren Kirche. Standhaft und mit Begeisterung.

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  3. "'Sowohl Christen als auch Katholiken...' Aber Ben Fitzgerald begriff immer noch nicht, was er gerade gesagt hatte."

    Das überrascht mich nicht; diese Unterscheidung habe ich in vielen freikirchlichen Gemeinschaften so kennengelernt. "Schau mal, den Ort da kenne ich, da wohnen auch ein oder zwei Christen!"

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    1. Ist das nicht das, was ich bei @Imrahil als Katholik kritisierte, diesmal von der anderen - freikirchlichen - Seite?
      Sich über andere Glieder des einen mystischen Leibes Christi erheben zu wollen?

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    2. Durchaus. Mit der Auffassung, Katholiken seien keine "richtigen Christen" (weil sie ja ganz viele "unbiblische" Sachen glauben und praktizieren), bin ich von evangelikaler Seite schon hin und wieder mal konfrontiert worden. Bei Ben Fitzgerald bin ich allerdings, wie oben ausgeführt, ziemlich sicher, dass es tatsächlich nur ein Versprecher war.

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    3. Der Präzision halber (echte Antwort vielleicht noch a. a. O.): ich habe nicht gesagt, daß Nichtkatholiken keine Christen (das wäre nämlich falsch), sondern daß ihre Gemeinschaften als solche weder der Leib Christi noch Glieder desselben sind (das ist richtig).

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    4. Welch ein Unsinn, den Sie hier über die nichtkatholischen Christen verzapfen wollen:

      Die evangelischen Christen haben u.a. bis auf ein einziges Wort ["christliche" statt "katholische"] das identische apostolische Glaubensbekenntnis und fast den gesamten Bibelkanon wie wir Katholiken.
      Wären Sie KEINE Glieder des mystischen Leibes Christi, so könnte man sie auch folglich nicht als Christen bezeichnen.
      Als von Christus, dem Haupt der Kirche, "Abgetrennte" könnten sie nach Ihrer Lesart auch keine Gemeinschaft mit dem HERRN haben, sondern müssten geistlich verdorren und folgerichtig im ewigen Feuer enden.

      Glauben Sie so etwas wirklich?

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    5. Sehr geehrter Lehrer Lämpel,

      im anderen Thread habe ich mittlerweile geantwortet. Zu dem hier: das wichtigste zuerst:

      >>Als von Christus, dem Haupt der Kirche, „Abgetrennte“ könnten Sie nach Ihrer Lesart auch keine Gemeinschaft mit dem HERRN haben, sondern müßten geistlich verdorren und folgerichtig im ewigen Feuer enden. Glauben Sie so etwas wirklich?

      Ich finde es sehr bezeichnend, daß Sie hier gleich mit dem ewigen Höllenfeuer kommen.

      Gegenfrage: Stellen sie sich die ganzen lieben Agnostiker, Atheisten, Ungetauften und Nichtpraktizierenden vor und überhaupt die ganzen lieben Leutchens, von denen unsere Gesellschaft nur so grade wuselt, die offenkundig Gutes tun und nur das Pech haben, daß sie den christlichen Glauben für falsch halten. Nach *Ihrer* Lesart müßten *die*, da sie offenkundig nicht Glieder am Leibe Christi sind und daher keine Gemeinschaft mit dem Herrn haben, später alle mal in die Hölle kommen.

      Da halte ich wirklich die Gegenfrage für angebracht:

      Glauben denn *Sie* *das* wirklich?

      Ich halte mich an die Lehre der katholischen Kirche, die da in der Beziehung lautet, daß jeder Mensch an sich in die katholische Kirche eintreten muß, aber der, der dies nicht weiß, und der eintreten würde, wenn er wüßte, daß er muß, gerettet werden wird. Ob er nun ein Freikirchler ist, ein Moslem, ein Jude oder sonst irgendwas.

      Was den Rest betrifft:

      >>Die evangelischen Christen haben u.a. bis auf ein einziges Wort [„christliche“ statt „katholische“] das identische apostolische Glaubensbekenntnis

      und außerhalb des deutschen Sprachraums nicht einmal diesen Unterschied, ich weiß. Aber wenn der Katholik „ … die heilige katholische Kirche“ sagt, dann glaubt er damit eben genau an die katholische Kirche, und inbegriffen alle Dogmen besagter Kirche; der Protestant meint etwas ganz anderes damit. Das ist schon einmal ein massiver Unterschied.

      >>und fast den gesamten Bibelkanon wie wir Katholiken.

      „Fast“. Was übrigens relativ ist.

      >>Wären Sie keine Glieder des mystischen Leibes Christi, so könnte man sie folglich auch nicht als Christen bezeichnen.

      Das ist falsch, oder vornehmer ausgedrückt: ihre private Begriffsbildung. Ich halte mich an die etablierte, wonach es zwischen „Christ“ und „Glied am Leibe Christi“ einen Unterschied gibt: ein Häretiker ist z. B. ersteres (sonst wäre er ja Apostat, und man bräuchte den eigenen Begriff „Häretiker“ nicht), aber nicht letzteres.

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    6. Zum Thema:

      ich werfe dieses "Christ oder Katholik" - auch wenn ich sie *nicht* Nichtchristen nenne - gar nicht so wirklich vor. Wenn das ihre Lehre halt ist... geht es nur um die Frage, daß Leute, die ohnehin irren, halt konsequent irren. Wenn als seinen Glaubenssatz hat, daß die katholische Kirche die Hure Babylon aus der Offenbarung ist - dann kann ich mich natürlich beschweren, daß das mordsmäßig falsch ist, aber solange er sich nicht eines Besseren belehren läßt, glaubt er das eben, ob er es nun sagt oder nicht.

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    7. Sie beantworten meine Frage an Ihren Glauben bzgl. des Heilslehren der nichtkatholischen Christen nicht, sondern stellen die Gegenfrage an mich, was ich vom Seelenheil DER gute Werke tendenziell Ungläubigen halte.
      Das ist reine Ablenkung vom Thema, und so kommen wir nicht weiter.
      Nur nebenbei:
      Nach meiner Überzeugung muss gem. Christi Wort JEDER Mensch (nach dem Tode vor den HERRN. "[...] Niemand kommt zum Vater außer durch mich."
      Da werden sich die vom HERRN in Mt 25 gen. Kriterien für das ewige Seelenheil eine entscheidende Rolle spielen...
      Dass jeder Katholik beim Glaubensbekenntnis wissentlich sämtliche Dogmen und Lehrsätze der kath. Kirche einschließt und bekennt, bestreite ich - wer kennt die schon alle...?
      Das ist in meinem Urteil völlig lebensfremd und wirklich Unsinn.

      Und Ihre Unterscheidung zwischen "Christ" und "Glied des Leibes Christi" ist nach meinem Urteil irrig und beruht auf Ihrem Verständnis eines offenbar schon idealen makellosen mystischen Leibes statt eines noch hier auf Erden leidenden mystischen Leibes mit eben auch z.T. geschädigten und kranken Gliedern.

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    8. Ich habe übrigens unter dem Thread vom 09.01. "Viel Spaß ...Teil 1" Ihnen zu meinem Verständnis bzgl. des mystischen Leibes Christi ausführlich geantwortet und das geniale Bild des Hl. Paulus vom mystischen Leib und seinen Bestandteilen im Lichte moderner medizinischer Erkenntnisse nach meinem Verständnis ausgeführt.

      Vielleicht interessiert Sie das ja...?

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    9. Sorry, in meinem Post v. 18.01. lautet der erste Satz korrekt:

      "Sie beantworten meine Frage an Ihren Glauben bzgl. des Heilsverfehlens der nichtkatholischen Christen nicht, sondern stellen die Gegenfrage an mich, was ich vom Seelenheil der gute Werke vollbringender Ungläubiger halte."

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    10. Ich wollte eigentlich beide Kommentare hier schreiben, jetzt sind beide Kommentare versehentlich im anderen Thread gelandet. Ich lasse sie mal dort.

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  4. "Und in gewissem Sinne verstärkten sich die absolut trostlose Grottigkeit dieses Radiogottesdienstes und meine Begeisterung über die MEHR gegenseitig."

    Verständlich. Wenn diese Begeisterung in den grottigen Gottesdiensten hierzulande nicht vollkommen abnimmt, (das könnte ja über ein Jahr dauern) dann MEHR davon.

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  5. So, jetz gibt's wieder einen langen Kommentar:

    >>Die Kirche in Deutschland, so meinte Ben Fitzgerald, wirke vielfach müde und kraftlos. Wer wollte ihm da widersprechen?
    Ich nicht, zumal es „wirke“ heißt. Daß die Kirche schwach *wirkt*, ist offensichtlich so. Ob sie schwach *ist*, ist nocheinmal eine andere Frage; auch zu vielen Zeiten, in denen die Kirche tatsächlich sehr schwach gewirkt hat, war sie tatsächlich stark. Und auch wenn man der Alten Kirche vielleicht nicht unbedingt Müdigkeit und Kraftlosigkeit nachsagen will, so war sie doch ziemlich sicher nicht der Hort emotional begeisterten Hallelujasingens und unermüdlich arbeitsam zupackenden Leistungsträgertums, als den sie sich manch einer so vorstellt…
    Nebenbei: Welche Kirche meint er eigentlich? Als Freikirchler wird er doch bestimmt wissen oder zumindest vermuten, daß viele Freikirchen nicht müde und kraftlos sind. (Hintergedanke von mir: Wenn er „Kirche“ gesagt und „Christenheit“ gemeint hat, halte ich das für einen gravierenderen interkonfessionellen Fehler als die Christen-Katholiken-Geschichte.)
    >>Der Grund für diese Schwäche - oder zumindest ein schwerwiegender Grund - liege in der Menschenfurcht.
    Stammt der Einschub von Dir?
    Ansonsten: einen schwerwiegenden Grund wird man in der Menschenfurcht, wie in jeder anderen einigermaßen falschen Haltung, sicherlich immer finden können. Als Hauptgrund würde ich persönlich freilich ein paar andere Dinge ausmachen (vielleicht später mal).
    Was den „verzagten“ Einsatz betrifft vielleicht speziell: Davila formuliert das in der gewohnten Zuspitzung so: „Der Gläubige verleugnet den Glauben nicht, weil er sich dessen schämt, sondern weil er Angst hat, daß der Glaube sich seiner schämt.“ [Natürlich ist „mit verbesserungswürdigem Einsatz missionieren“ nicht „den Glauben verleugnen“, deswegen sage ich „in gewohnter Zuspitzung“.] Will einer für den Glauben werben, der sich denken muß, daß in seinem eigenen Leben entweder wirklich nicht alles in Ordnung ist, oder daß zwar in Gottes Augen alles (mit den gewohnten Einschränkungen) in Ordnung ist, er aber als Gläubiger schlicht auch persönlich fein heraus ist, weil er in den Augen der *Welt* nämlich nur als Pfeifenfüllmaterial taugt?
    >>Fitzgerald zitierte aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit" (2 Tim 1,7).
    Leider (?) macht es uns der Apostel nicht ganz so einfach, weil er hier dann schon gleich wieder – als ob er uns pfeilgrad davor warnte, die „Kraft“ ja nicht falsch zu verstehen – im selben Atemzug von der „Liebe“ und dann sogar, um noch einen draufzusetzen, ausgerechnet von der „Besonnenheit“ zu sprechen.
    Diesen
    >> Typen der sich ein Bein ausreißt, um von allen gemocht zu werden, und sich dadurch aufführt wie ein Volltrottel
    gibt es selbstverständlich, und zwar en masse; nicht er, sondern die anderen Menschen dürften die Ausnahme sein. (Epidemie? Naja. Ist Brunnen- und Leitungswasser Trinken eine Epidemie?). (Nebenbei: Ein Chesterton hätte nicht auf ihm herumgehackt, sondern angemerkt, daß das Streben nach Anerkennung schlicht bedeutet, daß man nicht hochmütig genug ist, sich mit der Selbstanerkennung zu begnügen.) Aber will denn die Liebe *nicht*, mag es auch nicht die Hauptsache sein, auch selber geliebt werden? Und mahnt denn *nicht* die Besonnenheit dazu, die anderen Leute nicht vor den Kopf zu stoßen – zumal man es in der Regel mit Dingen tut, die man sich auch tatsächlich hernach als Fehler anrechnen kann?

    (wird fortgesetzt)

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    1. Sorry, hatte das Absätze-Nachmachen vergessen...

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  6. (Fortsetzung)

    >>Dabei könne jeder Einzelne in seinem alltäglichen Umfeld Großes für die Neuevangelisation Deutschlands leisten, wenn er mit Gebet und Gottvertrauen die leidige Menschenfurcht überwinde.

    Ja sicher, sich durch Ablehnung Verdienste erwerben und diese dann aufopfern. Nebenbei ein bißchen hoffen, daß vielleicht das eine oder andere Körnchen Wahrheit doch irgendwo hängengeblieben ist und in God's good time Frucht bringt.

    Das ist übrigens gar nicht so sarkastisch gemeint, wie es klingt. *Sichtbare* Leistungen allerdings höchstwahrscheinlich weniger, und die sogar vermutlich noch eher, wenn er es nicht in seinem alltäglichen Umfeld, sondern mit Eifer sich Zeit aus seiner Freizeit freischaufelt und in der anderswohin fährt und das dort macht (der „Prophet-in-seiner-Heimatstadt-Effekt“).

    >>Haar in der Suppe; etwa, dass Fitzgeralds Kampagne "Awakening Europe" unter dem Motto "Europe needs a new Reformation" steht.

    Geschenkt. Ursprünglich hieß „Reformation“ das, was heute eben wegen der Reformation „Reform“ heißt… wobei letzteres sich dann abgeschwächt hat, was er halt nicht sagen wollte.

    >>Zwar stellte er klar, diesmal solle es eine Reformation sein, die "vereint, statt zu spalten"

    *Das* allerdings wollte auch Luther

    >>Und dann war da noch der Moment, als Fitzgerald über gemeinsame Anliegen von "Christians and Catholics" sprach.

    Geschenkt – selbst wenn es kein Versehen gewesen wäre.

    >>ein Gebet, das gleichzeitig ein Appell an jeden Einzelnen war, das Seine zu einer Neuevangelisation Deutschlands und Europas beizutragen.

    Mhm… und ich frag dann gleich mal wieder bei meinem Hauskasuisten an, wie viel ich dann jetzt tun muß, damit ich zu meinen vielen Sünden hinzu nicht in dem Bereich auch noch sündige. Halbscherz beiseite.

    >>In diesem Moment wurde mir etwas klar, was ich mir im Grunde von vornherein hätte denken können: Man kann die MEHR als Veranstaltungsformat, nicht zuletzt auch unter ästhetischen Gesichtspunkten, beurteilen wie man will - das eigentlich Entscheidende kommt erst danach.

    Das ist in gewisser Weise so – wobei ich neulich erst gesehen habe, daß es dem Gebetshaus Augsburg eigentlich weniger um Mission als vielmehr um das durchaus ggf. auch private Gebet gehe (was ich übrigens ganz sympathisch finde). Dennoch sei mal die Bemerkung gestattet: das wird wahrscheinlich dort auch ziemlich oft *gesagt*; und das nervt dann irgendwann, weil, das wissen wir doch eh alles. Derartige Veranstaltungen sind durchaus *auch* - auch wenn die Bloggerin von Wellenwindwandern das kritisiert hat ;-) ;-) - ein Rückzugsort („ruht ein wenig aus“), wo man sich mal im Kreise von Gleichgesinnten erholen kann und sich nicht ewig wenigstens im Geiste rechtfertigen muß.

    >> Wenn all die rund 10.000 Besucher der Konferenz - darunter viele Jugendliche und junge Erwachsene - den Schwung, die Begeisterung und nicht zuletzt die geistlichen Impulse aus den Vorträgen und Predigten "mit nach Hause nehmen" und etwas davon in ihre jeweiligen Ortsgemeinden einbringen,

    mhm, guter Punkt. Ich hoffe nur, daß sie nicht in Aktionismus oder, schlimmer, über ihren eigenen Mangel an Aktionismus in Verzweiflung verfallen, denn, man korrigiere mich, *das* muß mit dem Einsatz ja nicht gemeint sein: wenn sie ein paar dieser Impulse, die durchaus aus korrekter Lehre oder ehrfürchtigen liturgischen Formen (welche ich, anders als andere Kritiker, Großveranstaltungen allgemein und sogar charismatischen Großveranstaltungen durchaus zutraue) bestehen können, in die Ortsgemeinde einbringen… das läuft ja meistens eher so unbemerkt ab.

    (wird fortgesetzt)

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  7. (Fortsetzung)

    >>[Beichtmöglichkeiten] als kleiner Hinweis an diejenigen, die argwöhnen, die MEHR sei womöglich nicht katholisch genug gewesen.

    Das ist sehr gut, und auch super, daß das so gut angenommen worden ist. Cum grano salis: wenn bei Exerzitien oder dem Vierzigstündigen Gebet (um mal die klassischen Ausdrücke aus der Mottenkiste zu holen) die Beichtgelegenheit fehlen würde, da hätte man aber auch wirklich meckern können.

    >>Der Vortrag des päpstlichen Hauspredigers stand unter dem Motto "Holiness and Happiness"; allerdings sprach der Kapuzinerpater dann, zumeist in freundlichem Plauderton, so ausführlich über die Berufung zur Heiligkeit, dass kaum mehr Zeit blieb, näher auf den "Happiness"-Aspekt einzugehen. Pater Cantalamessa löste dieses Dilemma äußerst charmant: "When I see you in Heaven", schloss er seinen Vortrag, "you will tell me how holiness has made you happy." Applaus.

    Wieder mal fröhlich drauflosgemeckert: daß wir heilig werden müssen, wie kath.net zusammenfaßt, wissen wir eh; daß das (diesseits des Todes) glücklich macht, wäre vielleicht gerade der Punkt gewesen, bei dem beim eigenen inneren Schweinehund resp. Heidenagnostiker vielleicht noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten wäre (und bei Gesprächspartnern später dann auch).

    >>Am Sonntag stand um 9 Uhr die Heilige Messe zum Fest Taufe des Herrn an, in Form eines Pontifikalamts mit dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner. Pontifikalamt und Pop: eine abenteuerliche Mischung.

    Vielleicht zur Verwunderung mancher: Daran habe ich gar nichts zu kritisieren. Die Schubertmesse sind man schließlich auch statt dem gregorianischen Original.

    >>Es ist die Disco-Version von "Engel auf den Feldern singen"! Von außen betrachtet womöglich etwas bizarr, aber wenn man mittendrin war, war's schon sehr mitreißend.

    Gerne. Wenn ich eine kleine Prise Gemecker drantun darf (hab grad das Video angeschaut): Das Klatschen und Tanzen der Gemeinde und des Chores – geschenkt. (Und für Haarspalter: die Regel gegen das Klatschen in Gottesdiensten bezieht sich darauf *nicht*, sondern auf Situationen wie das Honoratiorenbegrüßungsklatschen bei Messen zu öffentlichen Festlichkeiten.) Aber: In functione bitte nicht – geschweige denn als Konzelebrant. Das hat jetzt weniger mit irgendwelchen Rubriken aus, einfach mit dem instinktiven Gefühl: das mag jetzt für die Gemeinde passen, für einen Zelebranten aber paßt es nicht.

    An „Fest soll mein Taufbund immer stehen“ gibt’s ebensowenig zu kritisieren wie an Weihbischof Wörner.

    (wird fortgesetzt)

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  8. (Fortsetzung)

    >>Zum Abschluss des Programms brachte Johannes Hartl mit einem weiteren Vortrag die Stimmung im Auditorium zum Kochen: "Erwecke die Helden". Ausgangspunkt von Hartls Bemerkungen war der Umstand, dass die Bibel stellenweise in sehr kriegerischen Metaphern vom Auftrag der Christen in der Welt spricht; das gelte heutzutage vielfach als anrüchig und stehe in einem Spannungsverhältnis dazu, dass die christliche Botschaft heute allzu oft einseitig zu Friede, Freude und Eierkuchen verflacht werde. Sprach mir ganz und gar aus der Seele!

    Mir auch (also ich habe ihn nicht angehört, gibt’s den irgendwo schriftlich?). Was ich bloß wieder komisch finde, ist der Titel. Erstmal ist das der zweite Schritt vor dem ersten. Man muß erst ein Kämpfer werden, dann kann man vielleicht ein Held werden. Der Unterschied ist: ob man ein Kämpfer sein will, ist bloß Entscheidungssache und vergleichsweise einfach. Ob man ein Held ist, ist eine Frage von Leistung oder (wie beim Märtyrer im Christentum und beim plötzlich in einen Hinterhalt geratenen Soldaten, der gar nicht weiß, was er tut und sich freikämpft) glücklichem Zufall, somit schwierig. „Sei ein Held“ würde mich eher entmutigen als ermutigen; oder in den klassischen Worten:

    „Peregrin Tuk, ein tapferer Mann.“

    „Mann? Keineswegs, ich bin ein Hobbit und ebensowenig tapfer als Mann, es sei denn dann und wann, wenn es notwendig ist.“

    „Mancher, der große Taten getan hat, könnte nicht mehr sagen:“

    Zum anderen braucht ein Held, um sich noch als Held zu fühlen, braucht und muß Schlachten schlagen. Den Alltag des Kämpfens – schon beim Militär, um wieviel mehr wohl, außer was Verdienste und den Wert von Aufopferungen betrifft, im Glaubenskampf – aber faßt der bekannte Spruch zusammen: „Die meiste Zeit des Lebens wartet der Soldat vergebens.“ Und „ohne Mampf kein Kampf“, aber von der Eucharistie reden wir jetzt ja gerade ausnahmsweise nicht.

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    >>die Vorträge und Predigten waren […] herausfordernd und motivierend,

    Ich kann mir übrigens ganz persönlich nur sehr schwer einen Vortrag vorstellen, der beides zugleich ist. Wenn das geklappt hat: Respekt. Wahrscheinlich hätte es mir persönlich aber nicht geklappt und ich wäre mehr so herausgefordert und dadurch demotiviert hinausgegangen.

    >>Kritische Stimmen gab es natürlich auch. Vor allem von Leuten, die nicht da waren.

    Vielleicht ja auch, weil die gar nicht erst hingefahren sind...

    >> manche Reaktionen lesen sich so, als hätten ihre Urheber sich allenfalls ein sehr oberflächliches Bild von der MEHR gemacht und die Leerstellen mit ihren eigenen Vorstellungen davon aufgefüllt, wie ein überkonfessioneller Charismatiker-Kongress eben sei.

    Ich weiß nicht, ob ich gemeint bin, aber meine Vermutungen habe ich dazugesagt…

    >>Damit will ich übrigens nicht in Abrede stellen, dass man an einzelnen Aspekten der Veranstaltung durchaus fundierte Kritik äußern kann (vgl. z.B. die umfangreichen Kommentare unter dem ersten Teil dieses Berichts).

    Dankeschön.

    >>Mir erscheint es jedoch wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was daran gut war.

    Komm. Ich sag ja, daß es an der MEHR fundierte Kritik zu äußern gibt, aber *so* schlimm, daß man sich darauf konzentrieren müßte, was daran gut war, ist sie doch nun wirklich nicht.

    >>An dieser Stelle sei erwähnt, dass nahezu zeitgleich zu der von Weihbischof Wörner zelebrierten Messe im NDR ein Radiogottesdienst aus der St.-Willehad-Kirche in Nordenham ausgestrahlt wurde.

    Und daß man sie mit Radiogottesdiensten vergleichen müßte, erst recht nicht.

    (wird fortgesetzt)

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    1. >>Zum anderen braucht ein Held, um sich noch als Held zu fühlen, braucht

      Da ist ein "braucht" zu viel, das sollte "Siege" heißen.

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  9. (Fortsetzung)

    >>Wenn man mehr oder weniger gezwungenermaßen mit einem Auge der Volkskirche beim Abnippeln zusieht, ist es umso tröstlicher und ermutigender, mit dem anderen Auge zu sehen, dass es auch anders geht.

    An und für sich – ja. Ich habe aber so das Gefühl, daß viele Leute, die man auf der MEHR trifft, gar nicht mehr jammern, weinen und klagen darüber, daß die Volkskirche abnippelt. Und das trübt den Trost und die Ermutigung dann doch wieder, wenn die einzigen, vor denen ich mich vor meiner manchmal auf den Geist gehenden und streckenweisen dementen (wie weit wollen wir die Analogie treiben?) Mutter Volkskirche bisweilen flüchten kann, solche sind, denen besagte Mutter auf deutsch gesagt am Hinterteil vorbeigeht – und das als Geschwister. (Drastische Ausdrucksweise bitte gedanklich streichen, ich krieg das, was ich sagen will, bloß momentan nicht weniger drastisch hin.)

    >>Ich meine damit nicht, dass jede Feld-, Wald- und Wiesenpfarrei ihren Organisten feuern und stattdessen eine Lobpreisband engagieren sollte.

    Na bitte nicht. Übrigens: Ich hätte der MEHR ja manches unterstellt, aber auf den *Gedanken*, es ginge hier oder könnte auch nur gehen um ein „Orgelmusik vs. Lobpreis“ wäre ich sicherlich nicht gekommen. Ich hätte das, auch nur als hernach verneintes Gedankenspiel, allenfalls für das Hirngespinst einer überall gleich alles verdächtigenden Ausgabe von Traditionalist gehalten. Aber egal ;-)

    >>Dass bei der MEHR tatsächlich der Heilige Geist am Werk war, daran zweifelt wohl niemand, der die Konferenz miterlebt hat.

    Es zweifelt in der Tat niemand daran, daß, wo Christen guten Willens beten, der Heilige Geist am Werk ist.

    Daran zu zweifeln wäre allerdings daran, daß es da feste Korrelationen und Kausalitäten zum Gefühl des „ein paar Zentimeter über dem Boden Schwebens“ gibt.

    (Ja, das war auch "schon" alles hierzu ;-) )

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